Vor 20 Jahren
Der Pott kocht
In Duisburg-Rheinhausen besetzen am 10.12.1987 Krupp-Arbeiter eine Rheinbrücke, um gegen die Schließung ihres Werkes zu protestieren.
Die trend-Redaktion dokumentiert

12/07

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Einstimmung
Kämpfen wie in Rheinhausen


 

 Einschätzung

AufRuhr in Rheinhausen
Die SAV - Sozialistische Alternative erinnert an das Ereignis

1987 fand der bisher bedeutendste Kampf gegen eine Betriebsschließung statt.

Das Jahr 1987 begann mit einem Wahlsieg der Kohl-Regierung und endete mit einem Auf Ruhr" im Ruhrgebiet. Der damalige SPD-Fraktionschef im Landtag von NRW, Friedhelm Fahrtmann erklärte Ende 1987: „In Rheinhausen haben wir kurz vor Weihnachten eine vorrevolutionäre Situation erlebt, wie wir sie nach dem zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik noch nicht hatten."

von Ursel Beck

Am 26.11.1987 erfuhren die Betriebsräte der Krupp-Stahl AG in Rheinhausen zufällig, dass das Werk Rheinhausen bis August 1988 geschlossen und die Produktion zu Mannesmann und Thyssen verlagert werden soll. Am Tag darauf stand die Produktion still. Alle drei Schichten legten die Arbeit nieder und demonstrierten durch Rheinhausen. Auch am 28. und 29.11. wurde nichts produziert. Am 30.11. fand eine außerordentliche Betriebsversammlung mit 10.000 TeilnehmerInnen statt. Krupp-Chef Cromme mußte sich hinter Plexiglasscheiben gegen Eier und Apfelsinen verschanzen. Diese Betriebsversammlung war der Auftakt eines Arbeitskampfes wie ihn die Republik bis dahin und seither nicht mehr gesehen hat. Am 1.12. sperrten dreißig Stahlarbeiter die Rheinbrücke nach Duisburg. Am nächsten Morgen waren es bereits Hunderte und im Laufe des Tages Tausende. Den ganzen Tag waren die wichtigsten Verkehrsadern Tag gesperrt. Der Polizei blieb nichts anders übrig als den Verkehr umzuleiten.

Arbeiterkontrolle

Die Belegschaft wählte für ihren Protest gegen die Betriebsschließung und die damit verbundene Vernichtung von 6.300 Arbeitsplätzen eine „stille Besetzung". Die Produktion lief weiter, aber unter Kontrolle der Stahlkocher. Mehrmals wurden für Stunden, Tage und eine Woche die Arbeit niedergelegt. Zeitweise war das Betriebsratsbüro 24 Stunden besetzt, damit sich Kollegen jederzeit Informationen abholen konnten. Es wurde ein eigener Fernsehsender, der „offene Kanal", aufgebaut und über eine Großantennenanlage direkt in die Kruppschen Werkswohnungen gesendet.

"Wir entscheiden, ob und wann produziert wird, wir steuern die Produktion und teilen Notbesetzungen ein, wir selbst fahren in Eigenverantwortung die Anlage - und viele unserer Vorgesetzten helfen uns dabei. „Hier betreten Sie den demokratischen Sektor" hätte eigentlich an allen Werkstoren während unser stillen Betriebsbesetzung stehen müssen. Denn faktisch war unser Betrieb für alle geöffnet. Damit wurde auch ausgedrückt, was jeder weiß: Krupp ist ein Teil von Rheinhausen, also kann auch jeder diesen Teil betreten. Wir haben nichts zu verschweigen, im Gegenteil: Wir haben viel zu sagen und lassen uns nicht von der Rheinhauser Bevölkerung abtrennen. Unser Druckmittel gegenüber dem Vorstand ist der Streik. Es tut ihnen weh, wenn kein Material geliefert wird. Sie haben ihre Fristen einzuhalten, und so schnell können sie nicht umstrukturieren. Dieses Druckmittel geben wir nicht aus der Hand und wollen es immer wieder einsetzen, bis der Vorstandsbeschluß vom Tisch ist."

Aus „Dokumentation der Krupp-Stahlarbeiter in Rheinhausen“

Bevölkerung kämpft mit

Die Kruppianer verstanden es wie keine andere Belegschaft vorher, ihren Protest in andere Belegschaften und in die Bevölkerung zu tragen. Bei der Betriebsversammlung am 30.11. waren von den 10.000 Teilnehmern mindestens 4.000 keine Werksangehörigen. Während des gesamten Arbeitskampfes blieben Betriebsversammlungen öffentliche (Protest)Veranstaltungen. Betriebsbesuche wurden organisiert, öffentliche Protestaktionen wie Brückenbesetzungen, Demos und Fackelzüge organisiert. Aufsichtsratssitzungen wurden gestürmt und die leckeren Büffets abgeräumt. Sogar die Villa Hügel in Essen, seit Generationen prunkvoller Herrschaftssitz der Krupp-Bosse, mußte den Ansturm ihrer Untertanen ertragen.

