Altersarmut in Deutschland
Auch bei lebenslanger Erwerbsarbeit im Niedriglohn

Daten zusammengestellt von Reinhold Schramm

12-2014

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Die Armutsquote der Rentner steigt kontinuierlich an und lag mit 13,6 Prozent 2012 nur noch 1,6 Prozentpunkte unter dem Wert der Gesamtbevölkerung. Demnach sind 2,3 Millionen Menschen im Rentenalter arm – ein vielfaches der knapp 500.000 Bezieher von Sozialhilfe bzw. Grundsicherung im Alter.

Dass viele ältere Arme keinen Anspruch auf die an Hartz IV orientierte Grundsicherung haben, liegt u. a. daran, dass sie auf andere, „vorrangige“ Leistungen verwiesen werden. Dies dürfte vor allem für 315.000 ältere Wohngeldbezieher gelten. –

Die Mehrheit der Altersarmen bezieht trotz eines Einkommens unterhalb der Armutsschwelle – für Alleinstehende z. Z. 869 Euro im Monat – aber weder Grundsicherung noch Wohngeld. Entweder liegt ihr Einkommen knapp unter der Armutsschwelle oder sie nehmen ihre Ansprüche auf Sozialleistungen nicht wahr.

Von Altersarmut bedroht sind alle, die keine betriebliche Altersversorgung haben und keine privaten Rentenansprüche aufbauen können. Denn seit der sog. ‘Reform’ von 2001 verfolgte die Rentenpolitik in erster Linie nicht mehr das Ziel, den Lebensstandard zu sichern. So stieg die so genannte Eckrente – der Anspruch eines lohnabhängigen Erwerbstätigen, der sein Leben lang durchschnittlich verdient hat, derzeit 1135 Euro – von 1991 bis 2013 zwar nominal um 30 Prozent. Inflationabereinigt ging sie aber zurück: Im selben Zeitraum legten die Verbraucherpreise um 51 % zu.

Hinzu kommt, wer heute aus dem Erwerbsleben ausscheidet, erreicht im Regelfall nicht mehr das Rentenniveau früherer Jahrgänge. Im Jahr 2003 bezogen etwa 40 Prozent der neuen Ruheständler eine Rente unterhalb der Grundsicherungsschwelle. Im Jahr 2012 waren es bereits 53 Prozent der neuen Ruheständler.

Die Bundesregierung plant eine sog. „solidarische Lebensleistungsrente“. Nur wer lange eingezahlt hat, der soll 30 Entgeltpunkte bekommen. Das entspricht einer Nettorente von 764 Euro in Westdeutschland. Dieser Wert liegt jedoch nur 20 Euro über der Grundsicherungsschwelle (Sozialhilfe). –

Der Abstand zur Sozialhilfe bzw. Grundsicherung, auch bei lebenslanger Erwerbsarbeit der Geringverdiener, dürfte in Zukunft noch weiter schrumpfen. In der jüngeren Vergangenheit stieg die Rente nämlich langsamer als die Grundsicherung.

Der Wert der für 2017 geplanten sog. „Lebensleistungsrente“ dürfte bereits im kommenden oder übernächsten Jahr unter der Sozialhilfeschwelle (bzw. der sog. „Grundsicherungsschwelle“) liegen.

Die Folge: Die Betroffenen müssen Wohngeld oder Grundsicherung beantragen, um das sozialstaatliche Minimum zu erreichen.

[Eine Modifikation, vgl.]

Quelle: Rudolf Martens: Altersarmut in Deutschland: Bislang nur die halbe Wahrheit, August 2014. Böcklerimpuls 18/2014 /  www.boeckler.de/impuls_2014_18_7.pdf