Betrieb & Gewerkschaft
Kampf um die DGB-Bildungsstätten

von Peter Nowak

7-8/11

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Der Sensenmann trägt Brille und hat ein DGB-Symbol auf seinen schwarzen Umhang. Er ziert eine Todesanzeige des Förderkreises Sasel e.V in der es heißt: „Der DGB schließt die Bildungszentren Sasel und Starnberg “. Nachdem der Interessenausgleich zwischen dem Gesamtbetriebsrat und der Geschäftsführung des DGB Bildungswerks am 17. Juni in Berlin endgültig scheiterte, ist die Enttäuschung bei Hans Mielke vom Förderkreis Sasel groß. „Eineinhalb Jahre habe ich mich für den Erhalt des Bildungswerkes eingesetzt. Jetzt stehe ich vor einer schwarzen Mann“, erklärt er. Im Dezember hatte Mielke noch in einen offenen Brief an die Mitglieder des DGB-Bundesvorstandes und die Vorsitzenden aller Einzelgewerkschaften appelliert, die Bildungswerke zu erhalten. „Dabei war die Schließung dort schon längst beschlossene Sache“, resümiert Mielke bitter.

„Der DGB Bundesvorstand in Person von Michael Sommer hat sich auf alle Schreiben, die wir geschickt haben, immer mit der Erklärung aus der Affäre gezogen, er sei nicht zuständig“, erklärt die Gesamtbetriebsrätin des Bildungswerks Ingrid Gohr-Anders. Sie bestätigt gegenüber ND, dass die Betriebsräte in Sasel und Starnberg in der letzten Woche die Anhörungen zu Kündigungen und Anhörungen geladen worden, denen sie widersprochen haben. 41 Stellen im Service-Bereich sollen wegfallen.

Doch den Kritiker_innen des Schließungsbeschlusses geht es auch um den Erhalt um ein Stück Arbeiterkultur. “Das Ziel gewerkschaftlicher Bildung ist nicht die Erwirtschaftung von Renditen sondern die Vermittlung von Handlungskompetenz“, schreibt Ingrid Gohr-Anders in der Gewerkschaftszeitung Mitbestimmung. Sie ist überzeugt, dass der „Lernort gewerkschaftliche Bildungseinrichtung“ nicht durch Hotels ersetzt werden können.
Den Einwand kann der Sprecher des Bildungswerkes Thomas Schulz nicht nachvollziehen. Am Standort Hamburg wird das Bildungswerk aus einem gepachteten Haus am Stadtrand Hamburg-Sasel in das zentral gelegene DGB Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof umziehen“, betont er Allerdings gibt es für diese Pläne noch keinen exakten Termin. Schulz betont, dass ein Erhalt der beiden Häuser angesichts der veränderten Nachfrage im Bildungsbereich und fälligen Millioneninvestitionen für das Bildungswerk schwer tragbar gewesen wäre. Schulz bedauert die Blockadehaltung des Betriebsrates. Für ihn als alten, erfahrenen Gewerkschafter sei es unbegreiflich, wie der Betriebsrat sich genau jenen gesetzlichen Möglichkeiten verweigere, für sich die Gewerkschaften jahrzehntelang eingesetzt haben, um betriebliche Veränderungen möglichst so zu gestalten, dass niemand in die Arbeitslosigkeit entlassen werden muss. Andere Gewerkschafter weisen darauf hin, dass das Ziel vieler Arbeitskämpfe die Verhinderung und nicht die sozialverträgliche Umsetzung von Kündigungen war und ist. Daran wolle man auch festhalten, wenn der Kontrahent der DGB ist.

Die Auseinandersetzung geht weiter. Im aktuellen Newsletter des Förderkreises Sasel heißt es:

"Insgesamt sollen in beiden Häusern allein 56 Arbeitsplätze der fest angestellten Mitarbeiter vernichtet werden - 27 davon allein in Hamburg. Wie viele der freiberuflichen tätigen Mitarbeiter durch die Reduktion des Bildungsangebots betroffen sein werden, darüber lässt sich nur spekulieren. Doch noch wichtiger: das bisherige Konzept einer guten Betriebsrätequalifizierung unter dem Dach des DGB in eigenen Bildungszentren wird damit aufgegeben“.

Editorische Hinweise

Den Text erhielten wir vom Autor für diese Ausgabe.

Infos der Schließungsgegner_innen finden sich unter:
http://foerderkreis-sasel.de