15 Jahre TREND onlinezeitung
Veranstaltungswochenende
REFORM & REVOLUTION
Wege aus dem Kapitalismus

12/10

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Täglich hören wir von sozialen Auseinandersetzungen in Betrieben und im Stadtteil aber auch an Schulen und Unis. Dort wo wir leben, nehmen wir an ihnen teil. Auch wenn sich diese Kämpfe zunächst nur gegen persönlich erfahrene Ausbeutung, Ausgrenzung und Unterdrückung richten, sie gewinnen an Breite und es wächst darin die Erkenntnis, dass Produktion, Verteilung und Reproduktion anders als nach kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten organisiert werden könnten. Damit setzt sich nach 20 Jahren des Scheiterns der realsozialistischen Staaten der Kommunismus wieder auf die Tagesordnung.

In vielen Teilkämpfen entwickelt sich derzeit der Wunsch nach Vernetzung. Es entstehen Bündnisse. Sie reichen von der Einpunkt-Aktion bis zu bundesweiten Kampagnen. Nun kommt es darauf an, anstelle pragmatischer Bündnisse eine dauerhafte Vernetzung für das Ziel der Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise schaffen.

Wie müsste HEUTE so eine revolutionäre Organisation aussehen? In welchem Verhältnis stünde sie zum Proletariat? Entsteht sie in den Kämpfen der Klasse? Was wären ihre programmatischen Grundlagen? Wie wären die Tageskämpfe mit dem Kampf für eine menschwürdige Gesellschaft jenseits des Kapitalismus zu verbinden? Welche Strukturen müsste diese Organisation haben? Was gäbe es aus den Fehlern und Niederlagen der Vergangenheit zu lernen? Was sollte sich nicht wiederholen? Was hieße HEUTE Reform und was Revolution. Hieße die Antwort nach wie vor: Diktatur des Proletariats?

Freitag, den 21. 1. 2011 - 19.30 Uhr Mehringhof, 10961 Berlin Gneisenaustraße 2, Veranstaltungsetage

Braucht eine sozialemanzipatorische Bewegung eine Partei?
Eröffnungsveranstaltung

Inputreferat Harry Waibel
Notwendige Lehren aus dem Scheitern des Marxismus-Leninismus für den Klassenkampf heute.

Es diskutieren mit Harry Waibel:
Anne Seeck, Peter Djordjevic,  Peter Nowak, Robert Schlosser und Bernard Schmid

Der Marxismus-Leninismus ist historisch und politisch gescheitert. Da aber eine proletarische Organisierung unumgänglich ist, müssen die marxistisch-leninistische Ideologie und ihr Parteikonzept, wie es von Lenin und Trotzki entwickelt und durchgesetzt wurde, entschieden kritisiert werden. Ihr Konstrukt vom „Demokratischen Zentralismus" entspringt der militärischen Auffassung einer vertikaler Organisierung, deren wesentliches Merkmal die allmächtige Dominanz der an der Spitze der Pyramide stehenden Führer ist. Im Sinne von Rosa Luxemburg kann die Rolle der Kommunisten im Klassenkampf nicht die von Chefs über ihre Angestellten oder von Offizieren über ihre Soldaten sein. Vielmehr gilt heute mehr denn je, dass die proletarische Organisierung eine horizontale Struktur hat. Schließlich wird mit einer horizontalen Organisierung bereits heute der Keim für eine Ausbeutungs- und Unterdrückungsfreie Gesellschaft gelegt.

