Dossier
Die Besetzung von Efrîn im historischen Kontext


von ANHA & ALAN ROJ

5-6/2018

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Iskenderun in der Provinz Hatay ist syrisches Territorium, das von der Türkei besetzt worden ist. Die Türkei, die nach dem Sykes-Picot-Abkommen Teil der internationalen Aufteilungspläne war, hatte das Chaos des zweiten Weltkriegs genutzt und Iskenderun besetzt. Unter Vermittlung des Iran und Ägyptens unterschrieb das syrische Regime 1998 die Allianz von Adana und übergab Iskenderun offiziell der Türkei.

Die Türkei versucht nun, das gleiche Szenario wie in Iskenderun in den nordsyrischen Regionen Şehba, Efrîn und Idlib umzusetzen. Vor aller Augen besetzt die Türkei mit Hilfe vermeintlicher Oppositionskräfte gegen das syrische Regime einen Teil Syriens. Trotz dieses absichtsvollen und offenen Völkerrechtsbruchs stimmt die internationale Staatengemeinschaft durch ihr Schweigen zu.

Wie wurde Iskenderun besetzt?

Iskenderun fiel einem 1916 unterzeichneten Geheimabkommen zwischen Frankreich und Großbritannien (Sykes-Picot) zur Aufteilung des Osmanischen Reiches nach dem ersten Weltkrieg zum Opfer. In dem Abkommen wurde Iskenderun, wie auch die anderen Zentren Rojavas und Nordsyriens, Frankreich zugeschlagen. Nach der Kapitulation des Osmanischen Reiches fiel Iskenderun am 20. August 1920 mit dem Abkommen von Sèvres Syrien zu.

Mit der Unterzeichnung des Abkommens von Lausanne zog sich die Türkei vollständig aus Nordsyrien zurück, hat aber ihre Ambitionen in der Region nie aufgegeben. Die Verwaltung von Iskenderun wurde bestimmt und Iskenderun wurde zur 15. Stadt Syriens erklärt. Iskenderun erklärte mit dem Abkommen zwischen Syrien und Frankreich 1936 seine Unabhängigkeit. Der türkische Staat stellte sich gegen die Anbindung Iskenderuns an Syrien und forderte, die Stadt müsse unabhängig bleiben. Frankreich brach das mit Syrien unterzeichnete Abkommen, nach dem Frankreich die Abtrennung eines Teils von Syrien nicht hätte erlauben dürfen.

In dieser Zeit siedelte die Türkei Tausende Türken mit falschen Pässen in Iskenderun an. Die Türkei, die ein Unabhängigkeitsreferendum für Iskenderun durchsetzte, sorgte selbst für dessen opportunen Ausgang.

Frankreich und die Türkei bildeten am 18. Juli 1938 ein gemeinsames Komitee zur Lage in Iskenderun. Dieses Komitee kontrollierte die Wahllisten und annullierte die Stimmen Tausender Syrer. In Folge dessen gewann die türkische Wahlliste erneut. Am 8. September 1938 wurde ein Rat gegründet, der die Loslösung von Syrien forderte.

Der türkische Staat hat die Demografie der Region verändert

Die Türkei begann daraufhin sofort mit der demografischen Umgestaltung der Region und änderte den Namen der Region in Hatay. Die ursprünglichen syrischen Bewohner wurden vertrieben. Die Ausweise der Region wurden annulliert, es wurden ein türkischsprachiges Bildungssystem und eine türkische Währung eingeführt. Die Türkei ging vor, wie sie es heute in Efrîn tut, und verletzte dabei alle internationalen Rechtsnormen. Später sorgte Frankreich in Allianz mit der Türkei dafür, dass aus angeblichen Sicherheitsgründen 2500 türkische Soldaten in die Region verlegt wurden. Die Türkei nutzte die Situation im zweiten Weltkrieg in Europa aus und band Iskenderun offiziell an sich.

Die syrische Regierung gab Iskenderun nicht auf und löschte die Stadt nicht von ihren Karten. Sie trat in lange Dialogprozesse mit der damaligen Regierung Kenan Evrens ein, die allerdings ergebnislos verliefen. Erst der syrische Staatschef Başar al-Assad akzeptierte in einem Abkommen mit der Türkei erstmalig die Zugehörigkeit Iskenderuns zur Türkei.

Die Allianz von Adana

Mit der Allianz von Adana wurden in allen offiziellen Institutionen in Syrien die Landkarten verändert und Iskenderun von der Karte gestrichen. Die Stadt war an die Türkei abgetreten worden. Die Regierungen von Ägypten und Iran nutzten damals die Schwierigkeiten in Syrien und mischten sich in das Geschehen in der Region ein. Der damalige ägyptische Staatschef Hosni Mubarak traf sich am 4. Oktober mit dem türkischen Staatspräsidenten Suleyman Demirel. Die Regierung in Damaskus hatte bereits damals Iskenderun offiziell aufgegeben.

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Der türkische Staat will sich die von ihm besetzten Regionen mit allen Mitteln der Annexion anzueignen. Seit Beginn des Syrienkrieges im Jahr 2011 versuchte die Türkei, den Krieg ihren Eigeninteressen entsprechend zu beeinflussen, unter anderem durch die massive Unterstützung von Milizen in der Region. Mit der Einmischung der Türkei wandelte sich die revolutionäre Erhebung der Völker Syriens in einen Verteilungskampf äußerer Mächte und die von der Türkei nach Syrien geschickten Milizen heizten den Konflikt immer weiter an. Später nahm dann die Türkei direkt am Krieg teil und versucht aktuell, das Iskenderun-Szenario zu wiederholen.

Der türkische Staat begann mit der Besetzung der Zentren der Region Şehba im Jahr 2016. Dabei ging es nicht nur darum, eine Verbindung der Kantone Rojavas zwischen Efrîn und Kobanê zu verhindern, sondern auch um die Türkisierung der Region. Viele Menschen aus der ursprünglichen Bevölkerung von Cerablus, Bab, Azaz und Raî mussten ihre Städte verlassen und wurden vertrieben. Wie einst der Name der Region Iskenderun in Hatay geändert wurde, so begann der türkische Staat, diesen Zentren ebenfalls türkische Namen zu geben. Man ließ türkische Fahnen und Bilder Erdoğans aufhängen und fing damit an, in den Schulen auf Türkisch zu unterrichten. Die Türkei zielt darauf ab, auf diese Weise einen angeblichen türkischen Gürtel zu errichten und diese Städte dann offiziell an die Türkei anzubinden.

Außerdem wird auch nicht vor der Assimilierung Hunderttausender aus Syrien in die Türkei geflüchteter Menschen zurückgeschreckt, um diese anschließend in den besetzten Gebieten anzusiedeln. So sind die Flüchtlinge in der Türkei dem nationalistisch-rassistisch aufgeladenen türkischen Lehrplan und dem Zwangsreligionsunterricht unterworfen.

Der türkische Staat hatte unter dem Vorwand der Sicherheit der türkischen Bevölkerung Iskenderun besetzt – nun wird die angebliche Bedrohung der turkmenischen Bevölkerung als Vorwand genutzt, um Nordsyrien zu besetzen. Der türkische Staat versucht die besetzten Gebiete wie in Iskenderun zu turkisieren.

In Bab, Cerablus und Azaz hat der türkische Staat 2016/17 mit der Veränderung der demografischen Struktur begonnen, indem die Lokalbevölkerung vertrieben und Turkmenen hauptsächlich aus dem Irak, aber auch aus anderen Regionen wie Zentralasien dort angesiedelt wurden.

Der türkische Staat hisste seine Fahnen und gab den Städten der Region türkische Namen. So wurde zum Beispiel Raî zu Çobanbey und Girê Eqîl zu Bülentbayrak. Die türkische Presse benutzt seitdem bewusst nur noch die türkischen Namen der Orte. Ein Berg bei Lazkiye wurde mit Beginn des Syrienkrieges zum „Turkmenen-Berg“ und der Kampf darum zum Kernthema des türkischen Faschismus. Auf diese Weise sollen türkische Ansprüche auf ganze Landstriche geltend gemacht werden.

In den Städten Cerablus und Bab wurden von Istanbuler AKP-Einrichtungen Bildungsinstitutionen eröffnet. Diese Akademien zielen auf die Türkisierung der Bevölkerung der Region ab. Außerdem werden in Azaz von der in Dschihadisten-Unterstützung verwickelten türkischen „Hilforganisation“ IHH und dem türkischen Bildungsministerium Türkischschulen eröffnet.

Die besetzten Städte Nordsyriens werden von türkischen Gouverneuren verwaltet und an allen Institutionen hängen türkische Fahnen und Bilder Erdoğans. Die Verwaltung durch türkische Gouverneure zeigt deutlich die Anbindung an Ankara. Hinzu kommen Dutzende Militärbasen und Kontrollpunkte, die der türkische Staat an der Grenze von Bab, Cerablus und Azaz errichtet hat. Mit diesen Schritten versucht das Erdoğan-Regime, die Städte zum türkischen Herrschaftsgebiet hinzuzufügen.

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Insbesondere in der Region Idlib hat die Türkei begonnen Uighuren anzusiedeln. Die Uiguren stammen aus der Region Turkestan im Nordwesten Chinas und sprechen eine Turksprache. Türkisch selbst gehört zur alto-uigurischen Sprachgruppe. Die große Mehrheit der Uiguren ist sunnitisch, islamisch und es existiert eine starke dschihadistisch, salafistische uigurische Strömung.

Etwa 90 Prozent der etwa elf Millionen Uiguren leben in China. Die uigurische Gemeinde außerhalb Chinas lebt mit etwa 250.000 Angehörigen in Kasachstan, kleinere uigurische Minderheiten existieren in Usbekistan, Kirgisien und in der Türkei.

Die Uiguren in Syrien und die von der Türkei unterstützten nationalistischen Parteien

In Syrien treten Uiguren erst im Jahr 2011 auf den Plan. Politisch erscheint im Jahr 2014 in Syrien die Islamische Turkestan Partei (TIP) – eine uigurischer Al-Qaida-Ableger, der zuvor vor allem in China für Hunderte Massaker und blutige Anschläge in China verantwortlich zeichnete. Der Kampf der Uiguren in China ist seit langem ein wichtiges Mobilisierungsfeld des türkischen Faschismus. Die seit 2001 auf der UN-Terrorliste erfasste Mutterpartei in Turkestan sandte ab 2011 ihre Kader nach Syrien aus.

Einreise nach Syrien

Die Anwesenheit uigurischer bewaffneter Gruppen begann direkt nach der offiziellen Bekanntgabe der Anwesenheit von al-Qaida in Syrien 2011 unter dem Namen Dschabhat al-Nusra und mit der Unterstützung der Türkei, Saudi-Arabiens und Qatars. Ebû Rebah von al-Nusra ließ sich, nachdem er im Krieg in Syrien verletzt worden war, in der Türkei nieder und half den uigurischen Gruppen, ihre ersten Militärstützpunkte in Syrien zu errichten. Der türkische Staat zielte darauf ab, die Teilnahme am IS und al-Nusra in Syrien zu steigern und unterstützte mit allen Mitteln die bewaffneten uigurischen Gruppen in Turkestan. Die Türkei versorgte diese Gruppen mit offiziellen Dokumenten und eröffnete Schulen, um die Scharia zu unterrichten.

Der von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gefangen genommene uigurische IS-Kämpfer Osman Ismet machte gegenüber ANHA umfassende Aussagen darüber, wie sie vom türkischen Staat unterstützt worden seien und nach Syrien geschickt wurden. (https://anfdeutsch.com/hintergrund/tuerkei-bringt-uighurische-tuerken-zum-is-1429)

Nachdem China die Türkei beschuldigte, Uiguren mit offiziellen Dokumenten zu versorgen und nach Syrien zu schicken, wurde aus Regierungsberichten deutlich, dass die Anzahl der aus der Türkei nach Syrien eingereisten IS-Kämpfer und ihrer Familien zugenommen hatte. Die türkische Presse berichtete daraufhin breit über die Unterdrückung der Uiguren in China und brachte immer wieder Aussagen, dass es besser sei, die Uiguren nach Syrien zu schicken, als sie der chinesischen Unterdrückung auszusetzen.

Christen und Drusen in Idlib zur Ansiedlung von Uiguren vertrieben oder ermordet

Die drusische Bevölkerung gehörte mit ihren 18 Dörfern am Semaq-Berg zur ursprünglichen Bevölkerung der Region Idlib. Die christliche Bevölkerung von Idlib lebte in den Dörfern und Gemeinen wie al-Xesaniye und al-Yeqûbiyê. Insbesondere die drusische Bevölkerung wurde von Anfang an von sich selbst als FSA bezeichnenden Kräften vor die Wahl gestellt, entweder zum Islam zu konvertieren oder enthauptet zu werden. Aufgrund dieser Drohungen verließ die Mehrheit der drusischen Bevölkerung die Region. Als der IS die Region 2014 besetzte wurde Seîd al-Xamdi aus Saudi-Arabien damit beauftragt, die drusische Bevölkerung dazu zu zwingen, nach der Scharia zu leben. Er wurde bevollmächtigt diejenigen, die sich weigerten, zu köpfen.

Nach dem IS kamen al-Nusra und die Islamische Turkestan Partei (TIP) in die Region. Sie setzten die gleiche Praxis fort. Al-Nusra und TIP zwangen der christlichen und drusischen Bevölkerung den Islam auf und verschleppten Zehn- bis 14-Jährige in Umerziehungslager. Diejenigen, die diese Praxis nicht akzeptierten, wurden massakriert. Im Dorf Qelib Loze wurden etwa 40 Bewohner von den Milizen ermordet, weil sie die Zwangskonvertierungen verweigerten, die anderen Dorfbewohner wurden vertrieben.

Die Türkei schafft in Idlib eine uigurische Besatzung

Mit der Repression gegen die am Semaq-Berg und in Dörfern bei Idlib lebenden verschiedenen Ethnien und Religionsgemeinschaften nahm die Ankunft von uigurischen Türken in der Region weiter zu. Gleichzeitig begann die Stationierung bewaffneter Gruppen in der Şehba-Region. Der Kommandant der Türkischen Islam-Bataillone Ebû Rida El-Tirkistanî rief die uigurische Bevölkerung in Turkestan dazu auf, nach Syrien zu kommen, um gegen die Alawiten zu kämpfen.

Die Zahl der aus China nach Syrien eingereisten uigurischen Türken hatte in den Jahren 2013-2014 20.000 erreicht. Die Mehrheit dieser Bevölkerung wurde in einem etwa einhundert Kilometer großen Gebiet zwischen Idlib und Iskenderun angesiedelt. Es heißt, dass die Zahl der Uiguren weiter zugenommen habe, aber keine belastbaren Zahlen vorlägen. Außerdem wurden andere turksprachige Gruppen, Usbeken, Turkmenen und Aserbeidschaner, gemeinsam mit den Uiguren in der Region angesiedelt. In der Gemeinde Derkoş in Idlib wurden für die Kinder dieser Gruppen Bildungszentren eröffnet.

Die Türkei steigert ihre Präsenz in Syrien

Wenn wir uns den dritten Teil dieses Dossiers ansehen, dann können wir gut erkennen, dass die Türkei seit Jahren in Syrien eine Politik des demografischen Designs durchführt – sie vertreibt, assimiliert, vernichtet regionale Kulturen und siedelt auf syrischem Territorium türkische oder turksprachige Bevölkerungsgruppen an. Die aktuelle Politik in Efrîn ist damit kein Novum, sondern eine Dimension im Kontext einer langanhaltenden Besatzungspolitik.

Die meisten Milizen und ihre Angehörigen, die von der Türkei nach Syrien gebracht werden, eint der Glaube „Türken“ zu sein. Nach dieser Auffassung sind alle turksprachigen Völker Türken und Brüder. Diese Idee entspringt dem rassistischen Konzept des Turanismus. Erdoğan benutzt dieses Konzept für die Besatzung der Region.

Nach Aussagen des Forschungsinstituts für den Mittleren Osten in Beirut stützt die Türkei ihre Besatzung eines Teils von Syrien auf uigurische Bevölkerungsgruppen, die sie selbst nach Syrien gebracht hat. Nach Meinung des Zentrums zielt die Türkei darauf ab, sich unter dem Vorwand des „Schutzes des türkischen Volks“ noch stärker auf die Region auszurichten und die demografische Struktur aktiv zu verändern.

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Das Osmanische Reich und sein Nachfolgestaat Türkei haben sich seit 200 Jahren darum bemüht, die demografische Struktur vom Westufer des Euphrat bis hin zum Mittelmeer ihren Interessen anzupassen. Der türkische Staat versucht in diesem Kontext, die kurdische Bevölkerung auszulöschen und Bevölkerungsgruppen aus dem Kaukasus und Zentralasien in der Region anzusiedeln.

Das Erdoğan-Regime hatte am 20. Januar seine Angriffe mit seinen Milizen, die zu einem entscheidenden Teil aus Kämpfern des IS und al-Nusra rekrutiert worden waren, begonnen. Doch schnell wurde klar, dass Efrîn nicht so leicht zu erobern sein würde, wie es propagiert wurde.

Das Erdoğan-Regime nutzte das Schweigen der internationalen Öffentlichkeit und nahm die Zivilbevölkerung ins Visier

Das türkische Militär und seine Milizen begannen die Angriffe mit einem massiven Bombardement und dem Angriff von Tausenden Milizionären und Soldaten. Aber der Widerstand gegen die zweitgrößte NATO-Armee zerstreute die Angriffskräfte. Der türkische Staat erlitt zwar eine militärische Niederlage nach der anderen, richtete daraufhin aber sein ganzes Potential auf zivile Ansiedlungen. Schon zu Beginn der Angriffe starben in Efrîn etwa einhundert Zivilist*innen, Hunderte weitere wurden verletzt.

Die Besatzungstruppen griffen zu diesem Zeitpunkt auch zu verbotenen Waffen. Die Angriffe mit Chlorgas durch das Erdoğan-Regime verhallten jedoch ohne internationales Echo und keiner forderte eine Untersuchung, geschweige denn Konsequenzen. Der türkische Staat nutzte das Schweigen Russlands, der USA, der EU und der UN und verschärfte seine Angriffe auf die Zivilbevölkerung noch weiter und tötete insgesamt mehr als 500 Zivilist*innen, unter ihnen auch viele Kinder. Die YPG und die Selbstverwaltung des Kantons entschieden, die Menschen aus Efrîn zu ihrem eigenen Schutz zu evakuieren und begannen mit der zweiten Phase des Widerstands.

Als die Türkisierungspolitik scheiterte, sollten die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt werden

Der türkische Staat und seine Milizen begannen die Region zu besetzen und Efrîn zu plündern. Die Besatzungstruppen schreckten nicht davor zurück, Menschen zu entführen und zu ermorden. Die Turkisierungspläne, wie sie in Idlib und Cerablus umgesetzt worden waren, scheiterten, denn die Bevölkerung von Efrîn hatte sich schon seit Langem einer Assimilierung verweigert. Daher versuchte der Staat, die einzelnen Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen.

Der türkische Staat erreichte durch eine Allianz mit Russland und dem Iran eine Evakuierung der Dschihadisten aus den Städten Syriens und begann, diese in Efrîn anzusiedeln. Die Milizen aus Azaz und Rai wurden wie die eigentlichen Besitzer Efrîns behandelt. Auf diese Weise sollten die Bevölkerungsgruppen der Region gegeneinander aufgebracht werden.

Der türkische Staat führte in Antep eine Reihe von Treffen durch. Als Ergebnis dieser Zusammenkünfte wurde im März der sogenannte „Afrin-Rat“ gegründet. Dieser Rat besteht aus den Anführern der Milizen und Personen, die in direkter Verbindung mit den Milizen stehen. Der türkische Staat hat die gleiche Politik zuvor in Dêra Zor, Minbic und Hesekê versucht. In diesen Regionen sind die Pläne und die dahinterstehende Politik jedoch vollständig gescheitert. Der türkische Staat möchte in der Region sektiererische Kriege entfachen.

Editorische Hinweise

Der Aufsatz erschien im April 2018 in vier Teilen auf der Nachrichtenseite https://anfdeutsch.com