Reaktionen auf den Massenmord in Oslo, Teil II :
Trägt Multikulti die Schuld? War’s die Freimaurer-Verschwörung, oder doch der Mossad?

von Bernard Schmid

7-8/11

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Vier unterschiedliche Strategien der extremen Rechten auf das Doppelmassaker von Norwegen: Alles dem politischen Gegner in die Schuhe schieben, Distanzierung, Apologie & Drohen, Verschwörungstheorien absondern. Diese Reaktionen trifft man quer durch die Bank an, von braunen Antisemiten bis hin zu ultrarechten Israelfreunden.
 
Auch andernorts als bei der (klassischen) extremen Rechten werden Verschwörungstheorien abgesondert. Auch bei früheren Linken, die tief im Querfrontsumpf stecken, findet sich  Verschwörungsquatsch zuhauf. Und es sind nicht die einzigen Ex-Linken, die Dreck daherreden. Auf einem skurrilen Webblog des ,antideutschen’ Milieus wird bestritten, dass es ernstzunehmenden Rassismus in Norwegen gebe – denn eine bedeutende rechte Partei kann einfach gar nicht rassistisch sein, sofern sie nur pro-israelisch agiert.

Zu Teil I
Deutsche und französische Stimmen von Ganz Rechts
Reaktionen aus der europäischen extremen Rechten
auf die Massenmord-Anschläge von Oslo - Schuld abweisen,
rechtfertigen, aktiv drohen

Die Frankfurter Schule (was immer man auch sonst von ihr halten möge) hasste der Attentäter Anders Behring Breivik abgrundtief. Gehörte sie doch für ihn zu jenem „kulturellen Marxismus“, dessen angebliche Hegemonie in Westeuropa nach 1945 bewusst die Grundlagen der dortigen Kultur unterminiert habe. Durch „Masseneinwanderung“ und „Islamisierung“ habe das Komplott – das bei Breivik nicht jüdische oder freimaurerische Verschwörung heibt wie bei diversen rechten Strömungen im übrigen Europa, aber in seinen Augen ungefähr dieselbe Rolle spielt – bewusst und zielstrebig auf einen „Bevölkerungsaustausch“  hingearbeitet. Im deutschsprachigen Raum hatte unter anderem Jörg Haider in den frühen neunziger Jahren diese These vom angeblichen geplanten „Volksaustausch“ in seinen Büchern verbreitet, die da lautet: Die Verschwörer holten massenhaft Einwanderer herein, um die renitenten Autochthonen besser unterjochen zu können. An diesem Punkt sah Breivik die Dinge ziemlich ähnlich, wie er in seinem Manifest und dem zwölfminütigen Video darlegt, welche am Tag des von ihm verübten Massenmords im Internet publiziert wurden.

Aber auch ohne Frankfurter Schule, die auch von anderen Rechten nicht geschätzt wird, hat die extreme Rechte des Kontinents ihre Denkschulen. Zu dem Massenmord von Oslo weist sie im Wesentlichen drei unterschiedliche Denkschulen auf: jene der Distanzierung, jene der Vertuschung respektive Schuldzuweisung an die politischen Gegner sowie an die „Verantwortlichen für Masseneinwanderung und Multikulturalismus“, sowie jene der von Drohungen begleiteten Affirmation. Hinzu kommt aber noch eine vierte Richtung, jene der Verschwörungstheoretiker, die sowieso alles abstreiten, was auch immer von Behörden, Medien, Antifaschisten oder Politik über den Anschlag und seine Hintergründe verbreitet wird – und behaupten, die wirkliche „Wahrheit“ zu ahnen.

Zoff bei der FPÖ in Österreich

Die erste Reaktion, jene der Distanzierung von dem Massenmord in Oslo, war – und es wäre unter Gesichtspunkten der Realpolitik auch kaum anders möglich gewesen – jene aller gröberen rechtsextremen oder einwandererfeindlichen Wahlparteien in Europa. Der Niederländer Geert Wilders etwa sprach von einem „Rückschlag“ für die von ihm so bezeichnete islamkritische Bewegung weltweit.

Die FPÖ schloss in Wien eilends einen Abgeordneten im österreichischen Nationalrat aus, den 58jährigen Werner Königshofer. Hatte dieser doch den Massenmord in Oslo überdeutlich heruntergespielt, indem er auf die - „Opfer der Abtreibungswahl“ – also die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche aufgrund der geltenden „Fristenlösung“ hinwies und darauf, dass es doch „tausend mal mehr“ islamistische Gewalttaten gebe.  Es sei dies Alles doch letztendlich viel schlimmer als die paar Dutzend Toten in Oslo, suggerierte er dadurch.

