Schweigen gegen das Schweigen
Voller Erfolg einer privaten Initiative gegen den rechten Terror

von Dieter Carstensen

12/11

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Das Internet kann, sinnvoll eingesetzt, sehr nützlich sein, auch im Kampf gegen den rechten Terror, gegen Neonazis und andere Feinde unserer Demokratie. Am Samstag, dem 26.11.11, 13h machte die Initiative „Schweigen gegen das Schweigen“ mit bundesweiten Aktionen in zahlreichen Städten vor, wie sich engagierte Menschen, welche keiner Partei oder ähnlichem zugehörig sind, gegen Unrecht und Mord wirksam öffentlich zur Wehr setzen können. Das Presseecho auf die Aktion war gewaltig.

Die Initiative „Schweigen gegen das Schweigen“ entstand aus dem sozialen Netzwerk „Facebook“ heraus. Zufällig fanden sich dort Menschen zusammen, welche einfach etwas gegen den Naziterror in unserem Staat unternehmen wollten. Unter ihnen Deutsche mit Migrationshintergrund, Deutsche und Sympathisanten aus den unterschiedlichsten Ursprüngen.

Ich gebe zu, ich hätte es nie für möglich gehalten, dass so unterschiedliche Menschen, die sich nur aus dem Internet kannten, dazu imstande sein könnten, ohne Organisation oder Partei dahinter, binnen einer Woche, quasi aus dem „Nichts“ heraus eine Aktion zu organisieren, welche, zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen, in über 62 Zeitungen Beachtung fand, darunter große, bundesweit erscheinende Printmedien.

Den jeweils aktuellsten Stand der Berichterstattung über diese einmalige Initiative kann man unter diesem Link nachlesen

Die Zeitung „Die Zeit“ schrieb z.B, unter dem Titel „Schweigen gegen die rechte Gewalt“:

„Kaum ein Auge bleibt heute trocken. Man merkt, wie tief der Schock über die grausamen Taten den Menschen in den Gliedern steckt. Spontan schließen sich Passanten an, Touristen fragen „what is going on?“ – und sind entsetzt als sie den Grund für die Traueraktion erfahren. Viele Familien sind da. Aber auch junge und alte Menschen mit unterschiedlichsten Lebensbiografien und in unterschiedlichen Lebenssituationen. Sie alle zeigen in diesem Moment Bestürzung und Trauer. Manche beten, andere diskutieren leise mit Freunden. Der erlebten Gewalt wollen sie „nicht mit Gegengewalt sondern [mit] Liebe begegnen“, heißt es in dem Aufruf zu der Aktion Internet.“

Quelle des Zitats: http://blog.zeit.de/

In über 15 Städten haben Menschen spontan und sehr engagiert ihre Abscheu gegen den Naziterror und ihre Trauer mit den von den Neonazis seit 1990 in diesem Staat von Nazis ermordeten 182 Menschen gedacht.

Nehmen wir mal z.B. die Stadt München. Zu der dortigen Aktion schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ unter dem Titel „Rosen für die Opfer“:

„Mit einer Schweigeminute haben Menschen in ganz Deutschland an die Opfer der Neonazi-Terrorzelle erinnert. Unter dem Motto 'Schweigen gegen das Schweigen' kamen in München etwa 200 Menschen mit weißen und roten Rosen zum gemeinsamen Gedenken am Geschwister-Scholl-Platz zusammen. Die weißen Rosen sollten an die Widerstandsbewegung 'Weiße Rose' im Nationalsozialismus erinnern, die roten Rosen an die Opfer des rechtsextremen Massakers in Norwegen. Viele Menschen trugen Schilder mit den Namen der Opfer des Neonazi-Trios“

Quelle des Zitats: http://www.sueddeutsche.de

Was ich faszinierend fand, dass es z.B. in München gelang, mit dem Gedenken an die Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ gegen die Nazis unter Hitler gelang, eine Brücke zu schlagen, zwischen dem Naziterror unter Hitler und dem heutigen Neonaziterror.

Ich hätte es ehrlich gesagt, nicht für möglich gehalten, dass aus einer bei Facebook durch Zufall entstandenen Initiative im Rahmen einer Art „Schneeballefekts“ etwas derartig bemerkenswertes entstehen kann.

Allerdings habe ich die Initiative, nach dem ich darauf aufmerksam gemacht wurde, auch mit meinen eigenen Artikeln und meinen bescheidenen Möglichkeiten nach Kräften im Internet unterstützt, da ich früh meinte, dort einen Ansatz sehen zu können, welche Chancen das Internet auch im Kampf gegen die Neonazimörder in meinem Heimatland bieten kann.

Viele andere haben wohl ähnlich gedacht, wie ich und trotz anfänglicher Skepsis alle ihren Teil dazu beigetragen, dass die Ganze Sache zu einem Erfolg wird.

So entwickelte z.B. der Grafiker Frank Kopperschlaeger das Logo für die Aktion, natürlich unentgeltlich und dann ergänzte sich das eine mit dem anderen.

Die Initiatoren des Ganzen, das war von Anfang an klar, wollten sich von keiner Organisation oder Partei vereinnahmen lassen und es ist gelungen, jeden Ansatz dazu zu verhindern.

Manche Kritiker meinten, mit dem „Schweigen“ alleine wäre es ja wohl nicht getan und fragten, was denn nach dieser Aktion käme usw.!

Was spielt das für eine Rolle?

Kritisieren ist leicht, selber machen dagegen schon etwas schwerer.

Für mich hat diese Aktion eines gezeigt:

Es gibt noch Menschen in dieser Republik, welche den Mut haben, gegen den braunen Terror aufzustehen, zu handeln, auf ihre eigene Art und Weise, mit ihren Mitteln und tatsächlich etwas bewegen, anstelle nur rumzuschwätzen, oder einfach garnichts zu tun und einfach den Kopf in den Sand zu stecken.

Allen, die an dieser Aktion mitgemacht haben, gilt mein tiefster Respekt und meine Hochachtung, solche aufrechten Demokraten geben aus meiner Sicht Anlass zur Hoffnung für unsere Demokratie.

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Artikel vom Autor für diese Ausgabe.

Zusätzliche editorische Anmerkung des Verfassers: Dieser Beitrag darf gerne von anderen Blogs und Internetzeitungen übernommen werden, unter Angabe der Quelle und, bei Veröffentlichung, kurzer E-mail an mich, über das Kontaktformular meiner Homepage: http://www.dieter-carstensen-waldbroel-nrw.homepage.t-online.de/