Betrieb und Gewerkschaft 

Erhalt der S-Bahn als einheitlicher Betrieb

Keine Ausschreibung – Rettung der Berliner S-Bahn

Info-Blatt für die KollegInnen der S-Bahn Berlin GmbH

12/11

trend
onlinezeitung

In der Plattform der Gruppe "KollegInnen der S-Bahn Berlin GmbH"  heißt es:

Wir, Kolleginnen und Kollegen der S-Bahn, Betriebsräte und Mitglieder und Vertrauensleute in den Eisenbahngewerkschaften bei der Berliner S-Bahn, traten im April 2010 mit einer einheitlichen unabhängigen Liste zur Betriebsratswahl an, um für die gemeinsamen Interessen unserer Kollegen zu kämpfen. Diese Liste ist mit 3 Sitzen ab Mai 2010 im Betriebsrat der S-Bahn vertreten. Friedrich Klein; Uwe Oldenburg und Peter Polke stehen stellvertretend für alle KolegInnen:

Für eine komplette und integrierte S-Bahn in öffentlicher Hand als Teil der Deutschen Bahn

ein Betrieb - ein Tarifvertrag

Als Betriebsräte können wir für die Interessensvertretung nur etwas erreichen, in dem wir uns auf die Kraft der Gewerkschaften, im Betrieb stützen können. Wir Betriebsräte handeln dann auf der Grundlage eines gemeinsamen Aktionsprogramms mit ihnen, zur Vertretung der Interessen aller Kollegen und Kolleginnen.
Wir sind in der schwersten Wirtschaftskrise aller Zeiten. Diese ist auch für die S-Bahn Berlin GmbH mit weitreichenden Folgen verbunden. Für die Politik sind verschärfter Wettbewerb und Privatisierung die Konsequenz.
Gerade die Erfahrung mit dem Zusammenbruch der Berliner S-Bahn zeigt, verschärfter Wettbewerb heißt verschärfte Kostensenkung durch: Lohnkürzungen, Leistungsverdichtungen, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der Leistungsqualität und Stellenabbau.

  • Wettbewerb ist die Vorbereitung auf die Privatisierung

  • Wettbewerb ist die Zerstörung der Öffentlichen Daseinsvorsorge

Die Deutsche Bahn AG plündert die S-Bahn Berlin GmbH - wie eine Hedge-Fonds-Heuschrecke die Betriebe ausplündert. Aber die Deutsche Bahn AG ist zu 100 % in öffentlicher Hand. Bundesregierung und Landesregierung ha-ben die Verantwortung die Deutsche Bahn und S-Bahn allein auf den Auftrag der Öffentlichen Daseinsvorsorge auszurichten.

Wettbewerb und Öffentliche Daseinsvorsorge sind unvereinbar.

Keine Gewerkschaft und kein Betriebsrat dürfen Wettbewerbsdumping und eine Privatisierung "mit"-gestalten.

Wir verstehen unsere Aufgabe unabhängiger gewerkschaftlicher Betriebsräte darin, die Interessen der Kollegen und Kolleginnen zu vertreten , unabhängig von den entgegengesetzten Interessen der Geschäftsleitung der DB Bahn und der S-Bahn. Ein Betriebsrat, der den Wettbewerbsinteressen und Privatisierung nicht entgegensteht, ist keine von negativen Einflüssen unabhängige gewerkschaftliche Interessensvertretung. So hat der Betriebsrat der Berliner S-Bahn nicht die Aufgabe, einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im Namen der Vorbereitung auf den Wettbewerb, also dem Arbeitsplatzabbau innerhalb der Berliner S-Bahn und dem Abbau der Sicherheitsbestimmungen, sowie der Garantie der öffentlichen Versorgung, zuzustimmen.

Der neu gewählte Betriebsrat muss seine Arbeit mit einem anderen Selbstverständnis als der "alte" Betriebsrat aufnehmen

Wir S-Bahnerkolleginnen und Kollegen haben gleiche Interessen:

Lohn und Einkommen:
Alle Tarifverträge, ob von der GDL oder der Tarifgemeinschaft Transnet/ GDBA, sind de facto Absenkungstarifverträge. Gegenüber unserer Gewerkschaften wollen wir für Tarifverhandlungen und Tarifverträge eintreten, die Verbesserungen bringen oder zumindest Erreichtes verteidigen. Ein einheitlicher Tarifvertrag muss nach dem Prinzip "ein Betrieb - ein Tarifvertrag"' sicherstellen, dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit bezahlt wird. Wir treten bei den Gewerkschaften für die Weiterführung des BeSi TV aber mit anderen Zumutbarkeitsgrenzen ein. Heißt: Ein Eisenbahner der Seinen Arbeitsplatz verliert, soll nicht weiter reisen müssen als es ein Hartz IV- Betroffener das für seine Wiedereingliederung ins Arbeitsleben tun muss.

Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen:
Auf allen Ebenen haben wir es aufgrund .von Leistungsverdichtung mit zunehmender Arbeitshetze, einem Anstieg unserer Überstunden und einer Verschlechterung unserer Arbeitsbedingungen zu tun. Dagegen treten wir an. Deshalb fordern wir die Einführung von Arbeitszeitplänen, die sich an gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten. Beruf und Familie müssen vereinbar sein. Dringend nötig wird deshalb ein Eingriff des Betriebsrates in die Personalplanung.

Arbeitsplätze:
Seit Gründung der S-Bahn Berlin GmbH im Jahre 1994 mussten ca. 1600 Kolleginnen und Kollegen gehen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Betriebsrat und Gewerkschaft müssen gemeinsam um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Erforderlich sind: Backsourcing bereits abgegebener Leistungen, Rückführung aller ausgegliederten Bereiche, Ausbau und Einrichtung von Integrationsarbeitsplätzen, Neueinstellungen und die Restrukturierung des Betriebes zu einer einheitlichen S-Bahn.

Ausbildung und Zukunftssicherung:
Der Betrieb altert aus. Deshalb brauchen wir eine dem demografischen Wandel Rechnung tragende Personalpolitik. Dazu gehört der Erhalt 'von qualifiziertem" Fachpersonal und die ständig, unbefristete Übernahme unserer Auslerner. Wir brauchen eine S-Bahneigene Lehrwerkstatt. Nur so gibt die Berliner S-Bahn unserer Jugend eine Perspektive. Die feste Übernahme junger Kolleginnen und Kollegen wendet den negativen demografischen Wandel in eine zukunftssichere Personalentwicklung um.

Öffentliche Daseinsvorsorge:
Die S-Bahn Berlin ist ein Betrieb der öffentlichen Daseinsvorsorge. Das heißt Nein zum Wettbewerbsdumping, denn es gibt keinen "fairen" Wettbewerb. Wir wollen eine leistungsfähige S-Bahn, mit Facharbeiterinnen und Facharbeitern, die durch ihre Arbeit eine gute öffentliche Versorgung garantieren. Deshalb müssen wir alle Kräfte bündeln, um unsere Berliner S-Bahn als integriertes Nahverkehrsmittel zu 100 Prozent in öffentlicher Hand zu erhalten. Dies geht nur mit Hilfe überbetrieblicher und regionaler Netzwerke. Die Bundesregierung, das Land Berlin und dessen Umland dürfen sich nicht ihrer Verantwortung für die Berliner S-Bahn entziehen!

Wiederherstellung der S-Bahn als integrierte S-Bahn:
S-Bahn: ein Betrieb aus einer Hand, mit eigenem Fahrbetrieb und mit durch S-Bahn-Fahrdienstleiter besetzten Stellwerken. Alle Bahnhöfe und Haltepunkte sollen wieder mit betrieblichen, örtlichen Aufsichten besetzt werden. So können wir die Sozialwüste auf den Bahnhöfen der S-Bahn Berlin GmbH in einen lebendigen Teil des öffentlichen Nahverkehrs umwandeln.
Ein Werk für schwere vorbeugende planmäßige Instandhaltung und mit allen wiedereröffnetten Werkstätten der betriebsnahe Instandhaltung, ohne sicherheitsgefährdenden Kostendruck.
Ein eigener Marketingbereich mit personenbedientem Verkauf aller S-Bahn-Produkte, der auch die Einrichtung von Integrationsarbeitsplätzen für fachkundige, betriebsdienstuntaugliche Kolleginnen und Kollegen garantiert.
Eine eigene Berufsausbildungsstätte, die unsere Lehrlinge für die besonderen Anforderungen der Berliner S-Bahn fit macht, so den dringend notwendigen Nachwuchs für den Betriebsdienst in unserem Unternehmen garantiert und eine "Betriebskarriere" für jeden ermöglicht.
Ein eigenes Kantinenwesen, eigene Bewachung und Reinigung sowie eine eigene DV-Abteilung und ein eigenes ganzheitliches Personalwesen gehören dazu.

So wie jetzt kann und darf es nicht weiter gehen. Unserem machbaren Vorschlag zur Krisenbewältigung hat, mit überwältigem Mehrheit, der Betriebsrat am 01.03.2011 zugestimmt.

Sofortprogramm und Kontrollausschuss.
Eine Wiederaufrichtung unserer S-Bahn ist möglich !

Die Gruppe gibt seit drei Jahren regelmäßig Informationsschriften für die Belegschaft heraus. Hier ist die neueste Ausgabe vom 27. November 2011. Schwerpunkt dieses Info-Blatts ist die Vorbereitung auf  auf die  Betriebsversammlung am 13. Dezember 2011 im Werk Schöneweide um 8:30 Uhr und 15:30 statt. Diese Versammlung muss entscheiden, wie der Kampf für den Erhalt der S-Bahn als einheitlicher Betrieb organisieren werden soll.

Das Info-Blatt als PdF-File lesen

Editorische Hinweise

Wir übernahmen die Informationen von der Website: http://www.die-s-bahner.info/