Betrieb & Gewerkschaft

DKP/KAZ- Betriebszeitung "Auf Draht"
Wer zahlt den Deal bei Kaiser´s-Tengelmann?

von "RW"

12/2016

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Nach monatelanger Schlacht teilen sich Edeka und Rewe den Kuchen auf. Kein großer für die hochmonopolisierten Verhältnisse im Lebensmittel-Einzelhandel, der zu 85 Prozent von Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl) kontrolliert wird.

Nach 120 Jahren wird Schluss sein mit dem noch in den 1970er Jahren als Nummer 1 geltenden familiengeführten Lebensmittelhändler. Am 31. Oktober einigte sich Karl-Erivan Haub, der Tengelmann-Patriarch, mit Edeka und Rewe über den Verkauf seiner ca. 500 Filialen nebst gut 15.000 Kolleginnen und Kollegen mit von diesen erschufteten 7,7 Milliarden Euro. Warum Rewe und Edeka zwei volle Jahre um Kaiser´s Tengelmann kämpften: „Kaiser´s-Tengelmann ist eine der letzten großen Akquisitionsmöglichkeiten im deutschen Lebensmittelhandel“, so die Wirtschaftswoche. (1)

Vermittelt haben den Deal Wirtschafts­minister und Gewerkschaft, zuletzt sogar Exkanzler Schröder. „Der Einsatz und die Arbeit haben sich gelohnt“, jubelte Gab­riel. Die Beschäftigten könnten nun ein gutes Weihnachtsfest feiern, weil sie sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze ma­chen müssten. „Ein sehr guter Tag für die Beschäftigten bei Kaiser´s-Tengelmann“, ergänzte Gewerkschaftsvorsitzender Bsir-ske. Verdi erklärt auf seiner Internetseite, die ursprünglichen Bedingungen der Mi­nistererlaubnis seien nun in der Schlich­tung zugesichert worden. „Neben den Ver­kaufsfilialen fallen auch das Fleischwerk, die Verwaltung und Lagerstandorte unter die ausgehandelten Regeln, zu denen neben der Beschäftigungssicherung Ga­rantien für Tarifbindung und Bestand der Mitbestimmungsstrukturen zhlen.“

Nach monatelanger Schlacht teilen sich also nun Edeka und Rewe den Kuchen auf. Vermittelt haben den Deal Wirtschafts­minister und Gewerkschaft, zuletzt sogar Exkanzler Schröder. „Der Einsatz und die Arbeit haben sich gelohnt“, jubelte Gab­riel. Die Beschäftigten könnten nun ein gutes Weihnachtsfest feiern, weil sie sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze ma­chen müssten. „Ein sehr guter Tag für die Beschäftigten bei Kaiser´s-Tengelmann“, ergänzte Gewerkschaftsvorsitzender Bsir-ske. Verdi erklärt auf seiner Internetseite, die ursprünglichen Bedingungen der Mi­nistererlaubnis seien nun in der Schlich­tung zugesichert worden. „Neben den Ver­kaufsfilialen fallen auch das Fleischwerk, die Verwaltung und Lagerstandorte unter die ausgehandelten Regeln, zu denen neben der Beschäftigungssicherung Ga­rantien für Tarifbindung und Bestand der Mitbestimmungsstrukturen zählen.“

Nach monatelanger Schlacht teilen sich also nun Edeka und Rewe den Kuchen auf.

Kein großer Kuchen für die Verhältnisse im Lebensmittel-Einzelhandel, der zu 85 Pro­zent von eben Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (u. a. Lidl) kontrolliert wird, wie das Bundeskartellamt auf seiner Internetseite mitteilt. 7,7 Milliarden Um­satz erzielte Tengelmann 2015, ein Klacks im Vergleich zu Edeka mit 53,3 Milliarden und Rewe mit 39,6 Milliarden Umsatz.(2)

Nicht beteiligt an den hinter verschlos­senen Türen geführten Verhandlungen waren Belegschaft und Betriebsräte. Weder die von Kaiser´s-Tengelmann noch jene von Edeka und Rewe. „Dass verhandelt wird, ist gut und schön. Aber es wäre das Mindeste, die Betriebsräte und die Be­schäftigten auch über die Ergebnisse zu informieren. Wir erfahren seit längerem so gut wie jede neue Entwicklung nur aus den Medien. Weder die an den Verhand­lungen beteiligten Arbeitgeber- noch die Verdi-Vertreter informieren uns. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, so die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Janetta Jöckertitz in der jungen Welt vom 19. November.

Mag sein, dass zumindest für die nächs­ten fünf Jahre die derzeit bei Kaiser´s- Tengelmann Erwerbstätigen aufatmen können. Doch sind denn wirklich 15.000 Erwerbsmöglichkeiten sicher? Sogenannte „natürliche Fluktuation“ ist ein beliebtes Mittel zum Personalabbau bei gleichzei­tiger Profitmaximierung. Und wie sieht es denn bei Edeka und Rewe aus? Daniel Zimmer, der frühere Chef der Monopol­kommission, in einem Interview zum Deal: „Das hindert Edeka nicht daran, in den eigenen Filialen Entlassungen vorzu­nehmen oder sie zu schließen.“ Denn, so Zimmer, „Die Deutschen werden nicht mehr Lebensmittel kaufen, nur weil zwei Supermarktketten fusionieren.“(3)

Skepsis ist angesagt, die Angst des Ar­beitsplatzverlustes bei den Kolleginnen und Kollegen ist nicht weg. So berichtet die Verkäuferin in einer Düsseldorfer KT-Filiale, dass sie lieber sparen will als Weihnachtsgeschenke zu kaufen. „Man sagt uns nicht, wie das Ergebnis aussieht“. Die langjährig Beschäftigte weiter: „Ich bekomme das Gefühl nicht los, dass das Weihnachtsgeschäft noch mitgenommen werden soll. Dann alles durchforstet wird, was nichts mehr abwirft für die neuen Besitzer“.(4) Aber das gilt nicht nur für die Kolleginnen und Kollegen bei Tengelmann. Auch bei Edeka und Rewe ist nichts sicher. „Am Ende könnten also die Arbeitsplätze der Kaiser’s-Tengelmann-Belegschaft gesi­chert sein – für die Angestellten in Edeka- Filialen, die sich mit dem Tengelmann- Netz überschneiden, sähe das anders aus“, kommentierte die Wirtschaftswoche.(5)

Müller, Meier oder Schulze als Verkäu­fer, Kunde oder Lieferant, werden diese „schmerzlichste Entscheidung, die ich in meinem Leben habe treffen müssen“, so Karl-Erivan Haub, zahlen.6 Wie hoch das Schmerzensgeld ist? Selbstverständlich geheim.

Stellt sich doch glatt die Frage, ob wir uns die Karl-Erivan Haubs überhaupt noch leisten wollen.

Endnoten

1 Wirtschaftswoche, 18. November 2016
2 Absatzwirtschaft, 22. März 2016
3 Wirtschaftswoche, 18. November 2016
4 www.labournet.de, 11.November 2016
5 Wirtschaftswoche, 18. November 2016
6 www.web.de, 7. Oktober 2014

Quelle: http://betriebsaktiv.de/