Die Werkskantine wurde geöffnet. Hier tagte das Bürgerkomitee, das schon 1979 gegen die Schließung eines Krankenhauses gegründet wurde und jetzt den Kampf um den Erhalt der Hütte unterstützte. Zweimal wöchentlich tagte das Bürgerkomitee. 800 bis 1.000 Menschen nahmen daran teil. Es entstand eine Fraueninitiative mit 500 Aktivistinnen. Am 28. Januar 88 gingen 15.000 Schüler für die Arbeitsplätze ihrer Eltern und ihre Zukunft auf die Straße.

Regionaler Generalstreik am 10.12.87

Ein Höhepunkt des AufRuhrs in Rheinhausen war der Stahlaktionstag im Ruhrgebiet am 10.12.1987. An diesem Tag fand im Ruhrgebiet ein regionaler Generalstreik statt. Stahlarbeiter verschiedener Werke und Bergleute bauten Straßensperren, Bauern und Arbeiter legten den Brückenverkehr lahm. Studentinnen sperrten eine Hauptverkehrsstraße. Sämtliche wichtigen Straßen in Duisburg einschließlich der Rheinbrücken waren gesperrt. Hafenarbeiter machten die Hafeneinfahrt dicht, um einen Erz-Transport für Krupp zu verhindern. Die Hoesch-Kollegen blockierten die B1 und schnitten dadurch Dortmund vom Revier ab. In Bochum schmissen an diesem Tag 15.000 Opel Kollegen die Brocken hin. Im ganzen Ruhrgebiet kam es zu spontanen Arbeitsniederlegungen und Protestkundgebungen, an denen sich insgesamt 200.000 Menschen beteiligten. Den Herrschenden jagte dieser Tag Angst und Schrecken ein. Die Krupp-Stahlwerker schrieben über diesen Tag: „Der 10.12.87 hat eines gezeigt: Wenn wir aufstehen, können wir etwas bewegen; und wir sind mächtig, wenn wir gemeinsam kämpfen."

Bundesweite Solidaritätsbewegung

Der Kampf um Rheinhausen hatte bundesweite und international eine enorme Ausstrahlung. Aktive Gewerkschafter, Vertrauensleute und kämpferischen Betriebsräte aus allen Ecken und Enden der BRD fuhren nach Rheinhausen, um den Kampf zu unterstützen und von diesem Kampf für ihren Betrieb und ihre Region zu lernen. Unter dem Motto „Wir lassen Euch nicht allein, ums Verrecken nicht“ fand im Februar 1988 im alten Walzwerk von Krupp das „AufRuhr-Stahl-Festival“ statt. Mit 40.000 Teilnehmern war es bis dahin das größte Hallenfestival Europas. Die bundesweite und auch internationale Solidarität war wiederum ein Faktor dafür, dass die Stahlkumpel so lange durchhielten.

„Ich meine, dass uns Rheinhausen so etwas wie eine (das Wort stammt von Fahrtmann) revolutionäre Situation beschert hat, einen historischen Moment, den wir seit langem schon nicht mehr gehabt haben, ein Vorgefühl von Macht bei den Leuten, die das Empfinden hatten: wenn wir alle hier zusammen aufstehen, dann können wir was bewegen. Das war der 10. Dezember. Er ist für mich ein ganz einscheidender historischer Tag, weil er deutlich gemacht hat: es gibt so was wie Umbruchsituationen, Chancen einer großen Veränderung, was bei vielen durch Wirtschaftswunder und Wiederaufbau völlig aus dem Bewusstsein verschwunden war.“

Theo Stegmann, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Krupp-Rheinhausen, zitiert in der Deutschen Volkszeitung vom 20.5.1988

Die Stahlbosse erkannten, wie gefährlich die Lage für sie und das gesamte System war, wenn sich in den Köpfen der Arbeiter die Erkenntnis der eigenen Macht verfestigt. Sie beeilten sich in dieser brenzligen Situation, Zugeständnisse zu machen und bekamen dabei tatkräftige Unterstützung von der SPD-Landesregierung und der IG-Metall-Spitze in Frankfurt. Für die Stahlarbeiter wiederum war das neu erlangte Gefühl von Macht Ansporn dafür in der bevorstehenden Stahltarifrunde, noch eins draufzusetzen und beide Kämpfe miteinander zu verbinden.

Bei einer Auftaktveranstaltung zur Tarifrunde am 14.1.1988 sagte der stellvertretende BR-Vorsitzende von Krupp Rheinhausen, Theo Steegmann, vor 4.000 Vertrauensleuten: „Nicht umsonst springen jetzt die politischen Helfershelfer des Kapitals - Bangemann und Lambsdorff - ihm zur Seite und versuchen zu retten, was zu retten ist. Sie fürchten das Vorgefühl von politischer Macht, das an diesem Tag bei den Kollegen entstanden ist." Am Ende seiner Rede fragte Theo Steegmann „Wer ist für sofortige Urabstimmung?" - alle hoben die Hand.

