Kapitalismus in China:  Vom Maoismus zum Bourgeoissozialismus
Gegen Antikommunismus und Realitätsverlust hilft auch die Aufklärung

Von
Reinhold Schramm

7/8-08

trend
onlinezeitung

Nach den offiziellen Angaben liegen die aktuellen ausländischen Investitionen in China bei mehr als 1.128,000 Milliarden Euro (- die aktuelle Umrechnung auf der Basis von "1,8 Billionen US-Dollar"). Nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums liegt das Gesamtkapital in den Privatbetrieben bei ca. 7.000,000 Milliarden Euro (Umrechnung: 2006 zu 2008).

Von 3220 Chinesen mit einem Privateigentum von mindestens 10 Millionen Euro sind 2932 Kinder der höheren Parteikader. In den fünf Wirtschaftszweigen Finanzen, Außenhandel, Landerschließung, Großkonstruktionen und Wertpapiere halten die Kinder der höheren Kader 85 bis 90 Prozent der Schlüsselpositionen. (April 2007) [1]

"Eine südchinesische Tageszeitung rechnete dieser Tage aus, dass es in China derzeit 236.000 Dollar-Millionäre gebe. Sie hätte eine weitere Zahl hinzufügen können: Diese Reichen verfügen über persönliche Einkommen, die fast tausendmal höher sind als die der ärmsten zehn Prozent. Und erstmals seit 1979 nimmt die Zahl der absolut Armen wieder zu. Als arm gilt, wer weniger als 70 Euro verdient - im Jahr. Das sind derzeit 29 Millionen Chinesen."(Oktober 2004) [2]

"Zwischen 2000 und 2005 ist die Anzahl der Millionäre in China im Durchschnitt um jährlich 15 Prozent gewachsen. Inzwischen leben offiziellen Angaben zufolge rund 320.000 Dollar-Millionäre in China." (März 2007) [3]

Das Handelsministerium der Volksrepublik China informierte am 08. Mai 2007 "Chinas Privatwirtschaft beschäftigt 120 Millionen Menschen" (*) im Wortlaut:

"Die Bedeutung der Privatwirtschaft in China nimmt weiter zu. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben des chinesischen Verwaltungshauptamts für Industrie und Handel etwa 120 Millionen Chinesen in privaten Unternehmen tätig. Das sind 15 Prozent aller Berufstätigen des Landes. Verglichen mit 2005 stieg die Zahl der in privaten Unternehmen Beschäftigten demnach um zehn Prozent. Ende 2006 waren in China 30 Millionen Privatbetriebe registriert, sie verfügen über ein Gesamtkapital von 80 Billionen Yuan RMB." [4] (**)

Quellen:
[1] Carsten Holz, in: Far Eastern, Economic Review, April 2007.
[2] Karl Grobe, Frankfurter Rundschau, 18.10.2004, Zwischen Reichtum und
Armut.
[3] Spiegel-Online, 28. März 2007: "China gründet exklusive Bank für
Millionäre".
[4] Handelsministerium am 08.05.2007, 10:27 cri; Internet:
http://german.mofcom.gov.cn/aarticle/hwberichte/200705/20070504641673.html


(*) Das Statistische Bundesamt der Bundesrepublik Deutschland weist aktuell die Erwerbstätigkeit im 1. Quartal 2008 mit "rund 39,8 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland" aus.

(**) Am 11. Juli 2008 lag der Wechselkurs: EURO : CNY (Chinesischer Renmimbi) bei: 1 EURO = 10,906 CNY. In Fortschreibung verfügten die chinesischen Privatbetriebe über ein Gesamtkapital von ca. 7.335 Milliarden Euro. - Den Wechselkurs zum Zeitpunkt der Erhebung müssen wir berücksichtigen für die Relation Ende 2006.

Anmerkung - auch zur modifizierten Herrschaftsideologie:  Seit Jahren hat sich nicht nur das Gesamtkapital der Privatwirtschaft erhöht sondern auch die reale und objektive materielle Verfügungsgewalt der nationalen und internationalen Bourgeoisie, so auch über die gesellschaftspolitische Ausrichtung und Formierung -auf allen Ebenen - der Gesamtgesellschaft.  Es gibt keine gesellschaftspolitische Trennung zwischen Privateigentum an den Produktionsmitteln und der jeweils herrschenden Politik. Die herrschende Politik ist die Politik der herrschenden Klasse, so wie in Deutschland und Europa, so auch in China, Japan und den USA. Die 'falsche' idealistische ideologische Vorspiegelung dient der Verschleierung der herrschaftspolitischen und gesellschaftspolitischen Ausrichtung, - der Herrschaftsausrichtung im Interesse der ideologisch, ökonomisch, militärisch und gesellschaftspolitisch herrschenden Schichten und Klassen. Wie in allen bestehenden Klassengesellschaften dient die herrschende Ideologie, so auch die idealistische und spätmaoistische, pseudo- und antikommunistische konfuzianistische Ideologie, der ideologischen (und damit 'geistigen') Beherrschung der werktätigen Produzenten des gesellschaftlichen Reichtums. Gerade auch zu deren fortgesetzten materiellen Enteignung. Die herrschende Ideologie dient der ideologischen Unterwerfung und Verfügungsgewalt über die werktätige und lohnabhängige Bevölkerungsmehrheit. Sie dient der 'modernen' und modifizierten Bourgeoisherrschaft. Sie dient der Herrschaft der modifizierten Bourgeoisie -(und) auch den Privateigentümern an den Produktionsmitteln- über die werktätigen Bauern, Arbeiter, Angestellten und Angehörigen der werktätigen Intelligenz.

Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir vom Autor für diese Ausgabe.