- Veröffentlicht am Donnerstag, 26. November 2015
Die Bundesregierung schiebt massenhaft
Menschen nach Kosova, Albanien, Montenegro und Mazedonien
ab. Angeblich handelt es sich bei den genannten Staaten um
„sichere Herkunftsländer“. Täglich fliegen Flugzeuge mit
abgeschobenen Menschen von bundesdeutschen Flughäfen aus in
die Region. Dolmetscher und Bundespolizisten begleiten die
zwangsweise Abgeschoben. In diesem Text geht es in
erster Linie um die Lage der in Kosova lebenden Roma
. Thematisiert wird insbesondere die schreckliche
Lebenssituation von Roma und Ashkali in Kosova. Kurz muss
allerdings auf die allgemeine soziale Katastrophe in Kosova
hingewiesen werden . In Kosova müssen derzeit 18 % der
Menschen in extremer Armut, mit weniger als einem Euro pro
Tag ihr Leben gestalten. Der Euro ist in Kosova
Landeswährung, bis auf Kaffee und Zigaretten lassen sich
die Preise mit den Lebenshaltungskosten in Deutschland
vergleichen. 36 % der Bevölkerung leben nach offiziellen
Angaben von weniger als 2 Euro pro Tag. Die
Jugendarbeitslosigkeit dürfte bei 80 % liegen. Es gibt in
Kosova keinerlei Arbeitslosengeld, sowie keinerlei
kostenlose Gesundheitsversorgung. Das Leben in Armut, ein
Leben ohne Strom, ein Leben ohne Wasser, ein Leben in
Kälte, stellt eine Form von Folter dar. Abschiebungen nach
Kosovo sind daher generell ein inhumaner grausamer Akt.
Dies insbesondere weil deutsche Politik in Kosova
maßgeblich zu dem sozialen Desaster beigetragen hat. Viele
deutsche Experten und Berater leiteten und leiten in Kosova
den neoliberalen Privatisierungsprozess an . Die
Privatisierungen kosteten bis dato nach
Gewerkschaftsangaben, knapp 77.000 Arbeitsplätze. Nun aber
zur extrem schweren Lage der Roma und Ashkali in Fushë
Kosova in der Nähe der Landeshauptstadt Prishtina.
Lagebeschreibung
Knapp 12.000 Roma und Ashkali leben einst in
Fushë Kosova. Während des Krieges wurde der Großteil ihrer
Häuser zerstört. Heute hausen diese Menschen in einem
speziellen Gebiet hinter dem einst wichtigen Bahnhof. Dort
leben knapp 4500 Personen. Die Straßen in dem Viertel sind
nicht asphaltiert. Die selbst zusammen gebauten Häuser
besitzen in aller Regel keinen betonierten Fußboden. Es
gibt in dem Viertel, keinen Anschluss an Strom und keine
Kanalisation. Die Menschen leben in extremen Elend. Nach
Angaben des Romasprechers Fehmi Gashi haben nur 1% der aus
dem Gebiet stammenden Personen Arbeit. Nach Meinung des
Sprechers ist es völlig sinnlos sich für eine freie Stelle
oder eine halbwegs gut bezahlte Stelle als Roma zu
bewerben. Die rassistische Diskriminierung der Roma und
Ashkali ist an der Tagesordnung. Leben müssen die Menschen
von 60 € pro Familie im Monat mit fünf Kindern. Eine
Familie mit sieben Kindern erhält 75 € Sozialhilfe. Damit
ist die nackte Existenz nicht gesichert. Ein Laib Brot
kostet im Kosova mehr als in Deutschland. Der Preis für 1 l
Milch lässt sich ziemlich genau mit dem Preisen in
deutschen Supermärkten vergleichen. Der so genannte
„Familienzuschlag“ gilt allerdings nur für Kinder bis zum
fünften Lebensjahr. Etwas ironisch meinte der Romasprecher:
„ Wir werden ja fast schon gezwungen immer wieder Kinder zu
machen, um bei 60 oder 75 € im Monat zu verbleiben.“
Selbstverständlich wüten Krankheiten in dem Roma und
Ashkali Viertel . Weit verbreitet sind Lungenerkrankungen
und Krebs. Medikamente und Behandlungen sind für die
erkrankten Menschen nicht finanzierbar. Besonders im Winter
ist die Situation der Menschen dramatisch. Der Winter ist
ohne Heizung, ohne Gasanschluss zu bewältigen in einem
Gebiet in dem Winter oft kälter sind als in Deutschland.
Roma und Ashkali
Die Roma und Ashkali unterscheiden sich
sprachlich. Bei den Roma ist die Muttersprache , die
Sprache der Roma. Daneben sprechen sie natürlich noch
albanisch. Ashkali hingegen sprechen auch privat und in
den Familien albanisch. Die Tradition der Kultur der beiden
Gruppen sind eng miteinander verwandt. Prinzipiell werden
sie in Kosova nicht nur finanziell, sowie bei der Vergabe
von Arbeitsplätzen rassistisch benachteiligt sondern es
gibt häufig ungeahndete polizeiliche Übergriffe gegen Roma.
Die Haupteinnahmequelle für viele Familien in Fushë Kosova
sind ihre Kinder . Viele Frauen sind täglich mit ihren
Kindern an wichtige Autokreuzungen in Prishtina. Dort
springen die Kinder auf die Automobile, waschen die
Autoscheiben in der Hoffnung dafür einige Cent zu erhalten.
Dennoch besuchen rund 100 Roma- Kinder und knapp 700
Ashkali Kinder die örtliche Schule. Der Romasprecher
verweist immer wieder darauf wie sehr die Anliegen der Roma
und der Ashkali im Gemeindeparlament ignoriert werden.
Sowohl die Roma- Partei PEBRK als auch die Ashkali Partei
PDASHK haben im Stadtrat jeweils einen Sitz. Vom Prinzip
her wird jeder ihrer Anträge von den dominierenden Parteien
LDK und PDK, sowie dem LDK Bürgermeister ignoriert. Nur die
„ Bewegung für Selbstbestimmung VV“ unterstützt die
gerechten sozialen Forderungen von PEBRK und PDASHK. Vor
Ort gibt es keine internationale NGO mehr, die versucht die
Not der Roma und Ashkali zu mildern. Geradezu katastrophal
wirkt sich jetzt, die so genannte Rückführung von Roma und
Ashkali durch die Bundesregierung aus. Das Horrorwohngebiet
in Fushë Kosova wird wieder größer. Auch die Situation der
Roma im Nord Kosova ( serbisch dominiert) in Leposavic ist
mit der Situation in Fushë Kosova vergleichbar. Es gilt in
der Bundesrepublik Deutschland konkrete Solidarität mit
allen sozial unterdrückten Menschen in Kosova zu entwickeln
und gleichzeitig gegen jegliche Abschiebung Stellung zu
beziehen. Insbesondere sollte die Bundesregierung an ihre
historische Verantwortung bezüglich der Roma erinnert
werden. Der Hitler- Faschismus führte neben dem Genozid an
den Juden, einen Genozid an den Roma durch. Die
Abschiebungen nach Kosova stellen einen reaktionären
menschenfeindlichen Akt, insbesondere gegen Roma und
Ashkali dar.

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