Tatort Max & Moritz
Bahamas-Jünger attackieren KritikerInnen

Ein Bericht von "

7-8/11

trend
onlinezeitung

Red. Hinweis: Textteile, wie wir sie aus dem Editorial der Bahamas Nr. 62 in dieser Ausgabe zitierten, dienten auch als Werbetext für eine Bahamas-Hetzveranstaltung gegen die radikale Linke am 27. Juli 2011 im Kreuzberger Gasthaus "Max & Moritz". Dort spielte sich laut Veröffentlichung auf linksunten.indymedia.org folgendes ab:

Wie handfest vermeintliche "Ideologiekritiker" Kritik an der eigenen Ideologie begegnen.

Am 27. Juni  (muss Juli heißen - red. trend) sollte im Kreuzberger Wirtshaus "Max und Moritz" in der Oranienstraße eine Veranstaltung der rechts-bürgerlichen, post-antideutschen Zeitschrift "Bahamas" zum Thema "Mitmachen ist Ehrensache - die radikale Linke rüstet sich zum Bierputsch gegen Ideologiekritiker" stattfinden. Als Referenten standen der allseits bekannte Neocon und Linken-Hasser Justus Wertmüller und der durch offensten antimuslimischen Rassismus bekannte Autor Thomas Maul bereit.  

Inhaltlich sollten die Proteste gegen Bahamas-Veranstaltungen und wie man ihnen in Zukunft begegnen könne diskutiert werden. Außerdem sollte der Frage nachgegangen werden wieso die Linke "Vorfeldorganisation des gesunden Volksempfindens" sei. Es wurde über die Web-Präsenz der Bahamasredaktion, auf Facebook und in einschlägigen Foren zu der Veranstaltung mobilisiert.

Bereits im Vorfeld wurde eine "wir gegen den Rest der Welt im dunklen Feindesland Kreuzberg"-Stimmung verbreitet. So ließ bespielsweise ein User in einem antideutschen Forum verlauten: "vielleicht gibts ja ne richtige klopperei mit der SA-Kreuzberg sektion AntiImp-Trottel :D :D :D".

Am Mittwochabend hatten sich dann um die 25 der "English Defence League" ähnelnde Männer vor dem Wirtshaus (das des öfteren Infrastruktur für extrem antideutsche Veranstaltungen stellt) versammelt, unklar ist wie viele eigentliche "Gäste" sich noch innerhalb der Lokalität befanden. Die Außenstehenden wirkten eher wie ein wahnsinnig überdimensionierter Schutz (Szeneslang: See-Kuh). Unter ihnen befanden sich Angehörige der Möchtegern-Hooligans vom Roten Stern Nordost (Ex-AANO, damals als inoffizielle Jugendgruppe der Bahamas verschrien), der zionistischen Parteijugend BAK Shalom und der Autonomen Neuköllner Antifa (ANA).  Die von den Veranstaltern verständigte Polizei war ebenfalls mit einer Zivilstreife gegenüber des "Max und Moritz" und anderen Fahrzeugen in unmittelbarer Umgebung und am Moritzplatz zugegen.

Gegen 19 Uhr näherten sich gemächlich und weitläufig verteilt 20 Personen des internationalistischen Spektrums. Diese wollten der Veranstaltung augenscheinlich kritisch beiwohnen und die ganze Show die da mitten in Kreuzberg veranstaltet wurde mal genauer unter die Lupe nehmen. Es wurde weder geschlossen marschiert, noch sich in irgend einer weise "prollig" verhalten. Trotz alledem verweigerten die vor der Tür stehenden Bahamas-Anhänger den Linken den Zutritt. Ein Diskurs, ja selbst eine Diskussion wurde nicht zugelassen. Unwillig setzten die eintrudelnden InternationalistInnen sich an die nebenstehenden Bänke, während Andere noch immer probierten zu diskutieren. Mehrere Bahamas-Fans hatten sich während dessen Quarzsandhandschuhe angezogen, Mundschutz (!) angelegt und posierten kampfbereit, einige würden es "rummackern" nennen. Auf diese Provokationen wurde nicht weiter reagiert. Statt dessen skandierten die Sitzenden nun "Viva, Viva Palästina!" und "Israel - USA - das ist keine Antifa" was von vorbeifahrenden Menschen und PassantInnen mit gereckten Fäusten, Victory-Zeichen und einem Hupkonzert begleitet wurde. Nun drehten einige der "Bahamiten" vollends durch und begossen die sitzenden Linken wahllos mit Bier und anderen Flüssigkeiten, woraufhin mehrere Internationalistinnen in Auseinandersetzungen mit dem bewaffneten "Schutz" gerieten. Jetzt zückte ein besonders couragierter Antideutscher auch einen Teleskopschlagstock und hielt diesen drohend. Die Biertische wurden nun hin- und hergeschoben, einige "Ideologiekritiker" hüpften aufgebracht auf und ab und glaubten nun endlich die lang ersehnte "Klopperei" mit dem Feindbild Nr. 2 (nach MuslimInnen) zu bekommen. Doch der Großteil der Anwesenden ließ sich nicht auf die Provokationen ein.

