Zum Glück kümmert sich in
Israel kaum jemand, was Linke in Deutschland so an Vorschlägen
für den Nahostkonflikt zu bieten haben. Wäre es anders, müsste
man in Sorge sein. Und das gilt auch für das, was die Freunde
Israels so an Ratschlägen zu Papier bringen. Als solcher kann
der Kölner Journalist Alex Feuerherdt sicherlich gelten. In der
Konkret vom November 2009 setzte er sich auf zwei Seiten mit
einem seiner Meinung nach besonders gefährlichen Gegnern oder
sollte man sagen, Feinden Israels auseinander.
Sie haben keine Waffen, aber viel Moral:
es handelt sich um Nichtregierungsorganisationen, die Israel
immer wieder vorwerfen würden Menschenrechtsverletzungen oder im
letzten Gazakrieg Kriegsverbrechen begangen zu haben. Anlass für
seinen Artikel war denn auch ein Bericht des
UN-Menschenrechtsrates, der unter Federführung des Südafrikaners
Richard Goldstone verfasst worden ist, der sich seit Längerem
einen guten Ruf erworben hat, weil er sich in weltpolitischen
Konflikten nicht scheut, alle Seiten hart zu kritisieren, wenn
es um die Einhaltung von Menschenrechten und internationalen
Standards geht. So wird auch bei dem Gaza-Bericht gerne
kleingeredet, dass dort keineswegs nur Israel sondern auch die
Kriegsführung der Hamas analysiert und kritisiert wurde.
Nur ist genau das scheinbar für die
Kritiker des Goldstone-Berichts schon ein Problem, weil damit
angeblich der demokratische Staat Israel und islamistische
Gruppen in einen Topf geworfen werden. Ein seltsames Argument,
wenn es um die Untersuchung eines Konflikts geht, an dem eben
diese beiden Seiten beteiligt waren. Es müsste doch eigentlich
gerade ein Vorzug der „demokratischen Seite“ in dem Konflikt
sein, mit den NGOs dann auch entspannt umzugehen. Schließlich
spielen sie mit ihrer Kritik doch eigentlich eine wichtige Rolle
bei der Stabilisierung, aber auch der Selbstreinigung von
demokratischen Systemen. Man braucht hier nur die Rolle des
Monatmagazins "Der Spiegel" für die westdeutsche Herrschaft zu
betrachten und versteht, dass er mehr zur Stabilisierung
beigetragen hat, als viele andere Institutionen. Dass es da auch
mal ganz schön krachen kann, siehe Spiegel-Affäre, ist dabei
kein Widerspruch.
Viele israelische Demokraten dürften das
Wirken vieler NGO ähnlich betrachten. Man ärgert sich über
manche zugespitzte Äußerung, aber man weiß auch, dass sie eben
ihre Rolle zu spielen haben. So könnte die Folge des
Goldstone-Berichts , der wegen seiner Zuspitzung auch vom
Namensgeber kritisiert wurde, sein, dass in Israel eine eigene
Kommission eingerichtet wird, die die Vorwürfe der
Menschenrechtsverletzungen untersucht. In diese Richtung gingen
auch die Kommentare in der Jüdischen Allgemeinen Zeitung.
Feindbild - Menschenrechtler
Doch Alex Feuerherdt hält von einen
solchen demokratischen Prozedere scheinbar wenig, wenn man
seinen Artikel ernst nimmt. Er rät dazu, die NGO selber zur
Konfliktpartei zu erklärten. Würde das jemand ernst nehmen, wäre
es ein schwerer Verstoß sämtlicher UN-Regeln und könnte sogar
ein Kriegsverbrechen sein.
Aber lassen wir Feuerherdt selber zu Wort
kommen:
„Es ist höchste Zeit, dass sowohl die
UNO – insbesondere ihr Menschenrechtsrat – als auch NGO wie
Human Rights Watch, Amnesty International und das Palestinian
Center for Human Rights nicht länger als den Menschenrechten
verpflichtete Institutionen angesehen werden, denen an einer
Beilegung des Nahostkonflikts gelegen ist, sondern als
Konfliktparteien, die an der Perpetuierung des Krieges gegen
Israel schon deshalb interessiert sind, weil diese ihre
Existenz und ihre Pfründe sichert“.
Nun stellt sich natürlich sofort die Frage
nach der praktischen Konsequenz dieses Vorschlags. Es gibt
genügend Beispiele von Konflikten, in denen Feuerherdts
Vorschlag sehr ernst genommen wird und
Menschenrechtsorganisationen zu Konfliktparteien erklärt werden:
in Südmexiko, in Kolumbien, in Tschetschenien, im Iran ….“. Das
ist oft mit schweren Repressionen bis hin zum Tod für die
Menschenrechtler verbunden und es ist vor allem mit massiven
Repressionen der betroffenen BewohnerInnen in der Region
verbunden.
Hinzu kommt, dass Feuerherdt scheinbar
wirklich sämtliche Menschenrechtsorganisationen ins Visier
nimmt, darunter auch Amnesty International, die als weltweit
aktive Organisation ganz bestimmte Kriterien besitzt und nicht
wahllos von Menschenrechtsverletzungen spricht, wo es keine
gibt. Würde AI die selbstgesetzten Kriterien verletzten, hätte
das interne Konsequenzen. Nur fällt auch in dem ganzen Artikel
von Feuerherdt auf, dass er eigentlich keine konkreten Beispiele
von Falschbehauptungen der NGO aufführt. Allein, dass sie die
Kritik äußert, scheint für ihn schon auszureichen, um die
Organisationen zum Freiwildt zu erklären.
Dagegen muss jeden, dem daran gelegen ist,
dass alle Menschen in Israel/Palästina in Sicherheit leben
können, daran gelegen sein, dass die NGO ohne Repression ihre
Arbeit machen können.
Schießt nicht auf Amnesty International –
erklärt die NGO nicht zu Konfliktparteien, das ist ein
Mindeststandard an Humanität. Wer die verlässt, hat sich
zumindest von emanzipatorischen Vorstellungen verabschiedet.
Übrigens wäre es interessant zu erfahren, ob Feuerherdt seine
Vorschläge mit seinen Großvater abgestimmt hat. Die deutsche
Wehrmacht hätte tatsächlich mit Menschenrechtlern und
Unparteiischen kurzen Prozess gemacht.