“Der Islam“ beschäftigt Politik
und Gesellschaft in Deutschland wie kaum ein
anderes Thema. Dies spitzt sich zu der
sogenannten „Islamkonferenz“ des
rechtspopulistischen Bundesinnenministers und
CSU Vorsitzenden Horst Seehofer noch weiter zu.
Vor dieser „Konferenz“ gab es hektische
Aktivitäten. Der ehemalige Parteichef der
Grünen Cem Özdemir rief mit anderen
„Islamkritikern“, Ex Muslimen und sogenannten
„Islamexperten“ noch schnell zur Gründung der
„Initiative säkularer Islam“ auf, um dort groß
auftreten zu können. Der größte islamische
Verein in Deutschland und auch wieder auf der
Konferenz vertreten ist der sunnitische DITIB,
der wegen seiner Abhängigkeit vom Regime in der
Türkei und diverser Praktiken wie das
bespitzeln von Kritikern der Regierung in
Ankara in die Kritik geraten ist. Daneben gibt
es unter anderem auch Religionsgemeinschaften
und Verbände des Islam die den Regierungen von
Saudi Arabien oder dem Iran z.B. nahe stehen
sollen und angeblich deren Interessen vertreten
sollen. Und es gibt auch viele islamische oder
alevitische Kulturvereine die mit Politik
nichts am Hut haben.
Es sind jedoch zusammen nur
einige Zehntausend Menschen in diesen ganz
verschiedenen Islamverbänden aktiv. Die
übergroße Mehrheit der etwa 5 Millionen
Menschen in Deutschland die zum Islam gerechnet
werden, praktizieren ihren Glauben nicht aktiv
und unterscheiden sich da wenig von der großen
Mehrheit der Menschen in anderen
Religionsgemeinschaften.
„Den Islam“ gibt es in Deutschland wie auch
weltweit nicht denn wie die Anderen Religionen
besteht auch der Islam aus einem ganzen
Konglomerat verschiedener Religionen,
Richtungen und Ausprägungen. Hinzu kommt das
„die Muslime“ kulturell verschieden sind und
meist Migranten oder Nachkommen von Migranten
aus höchst unterschiedlichen Ländern wie
Marokko, Nigeria, Ägypten oder Pakistan sind
und von daher oft sehr verschieden sind. Und
natürlich hat Jedes dieser Länder ein breites
Spektrum vom Glauben das von Säkular bis
Orthodox reicht und vor allem gibt es auch
soziale Unterschiede von Arm und Reich, wie bei
den anderen Religionen auch.
Eine vom Innenminister
Veranstaltete „Deutsche Islamkonferenz“ ist da
so sinnvoll wie wenn er eine
„DeutscheReligionskonferenz“ mit verschiedenen
anderen Religionen Veranstalten würde. Auch
diese Kirchen werden zum Teil aus anderen
Ländern unterstützt und zum Teil auch für
politische Zwecke benutzt. Auch diese Kirchen
werden aus diversen Ländern wie USA oder
Russland unterstützt und auch für politische
Zwecke benutzt. Genau genommen ist die „Römisch
Katholische Kirche“ auch keine deutsche Kirche
sondern ein Teil des Vatikanstaates mit dem
Papst als Oberhaupt. Die Römisch Katholische
Kirche so wie auch die Evangelischen Kirchen in
Deutschland (EKD) sind jedoch als Amtskirchen
anerkannt und haben als Körperschaften des
öffentlichen Rechtes einen Sonderstatus.
Eigentlich sind Innenminister
Seehofer und andere Führende CSU Mitglieder
immer dagegen gewesen das der Islam zu
Deutschland gehört und haben gegen den Willen
der Amtskirchen durchgesetzt, dass in Bayern in
allen Ämtern und Behörden Kreuze aufgehängt
werden müssen. Sie sind damit den sich
inzwischen in Auflösung befindlichen „Patriotischen
Europäern gegen die Islamisierung des
Abendlandes“ (Pegida) und rechten Parteien wie
der AFD entgegen gekommen. Diese lange
andauernde Ausgrenzung der Muslime führte
jedoch gerade zum wachsenden Einfluss und
teilweise sogar zu deren Abhängigkeit von
Regimen von anderen Ländern wie dem Iran, Saudi
Arabien oder der Türkei in den islamischen
Organisationen in Deutschland. Das totale Chaos
der kapitalistischen Politik in Deutschland
wird komplett deutlich wenn man bedenkt, das
der Rechtskonservative Islam in Form des
Regimes von Saudi Arabien und auch der AKP der
Türkei stark gefördert wurde und wird. Auch das
konservative Mullah Regime vom Iran wurde von
der deutschen kapitalistischen Politik
anfänglich stark gefördert und zur Macht
verholfen. Der ganze „Politische Islam“ in der
heutigen Zeit ist eigentlich ein Produkt der
herrschenden Klassen und ihres Kapitalismus
auch in Deutschland, die damit ihr System zu
festigen und zu stabilisieren versuchen.