Aber nicht alle Parteifunktionäre teilten diese Reaktion der FPOe-Spitze auf die Auslassungen des Tiroler Abgeordneten Königshofer. Der, für seine quasi offenen nazistischen Sympathien und Burschenschaftskontakte hinlänglich berüchtigte, „dritte Nationalratspräsident (Parlamentspräsident)“ Martin Graf etwa moserte an dem Ausschlussbeschluss herum: Es hätte seiner Auffassung nach da noch „Diskussionsbedarf“ bestanden. Offiziell drückte FPOe-Chef Heinz-Christian Strache sich um eine inhaltliche Stellungnahme dazu herum: Er behauptete, Anfang August 11 frisch aus Ibiza zurückgekehrt, Graf selbst sei im Urlaub gewesen und habe deswegen nicht alle Einzelheiten mitbekommen. Die österreichische Gratistageszeitung  ,Heute’ (Ausgabe vom o9. August 11, St. 4) schrieb deswegen schon von einer „FPÖ-Krise“. Und das Blatt zitierte den „FPÖ-nahe Historiker“ Lothar Höbelt, demzufolge der blaue (= rechtsextreme) Parlamentspräsident „eine Fehlbesetzung“ gewesen sei. Höbelt äuberte gegenüber der Zeitung wörtlich: „Ein Maulkorb ist ein nützliches Gerät für Graf.“

Flügelflattern beim Front National

Beim französischen Front National hatte es die Parteispitze schwerer. Am 24. Juli, zwei Tage nach dem doppelten Anschlag in Norwegen, publizierte sie ein anderthalb Zeilen umfassendes Kommuniqué auf ihrer Webseite, in welchem sie „dem ganzen norwegischen Volk“ ihr „Beileid“ wünschte. Natürlich verurteilte Parteichefin Marine Le Pen – die im Urlaub weil und relativ spät reagierte – den Attentat und drohte gleich allen, die ihre Partei in die Nähe des Attentats oder seiner Ideen rücken würden, mit Strafanzeigen. Denn die Antirassismusorganisation MRAP hatte zuvor in einer Presseerklärung zu Oslo auf den Bedeutungsgewinn rechtsextremer Parteien in Norwegen und ganz Europa hingewiesen und dabei auch den FN kurz erwähnt, worüber Marine Le Pen sich zorneserfüllt zeigte. Doch zu ihrem Pech machten ihr gleich mehrere, auch prominente, Mitglieder des eigenen Ladens einen Strich durch die Rechnung.

Zuerst kam durch die Arbeit von Antirassisten ans Tageslicht, dass Parteimitglieder des FN sich auf Webseiten ganz anders zu den Anschlägen von Oslo positioniert hatten. Auf der rassistischen Seite La valise ou le cercueil zeichnete etwa deren Verantwortlicher Jacques Coutela mehrere Artikel, in denen der Mörder von Oslo zunehmend positiv dargestellt wurde. (Ihr Name, wörtlich übersetzt „Den Koffer oder den Sarg“, spielt auf die Propaganda der französischen extremen Rechten und besonders der Terrororganisation OAS in der Schlussphase des Algerienkriegs 1961/62 an. Diese behaupteten damals, im Falle einer erfolgreichen Entkolonialisierung in Nordafrika würde die „Nationale Befreiungsfront“ Algeriens, also der FLN, den europäischen Siedlern dort nur die Wahl zwischen diesen beiden Geräten überlassen. Die Webseite von Jacques Coutela hatte folgerichtig ein pro-kolonialistisches und extrem aggressiv moslemfeindliches Profil. Hingegen war sie – wie zur damaligen Zeit auch die Pro-Kolonial-Fraktion im französisch beherrschten Algerien - überwiegend pro-israelisch orientiert, was die weiter unten erläuterten Allianzen, in denen Coutela steckt, erklären hilft.)

Jacques Coutela hatte im März dieses Jahres in der ostfranzösischen Region Burgund für den FN zu den Bezirksparlamentswahlen kandidiert. Am 23. Juli 2011 erschien Breivik auf seiner Webseite zunächst noch als Quasi-Opfer, denn bei „jungen Leute, die alle Qualitäten haben“ - die Rede war von Breivik - müsse ja aufgrund der ganzen „Multikultipolitik“ früher oder später „eine Sicherung durchbrennen“. Am darauf folgenden Tag wurden die Urteile dort noch schärfer, nun hieb es, Breivik sei „ein neuer Karl Martell“ und „der erste Verteidiger des Abendlands“. Ferner konnte man lesen: „Andere werden ihm folgen.“ Nachdem einige Stunden später auch noch der Satz hinzugefügt wurde: „Machen wir ein Idol aus ihm“, antwortete die Antirassismusbewegung MRAP sofort mit einer Strafanzeige. Der Artikel wurde aus dem Netz genommen, und FN-Generalsekretär Steeve Briois kündigte an, Coutelas Mitgliedschaftsrechte seien „eingefroren“, bis die Parteiführung über einen Ausschluss entscheiden werde. Doch der Schaden für die Öffentlichkeitsarbeit der Partei war bereits angerichtet.