Vergesellschaftung der Stahlindustrie

Ein Hoesch-Kollege führte kurz darauf eine weitere Abstimmung durch: „Wer ist für die Vergesellschaftung?" und wieder gingen alle Hände hoch. Am 20. Januar 1988 traten 50.000 Stahlarbeiter in den Warnstreik. Duisburger und Dortmunder Stahlarbeiter tauften die Rheinbrücke in Rheinhausen um in „Brücke der Solidarität".

Wenn am Ende des Kampfes von Rheinhausen, das Ziel Erhalt aller Arbeitsplätze nicht erreicht werden konnte, dann lag das nicht an den Kolleginnen und Kollegen von Krupp. Es fehlte auch nicht an der Bereitschaft anderer Belegschaften zu Solidaritätsstreiks. Das einzige was fehlte, war die Bereitschaft der IGM- und DGB-Führung den Kampf zu unterstützen. „Obwohl es hier eine große Bewegung und viel Öffentlichkeit gab, hat uns die IGM den Rücken zugedreht; sie hat uns nicht unterstützt." (Helmut Laakmann, führender Aktivist von Krupp-Rheinhausen)

Die IGM-Führung hatte sich in der sogenannten „Frankfurter Vereinbarung" im Juni 1987 schon darauf eingelassen, daß trotz 2,5 Millionen Arbeitsloser weiter Arbeitsplätze in der Stahlindustrie verloren gehen sollten und fiel damit allen Belegschaften und Betriebsräten in den Rücken, die einen konsequenten Kampf um Arbeitsplätze und Standorte verlangten.
Auf dem IGM-Gewerkschaftstag von 1983 war die Vergesellschaftung der Stahlindustrie beschlossen und später in dem so genannten stahlpolitischen Programm konkretisiert worden. Immer wieder wurde von den Linken in der IGM bis hin zu Hans Janssen (von 1977 bis 1986 im Hauptvorstand der IGM) gefordert, daß der Kampf in Rheinhausen verbunden wird mit dem Kampf für die Überführung der Stahlindustrie in Gemeineigentum. Die IGM-Führung ignorierte dies, tat nichts, um den Kampf auszudehnen und brachte ihrerseits ihre Variante des „sozialverträglichen" Arbeitsplatzabbaus ins Spiel.

Unter dem Druck des Kampfes waren die Stahlbosse zu einer relativ großzügigen Sozialplanregelung bereit und versprachen außerdem, 1.500 „Ersatzarbeitsplätze" zu schaffen.

1993 wurde das Werk in Rheinhausen geschlossen. Auf die 1.500 versprochenen Ersatzarbeitsplätze warteten die Stahlarbeiter vergebens. Die SPD-Landesregierung zahlte Krupp hohe Summen für Grundstücke und errichtete den sogenannten „Business-Park". Die Rheinhauser nennen diesen Park spöttisch „Is-nix-Park",

Geschichte gemacht

Nach 173 Tagen endete die Auseinandersetzung um Rheinhausen im Mai 1988. Wenn auch der Kampf um Stahlwerk und Arbeitsplätze verloren ging, so war er dennoch nicht umsonst. Ohne Kampf wäre das Stahlwerk fünf Jahre früher geschlossen worden und hätten die Stahlkocher von Rheinhausen nicht einen der besten Sozialpläne in der Nachkriegsgeschichte bekommen. Aus Angst vor einer Eskalation des Kampfes machten die Stahlbosse in der Tarifrunde "88 trotz Stahlkrise bereits nach ersten Warnstreiks Zugeständnisse. Die Kumpels im Bergbau und die Kollegen von Opel Bochum wurden durch den Kampf in Rheinhausen bei den Auseinandersetzungen in ihren Betrieben vorübergehend gestärkt und erhielten ebenfalls Zugeständnisse.

Die Stahlarbeiter von Rheinhausen haben mit ihrem Kampf Geschichte gemacht, auf den sich auch spätere Belegschaften bezogen haben, bei Zechenschließung im Aachener Revier , beim Kampf um den Erhalt der Kaligrube im thüringischen Bischofferode und zuletzt beim Streik der Opel-Belegschaft. Straßenblockaden gehören seit Rheinhausen zum Arsenal der Kampfmittel in Arbeitskämpfen. Aber nirgends wurde seither ein vergleichbares Niveau eines Kampfes erreicht. Historisch betrachtet war Rheinhausen nicht nur Höhepunkt, sondern auch End- und Wendepunkt der aufsteigenden Linie von betrieblichen Kämpfen der 70er und 80er Jahre. Die Stahlarbeiter waren durch die Arbeitsplatzvernichtung in den Rezessionen Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre radikalisiert . Im Gegensatz zu heute gab es eine Schicht von Funktionären und Kollegen, die zumindest eine vage Vorstellung davon hatte, dass es eine nichtkapitalistische Produktionsweise gibt und keine Angst davor hatten die Machtfrage zu stellen. Diese Schicht bewusster Gewerkschafter hatte gegen alle Widerstände der IGM-Bürokratie die 35-Stunden-Woche und die Vergesellschaftung der Stahlindustrie zum Programm der IGM gemacht. Im Winter 1978/79 wurde in den Stahlbuden der erste Streik für die 35-Stunden-Woche geführt. Bei den Betriebsratswahlen im Frühjahr 1987 brachte eine Reihe kämpferischer Kollegen frischen Wind in den Betriebsrat des Kruppwerks in Rheinhausen. Gestützt auf die Kampfbereitschaft der Stahlwerker nutzten sie ihre Position dazu den Kampf mit anzuführen.

