Als das BRAUNBUCH DDR 1981 in
erster Auflage erschien, galt es gemeinhin unter Linken als
Propagandamachwerk des Kalten Krieges, um dem in der DDR 1965
veröffentlichten BRAUNBUCH entgegen zu wirken, das
SS-Dienstränge und NS-Parteiämter von 1.800
Wirtschaftsführern, Politikern und führenden Beamten der
Bundesrepublik Deutschland auflistete.
Nun folgte nach
Überarbeitungen des Datenbestands die zweite Auflage des
BRAUNBUCH DDR im Frühjahr 2009.
Der Autor, Olaf Kappelt, ist,
daran lässt er keinen Zweifel, ein Vertreter der bürgerlichen
Soziologie. Der positivistische Soziologe René König lieferte
ihm die Untersuchungsmethode, wie sie in der bürgerlichen
Empirischen Sozialforschung gang und gäbe ist; die sich
expressis verbis als Gegenentwurf zur Kritischen Theorie
versteht und mit dieser um den ideologischen Einfluss -
vornehmlich an den westdeutschen - Universitäten ringt.
Folgerichtig hängt Kappelt politisch der Totalitarismus-These
"rot=braun" an.
Ganz in diesem Sinne lieferte Otto
von Habsburg - Führungsfigur der rechtskonservativen
Paneuropa-Union ("Für ein Europa der Völker") 1981 das erste
Vorwort. Darin heißt es in platter Holzschnitt-Rhetorik: "Die
vorliegende Dokumentation ist somit eine brauchbare Waffe
gegen jene, die Deutschland diskreditieren wollen. Man wird
Widersacher nicht zum Schweigen bringen, aber den Gutgläubigen
zeigen, dass die sogenannte DDR und nicht die Bundesrepublik
das geistige Erbe Hitlers übernommen hat."
Im zweiten Vorwort richtet
Wendehals Günter Scharbowski als DDR-Insider voll dem
Zeitgeist folgend das ideologische Feuer auf die Linkspartei:
" So illegitim und anmaßend es ist, wenn sich die Linke und
zuvor die PDS als Rächer der „enterbten Ostdeutschen"
aufwirft, die sie selbst enterbt hat, so wenig einspruchslos
kann es hingenommen werden, wenn diese Partei unter Berufung
auf eine anti-faschistische Seelenbeschaffenheit die Rolle
eines besonders ausgewiesenen Wächters oder gar Richters in
der bundesdeutschen Demokratie übernimmt, wenn es um
Neonaziumtriebe geht."
Kurzum bei dem hier vertretenen
Wissenschaftsverständnis und den platten Propagandasprüchlein
in den Vorwörtern gehen einem als Linken die Nackenhaare schon
hoch. Dennoch befördert Kappelt schlussendlich gestützt auf
seine rot=braun-These Tatsachenmaterial zu Tage, das
Deutschland quer zu den politischen Absichten des Herrn
Habsburg sehr wohl diskreditiert. Daran kommt man als Linker
nicht vorbei. Hier findet sich tausendfach empirisches
Material fürs antideutsche Geschichtsbild.
Deutsche Lebensläufe
Aus dem rund 1000 Personen
umfassenden Datenmaterial habe ich einige Lebensläufe wahllos
aus dem ersten Drittel herausgegriffen. Ein weiterer Kommentar
dazu erübrigt sich.
