Stadtumbau & Stadtteilkämpfe

Haunted Landlord
Die Rückkehr der Entmieteten

Eine Aktion des
Peng!-Kollektivs

12/2017

trend
onlinezeitung

Ein von Peng! programmierter Bot ruft automatisiert eine Woche lang mehrmals am Tag und zu
verschiedenen Uhrzeiten bei Immobilienfrmen und Hauseigentümer*innen an und spielt die
Schicksale der von ihnen verdrängter Mieter*innen ab. Die Entmieteten kehren zurück, um diejenigen zu plagen, die sie auf die Straße gesetzt haben. Durch die Aktion will das Kollektiv auch einen Beitrag zur stadtpolitischen Debatte leisten.


Wie funktioniert Haunted Landlord?

Wir haben schlimme Fälle von Entmietung und Räumung recherchiert, Interviews mit den ehemaligen Bewohner*innen geführt und die Aussagen von Schauspieler*innen nachsprechen lassen. Mit den aufgezeichneten Statements ruft ein von uns programmierter Bot auf den Büro- und privaten Nummern der Firmen und Hauseigentümer*innen an und spielt ihnen die Geschichten der von ihnen verdrängten Menschen vor. Eine Woche lang ruft der Bot immer wieder zu Tages- und Nachtzeiten an.


Warum die Aktion?

Die Mittel, zu denen Immobilienbesitzer*innen greifen, um ihre Häuser zu entmieten und aufzuwerten sind mitunter unmenschlich und hinterlassen tiefe Spuren in den Leben der Betroffenen. Doch weil es sich in der aktuellen rechtlichen Lage finanziell enorm lohnt, finden Entmietungen mit skrupellosen Methoden sowie Zwangsräumungen überall und immer wieder statt. Der Staat schützt Privateigentum, Profitmaximierung und Spekulation mehr als das Recht auf Wohnen. Die Kosten tragen natürlich diejenigen, die ohnehin über eine schlechtere finanzielle Absicherung verfügen und auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind.

Viele dieser Geschichten gehen unsichtbar über die Bühne und die Betroffenen bleiben mit den Problemen und ihrer Wut alleine zurück.

Während Eigentümer*innen sich bereichern, werden Menschen durch Wohnungsnot in dramatische Lebenskrisen gestürzt und das soziale Geflecht von ganzen Stadteilen zerstört.

Mit dieser Aktion wollen wir dieses flächendeckende, strukturelle Problem durch persönliche Geschichten sicht- und hörbar machen und die Verantwortlichen direkt mit den Stimmen der Verdrängten und den Folgen ihrer Taten konfrontieren. Das Machtverhältnis zwischen Entmieter*innen und Entmieteten wird – wenigstens kurzzeitig – umgekehrt. Diejenigen, die von ihren Vermieter*innen massiv unter Druck gesetzt wurden und einem Gefühl der Ohnmacht ausgeliefert waren, erheben jetzt ihre Stimmen.

Die Entmieteten, die sonst nur als kurze Episode einer Investitionslogik erinnert werden, spuken so noch Jahre später in den Telefonleitungen ihrer ehemaligen Landlords.

Die Häuser denen, die sie brauchen!

Wohnen darf keine Ware, kein Spekulationsobjekt sein. Solange die Wohnungsfrage dem ‚freien Markt’ überlassen bleibt, bleiben Entmietungen und Zwangsräumungen die Regel und geläufige Mittel zur privaten Profitmaximierung. Die strukturellen Bedingungen, die dies begünstigen, müssen angegangen werden.

Was mit der Stadt passiert und wer da wohnen bleiben darf, geht uns alle an.

Zum Glück regt sich überall Widerstand. Mieter*innen erheben ihre Stimmen, organisieren und wehren sich. Zwangsräumungen können durch kollektive Handlung verhindert werden. Die Vernetzung zwischen den Initiativen hat in vielen Städten schon Erfolge gezeigt. Der Druck steigt. Spekulation mit Wohnraum muss immer schwieriger und unrentabel werden. Auf dass die Mieter*innen und Entmieteten immer lauter werden, und sich Gehör verschaffen. Die Häuser denen, die sie brauchen!

Quelle & weitere INFOs unter: https://hauntedlandlord.de/