Petition am 60. Jahrestag der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
Verteidigung der legitimen Ansprüche
einer verfolgten Jüdin und aktiven Widerstandskämpferin gegenüber
dem Sozialamt des Berliner Stadtbezirks Steglitz-Zehlendorf
von Antonín Dick |
12/08

trend
onlinezeitung |
Seit fast einem halben Jahr
verweigern Staatsbedienstete des Sozialamtes des Berliner
Stadtbezirks Steglitz-Zehlendorf meiner Mutter Dora Dick,
einer verfolgten Jüdin und aktiven Widerstandskämpferin, die
pflegerische Hilfe zur Durchführung von ärztlich verordneten
Wannenbädern, was als Fortsetzung der seit dem Jahre 2003
betriebenen Bedrängungen einer Jüdin durch Staatsbedienstete
einzustufen ist und damit als erneuter schwerwiegender Bruch
mit der aus Anlass des Gedenktages an die Opfer des Faschismus
gegebenen Zusage der Regierung der Bundesrepublik Deutschland
(Drucksache 45 / 05 des Bundespresseamtes), dafür zu sorgen,
dass es in Deutschland nie wieder gelingen darf, „ … jüdische
Bürger … zu bedrängen, zu verletzen.“
Gegen diese willkürliche Streichung einer lebensnotwendigen
Pflegeleistung reichten wir, meine Mutter und ich, beim
Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Steglitz-Zehlendorf von
Berlin Norbert Kopp am 10. Dezember 2008, am 60. Jahrestag der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, eine Petition gemäß
Artikel 17 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ein,
weil die Abteilung Soziales jeden Dialog mit uns seit Monaten
boykottiert.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der
Völkergemeinschaft vor genau sechzig Jahren war eine direkte
Antwort auf das verbrecherische Hitlerregime, war ein
entscheidender Sieg von Humanität und Demokratie über Barbarei
und Diktatur. Meine Mutter Dora Dick ist langjährige
Teilnehmerin dieses weltweiten Befreiungskampfes gewesen. Als
Widerstandskämpferin hat sie ihr Leben nicht deshalb selbstlos
für den Sieg der universell geltenden Menschenrechte
eingesetzt, damit ihr dann im hohen Alter einige trotz
politischer Ungeschultheit mit Verantwortung beauftragte
Staatsbedienstete diese teuer erkämpften Menschenrechte massiv
beschneiden dürfen.
In mehreren Schreiben an die Abteilung Soziales wurde bereits
auf die Gültigkeit grundlegender Rechtsvorschriften, die der
Gesetzgeber der Bundesrepublik Deutschland zur Versorgung
pflegebedürftig gewordener Bürger entwickelt und beschlossen
hat, hingewiesen, auf Rechtsvorschriften des
Pflege-Versicherungsgesetzes, des Sozialgesetzbuches und des
Gesundheitsdienstreformgesetzes, die schlichtweg gebrochen
wurden. Bisher ohne Erfolg.
Die schreiendste Rechtswidrigkeit jedoch begehen die
staatlichen Antragsboykotteure im fundamentalen Bereich des
Entschädigungsrechts für Überlebende des Holocaust und des
Widerstandes. Als anerkannte politisch und rassisch Verfolgte
stehen meiner Mutter legitime Ansprüche gemäß Gesetz über die
Anerkennung und Versorgung der politisch, rassisch und
religiös Verfolgten des Nationalsozialismus (PrVG) vom 21.
Januar 1991 zu. Nach diesem Gesetz ist meiner
pflegebedürftigen Mutter die medizinisch attestierte Maßnahme
zur regelmäßigen Durchführung von Wannenbädern seitens der
Abteilung Soziales ohne Wenn und Aber und ohne Zeitverzug zu
gewähren.
„Sicherstellung der Pflege für Frau Dora Dick“ – unter dieser
Aufgabenstellung fand am 01. September 2008 ein
Petitionsverfahren der Bezirksverordnetenversammlung von
Steglitz-Zehlendorf statt, das der verantwortungsbewusst
denkende und handelnde Bezirksbürgermeister von
Steglitz-Zehlendorf Nobert Kopp dankenswerterweise angeregt
hatte. Wir, meine Mutter und ich, die behandelnde Ärztin, die
für meine Mutter zuständige ehrenamtliche Mitarbeiterin der
Sozialkommission des Bezirksamtes, Arbeitskollegen, Freunde
sowie der Vorstand der Berliner Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes erwarten nun endlich Taten: die konsequente
Umsetzung des Entschädigungsrechts und die sofortige
Einstellung aller Diskriminierungshandlungen von Mitarbeitern
des Sozial- und Gesundheitsamtes von Steglitz-Zehlendorf gegen
eine Überlebende des Holocaust.
Editorische
Anmerkungen
Den Text erhielten wir
vom Autor zur Veröffentlichung.
Siehe dazu auch
folgende Artikel:
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