Kosova/o und der obskure Herr Pacolli

von
Max Brym
7-8/07

trend
onlinezeitung

Alle Städte und viele Dörfer in Kosova sind voll mit kostspieligen Werbeplakaten der Partei AKR ( Neue Allianz Kosovas). Die Hauptparole auf den Plakaten lautet: „ Genug mit Worten“. Kopf der seltsamen Partei, welche in Kosova über keinerlei Geschichte und Tradition verfügt, ist Bexhat Pacolli. Pacolli gilt in Fachkreisen als „reichster Kosovare der Welt“. Pacolli ist Boss des international tätigen Schweizer Baukonzerns Mabetex 

Berühmt wurde der Herr des Schweizer Baukonzerns Mabetex, als er in den neunziger Jahren Bestechungsgelder für die Kreml Renovierung über sein Budapester Konto leitete und die Familie Jelzin mit Kreditkarten ausstattete. Der Berliner Tagesspiegel schrieb am 8.12. 1999 über die damalige Russland Beziehungskiste Pacollis: „Der Chef der in den russischen Bestechungsskandal verwickelten Schweizer Firma Mabetex hat erstmals zugegeben, bei der Eröffnung westlicher Konten für den russischen Präsidenten Boris Jelzin und seine Familie geholfen zu haben. Innerhalb von vier Jahren habe die Familie Jelzin 87 000 Dollar (rund 160 000 Mark) ausgegeben, sagte Mabetex-Direktor Bexhet Pacolli in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der russischen Zeitschrift "Literaturnaja Gaseta". 

 

Was Pacolli den Menschen in Kosova offeriert 

Bexhet Pacolli versucht die Lücke zu füllen welche in Kosova durch die Praktiken der sogenannten etablierten Parteien entstand. Ausgerechnet der „ Kreml Spezialist“ Pacolli stellt sich als Kämpfer gegen die in Kosova weitverbreitete Korruption dar. In Wahrheit geht es Herrn Pacolli nur um seine eigenen Geschäftsinteressen. Deutlich wird das in der Präambel der ARK, dort ist zu lesen: „ Unsere liberaldemokratische Position bekämpft die Bürokratie, wir wollen staatliche Aufgaben weitestgehend reduzieren, dies wird erreicht durch kommunale Reformen, Privatisierung und Deregulierung“. Mit dieser Haltung ist die ARK voll im Boot der gegebenen UNMIK Politik, die ARK vertritt die grausamen Dogmen des Neoliberalismus. Die UNMIK wertet seit Jahren, die Betriebe und das gesellschaftliches Eigentum systematisch ab und verhökert über die KTA ( Kosova Treuhandagentur) den Reichtum Kosovas, für einen Apfel und ein Ei. In den noch staatlich betriebenen Betrieben kommt ein Arbeiter auf einen Lohn zwischen 120 und 200 Euro im Monat. Die privatisierten privatkapitalistischen Räuberhöhlen gewähren nur einen Durchschnittslohn von 80 Euro pro Monat. Den Menschen fehlt jeglicher Kündigungsschutz. Nach Berechnungen der Gewerkschaft BSPK werden im Schnitt nur 10% der Arbeiter aus den ehemals gesellschaftlichen Betrieben, von den oftmals unbekannten „Musterkapitalisten“ übernommen. Der Rest wird meist um die Abfindung geprellt, ist arbeitslos und versinkt in sozialer Not. Zu dieser barbarischen Realität findet sich im ARK Programm kein Wort. Kein Wunder wie sollte ein Multimillionär wie Pacolli, die Interessen der einfachen Menschen berücksichtigen. 

Es geht ums Geschäft 

Die ARK schreibt auf ihrer Website: „ Die ARK stellt fest, die PTK ( Post und Telekommunikation) der Flughafen und die KEK ( Energieunternehmen) müssen privatisiert werden“. Mit dieser Position ist die ARK nicht im geringsten originell. Im Gegenteil, alle politischen „Elefanten“, die UNMIK betreiben dies. Herr Pacolli scheint aber einige persönliche Probleme mit dem Privatisierungsprozess zu haben. Im Rahmen der Privatisierung der Energieversorgung sitzt der ehemalige Premierminister Bajram Rexhepi, von der PDK in einer Lobbyvertretung für Kosova C. Nach dem Plan der Investoren und der UNMIK, sollen die Kraftwerke Kosova A und B verschwinden und durch das privat betriebene Kohlekraftwerk Kosova C ersetzt werden. Die Folge werden steigende Energiepreise, Arbeitsplatzabbau und völliges Desinteresse gegenüber den einfachen Stromkunden in der ländlichen Region sein. Dies kommt auch im Programm der ARK zum Ausdruck, ständig ist von der „städtischen Zivilgesellschaft“ von der „ Bewegungsfreiheit des Kapitals“ und von einer „unternehmensfreundlichen Fiskalpolitik“ die Rede. Ergo die Bauern kommen nicht vor und schon gar nicht die Interessen der Arbeiter. Herrn Pacolli geht es darum mittels einer politischen Partei, welche zusammengesetzt ist aus Armani Typen und karrieregeilen Individuen ein politisches Instrument für seine Profitinteressen zu unterhalten. Seine Forderung nach weiterer und kompletter Privatisierung mit möglichst geringer Steuerlast für die Anleger ist unvereinbar mit den Interessen der Rentner ( Rente 40 Euro im Monat), sie ist unvereinbar mit der Aufgabe die soziale Not in Kosova zu bekämpfen, denn woher sollen die Mittel dafür kommen wenn alles „kostengünstig“ verscheuert wird ?Herr Pacolli hält sich eine Partei als Teil seines Unternehmens, um seine Privatinteressen wirkungsvoller vertreten zu können. Dafür gibt er jede Menge Geld aus. 

Pacolli und die staatliche Zukunft Kosovas 

Die ARK beteiligte sich an keinen Protesten gegen die weitere Kolonialisierung Kosovas. In den Zeitungen Pacollis ( z.b. Lajm) wurde der proserbische Ahtisaari-Plan abgefeiert. Dies sollte nicht verwundern, denn einem Multimillionär kann es gar nicht um Freiheit, Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit gehen. Das politische Handeln der ARK wird vom Tresor und der Geschäftsbilanz der Pacolli Unternehmen bestimmt. Gegenwärtig unternimmt Pacolli alles, um im Sinn der UNMIK anläßlich der Wahlen im November als Scheinalternative wahrgenommen zu werden. Neuerlich macht sich eine Gestalt daran das Volk zu betrügen.

Editorische Anmerkungen

Der Text  wurde uns vom Autor am 12.8.07 zur Veröffentlichung überlassen.