Lehren ziehen

Auch wenn 20 Jahre nach Rheinhausen die IGM-Führung ohne großen Widerspruch die 35-Stunden-Woche begraben kann, auch wenn die Vergesellschaftung der Produktionsmittel kaum mehr im Bewusstsein vorhanden ist, auch wenn es aussieht, als ob Arbeitskämpfe wie in Rheinhausen, nicht mehr möglich seien, nichts bleibt wie es ist. Der Maulwurf der Geschichte wühlt. Früher oder später werden die Arbeiter wieder an der Tradition von Rheinhausen anknüpfen. Der wilde Streik bei Opel Bochum 2004, der Marsch der Mettinger Daimler-Beschäftigten auf der B 10 im selben Jahr, der 107 Tage lange Streik bei CNH in Berlin 2005/6, der Kampf bei AEG in Nürnberg und BSH 2006, die Besetzung der Radfabrik Nordhausen2007 und nicht zuletzt der Streik der GDL sind die ersten Anzeichen einer wiedererwachenden Radikalität und Entschlossenheit im Klassenkampf. Und in den anstehenden Kämpfen wird sich auch das antikapitalistische Bewusstsein entwickeln, das dazu führen wird, dass in den Betrieben und in der Gesellschaft die Machtfrage wieder neu gestellt und die betrieblichen und gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen auf eine neue Stufe heben wird. Deshalb ist die Erinnerung an Rheinhausen 20 Jahre später keine Nostalgie, sondern Ermutigung und Ansporn für die aktuellen Auseinandersetzungen. Gleichzeitig ist es notwendig, daß sich kämpferische Kolleginnen regional, bundesweit und international zusammenschließen und eine innergewerkschaftliche Opposition aufbauen, um zu verhindern, daß die Gewerkschaftsführung immer wieder Gelegenheit bekommt, Kämpfe abzuwürgen oder wie im Fall von Rheinhausen am Ende auflaufen zu lassen.

Vor 20 Jahren - das Fanal von Rheinhausen
So erinnert sich die MLPD

26.11.07 - Wie ein Blitz aus heiterem Himmel verbreitete sich heute vor 20 Jahren, am 26.11.1987, die Nachricht von der geplanten Stilllegung des hochmodernen Stahlwerks von Krupp in Rheinhausen mit 5.300 Beschäftigten. Am Abend bestätigte der damalige Konzernchef, Gerhard Cromme, die Pläne. Doch die Stahlarbeiter hatten gelernt aus der kurz zuvor durchgesetzten Stilllegung der Hattinger Henrichshütte. Mit der Orientierung des Kampfs auf Ersatzarbeitsplätze und symbolische Aktionen statt Streik war dort die Belegschaft in die Niederlage geführt worden.

Mit Hilfe der Betriebsgruppe der MLPD und der Betriebszeitung "Heißes Eisen" verarbeiteten die Kruppianer die negativen Erfahrungen aus Hattingen. "Kein zweites Hattingen" wurde zu ihrer Losung. Ab dem 27.11.1987 standen die Räder im Rheinhausener Stahlwerk still. Im Buch "Rheinhausen: Beginn eines neuen Aufschwungs der Arbeiterbewegung?" wird die explosive Situation am Morgen dieses Tages geschildert:

"Geladen mit Zorn ziehen die Stahlkocher ab 6 Uhr vor das Verwaltungsgebäude. (...) Der Platz ist voll, die Stimmung wie vor einem Gewitter. Ein Transparent 'Streik, bis die Pläne vom Tisch sind!' ist weithin sichtbar. Die innere Anspannung platzt, ein unbeschreibliches Pfeifkonzert setzt ein, als Cromme gegen 9 Uhr kommt und auf das Rednerpodest will. (...) Ein Eierhagel trifft Cromme am Revers. ... die Stahlkocher, sie würden ihn am liebsten in der Luft zerreißen. Einige drohen ihm Prügel an. Sein schließlich unbeschädigter Abgang geht in einem gellenden Pfeifkonzert unter."