geb. 21.10.1885 in
Naschhausen-Orlamünde, gest.: 03.03.1966
Vor 1945:
Fabrikantensohn, ab 1901 Besuch
des Lehrerseminars in Altenburg, 1906 dort Reifeprüfung, ab
1909 Anstellung als Volksschullehrer in Roda, 1912 Ableistung
der Mittelschullehrerprüfung, ab 1913 Mittelschullehrer in
Roda, 1914 Bestehen der Rektorenprüfung, ab Juni 1915
Teilnehmer am 1. Weltkrieg, ab September 1915 russische
Kriegsgefangenschaft, 1920 Rückkehr aus der russischen
Kriegsgefangenschaft in Sibirien, Beurlaubung vom Schuldienst,
Studium in Jena und Leipzig, 1923 Promotion zum Dr. phil. an
der Universität Leipzig, 1924 Wiedereintritt in den
Thüringischen Schuldienst, Sonderbeauftragter für
Berufsberatung und volkswirtschaftliche Belehrung,
Berufsschullehrer in Gera, zeitweise stellv. Schulrat, ab 1928
Referent und Regierungsrat in der Abteilung Volksbildung im
Thüringischen Ministerium für Volksbildung und Justiz. Am
1.4.1933 Eintritt in die NSDAP, Mitglieds-Nr. 1 792 249,
Mitglied der NSDAP-Ortsgruppen Weimar (Gau Thüringen) und
Berlin, Angehöriger der SA, Beförderung zum
SA-Oberscharführer, seit 1933 Mitglied im NS-Lehrerbund und
seit 1.7.1934 Mitglied in der NSV, August 1933 Beförderung zum
Ministerialrat, bis 1939 Abteilungsleiter im
Volksbildungsministerium des Landes Thüringen, 1936 Besuch der
Staatsschule für Führertum und Politik in Bad Berka, seit 1937
Mitglied im Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK), 1938
Verleihung des Treudienst-Ehrenzeichens durch Adolf Hitler,
zeitweise Vorsitzender des Prüfungsamtes für Volksschullehrer
und Vorsitzender bei den Vorprüfungen der Polizeibeamten, von
1939 bis 1945 Ministerialrat im Reichsministerium für
Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung in Berlin.
Simon Wiesenthal zitiert aus
seinen Lebenslauf, in dem Arnold selbst bekannte:
„zuständig für die vollständige Entjudung des deutschen
Geisteslebens. Diese Entjudung ist nicht nur personell
durchzuführen - durch Beseitigung aller Juden und Judenknechte
aus Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Es geht um die
Tilgung jeglicher Spur Judengeistes aus der deutschen Kultur".
Nach 1945:
erneute politische Betätigung,
Eintritt in die NDPD, Dozent an der Hochschule für Nationale
Politik in Waldsieversdorf, anschl. Redaktionssekretär des
theoretischen Organs der NDPD „Der nationale Demokrat",
jahrelanger Vorsitzender der Nationalen Front der DDR in
Berlin-Treptow, Lektor im DDR-Verlag der Nation, in der
DDR-National-Zeitung wird sein Wirken entsprechend gewürdigt:
„Ihr Vorbild gab vielen Angehörigen des städtischen
Mittelstandes und ehemaligen Mitgliedern der NSDAP Klarheit,
Kraft und Mut."
Auszeichnungen:
Ehrenkreuz für Frontkämpfer, Treuedienst-Ehrenzeichen (1938),
Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Bronze
geb: 07.09.1903 in Berlin
Vor 1945:
Landwirtssohn, 1920/21 und 1921/22
Besuch der Landwirtschaftlichen Winterschule in Angermünde,
1924 Kreisvorstandsmitglied der Deutsch-Nationalen Volkspartei
(DNVP), 1924/25 Mitbegründer und 1. Vorsitzender des
Junglandbundes im Kreis Angermünde, Teilnahme am Küstriner
Putsch, 1925/1926 Schriftleiter der Angermünder Zeitung,
Mitglied des Alldeutschen Verbandes, 1930 Geschäftsführer der
DNVP in Rathenow, Braunschweig und Beeskow, am 1.5.1933
Eintritt in die NSDAP, Mitglieds-Nr. 3 545 700, Blockhelfer
der NSDAP. Ab 1.1.1932 bis 31.12.1935 Hauptschriftleiter der
