Das war der revolutionäre 1. Mai 2014

[Bonn] "Anarchokapitalist_innen" auf dem libertären 1.Mai

5/6-2014

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Für den 1.Mai riefen u.a. die FAU und die ASJ Bonn zu einer libertären Demonstration auf. Es geht dabei darum an den Kampftag der Arbeiter_innen zu erinnern, abseits von den abzulehnden Demonstrationen von DGB, SPD & co. Vor allem geht es um den Kampf für eine befreite Gesellschaft ohne Leistungszwang, Profitdenken und Ausgrenzungsmechanismen.

Einige „Teilnehmer_innen“ haben das wohl nicht so recht verstanden. Bereits bei der Auftaktkundgebung fanden sich drei Personen etwas abseits der 100-200 Menschen ein. Sie trugen Schilder mit Parolen wie „Free people, free markets“ , „laissez faire“ und das Logo der „kölschen Libertarier“. Diese Personen wurden schnell als sogenannte „Anarchokapitalist_innen“ erkannt und in Diskussionen verwickelt. Obwohl sich die Ansichten dieser Menschen radikal von denen der aufrufenden Gruppen unterscheiden liefen sie trotzdem ohne Widersprüche bei dem Demonstrationszug mit. Später wurden sie von einer Gruppe von Antifaschist_innen aufgefordert zu gehen, worauf sie mit provozierenden Aussagen reagierten. Sie seien auch Anarchist_innen und seien auch nur dem Aufruf zu einer libertären Demonstration gefolgt. Als dann auch über den Lautsprecherwagen bekannt gegeben wurde, dass diese Menschen nichts auf der Demo zu suchen hätten, reagierten sie trotzdem nicht und blieben. Erst gegen Ende der Demonstration verließen sie freiwillig den Ort.

Es ist nicht hinzunehmen, dass solche Personen sich auf einer explizit anarchistischen Demo befinden, ohne ein Eingreifen oder andere Formen der Reaktion von Teilnehmer_innen. Der sogenannte „Anarchokapitalismus“ oder auch „Libertarismus“ ist eine Ideologie, welche absolut unvereinbar ist mit linksradikalen Inhalten. „Anarchokapitalist_innen“ kämpfen nicht für eine befreite, solidarische Gesellschaft, sondern stehen für eben den Leistungszwang den wir als Anarchist_innen ablehnen und bekämpfen. Diese Menschen stehen für die radikalste Form von Kapitalismus.

Die „libertäre Liste Bonn“, die Gruppe der die drei Personen offenbar entstammen, zeigt auf ihrer Seite u.a eine offen sexistische Einstellung. In einem Artikel richten sie sich gegen das gendern. Die libertäre Liste vergleicht den Kampf gegen die Diskriminierung in der Sprache mit dem sogenannten „Neusprech“, eine neue Art zu sprechen aus dem Roman 1984 von George Orwell. Folglich sehen sie Feminismus als eine Form von Faschismus und Totalitarismus, es handelt sich hierbei nur um ein Beispiel für die Menschenfeindlichkeit dieser Gruppe.[1]

Abseits von den ideologischen Unterschieden zu den „Anarchokapitalist_innen“, ist es auch wichtig ihr Verhältnis zu rechtsradikalem und rechtspopulistischem Gedankengut zu untersuchen. Auf der Facebookseite „Libertäre Aktion“ wird vermehrte Anti-Antifa Propaganda betrieben. So wird antifaschistische Arbeit mit den Pogromen der SA gleichgesetzt, in gewohnt rechter Manier werden Antifaschist_innen als „die rote SA“ bezeichnet.[2]

Recherchiert man weiter auf der Seite der „Libertären Aktion“ so findet sich die Seite „Antifaschistische Reaktion“, die wohl kein Problem damit hat, Antifaschist_innen mit Nazis gleichzusetzen. Auf ihrem Titelbild wird Stalin direkt neben Hitler präsentiert. Eine derartige Verharmlosung des Nationalsozialismus und des Holocausts ist keinesfalls zu akzeptieren.[3]

Funktionäre von ProKöln bzw. ProNRW scheinen diese Ideologie auch nicht verkehrt zu finden, so lassen sich positive Bezüge zu Seiten wie dem „Liberty Store“ (anarchokapitalistischer Mailorder) finden und mehr oder weniger offene Sympathiebekundungen.

Es ist unhaltbar, dass sich Menschen die für radikalen Kapitalismus, NS-Verherrlichung und Sexismus stehen auf einer linksradikalen und emanzipatorischen Demonstration einfinden!

Kapitalismus, so scheiße wie noch nie, für den Kommunismus und die (selbstverständlich antikapitalistische) Anarchie!



[1] http://www.libertaere-liste.de/index.php/14-orwell-und-das-gendermainstreaming
[2] Siehe Anhang (Foto der liberären Aktion)
[3] Siehe Anhang (antifaschistische Reaktion)

Quelle: linksunten.indymedia.org | 2.5.2014