Es entfaltet sich ein 160 Tage dauernder, mit großer Härte geführter Arbeitskampf. Immer wieder kam es zu Streiks, verbunden mit Demonstrationen, Mahnwachen und Straßenblockaden. Beim Aktionstag am 10.12.1987 legen alle Stahlarbeiter - von Bremen bis zur bayerischen Maxhütte - aus Solidarität die Arbeit nieder. Die von Massenentlassungen bedrohten Bergarbeiter legen sämtliche 32 Schachtanlagen für zwei Stunden still. Im ganzen Ruhrgebiet kommt es zu Solidaritätsstreiks in verschiedensten Branchen, unter anderem auch bei Opel in Bochum. In Rheinhausen demonstrierten 10.000 Schüler für den Erhalt der Arbeitsplätze.

Höhepunkt des Kampfs der Kruppianer war der selbständige Streik vom 7. bis zum 14. April. Eine selbständige Streikleitung wurde gewählt. Die MLPD gab dem Streik mit einem Kampfprogramm eine klare Orientierung und organisierte eine bundesweite Solidaritätsbewegung. Fieberhaft setzen Konzernleitung und bürgerliche Parteien alle Hebel in Bewegung, um den Streik abzuwürgen. Das gelang schließlich mit massiver Einmischung von SPD-Ministerpräsident Johannes Rau und seines SPD-Freundes, des Betriebsratsvorsitzenden Manfred Bruckschen. Mit der Orientierung auf Rettung durch die Landesregierung und mit Hilfe einer manipulierten Abstimmung wurde der Streik über die Köpfe der Mehrheit der kampfbereiten Stahlarbeiter hinweg abgewürgt.

Die Berichte in den bürgerlichen Zeitungen und Medien anlässlich des heutigen Jahrestags des Kampfs der Rheinhausener Stahlarbeiter sind meist mit dem Hinweis verbunden, dass er ja sowieso "nichts gebracht" habe, "einzigartig" war und höchstens ein Fall für das Schwelgen in "Nostalgie" sei. Auch wenn es nicht gelang, die Schließung des Stahlwerks zu verhindern, so wurde der Kampf der Kruppianer zum Fanal für die Arbeiterbewegung in Deutschland. Zahlreiche Arbeiterkämpfe orientierten sich in den folgenden Jahren an ihm. Die Konzernleitung war gezwungen, den Stahlarbeitern aus Rheinhausen Ersatzarbeitsplätze in anderen Werken zu verschaffen. Das führte zu dem "Nebeneffekt", dass auch ihre Kampferfahrungen "aus erster Hand" über ganz Deutschland verteilt wurden und in den Kampf anderer Belegschaften wie bei Opel in Bochum eingingen.

Die Lehren daraus für heute zu ziehen, das steht im Mittelpunkt der Veranstaltungen der MLPD anlässlich des Jahrestags. Höhepunkt ist die Veranstaltung am Samstag, den 1.12., mit der Rede des Parteivorsitzenden der MLPD, Stefan Engel, und einem vielfältigen Rahmen- und Kulturprogramm ("Haus Rheindamm" in der Eisenbahnersiedlung in Rheinhausen, Henschelstraße 14, Einlass 17.00 Uhr). Nähere Informationen dazu sowie zu weiteren Veranstaltungen anlässlich "20 Jahre Arbeitskampf der Kruppianer" unter www.mlpd-duisburg.de.

Der Fall Rheinhausen
ALLGEMEINE SYMPATHIE FÜR DEMONSTRIERENDE STAHLARBEITER - DA MUSS DOCH WAS FAUL SEIN
So sah es damals die Marxistische Gruppe in iher Zeitschrift MSZ 1988 Nr.1 -
heute GegenStandpunkt

Auf den ersten Blick mag es ein wenig merkwürdig erscheinen: Da besetzen teilweise vermummte Stahlarbeiter, passiv mit einem Helm bewaffnet, Rheinbrücken und Werkstore und blockieren die Gleise der Deutschen Bundesbahn, und was ist los?

"Die Polizei hält sich zurück, organisiert blitzschnell Umleitungen. Ein Beamterspricht für die meisten: Am liebsten ginge ich mit auf die Brücke. Die da oben sind meine Kollegen." (Bild)

Alle "Gewaltaktionen" werden liebevoll dargestellt, aber nicht um "kriminelle Untaten" wie in der Hafenstraße anzuprangern, sondern um "verständnisvolle Anteilnahme" auszudrücken.

