Leserbrief von Thomas Mehner 12/2015
trend
onlinezeitungLesehinweis: Am 6.12. 2015 erhielten wir von Thomas Mehner den folgenden Leserbrief, der sich auf die Vorbemerkung zu seinem Artikel "Dabei sein ist nicht alles!" in der Novemberausgabe von TREND bezieht.
Im Hinblick auf eine notwendige Diskussion unter deutschen Linken freut mich die Veröffentlichung meines Textes in Eurer online-Zeitung: „Wohin sich die DKP entwickelt, sollte schon deshalb von Interesse sein, weil die klassenorientierte Linke in der BRD vor der Aufgabe steht, die Einheit der Klassenlinken herzustellen, wenn sie überhaupt eine Chance auf politische Wirkungsmacht haben will.“ Stimmt, aber da verwundern mich die redaktionellen Vorbemerkungen doch etwas, denn sie nehmen sich gerade nicht die Mühe, zu dem Beitrag irgendwie inhaltlich Stellung zu nehmen. Es wäre ja sicher nützlich für das erklärte Ziel, die Positionen meines Textes bzw. der DKP mit Argumenten zu widerlegen, wenn man sie für falsch hält. Doch statt Argumenten kommt nur eine schlichte Verdonnerung als „echter DKP-Ladenhüter aus den 1970er Jahren“. Doch auch das ist falsch, die von mir hier kurz umrissenen Positionen wurden entwickelt aus den praktischen Erfahrungen der internationalen kommunistischen Bewegung mit den faschistischen Entwicklungen in den 20ern und 30ern, theoretisch ausgewertet, diskutiert und verallgemeinert auf dem VII. Wektkongress der Komintern 1935, der den Faschismus klassenmäßig sauber als politisch und ökonomisch interessengesteuertes Verhalten des imperialistischen Monopolkapitals analysierte sowie unsere Gegenwehr ebenso klassenmäßig aus den gemeinsamen entgegengesetzten Interessen aller anderen, d.h. nichtmonopolistischen Klassen und Schichten begründete.
Auf die hier gewonnenen Erkenntnisse sind wir Kommunisten immer noch stolz, hat doch keine andere Richtung auch nur annähernd Gleichwertiges geschaffen und die „Einheit der Klassenlinken“ auf einer gemeinsamen, anerkannten Grundlage hergestellt. Widerlegt wurden diese strategischen Vorstellungen seitdem auch nicht. Nun ist es ja durchaus legitim, diese dennoch falsch zu finden. Was also hindert Euch als Vertreter einer klassenorientierten Linken daran, meinen Positionen und Argumenten bzw. denen der DKP Eure mit besseren und stichhaltigeren Argumenten besser begründeten Positionen gegenüber zu stellen? Stattdessen der Vorwurf, „die DKP spiel(e)dabei in gewisserweise eine ideologische Negativrolle, weil sie mit ihrer DDR-Nostalgie und durch ihren ständigen Blick zurück in Sachen Klassenanalyse und Staatstheorie strategisch notwendige Debatten blockier(e).“ Wieder eine Verdonnerung an Stelle von Argumenten. Wenn Ihr wirklich die (Wieder-)Gewinnung einer einheitlichen strategischen Vorstellung der Klassenlinken über den Weg aus dem Kapitalismus hinaus zum Sozialismus für unverzichtbar haltet, dann stellt Euch der dazu nötigen solidarischen Diskussion. Mit Argumenten. Das gelingt allerdings nur auf Basis einer politischen Praxis, die die "menschenfeindliche Politik des Monopolkapitals" nicht für einen „Ladenhüter der DKP“ hält, sondern sie als bittere Realität nicht nur, aber besonders der deutschen imperialistischen Politik zur Kenntnis nimmt und gemeinsam mit der überwiegenden Mehrheit der Menschen bekämpft. Nur so kann das Ziel der Überwindung des Kapitalismus gemeinsam erreicht werden. Oder seid Ihr da anderer Meinung?