Plötzlich stürmte ein Angestellter des "Max und Moritz" mit langem Küchenmesser in der Hand wie ein Besenkter auf die Linken zu und rief dabei "ihr scheiß Antifas!", woraufhin die Zivilbullen in Erscheinung traten und mit gezogenen Knarren den Verrückten stoppten und ohne weiteres zurück in den Laden schickten. Auch den Linken wurde geraten sich zu verziehen, da "für ihre Sicherheit" nicht mehr garantiert werden könne.

Daraufhin verließen die Meisten auch recht zügig den Ort des Geschehens, während die Freunde der Bahamas (nun ohne Waffen) eifrig das Gespräch mit der Polizei suchten und sich als Opfer des Volksmobs inszenierten.

Nun gehen die Auswertungen des Geschehens bei den anwesenden Antideutschen auseinander. So heißt es im bereits erwähnten Forum in gewohnt sexistischer Manier einerseits "ähm... also ich wurde von einem kreuzberger anti-imp-mädchen geschlagen und frage mich ob das jetzt ein heiratsantrag war .... wie süß ... ", auf der  anderen Seite wird bemängelt "...die polizei hat sich nicht gerade einsatzfreudig gezeigt ... die polizei war extra im vorhinein informiert, um solche eskalationen vor einem der wenigen veranstaltungsorten, in denen man bisher immer problemlos "bahamas"-veranstaltungen durchführen konnte, zu verhindern." (Fehler im Orginal). Nichtdabeigewesene geifern derweilen an der Realität vorbei: "Ich hoffe, es finden sich andere Wege, die Angreifer noch anzuzeigen. ".

Das Interessanteste verspricht jedoch ein anderer Kommentar zu offenbaren, so heißt es in schlauem Englisch "At the pub today I found out that Max and Moritz will not being hosting any more political talks on the premises. They are a well established pub restaurant with great food and friendly atmosphere so I guess that fights outside and threats against their customers is not a risk they can take.".

Augenscheinlich haben "Max und Moritz" jetzt die Schnauze voll von Bahamas-Hooligans die ihre Räumlichkeiten nutzen um sich messen zu wollen, und so haben die Agressionen und Attacken der "Ideologiekritiker" auf ihre Kritiker schlußendlich wie es scheint doch noch etwas Gutes - das Ende ihrer rassistischen, sexistischen und antimarxistischen Pseudokritik - zumindest was das "Max und Moritz" in Kreuzberg angeht.

Die Bahamas-Gruppe veröffentlichte ihrerseits dazu folgende Stellungnahme und greift darin in der Manier des Trüffelschweins zum Aufspüren von Antisemitismus in der radikalen Linken gezielt den Neuköllner Stadtteil- und Infoladen LUNTE an. "Die Redaktion Bahamas wird sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten daran beteiligen, dass von der Lunte keine antisemitische und fremdenfeindliche Gewalt ausgeht." Eine Zusammenarbeit mit der Polizei ist dabei natürlich Ehrensache.

Ein Fünf-Minuten-Spuk mit Vorgeschichte 

Auf vielfache besorgte Nachfragen hin, teilen wir mit: Die Veranstaltung „Mitmachen ist Ehrensache“ mit Thomas Maul und Justus Wertmüller im Max und Moritz hat am 27. Juli 2011 wie vorgesehen stattgefunden.

Allerdings hat es diesmal auch in Berlin vorab über Indymedia angekündigte Störversuche gegeben, die vom Veranstalter und leider nicht von der vorab informierten Polizei unterbunden wurden. Ob sich die Angreifer von den Mordtaten Anders Behring Breiviks ermuntert fühlten nun ihrerseits gegen wurzellose „Kulturmarxisten“, die in der Tradition der Kritischen Theorie stehen, vorzugehen, was ihr Ankündigungsschreiben nahe legt, oder ohnehin einmal draufhauen wollten, kann die Redaktion nicht beurteilen. Tatsache ist, dass eine 15-köpfige Gruppe vor das Max und Moritz gezogen ist und die Genossen, die dort die Veranstaltung schützten, angegriffen hat. Zu mehr als einer kleinen Balgerei und einer umgestürzten Bierbank ist es nicht gekommen. Nach fünf Minuten war der Spuk zu Ende und die Miliz zog unter ihrem Schlachtgesang „Viva Palästina, Intifada bis zum Sieg“ ab. 

Dazu einige Nachträge:

Erstens: Richtig ist, dass ein in der Küche des Max und Moritz Angestellter sich so bedrängt fühlte, dass er zum Schutz gegen die Angreifer ein Küchenmesser in der Hand hatte, mit dem er aber niemand direkt bedroht hat. Falsch ist die Behauptung, er hätte „Scheiß Antifas!“ gerufen. Der Mann hat „Haut ab, ihr Antirassisten!“ gerufen. Und: Er weiß wovon er redet. Der Küchenangestellte ist nämlich Schwarzafrikaner und hat einschlägige Erfahrungen mit Leuten gemacht, die angeblich für „seine“ Sache kämpfen.