Es muß ganz einfach etwas mit dem staatsdienlichen Anliegen der Stahlarbeiter zu tun haben, was die Hüter der öffentlichen Ordnung so großzügig über die eine oder andere "Unregelmäßigkeit" hinwegsehen läßt. Arbeiter, die ausgerechnet immer dann einen Grund zum Protest anmelden, wenn sie sich nicht mehr nützlich machen dürfen, sind - darin sind sich vom Kanzler bis zum letzten Kleinhändler alle einig - entschiedene Anhänger dieses unseres Systems, von dem sie auch - und gerade dann nicht lassen wollen, wenn ihnen die eingerichteten "Sachzwänge der freien Marktwirtschaft" einmal mehr zu schaffen machen. Der in dem Protest der Stahlarbeiter zum Ausdruck kommende "Ruf nach Arbeit" - das ist nichts anderes als die Bitte um den Fortbestand der für Staat und Wirtschaft so einträglichen Lohnabhängigkeit. Und er ist nur konsequent, wenn die verantwortlichen Politiker und Unternehmer in dem so umstandslos bekundeten Willen zur Arbeit eine Untertanengesinnung ausmachen, die sie sicher sein läßt, daß sich auch der Unmut der demonstrierenden Stahlarbeiter in Grenzen hält, wenn ihnen ihr Antrag auf Beschäftigung mal wieder abschlägig beschieden wird.

Der Betriebsrat fühlt sich übergangen - und alle sind empört

Was war es denn eigentlich, was die Krupp-Arbeiter dazu brachte, ihrem obersten Manager Cromme einen "heißen Empfang" auf der Betriebsversammlung zu bereiten, ihm "menschenverachtende Methoden" vorzuwerfen und ihn mit Zwischenrufen wie "du eiskalter Hund" und Eiern zu traktieren? Etwa das "Optimierungskonzept" des Vorstands, welches das Verhältnis von Lohn und Leistung der Belegschaft in Zukunft noch rentabler für den Betrieb gestalten will und deshalb auch das ersatzlose Streichen von zahlreichen Löhnen für "optimal" hält? Nein, denn über das erfolgreiche Realisieren dieses Konzeptes hatte der Betriebsrat längst mit dem Vorstand verhandelt, und kein einziger "Kruppianer" hatte es für nötig befunden, dagegen seinen Protest einzulegen. Jetzt, wo der Betriebsrat sich für "getäuscht" erklärt, weil nach seiner Kenntnis in dem "Optimierungskonzept" die Stillegung des Stahlwerkes in Rheinhausen nicht enthalten war (die IG-Metall-Kollegen in Aufsichtsrat und Vorstand haben wohl nur inoffiziell Bescheid gesagt), da ist auf einmal auch die versammelte Belegschaft "hellauf empört".

"Während wir über Sozialpläne für die von Krupp geplante ‚Optimierung der Produktion' mit dem Vorstand verhandelt haben (1800 Entlassungen im Werk Rheinhausen hatte der Betriebsrat bereits zugestimmt!), ist das Plattmachen der Hütte längst beschlossene Sache gewesen",

so läßt sich der Betriebsratsvorsitzende und Protest-Führer Manfred Bruckschen auf der Betriebsversammlung vernehmen, und die Belegschaft dankt mit "donnerndem Applaus". Als ob es für einen Stahlarbeiter nichts Wichtigeres gäbe, als daß sein Betriebsrat bei jeder Maßnahme, die der Betrieb gegen die Arbeiter beschließt, seine "verantwortliche Mitzuständigkeit" betätigen darf. Kein Wunder, daß es für die Politiker aller Parteien bei den für den "Fall Rheinhausen" anberaumten Stahldebatten im NRW-Landtag und Bundestag eine leichte Pflichtübung war, diesem Protest der Stahlarbeiter ihre "volle Solidarität" zu versichern:

"Übereinstimmend verurteilten alle Parteien das Vorgehen der Verantwortlichen beim Stillegiungsbeschluß: dies widerspricht dem Geist der Mitbestimmung" (Westdeutsche Allgemeine),

auf den nun einmal in einer Demokratie größter Wert gelegt wird: Schließlich gehört der Wille der Opfer der freien Marktwirtschaft gebührend respektiert, solange jedenfalls, wie er sich - vermittelt über die "konstruktive Mitarbeit" des Betriebsrats - verantwortlich für alle Maßnahmen des Betriebs in die Pflicht nehmen läßt. Und an diesem hohen Gut "Mitbestimmung" ist den protestierenden Stahlarbeitern offenbar sehr gelegen, so daß es weiter gar nicht auffällt, daß dieselben Politiker längst dem Unternehmen in dessen Entscheidung recht gegeben haben. Und zwar so nachdrücklich, daß sie es gleich wie eine Angelegenheit, der man sich nicht entziehen kann, auszudrücken pflegen:

"Den Strukturwandel in der Stahlindustrie kann niemand aufhalten." (Blüm vor dem Bundestag)

So reden diejenigen, die den "Strukturwandel" in der Stahlindustrie nach Kräften fördern und mit den Geldern ihrer lieben Untertanen den unternehmerischen Erfolg sicherstellen wollen.

