Betrieb & Gewerkschaft
Stellenabbau in Österreich
2008/2009: Infineon

von Martin Haffner

7/8-08

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In den nächsten 12 Monaten wird der Chiphersteller Infineon in Villach  370 Arbeitsplätze streichen. Aber auch die Produktionsstandorte Linz, Graz und Klagenfurt sind betroffen. Insgesamt fallen 400 der 2.900 Arbeitsplätze von Infineon Österreich. Dass darunter auch viele -- übrigens hochqualifizierte -- LeiharbeiterInnen sind, macht die Sache  nicht besser. Die Firma wollte sich mit dem langfristigem Einsatz von LeiharbeiterInnen einfach Lohnnebenkosten ersparen. Erst im März 2008 bekamen 100 LeiharbeiterInnen den blauen Brief -- als Reaktion auf den Preisverfall für Speicherchips und dem Nachgeben der Aktienkurse von Infineon auf der New Yorker Börse und ihrer Tochtergesellschaft "Quimonda AG". Nun gab der Börsenkurs erneut nach.

Der Firmensitz von Infineon liegt in München, weltweit streicht der  Konzern nun 3.000 Stellen. Infineon war früher ein Unternehmensbereich von Siemens und produziert hauptsächlich Computerchips für asiatische Unternehmen. Angeblich soll genau dorthin auch ein Teil der Produktion verlagert werden. Grundsätzlich sind es aber weniger die angeblich zu hohen Produktionskosten in Österreich und in Europa sondern eher die  Marktsättigung Anlass für die Krise. Alle Infineon-Werke weltweit liefen  bereits die letzte Zeit mit einer Auslastung von nur ca. 85%. Die gesamte ehemals hochprofitable Halbleiter-Branche kämpft mit Überkapazitäten. Das Problem ist zu einem gewissen Grad einfach die
kapitalistischen Wirtschaftsweise: Eine neue Branche ist zuerst  profitabel, wenn sie vergleichsweise wenig in fixe Anlagen investieren muss und ihr Produkt stark nachgefragt wird. Anderes Kapital, auf der Suche nach profitabler Veranlagung, beginnt hier ebenfalls aktiv zu werden. Bis so viele sich in der Branche tummeln und bereits weit über die Nachfrage investiert haben -- das drückt die Profitraten. Dann gehen die Geschäfte wieder zurück und damit -- etwas zeitverzögert -- auch die Arbeitsplätze. Fr. Kirchner-Kohl, die Chefin von Infineon-Austria, spricht von einem Umsatzrückgang um 2% und dass der Markt in summe schwächer geworden ist (Der Standard, 26., 27. Juli 2008, Seite 17). Wir sagen die Wirrnisse, die Aufs- und Abs der kapitalistischen Wirtschaft könnten letztlich nur die Beschäftigten selbst in den Griff bekommen, in dem sie die Betriebe übernehmen und sich international koordinieren.

Was sagt nun aber die Arbeitnehmer-Vertretung dazu, dass die Beschäftigten die Krise ausbaden sollen? Während in Deutschland die Gewerkschaft IGM von einem "/Kahlschlag auf Kosten der Belegschaft/" spricht, die die Folge "/einer schier endlosen Serie von Managementfehlern sei/" und bereits in der Vergangenheit wegen der  Schließung eines Infineon-Werkes bei München gestreikt hatte, traut man sich im ÖGB solche Töne nicht zu. Quintessenz: Gewerkschaft und Betriebsrat bekämpfen nicht den Kahlschlag an Industrie-Arbeitsplätzen, sondern begnügen sich damit, einen Sozialplan für die Betroffenen
auszuhandeln. Das ist bereits geschehen. Auch in Deutschland hatte die  IGM-Führung 2005 nach einem Streik auf die Forderung nach Weiterführung des Werkes bei München verzichtet, um einen Sozialplan zu erreichen. Aber Streikenden sagten dazu: "/Wir wollen unseren Job, nicht mehr Geld!/"
 

Editorische Anmerkungen

Den Text erhielten wir durch die LSR per Mail. Erstveröffentlicht wurde der Text in: BEFREIUNG Nr. 162, 7.8.2008, Zeitung der /Liga der
Sozialistischen Revolution/, www.sozialistische-revolution.org