Inzwischen hat Jacques Coutela den gröbten Teil des Inhalts auf seinem Webblog gelöscht, alle Beiträge von vor Januar 2011 sind von dort verschwunden[1]. Unterdessen ergeben Recherchen jedoch, dass Coutela – wo er als aktives Mitglied einer obskuren „Christlich-jüdischen Allianz für Israel“ (vgl. unten) auftaucht – dort als „Polizist“, und andernorts auch mit der Berufs- und Arbeitgeber-Bezeichnung „Rentner, Innenministerium“ firmiert. Coutela gibt ferner von sich selbst gegenüber der Presse, die ihn nach dem Ausbruch des Skandals aufsuchte, an, er habe „14 Jahre auf Madagaskar gewohnt“, bevor er „für Marine Le Pen nach Frankreich zurückgekehrt“ sei. Es ist also zu mutmaben, dass er (wie so manche französischen Faschisten sowie diverse Söldner) in der internationalen polizeilich-militärischen Kooperation mit den Regimes in den Ex-Kolonien Frankreichs tätig gewesen sein dürfte. Bevor er sich in der Region Burgund niederlieb, lebte Jacques Coutela in jüngerer Zeit noch an der Côte d’Azur, wo er offenkundig eine private Securityfirma leitete.

Einige Tage später erfolgte dann am Freitag, den 29. Juli 11 der nächste Schlag ins Kontor der neuen Vorsitzenden. Parteigründer und „Ehrenpräsident“ Jean-Marie Le Pen, der Vater der jetzigen Vorsitzenden, meldete sich zu Wort und fügte der „Politik der Entdiabolisierung“ von Marine Le Pen einmal mehr erheblichen Schaden zu. Denn der Alt-Neofaschist ist, im Unterschied zu einer Tochter, von dieser Strategie der Erreichung von Salonfähigkeit nicht überzeugt. Rundheraus erklärte Le Pen senior, deswegen, die Mordanschläge von Oslo – die er übrigens als „Unfall eines Individuums“ während eines Anflugs geistiger Umnachtung bezeichnete – seien nicht so schlimm wie die Politik der norwegischen Regierung. Deren „Naivität“ sei „viel gravierender“, seien doch die Polizisten in Norwegen angeblich „unbewaffnet“. Die Presse versuchte daraufhin natürlich, die Unterschiede zwischen den Reaktionen Marine und Jean-Marie Le Pens journalistisch auszuschlachten. Marine Le Pen erklärte dann jedoch, sie habe „keine Differenzen“ in dieser Frage zu ihrem Vater.

Multikulti ist schuld

Die Denkschulen der Distanzierung, der Schuldzuweisung an die andere Seite – besonders an den „Multikulturalismus“ – und die Strategie der Drohung stritten sich also innerhalb derselben Partei munter weiter. In unterschiedlicher Dosierung findet man sie auch im übrigen Europa wieder, auch über die Kreise der extremen Rechten hinaus. In Rumänien behauptete eine Senator der regierenden Liberal-demokratischen Partei (PLD), Iulian Urban, „nicht Breivik“ sei an dem Massenmord schuld, „sondern die aktuellen Anführer der Europäischen Union“, nämlich aufgrund des „aufgezwungenen Multikulturalismus“. Es blieb eine vierte Art der Reaktion auf die Ereignisse von Oslo, und auch sie ist den Kreisen der extremen Rechten höchst beliebt: Die Verbreitung von Verschwörungstheorien.