Zweitens: Es sind am 27.7.2011 Straftaten von der Versammlungsstörung, über Beleidigung, Bedrohung, Nötigung bis hin zum Landfriedensbruch begangen worden, die verfolgt und geahndet werden müssen. Die Redaktion verfügt bereits jetzt über einschlägiges Bild- und Filmmaterial des Vorfalls und weiß von einigen aussagebereiten Zeugen. Wir rufen darüber hinaus weitere Zeugen und Fotodokumentaristen dazu auf, ihre Erinnerungen und/oder ihr Bildmaterial den Ermittlungsbehörden zur Verfügung zu stellen. Die Redaktion ist gerne bereit, als Anlaufstelle zu dienen.

Drittens: Schon jetzt wissen wir einiges über die Täter. Sie sind alle oder doch zum großen Teil Mitglieder bzw. Sympathisanten eines Zusammenhangs, der unter dem Namen Zusammen Kämpfen firmiert. Diese Gruppe trifft sich regelmäßig im Infoladen Lunte in der Neuköllner Weisestraße 53. Sie schreiben: „Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat haben wir im Neuköllner Stadtteilladen Lunte einen Gruppentresen. Hier zeigen wir Filme, führen Infoveranstaltungen durch, kochen VoKü und auch für Getränke ist gesorgt. Wenn ihr Lust habt, schaut doch einfach mal vorbei!“ Zusammen Kämpfen ist eine extrem gewaltbereite, offen antisemitische Vereinigung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Freunde Israels zu terrorisieren. Ihre Zentrale hat sie im tiefbraunen Magdeburg, wo sie nicht etwa Nazis attackiert, sondern Freunde Israels (http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web53-1.html). In Berlin-Neukölln sind auch Veteranen der RIM (Revolutionary International Movement“) bzw. RK (Revolutionäre Kommunisten), einer ebenfalls extrem gewaltbereiten antisemitischen Gruppe, die zuletzt 2004 einschlägig aktiv war, unter den Zusammen Kämpfen-Leuten. Der Redaktion ist bekannt, dass Zusammen Kämpfen im sogenannten Schillerkiez, also dem Neuköllner Quartier, in dem der Infoladen Lunte liegt, sich seit über zwei Jahren zunehmend als Kiezmiliz aufführt. Unter dem Vorwand, sich gegen „Gentrifizierung“ zu wehren, nehmen sie die dort endlich auch vorhandenen neuen Gastronomien, also Bars, in denen man es aushalten kann, ins Visier und versuchen sich als die Paten der abgehängten und verarmten migrantischen Bevölkerung in Szene zu setzen, was ihnen regelmäßig misslingt. Was ihnen mehrfach tatsächlich gelungen ist, waren Einschüchterungen von Leuten, die ihnen als israelfreundlich aufgefallen sind. Denen nehmen sie die Buttons weg, kontrollieren ihre Ausweise und drohen ihnen für den Wiederholungsfall Prügel an.

Viertens: Im Jahr 2004 ist es durch öffentliche Interventionen gelungen, den RK-Kadern ihren Treffpunkt in dem Kreuzberger Jugendzentrum TEK, dessen Mitarbeiter mit ihnen sympathisierten, zu nehmen. Es reichte ein offener Brief an die damals amtierende Bezirksbürgermeisterin und die Jugendstadträtin ( http://www.hagalil.com/archiv/2004/09/kreuzberg.htm ) sowie eine ebenfalls öffentliche Erklärung von 76 linken Gruppen gegen die von den RK ausgehende antisemitische Gewalt ( http://de.wikipedia.org/wiki/Revolutionäre_Kommunisten ). Zusammen Kämpfen steht offensichtlich in der Nachfolge der RK und im Bündnis mit den Querfront-Kombos in Magdeburg und der Roten Antifa Ruhr. Noch haben sie den Schillerkiez nicht unangefochten zu ihrer „befreiten Zone“ gemacht, noch ist der Infoladen kein Berliner Ableger des Hamburger Antisemiten-Treffs B 5. Man kann ihnen Einhalt gebieten, indem man die anderen Gruppen, die sich in der Lunte treffen, anspricht; indem man prüft, ob und in welchem Umfang die Lunte öffentliche Gelder bekommt; indem man am 13.8.2011 das Straßenfest in der Weisestraße, das maßgeblich von der Lunte aus organisiert wird, dazu nutzt, die Besucher auf die unheimliche Nachbarschaft aufmerksam zu machen; indem man sich nicht scheut, an die politisch Verantwortlichen in Neukölln zu appellieren; und indem man jede strafbare Handlung der Zusammen Kämpfen-Leute sofort zur Anzeige bringt.

Fünftens: Die Redaktion Bahamas wird sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten daran beteiligen, dass von der Lunte keine antisemitische und fremdenfeindliche Gewalt ausgeht. Sie versteht das aber nicht als ihre zentrale Aufgabe. Das ist Euer Job, Antifaschisten aus Neukölln, israelfreundliche Anwohner im Schillerkiez, mehr oder weniger radikale Linke, die etwas gegen Kiezmilizen und Faustrecht haben. 

Redaktion Bahamas

Quelle: http://redaktion-bahamas.org/aktuell/20110804zk.html