Gegen den ganzen Scheiß! ...auf den Äckern und in den Köpfen!
Unter diesem Motto versammelten sich am 1.Mai 2014 über 250
Menschen im beschaulichem Dörfchen Meuchefitz in der „Republik
Freies Wendland“ um der Revolution mal richtig guten Tag zu
sagen. Es ist gar nicht lange her, da stellte sich einigen
Menschen aus dem Wendland die Frage: Was tun am 1. Mai? In die
Stadt? Bäh...Nee! Arbeiten? Geht gar nicht! Demo? Ja na klar,
das muss schon irgendwie sein.
Also ran ans Werk...was die in den Großstädten können, das
können wir schon lange. So kam es zur ersten Revolutionären 1.
Mai Demonstration in Meuchefitz. Mit allem was dazu gehört und
wovon viele in den Städten nur träumen können. Pünktlich(!!!) um
17 Uhr setzten sich die behelmten ersten Reihen mit dem durch
dicke Taue stabilisierten Fronttranspi in Bewegung. Hinter ihnen
folgte der Lautprechertrekka und weitere 200 Menschen, denen es
wichtig war, auch in der Idylle ein Zeichen zu setzen. Am
bestreikten Streikposten vor dem bestreikten Meuchefitzer
Gasthof vorbei ging es zügigen Schrittes in Richtung Schwiepke.
Im Nachbarort hatte doch am Vormittag des Arbeiterkampftages
eine Filiale der Deutschen Bank aufgemacht. Die galt es jetzt zu
besichtigen. Gut vorbereitete Teilnehmer_innen der Demo konnten
nur zusehen wie im entschlossenem Aktionismus der ersten Reihen
die Bank sofort zu Bruch ging. Doch auch Trümmer kann mensch
anzünden und so kamen auch die vorbereiteten Teilnehmer_innen
auf ihre Kosten nachdem der Redebeitrag zur Systemkrise des
Kapitalismus beendet war. Weiter ging die Demo durch den
Schwiepker Dorfkern und stoppte ein weiteres Mal zur zweiten
Zwischenkundgebung vor der örtlichen Landmaschinenwerkstatt.
Thema: Landwirtschaft. Begonnen mit dem selbstkritischen
Eingeständnis von Landwirtschaft eigentlich gar nicht soviel
Ahnung zu haben folgte eine schonungslose Abrechnung mit der
industrialisierten Landwirtschaft. Durch Feld, Wald und Wiese
und noch kurz unterbrochen von einer Grußbotschaft der
„Splittergruppe Böses Obst“ ging es zurück zum Meuchefitzer
Dorfplatz. Die Abschlusskundgebung vor der am Vormittag
eröffneten Edeka Filiale stand noch aus. Doch die Demo kam kaum
zum Stillstand da wurde der Supermarkt schon geplündert und die
Beute unter den Leuten verteilt. Die Situation nicht mehr unter
Kontrolle, lösten die Veranstalter_innen die Demo auf. Um dem
Zugriff der staatlichen Repressionsorgane (die dann doch nicht
erschienen) zu entgehen, tauchte die breite Masse der
Demoteilnehmer_innen im Straßenfest auf dem Dorfplatz unter.
Was noch zu sagen wäre:
1. Ein bisschen Statistik: Meuchefitz hat ca. 50
Einwohner_innen. Von denen die Hälfte an der Demo teilgenommen
hat. Mit der anderen Hälfte wurden auf dem Dorffest noch
lebhafte und konstruktive Diskussionen zur Systemkrise geführt.
Außerdem war die Demo 5mal so groß wie die Einwohnerzahl von
Meuchefitz. Das soll uns erstmal eine Großstadt nachmachen.
2. Eine Richtigstellung muss es noch geben: Der Bulleneinsatz,
von dem in einem schon veröffentlichten subjektiven Bericht die
Rede ist, war keine Bulleneinsatz, sondern ein Färseneinsatz.
(für die Städter unter euch: Färsen sind Kühe, die noch keine
Kühe sind)
3. Gegen den Kapitalismus demonstrieren und dann beim Dorffest
das Bier für 2 Euro verkaufen? Das geht doch nicht! Stimmt. Der
Gewinn geht zu einem kleinen Teil in lokale Infrastruktur
(Dorfkasse) und zu einem großen Teil an den „Refugee Protest
March“, sowie an die „IgiT“ (Initiative gegen industrielle
Tierhaltung).
4. War das alles nur ein Witz? Nein. Uns ist der 1. Mai wichtig!
Doch was macht mensch bei einer Demonstration, bei der es kein
Publikum und wenig Außenwirkung gibt? Wir haben beschlossen die
szeneeigenen Rituale kritisch, konstruktiv und auf jeden Fall
solidarisch auf die Schippe zu nehmen.
Hoch die...Nieder mit...auf zum Bumm Bumm!!!
Ahoch6
Quelle: linksunten.indymedia.org
| 4.5.2014
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