völkischen und antisemitischen SS-Zeitschrift „Hammer",
Mitarbeit bei dem SS-Zentralorgan Schwarze Corps und den
Zeitungen „Freiheitskampf' (Sachsen), .Deutschlands
Erneuerung", „Braune Post", ab 1933 ständiger Mitarbeiter des
Reichssenders Leipzig in der Abteilung „Weltanschauung",
teilweise publizistische Tätigkeit unter Pseudonym „Jochen
Dreetz" bzw. „Joachim Draetz", Verfasser zahlreicher
völkischer Romane, die nach 1945 auf der „Liste der
auszusondernden Literatur" standen, u.a.: „Die Wege der
Wolfssöhne" (1938), „Germanische Sturmflut" (Erzählung, 1936),
„Spuk an der Oder" (1938), „Der blinde Bauer" (1939), der
Reichssender Leipzig beschrieb in einem Beitrag am 30.4.1936
Balls Bücher als „Kampfschriften des nordischen Geistes", das
Schulungsamt der SS empfahl seine Bücher als Lektüre,
Hörfunkautor beim Reichssender Leipzig (u.a. „Fahnen des
Ruhmes - getragen in Ehre", „Bewährung ist Sieg") ab 1937
V-Mann des SD im Rahmen eines als „geheime Reichssache"
deklarierten Vorgangs für das Reichssicherheitshauptamt
(Außenstelle Leipzig), 1940 freiwillige Meldung zu einer
Propagandakompanie, Angehöriger der Polizeireserve Leipzig,
zeitweise während des 2. Weltkrieges in Den Haag für die
weltanschauliche Betreuung der Ordnungspolizei zuständig,
SS-Kriegsberichterstatter, Kriegseinsätze in Italien,
Frankreich, Jugoslawien und an der Ostfront.
Nach 1945:
Beschlagnahmung seines Eigentums
in Leipzig wegen seiner NS-Belastungen, zeitweise
Hilfsarbeitertätigkeit in einer Gießerei in Leipzig,
Kulturjournalist bei der „Leipziger Volkszeitung", Anfang 1949
Eintritt in die NDPD und Zulassung als freier Schriftsteller
durch das Volksbildungsamt der Stadt Leipzig, Mitglied der
Gewerkschaft Kunst im FDGB, Arbeiterschriftsteller im Auftrage
des FDGB in einem großen Textilbetrieb, ab März 1949
NDPD-Ortsverbandsvorsitzender in Leipzig, 1950
Referententätigkeit für die Nationale Front in Leipzig, 1948
Eintritt in den Kulturbund und Mitbegründer eines
Schriftstelleraktivs im DDR-Kulturbund. Autor von etwa 13
Büchern, die in den Verlagen „Neues Leben", „Aufbau-Verlag"
und „Verlag der Nation" erschienen, 1951 Eintritt in die
Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF), 1949
bis 1952 Redakteur der Leipziger Beilage der
DDR-National-Zeitung und Stadtbezirksverordneter in
Leipzig-West, Mitarbeit beim DDR-Friedensrat, 1963 Leiter des
Zirkels schreibender Arbeiter im VEB-Braunkohlenwerk Profen b.
Zeitz, ab 1964 Sekretär des DDR-Schriftstellerverbandes im
Bezirk Leipzig, 1968 begrüßte er in verschiedenen
publizistischen Stellungnahmen die Okkupation der CSSR, um
„Ruhe und Ordnung wieder herzustellen."
Auszeichnungen:
Ehrennadel der Nationalen Front der DDR (1957)
geb: 1898 gest.: 1984
Vor 1945:
Arbeitete seit 1924 in Marburg am
Grundlagenwerk „Deutscher Sprachatlas", 1932 Eintritt in die
NSDAP, übernahm im Kulturpolitischen Archiv des Amtes
Rosenberg bedeutsame Forschungsaufgaben, verfasste Gutachten
über Fachkollegen, 1939 begründete sie das
„Brandenburgisch-Berlinische Wörterbuch", Mitarbeiterin für
den Sicherheitsdienst (SD), diente sich dem Auswärtigen Amt
als Mitarbeiterin an, um Besitzansprüche gegenüber Polen durch
wissenschaftliche Fundierung geltend zu machen, erwarb sich
als NS-Linguistin frühzeitige wissenschaftliche Reputation,
insbesondere durch ihre ideologisch einseitig geprägte Schrift
„Deutsche Mundartenkunde".
