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Chinas Investment in Afrika

von
Reinhold Schramm

12/2017

trend
onlinezeitung

»Das massive Engagement der Volksrepublik China in Afrika seit Ende der 1990er Jahre dürfte als größte Herausforderung für die wirtschaftlich-politischen Interessen westlicher Staaten in Afrika gelten. Denn dem geballten Einsatz von Regierungsbürokratie, Nachrichtendiensten und mächtigen Finanzinstitutionen der Volksrepublik für die Interessen ihrer nationalen Unternehmen haben die marktwirtschaftlich organisierten Länder der westlichen Hemisphäre nichts Vergleichbares entgegenzusetzen.«

Chinas Ziel der Rohstoffsicherung

»Seit Ende der 1990er Jahre sah sich China gezwungen, neue Wege zur Deckung seines steigenden Nahrungsmittel-, Rohstoff- und vor allem Erdölbedarfs für seine wachsende Bevölkerung einzuschlagen. Dies begründete auch die Erarbeitung einer neuen Entwicklungsstrategie für chinesisch-afrikanische Beziehungen im 21. Jahrhundert, die auf der Beijing Conference / China-Africa Consultative Forum (CACF) unter Teilnahme von 44 afrikanischen Ländern im Oktober 2000 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. {...} Seit Ende der 1990er Jahre sah sich China gezwungen, neue Wege zur Deckung seines steigenden Nahrungsmittel-, Rohstoff- und vor allem Erdölbedarfs für seine wachsende Bevölkerung einzuschlagen. Dies begründete auch die Erarbeitung einer neuen Entwicklungsstrategie für chinesisch-afrikanische Beziehungen im 21. Jahrhundert, die auf der Beijing Conference / China-Africa Consultative Forum (CACF) unter Teilnahme von 44 afrikanischen Ländern im Oktober 2000 der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Chinas Regierungs- und Finanzinstitutionen an den Schaltstellen

Chinas Finanzoperationen in Afrika vergleichbar mit den Investitionszuflüssen aus anderen Ländern zu machen, ist schwierig, denn: Nur ein geringer Teil fließt in der Form von Direktinvestitionen / Foreign Direct Investment (FDI), bei denen ein Investor mindestens 10% vom Kapital und Stimmrecht besitzt. So bezifferte China vor kurzem seinen Bestand an Direktinvestitionen in Afrika mit insgesamt 30 Mrd. US$ und jährlich etwa 2 Mrd. US$, wobei allerdings eine erhebliche (auf 6 Mrd. US$ geschätzte) Dunkelziffer an nicht registrierten Aktivitäten von Chinesen auf dem Kontinent besteht.

Chinas wirtschaftlicher Einzug in Afrika lief ab – wie Expertenanalysen zeigen – als konzertierte Aktion zwischen chinesischen Unternehmen, dem Staat und chinesischen Finanzinstitutionen zur Bereitstellung von billigen Finanzmitteln, mit denen die chinesischen Firmen jederzeit und überall ihre westliche Konkurrenz unterbieten können. Zu diesen Institutionen gehören im Einzelnen: die China Development Bank (CDB), die als größte quasikommerzielle Entwicklungsbank der Welt (vor Weltbank und Asiatischer Entwicklungsbank) gilt, ferner die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), China International Trade and Investment Corporation (CITIC), China Export and Credit Insurance Corporation (CECIC) sowie die China Export-Import Bank (Eximbank), die als drittgrößte Exportkreditagentur der Welt gilt und vor allem den chinesischen Erdölgesellschaften zinssubventionierte Kredite zur Verfügung stellt.

All diese staatlich kontrollierten Organisationen verfügen über gewaltige Finanzmittel zur Vergabe von Unternehmenskrediten, die nicht unbedingt den gleichen rigorosen Bedingungen von Transparenz und Wirtschaftlichkeit unterliegen, wie üblicherweise die Unternehmensfinanzierung in westlichen Ländern. Allein die in der Zeit der globalen Finanzkrise neu gegründete China Investment Corporation (CIC) verfügte Berichten zufolge über eine „Kriegskasse“ von 200 Mrd. US$, zur Verfügung gestellt von der chinesischen Zentralbank, die ihre Anlagen weg von US-Dollar und Staatsschuldverschreibungen diversifizieren wollte.

Mit diesen Mitteln konnten die Chinesen vor allem ihren Bergbaugesellschaften lukrative Konzessionen auf dem afrikanischen Kontinent einschließlich der dazu erforderlichen Infrastrukturprojekte finanzieren {...} Ein Paradebeispiel für diese Vorgehensweise ist Angola, das nach Ende des fast 30-jährigen Bürgerkriegs (2002) rund 11 Mrd. US$ aus dem Ausland für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur benötigte und aus politischen Gründen (wegen Transparenz-, Anti-Korruptions-Auflagen u.Ä.) eine Alternative zu westlichen Geberländern suchte. Dagegen gibt es chinesisches Geld ohne solche Auflagen, Stichwort: Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.

Chinas Top-Zielländer und „Leuchttürme“ – Mega-Projekte in Afrika

{...} Nach Erfassung des Mofcom investierten zwischen 1998 und 2012 etwa 2.000 chinesische Unternehmen in 49 afrikanischen Ländern. Hierbei ist die Top-Destination für chinesische Engagements Nigeria, mit Abstand gefolgt von Südafrika, Sambia, Äthiopien und Ägypten.

Es gibt eine Reihe fundierter Untersuchungen über die Vorgehensweise und Zusammenhänge beim chinesischen Afrika-Engagement, so etwa eine ausführliche Studie des renommierten südafrikanischen Beratungsunternehmens Executive Research Associates Pty. Ltd.: China in Africa – A Strategic Overview. Solche Analysen zeigen unter anderem, dass sich chinesische Investoren im Unterschied zu westlichen im Allgemeinen nicht von Faktoren wie Rechtsunsicherheit, schwachem Gerichtswesen, unzureichenden Eigentumsrechten usw. abschrecken lassen. Daher ist der chinesische Investitionsanteil tendenziell in Ländern mit schwachem Rechtswesen usw. am größten. {...}«

 vgl.:

Quelle:

Zusendung durch den Autor per Email am 03.12.2017