Diese Versuche erweisen sich jedoch mehr und
mehr als Bumerang denn die islamischen Regime
und ihre Agenturen werden aus Sicht der
deutschen kapitalistischen Politik mehr und
mehr zu „Problemfällen“. Die Lösung ist aus
Sicht dieser Politiker nun eine 180 Grad Wende,
„der Islam“ gehört selbst nach Seehofer nun
doch zu Deutschland. Aber sie wollen einen
„Deutschen Islam“ der sich von besagten Regimen
distanziert und die kapitalistische
Klassengesellschaft und sein kapitalistisches
System akzeptiert. Für den Verzicht auf das
Geld dieser Regime soll es nun Geld und
Förderung vom deutschen Staat geben, der
seinerseits dafür den nunmehr „deutschen Islam“
beeinflussen möchte. Religionslehrer für den
„deutschen Islam“ werden in vielen
Bundesländern bereits ausgebildet und an
mehreren Universitäten werden Fakultäten und
Lehrstühle für islamische Theologie
eingerichtet. Die deutsche kapitalistische
Politik geht sozusagen zum Gegenangriff gegen
seine eigene Politik in den „islamischen“
Ländern über. Die von ihm selbst mit
gezüchteten islamisch / kapitalistischen Regime
und die lange geförderten „radikalislamischen“
Richtungen sollen in Deutschland aber auch
international und in den islamischen Ländern
nun vom „deutschen Islam“ eingedämmt werden.
Ein Opfer dieses
Strategiewechsels der deutschen
kapitalistischen Politik sind die
antiislamischen und rassistischen „Bewegungen“
wie Pegida, PI-News und auch die AFD zum
Beispiel. Diese werden weniger gefördert und
mehr bekämpft als es vor dem Strategiewechsel
der Fall gewesen ist. So einige Volksverhetzer
aus diesem Spektrum stehen daher mittlerweile
auf verlorenem Posten und einige dieser Leute
die sich eigentlich lange „Ex Muslime“,
„Islamkritiker“, „Verteidiger des Abendlandes“
usw. genannt haben, nehmen nun plötzlich als
„liberale und säkulare Muslime“ auch an dieser
„Islamkonferenz“ von Innenminister Seehofer
teil.
Das eigentliche und große
Problem für die Masse der zum Islam gezählten
Menschen in Deutschland und auch International
ist jedoch das kapitalistische
Wirtschaftssystem und die Klassengesellschaft,
die soziale Ungleichheit und die Diktatur und
das ganze Elend das dieses System erzeugt. So
gibt es eben auch unzählige „islamische“ aber
eigentlich kapitalistische Milliardäre und
Diktatoren während die Masse der kleinen Leute
zu wenig zum überleben hat.
Es gibt nur eine
Welt und die ist kapitalistisch und alles hängt
schon seit sehr langer Zeit global mit allem
zusammen. Antikapitalistische Politik muss
darauf abzielen alle Menschen für einen
gemeinsamen Kampf gegen den Kapitalismus und
eine neue Zeit zu gewinnen und zwar egal
welcher Religion, Weltanschauung, Nation oder
welcher Hautfarbe oder welchem Geschlecht sie
angehören. Wir brauchen den gemeinsamen Kampf
für gleiche Rechte für
alle Menschen, für wirkliche Demokratie und den
Schutz der Umwelt und das überall. Wir brauchen
den gemeinsamen Kampf für akzeptable
Lebensbedingungen, soziale Gleichheit und
Demokratie. Jeder Mensch muss seine Religion,
Kultur oder Nationalität frei wählen und leben
können, was im Kapitalismus gar nicht möglich
ist. Selbstverständlich auch der Islam dem man
nicht auch noch nach den kapitalistischen
Diktaturen noch den „deutschen Islam“
aufzwingen darf. Diese Religion muss den
anderen Religionen und
Weltanschauungsgemeinschaften sowie anderen
Kulturvereinen gleichgestellt und ebenso
gefördert werden.
Editorischer Hinweis:
Wir erhielten den Artikel von
Siegfried Buttenmüller am
30.11.18 für diese Ausgabe.
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