Nach 1945:
Weiterarbeit an
sprachwissenschaftlichen Projekten, insbesondere für das
„Brandenburg-Berlinische Wörterbuch", 1957 Lehrauftrag an der
Humboldt-Universität zu Berlin, Ernennung zur Professorin in
Potsdam, Mitglied der DDR-Akademie der Wissenschaften.
geb.: 08.04.1899 in Zeitz
gest.:t 19.12.1979 in Berlin
Vor 1945:
Tischlersohn, Tätigkeit in einer
Lederfabrik, ab 1917/18 Freiwilliger im 1. Weltkrieg in einem
Infanterieregiment, danach erste schriftstellerische
Betätigung, Besuch der Reinhardt-Schule des Deutschen Theaters
in Berlin, Regisseur am Theater am Kurfürstendamm in Berlin,
1925 bis 1928 am Theater in Gera, am 1.5.1930 Eintritt in die
NSDAP, Mitglieds-Nr. 237 435, leitende Tätigkeit in der
Nationalsozialistischen Betriebsorganisation (NSBO), laut
Deutschem Führerlexikon von 1934 „theoretischer Begründer
einer nationalsozialistischen Theaterpolitik" und „1930
Gründer der nationalsozialistischen Gruppenbewegung der
Künstler und geistigen Arbeiter; seit 1929 Begründer und
Führer der nationalsozialistischen Rundfunkpolitik", Leiter
der Rundfunkabteilung der Reichsleitung der NSDAP, 1932
NSDAP-Abgeordneter des Preußischen Landtages. Ab 1933 bis 1938
Leiter der Abteilung Rundfunk im Reichsministerium für
Volksaufklärung und Propaganda im Rang eines Ministerialrates
sowie Präsident der Reichsrundfunkkammer, 1934 Gründer und von
1934 bis 1937 Reichsamtsleiter der NS-Gemeinschaft „Kraft
durch Freude" (KdF) in der Deutschen Arbeitsfront (DAF),
Oktober 1938 Ruhestandsversetzung.
Der Leiter des jüdischen
Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, erkannte in
Dreßler-Andreß den Verfasser von ideologischen Schriften, „darunter
'Der Rundfunk - das Verkündigungsmittel der
Nationalsozialistischen Weltanschauungseinheit' und 'Der
Rundfunk - das Instrument des neuen Staates'. In einem Brief
an Heinrich Himmler hob der berüchtigte Massenmörder
SS-Obergruppenführer Kurt Daluege die Verdienste Horst
Dressler-Andress 'um den Rundfunk' besonders hervor".
1934 Autor des Buches „Deutsche
Kultur im Dritten Reich". Ab 1940 Angehöriger der Deutschen
Wehrmacht, Einsatz in Polen zur Sicherung des
General-Gouvernements, Mai bis September 1940 Teilnehmer am
Frankreichfeldzug, seit Sept. 1940 Propagandaleiter der NSDAP
in Lublin, wozu Simon Wiesenthal ermittelte: „Zu diesem
Verwaltungsbezirk gehörten übrigens die
Massenvernichtungslager Majdanek und Belzec", ab 8.5.1941
Leiter des Führungsamtes 2 beim Arbeitsbereich 2 der NSDAP in
Krakau, ab August 1941 Beauftragter der NSDAP in Lemberg,
Aufbau der NSDAP-Organisation im Distrikt Galizien, April 1943
Verfasser einer Propaganda-Denkschrift zum „zehnjährigen
Nationalfeiertag der Deutschen Arbeit", seit Oktober 1943
hauptamtlich beim Gouverneur des Distrikts Krakau als Leiter
der Propagandaabteilung tätig, von der Regierung des
Generalgouvernements für den Parteidienst freigestellt, hat
sich durch seinen dienstlichen Einsatz schwere Erkrankung
zugezogen. Seit März 1945 ebenfalls Erkrankung seiner Kinder,
deshalb ansässig in Steinach/Thüringen.