Krupp legt ein Stahlwerk still - die Arbeiter beklagen den Verlust ihrer Heimat

Das ist schon komisch: Seit Jahr und Tag legt Krupp in seinem Werk die eine oder andere Produktionsanlage still, entläßt mit oder ohne Stillegung einen Haufen Arbeiter (einige tausend in den letzten Jahren), und kein Mensch hielt das für einen "Skandal". Klar, protestiert wurde immer schon ein bißchen - so z.B., als 1982 - die Mittelstahl- und Drahtstraße geschlossen wurde -; aber der Betriebsrat und die ihm anvertraute "Belegschaft" ließen sich das letztendlich immer noch als Notwendigkeit eines "Gesundschrumpfungsprozesses" einleuchten, der so stets den vom Vorstand geplanten Verlauf nahm. Jetzt, wo ein ganzer Standort wegen eben desselben unternehmerische "Gesundschrumpfungsprogramms" dichtgemacht wird, um die Stahlproduktion im Verbund mit Mannesmann auf der anderen Rheinseite für beide Unternehmen lohnender fortzusetzen, da soll mit einem Mal - die "Schmerzgrenze" für die Betroffenen erreicht sein. Und die Rheinhausener Stahlarbeiter nebst Familie werden nicht müde, jedem hergelaufenen Reporter zu erzählen, welch "schwerer Schicksalsschlag" sie getroffen hat:

"Wir wollen hier in Rheinhausen unseren Arbeitsplatz behalten und nicht aufder anderen Rheinseite arbeiten gehen. Hier ist unser Zuhause."

Wo das Heimatgefühl Platz greift, da stehen die wirkliche materiellen Folgen für die Betroffenen nicht mehr zur Debatte. Daß sich die Arbeiter auf ihre Arbeitsplätze in Rheinhausen versteifen, weil hier - im Unterschied zum "Arbeiten auf der anderen Rheinseite" - für leichte Arbeit gutes Geld verdient wird, das wird ja wohl niemand im Ernst behaupten wollen.

"Ein ganzer Stadtteil droht zu veröden",

das ist der trostlose Befund, der die betroffenen Arbeiter zu Hauf auf die Straße treibt. Offenbar lösen sie ihre materiellen Sorgen privat zuhause. Eine politische Bedeutung entdecken sie in ihren Sorgen nur dann, wenn sie diese als Beispiel für die eingebildete gemeinsame Betroffenheit der ganzen Stadt ins Feld führen können: Die ebenso ärgerliche wie hierzulande übliche Tatsache, daß ein kapitalistisches Unternehmen wie Krupp mit seinen ganz und gar nicht wohltuenden Arbeitsplätzen und dem täglich anfallenden Dreck und Gestank einen ganzen Ortsteil- von sich abhängig macht, wird angesichts der beabsichtigten Schließung zu einem einzigen Segen für die Menschheit, dessen Verlust die Arbeiter betrauern wie das Dahinscheiden eines lieben Verwandten. Und je eindeutiger von seiten des Kapitals klargestellt wird, daß es keine Heimat kennt, die Entscheidung für oder gegen einen Standort allein eine Frage der profitlichen Kalkulation ist, um so mehr - und um so trotziger - setzen die Betroffenen auf Heimatliebe. Und die ist bekanntlich allumfassend, so daß selbst ein Oberbürgermeister in der "Gemeinschaft der Rheinhausener", die keinerlei Interessengegensätze kennt, seinen festen Stammplatz erhält. Da macht es gar nichts, wenn den nur die Sorge umtreibt, ob er demnächst ein paar Sozialgroschen mehr für die entlassenen Stahlarbeiter herausrücken muß:

"Wenn man einmal von dem drohenden Schicksal der betroffenen Menschen absieht, dann ist dies auch für die Stadt schlimm. Die Sozialkosten sind schon heute völlig aus den Fugen geraten." (OB Krings)

Kritik am System - nie und nimmer

Da mögen die Stahlarbeiter noch so dramatisch ihr "soziales Elend" und ihre "ausweglose Zukunft" beschwören - zu ein paar vernünftigen Gedanken über den Grund der ganzen Scheiße, dazu will sich niemand versteigen. Daß an vielleicht besser beraten wäre, gegen eine Wirtschaft anzutreten, deren "Strukturwandel" sich so offenkundig nicht mit den Lebensbedürfnissen eines Arbeiters verträgt, eine solche Überlegung will ein deutscher Stahlarbeiter erst gar nicht zur Kenntnis nehmen.

