Betrieb & Gewerkschaft

Kurzkommentar zum neuen Tarifvertrag

Druckindustrie: Komischer “Erfolg”

von K.D. Rosenporten

7-8/11

trend
onlinezeitung

Der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) und die Gewerkschaft ver.di haben sich auf einen neuen Tarifvertrag für die 160.000 Kollegen und Kolleginnen der Druckindustrie geeinigt, der den unveränderten Manteltarifvertrag für weitere drei Jahre wieder in Kraft setzt. Die von den Unternehmern geplante Verschlechterung der Arbeitsbedingungen konnte zwar verhindert werden. Doch auch ein Tariflohnvertrag, der 33 Monate lang laufen soll, und der den Kollegen deutliche Reallohn-Verluste beschert, bedeutet eine Verschlechterung ihrer Lage.

Ver.di-Vize Werneke redet sich die Sache schön, wenn er von einem “Erfolg” spricht und gleichzeitig eingesteht, daß das Ziel “Verschlechterungen für die Beschäftigten zu verhindern” nicht ganz erreicht werden konnte. Die Einkommens”verbesserung” von lediglich zwei Prozent liegt weit unter der aktuellen Inflationrate und soll darüberhinaus auch erst ab August 2012 gelten. Der “Erfolg” des Herrn Werneke besteht also darin, daß die von ihm Vertretenen real weniger Geld in ihren Portemonnais haben werden, was auch die zwei ebenfalls vereinbarten Einmalzahlungen von läppischen 280 (September 2011) bzw. 150 Euro (Juli 2013) nicht wettmachen können.

Obwohl die Herren des BVDM die geplante Arbeitszeitverlängerung nicht durchbrachten, dürften sie dennoch zufrieden sein. Beschert ihnen die lange Laufzeit doch die erwünschte Ruhe in den Betrieben und damit Planungssicherheit. Erkauft zu einem guten Preis. Was sicher auch etwas damit zu tun hat, daß die Gewerkschaft nicht die 160.000 Kollegen, sondern “nur” 10.000 Drucker zu den Streiks mobilisierte.

Editorische Hinweise

Den Text spiegelten wir von

RANDZONE - "Beiträge zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft"

wo er am 30. Juni 2011 veröffentlicht wurde.