Nach 1945:
erneute politische Betätigung,
Wirtschaftshelfer und Schriftstellertätigkeit, bekannte sich
im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens zum
„wissenschaftlichen Sozialismus als den einzig möglichen Weg
zur Lösung des sozialen Problems" und wurde im März 1948 als
„Minderbelasteter in die Bewährungsgruppe eingestuft", ab 1948
maßgeblich beim Aufbau der NDPD beteiligt, Mitarbeiter beim
Parteivorstand der NDPD-Landesverbände Berlin und Thüringen,
Leiter der Abteilung Presse- und Rundfunk des
NDPD-Landesverbandes Thüringen, Mitglied im Hauptvorstand der
NDPD, Mitarbeiter des Nationalrates der Nationalen Front der
DDR, 1955 Beteiligung an der Werbekampagne zur Bildung der
DDR-Armee, Vortragstätigkeit in den Bezirken Rostock, Schwerin
und Neubrandenburg, ab 1959 Regisseur in Eisenach, ab 1962
Oberspielleiter in Meiningen, ab 1963/64 Spielleiter in
Eisenhüttenstadt, dort zeitweise künstlerischer Leiter des
Arbeiter-Theaters, starb 1979 in Berlin.
Auszeichnungen:
Komturkreuz des Ordens der Krone von Italien (1937),
Kriegsverdienstkreuz (1. Kl.), Verdienstmedaille der DDR
(1969)
geb.: 06.05.1911 in Waldenburg /
Sachsen gest.: 03.04.1993
Vor 1945:
Handlungsgehilfensohn, Abitur,
1930 bis 1936 Medizinstudium an den Universitäten Wien,
Breslau, Würzburg und München, am 3.11.1933 Eintritt in die
SS, Mitglieds-Nr. 121 347, SS-Angehöriger in Würzburg,
Beförderung zum SS-Scharführer, Promotion zum Dr. med., am
1.5.1937 Eintritt in die NSDAP, Mitglieds-Nr. 4 846 055,
Angehöriger der NSDAP-Ortsgruppe Osterburg (Gau
Magdeburg-Anhalt), ab 1936 Medizinalassistent und ab 1938 1.
Assistenz-Arzt am Stadtkrankenhaus in Osterburg, Medizinischer
Sachbearbeiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Angehöriger
der Ärztekammer Magdeburg-Anhalt, beauftragt mit der Führung
der SS-Sanitäts-Staffel 1/17, ab 1939 Angehöriger der
Sanitäts-Ersatz-Abteilung 11 in Bückeburg, Oberarzt der
Deutschen Wehrmacht, Teilnehmer am 2. Weltkrieg an der
Westfront und am Russlandfeldzug, zeitweise Tätigkeit im
General-Gouvernement.
Nach 1945:
Erneute politische Betätigung,
Eintritt in die SED, 1951 Chefarzt und 1952 ärztl. Direktor
des Kreiskrankenhauses Lichtenstein, 1950 bis 1958
ABGEORDNETER der DDR-VOLKSKAMMER und zeitweise Mitglied im
Ausschuss für Gesundheitswesen, 1958 bis 1963 Mitglied des
DDR-Bezirkstages Dresden, 1963 Delegierter beim 6.
SED-Parteitag, ab 1955 ärztl. Direktor und Chefarzt des
Bezirkskrankenhauses in Görlitz, Ernennung zum
Obermedizinalrat.