Sonnabend, den 22. 1. 2011 Uhr Mehringhof Veranstaltungsetage

11-13 Uhr Bernard Schmid (Paris)
Klassenkämpfe und revolutionäre Organisierung in Frankreich
Seit Mai 2003 wechselten in Frankreich breit geführte Klassenkämpfe in schneller Reihenfolge ab. Zuletzt nahmen im Herbst 2010 an zehn „Aktionstagen“ der Gewerkschaften und der sozialen Opposition rund acht Millionen Lohnabhängige teil. Mit Ausnahme der Auseinandersetzung um den Kündigungsschutz im Frühjahr 2006 liefen diese Kämpfe allerdings auf Niederlagen hinaus. Das Bewusstsein dafür, dass die Gewerkschaftsführungen in ihrer Mehrheit eher am Selbsterhalt ihrer Apparate denn an der Durchsetzung von Klasseninteressen der Lohnabhängigen interessiert sind, wuchs. Aber die alternative Organisationsansätze blieben in allen zurückliegenden Kämpfen zu schwach. Die Parteigründung NPA 2009 als „Partei der sozialen Kämpfe“ stagnierte. Wie analysieren wir diese Bewegungen, wo liegen ihre Stärken, wo ihre Schwächen? Wie steht es um politische Bewusstseinsformen der Lohnabhängigenklasse, wie um Organisierungsversuche außerhalb der etablierten Apparate?

13-15 Uhr Uhr Peter Nowak (Berlin)
Von den sozialen Kämpfen zur revolutionären Organisierung
Der Verlauf der Sozialproteste in den vergangenen Monaten hat einmal mehr das Fehlen einer kommunistische Organisierung deutlich vor Augen geführt. In dem Workshop soll über die Gründe diskutiert werden, warum eine solche Organisierung oft in Ansätzen stehen bleibt? Liegt es nur an Fehlern der unterschiedlichen linken Gruppen oder sind die veränderten Arbeitsbedingungen im Postfordismus dafür verantwortlich, dass klassische Organisierungsmodelle nicht mehr greifen? Dabei soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass früher alles besser war. Es sollen auch über aktuelle Organisierungsansätze diskutiert werden.

15-17 Uhr Uhr Anne Seeck (Berlin), und Peter Djordjevic (Oldenburg)
Kämpfe im Stadtteil und Betrieb - ein Erfahrungsaustausch

In der Erwerbslosenbewegung tritt die Forderung „Weg mit Hartz IV“ zunehmend in den Hintergrund. Ausgehend von einer Kritik an dieser Entwicklung wollen KollegInnen aus der Stadtteilgruppe Schillerkiez und der FAU Berlin, ihre Erfahrungen aus Stadtteil- und Betriebskämpfen diskutieren. Sie werden den Schwerpunkt auf die Frage legen, wie durch Selbstorganisation der Subjekte sich basisdemokratische Strukturen bilden. Dabei geht es nicht um die Organisierung von Bittstellerei sondern um Widerstand. Hierbei gilt es zu untersuchen, wem die Forderungen nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig nützen.

17-19 Uhr Uhr Robert Schlosser (Bochum)
Kommunismus und Klassenkampf

Die bisher gestarteten Versuche, Kommunismus zu realisieren, sind allesamt mit verheerenden Folgen gescheitert. Zentrale Voraussetzung waren von der objektiven Seite revolutionäre Situationen und von der subjektiven Seite die mehr oder weniger gelungene und vollendete "Bildung des Proletariats zu Klasse in Gestalt von Parteien, Gewerkschaften und anderen Organisationen. Heute ist in den Kernländern des entwickelten Kapitalismus diese subjektive Voraussetzung für den Beginn einer sozialen Revolution nicht einmal in Ansätzen verwirklicht, das Klassenbewusstsein der alten Arbeiterbewegung weithin zerstört, die kommunistischen Kräfte bedeutungslos und zersplittert. Dieser aktuelle Zustand von subjektiver Ohnmacht ist auch Produkt einer durch das Kapital bewirkten objektiven Veränderung in der Zusammensetzung der Klasse der LohnarbeiterInnen. Sind wir am Ende oder stehen wir vor einem neuen Anfang? Wie können KommunistInnen den notwendigen Prozess der "Bildung des Proletariats zur Klasse" als Bedingung für eine soziale Revolution heute unterstützen und voranbringen?

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