"Einige ultra-linke Grüppchen versuchen, ihr Revolutions-Süppchen auf dem heißen Zorn der Arbeiter zu kochen... Nicht nur der schwäbische Akzent mehrerer Redner macht die Arbeiter stutzig." (WAZ),

was einem Aibeiter an einer hessischen Frohnatur namens Norbert Blüm natürlich nie und nimmer auffallen würde. Denn da kennt man sich schließlich aus: Bei Linken weiß man eben gleich, daß die den Protest "nur für ihre Sache funktionalisieren" wollen, und da hat man als Arbeiter seinen Stolz, auf "sein" System nämlich, auf das man als braver Stahlkocher nun einmal nichts kommen lassen will. Und zu diesem unverwüstlichen Vertrauen in die Errungenschaften von Wirtschaft und Politik steht es keineswegs in Widerspruch, wenn sich die Rheinhausener Arbeiter ein wenig enttäuscht über die Solidaritäts-Reden der eigens aus Düsseldorf und Bonn angereisten Politiker geben -

"Die klopfen alle doch nur ihre bekannten Sprüche" -,

ohne auch nur gegen einen dieser Sprüche eine Kritik vorbringen zu wollen, geschweige denn gegen die Taten der Politik. Denn das wissen die Stahlarbeiter schon längst, daß "die da oben auch nichts machen können", und entschuldigen somit ihre Politiker mit eben den "Sachzwängen", die diese selber einrichten und mit der ihnen zur Verfügung stehenden Macht am Laufen halten. Und es ist nur folgerichtig, daß ein Rheinhausener Stahlarbeiter auf die Frage eines WDR-Reporters, was er denn eigentlich gegen die anwesenden CDU- und SPD-Politiker an Kritik vorzubringen habe, bei den "Machenschaften der EG" landet:

"Die EG macht uns hier alle kaputt. Wir zahlen immer nur ein und kriegen nichts dabei raus",

gerade so, als ob die EG eine Erfindung der Konkurrenten im europäischen Ausland wäre, um "uns Deutschen" schweren Schaden zuzufügen.

So wird die eigene Obrigkeit, bloß weil es die eigene ist, ganz umstandslos ins Recht gesetzt und mit dem ehrenvollen Auftrag von ihrer Arbeiter-Basis versehen, deutsche Interessen noch erfolgreicher als bisher gegen die feindliche Konkurrenz durchzusetzen. Daß diese Politik für das deutsche Stahl-Kapital einen Arbeiter regelmäßig alt aussehen läßt, das scheint einen deutschen Stahlarbeiter nicht im mindesten zu interessieren.

Was bleibt: Viel Verzweigung - bis zur endgültigen Entscheidung

Weil die Krupp-Arbeiter keinerlei begründeten Zweifel an der gegen sie gerichteten unternehmerischen Entscheidung anmelden wollen, weil sie das Interesse des Unternehmens im Unterschied zu ihrem eigenen für ein unwidersprechliches Sachgesetz halten ("Verluste in Millionenhöhe, au weia!"), sich selbst also für ausgesprochen ohnmächtig erklären, geben sie sich so entschieden "niedergeschlagen und verzweifelt". Und statt bloß mit dieser trostlosen Gemütslage der eigenen Familie daheim auf den Wecker zu gehen, haben sie sich entschlossen, diese ihre Stimmung einer großen Öffentlichkeit nachhaltig zur - Kenntnis zu bringen. Denn das ist man sich als braver Arbeiter einfach schuldig: daß - "wenn schon nichts mehr geht" - man auf jeden Fall die Öffentlichkeit darauf hinweisen muß, daß man als guter Arbeiter "ganz und gar zu Unrecht in Not" geraten ist. Und um für diese reichlich nutzlose Botschaft die gehörige Aufmerksamkeit zu finden, dafür sind einer verzweifelten Phantasie keinerlei Grenzen gesetzt - außer denen natürlich, die ein "Kampf um Arbeitsplätze" verbindlich vorschreibt:

"Kollegen, wenn wir streiken, dürfen wir keinesfalls unsere Arbeitsplätze kaputtstreiken. Sonst freut sich nur der Unternehmer",

der sich bekanntlich mächtig ärgert, wenn ihm seine schönen Arbeitsplätze bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sie stillegt, ungestört erhalten bleiben.

Ein Streik für Arbeitsplätze, das ist eben ganz notwendig ein ziemliches Unding, denn wie sollte man auch einem Unternehmen schaden wollen, von dessen gnädigem Arbeit-geben sich die Stahlarbeiter ganz und gar abhängig machen wollen.

Und so bleibt für einen Protest, der erklärtermaßen keinen Gegner hat, nichts anderes übrig, als auf ein paar "einfallsreiche Aktionen" zu sinnen, damit auch wirklich jeder merkt, daß hier protestiert wird. Daher die eine oder andere "Störung der öffentlichen Ordnung" in gebotenen Grenzen, versteht sich -, wofür selbst die "Bild"-Zeitung großes Verständnis zeigt:

"Wie verzweifelt müssen die Stahlkocher von Rheinhausen sein, wenn besonnene Familienväter Brücken sperren, Barrikaden mit ihren Autos errichten.

Natürlich wissen auch sie: Damit holen sie keine Arbeitsplätze nach Rheinhausen zurück. Aber sie erwarten zurecht ein klares Wort von Firmenleitung und Politikern."

Mehr erwarten und mehr kriegen sie auch wirklich nicht. Bis auf das kleine Wörtchen "zurecht" liegt die "Bild"-Zeitung in diesem Fall leider ziemlich nah an der Wahrheit.

Quellen: