Am Dienstag, dem
16. April, traten die streikenden KollegInnen
der Druckindustrie aus Bayern in München auf
dem Marienplatz zu einer öffentlichen
Streikversammlung zusammen. Aufgerufen zu
Solistreiks zur Unterstützung der DruckerInnen
waren auch RedakteurInnen und Angestellte der
Zeitungsverlage aus ganz Bayern, aus dem
Konzern der Süddeutschen Zeitung auch die
KollegInnen eines Buchverlages. Insgesamt
versammelten sich ca. 500 KollegInnen auf dem
Marienplatz. Die Stimmung war kämpferisch und
man konnte auf dem Platz förmlich spüren, dass
der Kampfesmut ungebrochen ist.
Parallel zogen in
Essen 250 streikende KollegInnen der
Druckindustrie aus Nordrhein-Westfalen durch
die Innenstadt.
Es geht um
viel: Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm)
bläst in dieser Tarifrunde zu einem
Frontalangriff auf den lang und hart erkämpften
Manteltarifvertrag (MTV) der DruckerInnen – wie
schon einmal im Jahr 2011. Laut ver.di würden
die Forderungen des bvdm einen Lohneinbruch und
damit Kostensenkungen im Personalbereich von
30 % bedeuten!
Im Einzelnen
möchte der bvdm folgendes durchsetzen:
-
Verlängerung der Arbeitszeit von 35 Stunden
auf bis zu 40 Stunden proWoche – das ist
nichts anderes als Personalabbau und
Mehrbelastung für die „übriggebliebenen“
KollegInnen
- Ersatzlose
Streichung der Regelungen zur
Maschinenbesetzung – auch dies bedeutet
Personalabbau und Mehrbelastung
- Aufgabe des
FacharbeiterInnenschutzes für DruckerInnen
durch die Besetzung mit anderen Fachkräften –
das ist nichts anderes als Lohnabbau
- Kürzung der
Zuschläge für Wochenend- und Nachtarbeit –
Lohnabbau
- Abschaffung
der Erschwerniszulage für Sonn- und
Feiertagsarbeit – Lohnabbau
- Kürzungen
der Jahresleistung und des Urlaubsgeldes –
Lohnabbau
-
Durchsetzung von betrieblichen
Öffnungsklauseln im MTV zur Verschlechterung
der Arbeitsbedingungen für Neueingestellte,
die auch auf Altbeschäftigte angewendet
werden können: Einführung des Samstags als
Regelarbeitstag, Arbeitszeitverlängerung ohne
Lohnausgleich, Kürzungen bei den Zuschlägen
und dem Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Damit würden
die Konflikte auf die Betriebsebene verlagert –
dies würde die Beschäftigten in eine schwächere
Position bringen, weil die Belegschaften
Betrieb gegen Betrieb ausgespielt werden
könnten.
Aber das
reicht den DruckunternehmerInnen immer noch
nicht!
Auch was das
Entgelt angeht, will die Druckindustrie einen
Durchbruch erzielen und einen Reallohnverlust
durchsetzen. Ihr „Angebot“: 2,4 Prozent ab
April 2019 und 1,4 Prozent ab April 2020 sowie
400 Euro als Einmalzahlung für 7 Nullmonate bei
einer Laufzeit von 30 Monaten! Und das auch
nur, wenn der MTV verschlechtert wird. Dieses
„Angebot“ stellt noch nicht einmal einen
Inflationsausgleich dar!
Seit Oktober
letzten Jahres sind die KollegInnen der
Druckindustrie in mehreren mehrtägigen
Warnstreikwellen für den Erhalt des MTV und für
eine reale Erhöhung ihrer Löhne aktiv. Vor
allem in Bayern, Baden-Württemberg und
Nordrhein-Westfalen hat sich die Streikwelle
ausgedehnt – auch sogenannte OT-Betriebe
(Druckereien ohne Tarifbindung, die aber noch
Mitglied im Arbeit„geber“Innenverband sind)
konnten in die Streikwelle einbezogen werden.
Dieser Druck – es geht um einen der am längsten
bestehenden MTVs in der Bundesrepublik – hat
dazu geführt, dass die seit Dezember bestehende
Blockadehaltung des bvdm durchbrochen werden
konnte und er am 9. April wieder an den
Verhandlungstisch zurückkehren musste.
Die vielen
Reden der Streikenden aus den verschiedenen
Druckereien des Landes machten deutlich, dass
die Kampfbereitschaft ungebrochen ist und die
KollegInnen verstanden haben, was der bvdm
will: eine grundsätzliche Veränderung des
Kräfteverhältnisses zu seinen Gunsten, in einem
Bereich der noch sehr gut organisiert und
kampfstark ist.
Auch der
Verhandlungsführer von ver.di, Frank Werneke
(designierter Nachfolger von ver.di Chef
Bsirske), hielt eine kämpferische Rede. Auch er
konnte nicht umhin, immer wieder zu betonen,
dass der Kampf für einen 100-prozentigen Erhalt
des Manteltarifvertrages noch nicht zu Ende ist
und dieser ausgeweitet werden wird, bis der MTV
ohne Abstriche wieder in Kraft tritt – was mit
tosendem Beispiel quittiert wurde. Auch wenn
die Streikfähigkeit im Osten und Norden der
Bundesrepublik nicht so stark ist wie im Süden
und Westen, blieb er aber die einzige Antwort,
die auf eine solche Provokation gegeben werden
muss, schuldig – nämlich sofortige Urabstimmung
für unbefristete Durchsetzungsstreiks und
Fortführung der Solistreiks in der
Zeitungsbranche.
Am 2. Mai
finden die nächsten Verhandlungen auf
Bundesebene mit dem bvdm statt. Ob der Druck
der vielen Warnstreiks, die ungebrochen
weitergehen, ausreichen wird, um den bvdm von
seinem Vorhaben, die KollegInnen für seine
Krise zahlen zu lassen, abzubringen, wird sich
dann spätestens herausstellen.
-
Durchsetzungsstreiks für den Erhalt des
Manteltarifvertrags und die volle
Durchsetzung der geforderten 5 %
Lohnerhöhung!
- Alle
KollegInnen der Zeitungsverlage an die Seite
der KollegInnen aus der Druckindustrie
Quelle:
http://arbeiterinnenmacht.de/2019/04/19/tarifrunde-druckindustrie-durchsetzungsstreiks-fuer-den-erhalt-des-manteltarifvertrags/
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