In memoriam Hans Beimler
Ein Buch aus dem PapyRossa-Verlag
besprochen von Ruth Wilma Albrecht

12/11

trend
onlinezeitung

Zum Jahreswechsel 2011/2012 und zu seinem fünfundsiebzigsten Todestag erschien im PapyRossa-Verlag ein Buch über Hans Beimer (2.7.1895 - 5.12.1936).

Beimler war ein typischer Vertreter der sozialistisch-kommunistischen Arbeiterbewegung in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: 1895 in München geboren, von Beruf Schlosser, folglich Mitglied des Metallarbeiterverbandes, Werftarbeiter, Matrose im Ersten Weltkrieg, Beteiligung an der Novemberrevolution und der Münchener Räterepublik, Eintritt in die junge KPD, in der rechtsextremen konterrevolutionären Situation im Sommer 1921 wegen Hochverrats verurteilt, zwei Jahre Festungshaft, Fabrikarbeiter und Betriebsrat, ab November 1925 angestellter Funktionär bei der Bezirksleitung der KPD Südbayern, 1929 Wahl in den Augsburger Stadtrat, 1932 Wahl in den Bayerischen Landtag, März 1933 Wahl in den Deutschen Reichstag, Gefangener im KZ Dachau, nach vier Wochen Flucht aus dem Lager, illegale Arbeit für die KPD und Mitarbeiter bei der Roten Hilfe, 1936 KPD-Beauftragter für das Thälmann-Bataillon und Tod bei der Verteidigung Madrids.

Geachtet, geehrt, verehrt wurde Beimler in der traditionellen Arbeiterbewegung vor allem als kämpferischer, mutiger Antifaschist und Internationalist. In der DDR galt er als Held: seit 1956 wurde die staatliche Hans-Beimler-Medaille vergeben. 1966 erschien eine 15-Pfennig-Briefmarke der Deutschen Post der DDR. Auch in der sozialistischen Jugend der BRD war dieser kämpferische Antifaschist, Spanienkämpfer und Kommunist nicht nur in München und Südbayern in den siebziger Jahren hochangesehen. Auch in meiner alten Heimat, in Ludwigshafen und Mannheim, gab es kämpferische kommunistische Arbeitervertreter, Antifaschisten und Internationalisten wie Herbert Müller (1900 - 1994) oder August („Gustl“) Fend (1905 - 1996). Doch die waren alt. Helden aber müssen vor allem jung sein - jung und zur rechten Zeit sterben.

Friedbert Mühldorfer hat im vorliegenden Buch keinen Helden vorgestellt. Sondern ein sachliches Lebensbild gezeichnet und wissenschaftlich solide gearbeitet. Der Band ist zweigeteilt: dem Wiederabdruck des Textes “Im Mörderlager Dachau. Vier Wochen in den Händen der braunen Banditen” (S. 25-73) wurde eine informative “Einführung in Hans Beimlers Text” (S. 13-24) vorangestellt. Dort wird mit Blick auf Entstehung und Verbreitung, Inhalt und Sprache, Bedeutung und Edition belegt, daß diese 1933 in zwei Auflagen in der Moskauer Verlagsgenossenschaft der ausländischen Arbeiter in der UdSSR (auch gleichenjahrs dänisch und in den USA erschienene) Broschüre historisch die erste war, in der Zustände in einem bekannten Nazi-Konzentrationslager authentisch geschildert wurden.

Hans Beimer -Eine biographische Skizze” (S. 74-189) enthält eine Lebensbeschreibung, die klassische Dokumente erschließt, auswertet und vorhandene Sekundärliteratur kritisch bewertet sowie Fotos und Dokumente wiedergibt. Das Buch enthält auch ein den Frauen im “Schatten der Helden” gewidmetes Vorwort (S. 7-9) von Max Mannheimer, dem Präsidenten der Lagergemeinschaft Dachau.


 

Hans Beimler
Im Mörderlager Dachau.

Herausgegeben, kommentiert und um eine biographische Skizze ergänzt von Friedbert Mühldorfer.

Köln: Papyrossa, 2011, 195 Seiten, mit 30 s/w-Abbildungen. Neue Kleine Bibliothek 172. EUR 12,90 [D] / EUR 13,40 [A] / SFR 18,90. ISBN 978-3-89438-480-7.


Editorische Hinweise

Wir erhielten diesen Text als aktuelle Buchvorstellung von der Rezensentin.