Auszeichnungen:
Verdienter Arzt des Volkes (1952), Aktivist, Medaille „Für
ausgezeichnete Leistungen", u. a.
geb.: 06.10.1893 in Gruna bei
Delitzsch / Sachsen, gest.: 01.05.1970
Vor 1945:
Geburt auf
dem Rittergut Grunabei Delitzsch,
Studium der Rechts- und Staatswissenschaften
sowie der Nationalökonomie an den Universitäten
Leipzig, München, Würzburg und Halle, Promotion
zum Dr. jur. und Dr. rer. pol., 1917 Regierungsreferent
in Kyritz, anschl. Regierungsassessor in Potsdam,
Bürgermeister in Meyenburg und ab 1919 Landrat in
Torgau, deutschnationaler Abgeordneter des sächsischen
Provinziallandtages, ab 1924 Abgeordneter des Deutschen
Reichstages, bis 1929 Mitglied der
Deutsch-Nationalen-Volkspartei (DNVP), Präsident des Deutschen
Landgemeindetages, 1930 Mitbegründer und Angehöriger der
Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei, erneut
Mitglied des Deutschen Reichstages, Dozent an der
Landwirtschaftshochschule Berlin. Mitglied des
Reichswirtschaftsrates, 1932 Mitglied der Reichsregierung
Schleicher, 1933 MITGLIED der REICHSREGIERUNG ADOLF HITLER,
Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung, wegen Unterschlagung von
1,2 Mill. Reichsmark verhaftet und zu zweieinhalb Jahren
Gefängnis verurteilt, 1935 Haftentlassung, 1944/45 erneut
inhaftiert.
Nach 1945:
Erneute politische Betätigung, 1945
bis 1946 Leiter der Innenabteilung der Provinzialregierung von
Sachsen-Anhalt, Wechsel in die britische Zone und Eintritt in
die CDU, von Dezember 1946 bis April 1947 Innenminister von
Niedersachsen, am 14.4.1947 Rücktritt als Innenminister nach
Vorwürfen wegen seiner Zugehörigkeit zu den Kabinetten
Schleicher und Hitler, geschäftsf. Vorsitzender des
CDU-Landesverbandes Niedersachsen, Juli 1947 Wahl in den
Zonenvorstand der CDU, von Juni 1948 bis Juni 1950 stellv.
Ministerpräsident und niedersächsischer Landwirtschaftsminister,
1950 Vorstandsmitglied im kommunistischen „Gesamtdeutschen
Arbeitskreis für Land- und Forstwirtschaft" in Ost-Berlin, 8.
Juni 1950 Verhandlungen in Ost-Berlin und Zusammentreffen mit
Walter Ulbricht, daraufhin Juni 1950
Vertrauensentzug durch CDU-Landtagsfraktion, Rücktritt als
Landwirtschaftsminister und stellv. Ministerpräsident
Niedersachsen, Ausschluss aus der CDU, 1950 Eintritt in den Bund
der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) in Niedersachsen,
Vorsitzender der BHE-Landtagsfraktion, 1951 Ausschluss aus dem
BHE,
1951 bis 1952 Abgeordneter der Deutsch-Sozialen Partei in
Niedersachsen.
Juli 1952 Übersiedlung in die DDR, Eintritt in die CDU, von 1954
bis 1970 Mitglied im PRÄSIDIUM des NATIONALRATS der NATIONALEN
FRONT der DDR, bis 1969 Präsident der Zentralstelle für Zucht-
und Leistungsprüfungen der Vollblut- und Traberpferde der DDR,
ab 1955 Vizepräsident des Internationalen Meetings der
Vollblutzucht, 1956 bis 1969 Bezirksvorsitzender der Nationalen
Front der DDR im Bezirk Frankfurt/Oder, 1969 bis 1970
Ehrenpräsident der Zentralstelle für Pferdezucht beim Rat für
landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft der
DDR.
