Monismus [griech]
- eigtl: Einheitslehre. |
Name für eine
Klasse von Weltanschauungen, die die Einheit der Welt als
eine grundlegende Bestimmung der Wirklichkeit anerkennen.
Der Name «Monismus» ist, wie die Namen -»• Dualismus (Ggs)
und -> Pluralismus, keine Bezeichnung für eine
philosophische Grundrichtung, sondern charakterisiert nur
die Stellungnahme einer Philosophie zum Problem der Einheit
der Welt. Insofern sagt die Benennung einer Philosophie als
Monismus noch nichts darüber aus, ob diese die Grundfrage
der Philosophie materialistisch oder idealistisch
beantwortet, welcher der beiden philosophischen
Grandrichtungen, dem Materialismus oder Idealismus, sie
angehört. Der Name «Monismus» ist deshalb zur eindeutigen
Qualifizierung des weltanschaulichen Gehalts einer
Philosophie unzureichend, letztlich inkonsequent und deshalb
zu vermeiden. |
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Weitergehend ist zwischen materialistischem und
idealistischem Monismus zu unterscheiden. Wird davon
ausgegangen, daß die Einheit der Welt in ihrer Materialität
besteht, handelt es sich um materialistischen Monismus.
Wird dagegen die Einheit der Welt in einer Idealität (Gott,
Weltgeist, ein geistiges Prinzip überhaupt) gesucht, so haben
wir es mit idealistischem Monismus zu tun.
Der Name Monismus taucht das erste Mal
bei Wolff (Vern Ged Vorr 21721) zur
Bezeichnung derjenigen Philosophien auf,
die zur Erklärung der Welt nur eine Grundsubstanz (Stoff, Geist,
Seele) annehmen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
erhielt der Name «Monismus» seinen heutigen Bedeutungsinhalt,
nämlich mit ihm diejenigen Philosophien zu benennen, die in
irgendeiner Form die Einheit der Welt als grundlegende
Bestimmung der Wirklichkeit anerkennen und ihre Vielheit auf
diese zurückführen oder aus ihr ableiten. In dieser Bedeutung
fand der Name «Monismus» allgemein verbreiteten Eingang in die
philosophische Literatur. Über die grundlegende Unterscheidung
zwischen materialistischem und idealistischem Monismus hinaus
nimmt die bürgerliche philosophische Literatur weitere
Unterscheidungen vor, die jedoch nicht eindeutig sind und den
Gegensatz von Materialismus und Idealismus neutralisieren. Diese
Mehrdeutigkeit ist nicht nur ein Zeichen von Willkür, sondern
auch ein Zeugnis dafür, daß der Monismus als Prinzip vor dem
dialektischen Materialismus und außerhalb seiner nicht
konsequent durchgehalten ist, meist infolge der Aufnahme
religiöser Motive, teils in säkularisierter Form, in die
entsprechenden Weltanschauungen. So wird unterschieden: der sog.
metaphysische Monismus, der Geist und Natur (verschiedene
Formen des objektiven Idealismus) oder Natur und Gott
(die verschiedenen Formen des Pantheismus) ineins setzt
oder Gott als letzte schöpferische Ursache alles Geschehens
(Theismus) annimmt; der sog. naturwissenschaftliche
Monismus, der die Einheit der Welt durch die
Verabsolutierung eines Aspekts der Materie, etwa der Energie,
nachweisen will (Energetik); der sog.
erkenntnistheoretische Monismus, der das Objektive und das
Subjektive, das Physische und das Psychische, die Erscheinung
und das Wesen so zusammenfallen läßt, daß das eine in das andere
hineingenommen und seiner relativen Selbständigkeit beraubt
wird, etwa die Außenwelt in das Ich, die Materie in die
Empfindung (verschiedene Formen des subjektiven
Idealismus, besonders ausgeprägt im
Empiriokritizismus und der Immanenzphilosophie).
Andere, ebenso unzureichende Unterscheidungen sind: Monismus
des Denkens (gemeint sind verschiedene Systeme des
objektiven Idealismus), Monismus des Bewu ßtseins
(gemeint sind verschiedene Systeme
des subjektiven Idealismus), Monismus des Lebens (gemeint
ist der Vitalismus), Monismus der abstrakten Zusammenhänge
oder logizistischer Monismus (gemeint ist
Marburger Schule des Neukantianismus) u.a.m.
Ein ausgeprägter idealistischer Monismus war die
Philosophie Hegels, in welcher die
Vielheit der Welt im absoluten Geist als der Erscheinungsform
des idealen Ganzen der Welt ihre Einheit findet.
Alle materialistischen einschließlich der zum
Materialismus tendierenden Philosophien sind ihrem Wesen
nach monistisch. Sie nehmen in jedem Falle eine irgendwie
geartete Einheit der Welt als Ausgangspunkt und führen auf sie
ihre Vielheit zurück. Mehr oder weniger konsequente
materialistisch-monistische Philosophien waren die Lehren
Demokrits und Epikurs,
die pantheistischen Systeme der Neuzeit, vor allem die
Brunos und Spinozas,
die Lehren des französischen
Materialismus des 18. Jahrhunderts.
Frei von Inkonsequenzen wird der materialistische Monismus
erst im dialektischen Materialismus, der die Einheit der
Welt eindeutig und direkt aus ihrer Materialität begreift.
Im engeren Sinn wird unter Monismus die
naturwissenschaftlich-materialistische Lehre
Haeckels verstanden, der die Einheit der
Welt aus ihrer «kosmischen Einheit» herleitet.
Editorische Anmerkung
Der
Text wurde entnommen aus:
Buhr,
Manfred, Klaus, Georg
Philosophisches Wörterbuch Band 2, Berlin 1970, S. 744f
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