Veröffentlichung: „Ich war königlich
preußischer
Landrat" (Agitationsausschuss beim Nationalrat der Nationalen
Front, Berlin 1970)
Auszeichnungen: Vaterländischer Verdienstorden der
DDR in Gold (1963), u. a.
geb.: 15.11.1912 in
Berlin-Charlottenburg
Vor 1945:
Botschaftersohn, 1930 bis 1931 Auslandsaufenthalt in den USA,
Werkstudent der Deutschen Bank, Studium der Volkswirtschaft und
Rechtswissenschaft, am 1.5.1933 Eintritt in die NSDAP,
Mitglieds-Nr. 2 673 178, Angehöriger den NSDAP-Ortsgruppe Berlin
und der NSDAP-Auslandsorganisation, Mitglied in der Deutschen
Arbeitsfront (DAF) und ab 1934 in der Nationalsozialistischen
Volkswohlfahrt (NSV), ab 1935 Ausbildung zum Gerichtsassessor,
jeweils dreimonatiger Aufenthalt in Italien und Spanien, 1934
bis 1937 in Berlin-Charlottenburg, zeitweise Tätigkeit beim
Kammergericht, 1937 Promotion zum Dr. jur. an der Universität
Erlangen, ab 1935 Mitglied im Nationalsozialistischen
Rechtswahrerbund, Angehöriger des diplomatischen Dienstes, 1937
bis 1939 Tätigkeit in Frankreich u.a. für die Deutsche
Handelskammer in Paris, Politischer Leiter der NSDAP im
Propagandaapparat der NSDAP-Auslandsorganisation, 1939 bis 1940
erneut in Berlin-Charlottenburg, ab 1941 Legationssekretär an
der Deutschen Botschaft in Paris, Mitarbeiter der
Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft, 1944/45
Mitarbeiter im Reichsaußenministerium in Berlin, entsprechend
einer Einschätzung der Auslandsabteilung des Reichsministeriums
für Volksaufklärung und Propaganda war Gerstner „ausserordentlich
tüchtig" und „ohne weiteres" besonders geeignet, um „Gefangene
zu vernehmen und Übersetzungen
vorzunehmen."
Der Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien,
Simon Wiesenthal, schrieb über Gerstner: „Zu seinen
besonderen Gönnern zählten Botschafter Otto Abetz (wegen
Kriegsverbrechen zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt) und
SS-Standartenführer Helmuth Knochen. Dr. Gerstner verfasste eine
Reihe von Broschüren über die Wehrmacht, er soll aber auch
den Kontakt mit der Resistance gepflegt haben. Die
Widerstandsgruppe Pierre Reval und Jacques Robinet behaupteten,
Beweise dafür zu besitzen, daß er
sich als Agent provocateur
betätigte. Eine von Dr. Gerstner damals für die Wehrmacht
verfasste Broschüre trägt den Titel 'Verniggertes Frankreich'."
Nach 1945:
Erneute politische Betätigung,
Eintritt in die KPD später in die SED, 1945 stellv.
Bezirksbürgermeister in
Berlin-Wilmersdorf (britischer Sektor),
wegen falscher Angaben im Lebenslauf abgesetzt, Inhaftierung im
NKWD-Lager Hohenschönhausen und im Januar 1946 Freilassung, ab
Herbst 1946 Referent in der Deutschen Zentralverwaltung für
Außenhandel, 1947 persönlicher Referent
von Präsident Josef Orlopp, 1950 bis 1982 Mitglied der Redaktion
der „Berliner-Zeitung" in Ost-Berlin, 1961 bis 1972 Chefreporter
der „Berliner Zeitung", 1956 bis 1959 Mitglied im
Zentralvorstand des DDR-Journalistenverbandes,
Tätigkeit für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als
Informeller Mitarbeiter (IM) unter dem Operativnamen „Ritter",
1965 bis 1978 Moderator der Fernsehsendung „Prisma", 1955 bis
1988 Kommentator bei Radio DDR, anschl. Ruhestand.
Auszeichnungen: Orden Banner
der Arbeit (1969), Vaterländischer Verdienstorden der DDR in
Bronze (1965), Silber (1972) und Gold (1982), Ehrenspange zum
Vaterländischen Verdienstorden (1987),
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Olaf Kappelt
Braunbuch DDR - Nazis in der DDR
Vorwort von G. Schabowski,
Günter und O.v. Habsburg
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