Die Freimaurer stecken dahinter

Im französischen Falle war dabei der Hinweis darauf, dass der Attentäter „in Wirklichkeit Freimaurer“ gewesen sei, als Argument sehr beliebt. Es wurde quer durch alle Strömungen der ideologisch sehr zerklüfteten, rassistischen Rechten durchgereicht und fand sich auf antisemitischen Webseiten ebenso wieder wie bei ultrarechten Freunden des Staates Israel als „Frontstaat des Abendlands gegen den Islam“ – etwa bei der Publikation DRZZ.info aus der Feder von Michel Garroté (vgl. unten) -, in Beiträgen bei der rechten „Nachrichtenagentur“ NOVOPRESS oder in Parteikreisen des oder rund um den FN. Als Erster brachte es der frühere Vizepräsident des FN, Bruno Gollnisch, der im Januar dieses Jahres als Kandidat für den Parteivorsitz gegen Marine Le Pen unterlag, in die Öffentlichkeit. In einer Pressemitteilung vom 23. Juli 11 schrieb er, Breivik könne, anders als fälschlich behauptet werde, gar kein „christlicher Fundamentalist“ sein. Schlieblich sei er doch „Freimaurer“. Tatsächlich zeigt eine der drei Aufnahmen, die Breivik in dem von ihm publizierten zwölfminütigen Video abbilden, den 32jährigen in der Kluft einer Freimaurerloge.

In Frankreich haftet, besonders in rechten Kreisen, diesem Begriff grundsätzlich der Beigeschmack von „Subversion“ und „Feindschaft gegen das Christentum“ an. Historisch entstand das Freimaurertum – das auch heute in Frankreich noch eine Rolle spielt, in Deutschland wurde es unter dem Nationalsozialismus überwiegend zerschlagen – aus den mehr oder weniger abgeschotteten Zusammenschlüssen von Facharbeitern, den Erbauern der gotischen Kathedralen, im Mittelalter. Später organisierte sich das revolutionäre Bürgertum im 18. Jahrhundert dort, und bis heute betrachten sich die Freimaurerverbände als Träger einer Philosophie der Aufklärung, wenngleich sie schlicht oft auch der Bourgeoisie als Treffpunkte auberhalb des Lichts der Öffentlichkeit dienen. Aber in Skandinavien hat das Freimaurertum eine völlig andere Geschichte als in Frankreich mit seinem historischen Bruch von 1789, und in Nordeuropa sind seine Verbände keineswegs traditionell kirchenkritisch oder –feindlich eingestellt. Vielmehr betonen sie die Vereinbarkeit der Mitgliedschaft mit religiösen Überzeugungen. Sofern es zutrifft, dass Breivik bei einer Loge Mitglied gewesen ist, wofür es Indizien zu geben scheint, dann jedoch aus einem anderen Grund: Den jungen Mann, der von der Gründung einer Sekte von „Tempelrittern“ und Kreuzzüglern schwärmte, begeisterte sich für jede Art von Geheimgesellschaften.

Gollnisch jedoch suggeriert zwischen den Zeilen, die Urheberschaft des Massenmords von Oslo reihe sich also in jene Kette von jüdischen und/oder freimaurerischen Verschwörungen ein, von denen ein Teil der extremen Rechten in Frankreich immer noch besessen ist. Nicht zwischen den Zeilen, sondern explizit und in der Überschrift seines Kommuniqués behauptet er ferner, es handele sich um ein „neues Carpentras“. Die Schändung des jüdischen Friedhofs im südfranzösischen Carpentras am 08. Mai 1990 wurde damals der extremen Rechten angelastet und führte zu breiten Demonstrationen gegen sie. Die Täter, die erst gut sechs Jahre später gefasst wurden, waren tatsächlich junge Rechtsextreme - obgleich keine Parteimitglieder des FN, dem einer von ihnen zuvor vorübergehend angehört hatte. Während der langen Periode, während derer die Urheberschaft unbekannt blieb, hatte der Front National jedoch eine Kampagne betrieben, bei der er von einem geplanten „Komplott“ zur Diskreditierung der eigenen Partei sprach und einen fingierten Anschlag suggerierte. Bis heute bleiben Teile der Partei bei dieser Darstellung. Darauf spielt Gollnisch in seiner Pressemitteilung an.

NPD-Nazis auf Spurensuche

Doch Verschwörungsthesen gibt es nicht nur in Frankreich. Auf einer regionalen Webseite der deutschen NPD (in „Niederschlesien“) schreibt der so genannte Wirtschaftsexperte der Partei, Per Lennart Aae, unter der Überschrift „Die Botschaft eines inszenierten Massenmordes“ unter anderem folgende Zeilen:  Die ,Debatte’ über die menschen- und kulturverachtende Überfremdungs- und Islamisierungspolitik in Europa soll nicht in bezug auf den Gegenstand selbst, also die Gefahr des Verlustes kultureller, nationaler und rassischer Identität, geführt werden, sondern vielmehr auf der Grundlage einer medial orchestrierten, beschwörungsähnlichen kollektiven Verdammung von inszenierten Gewaltverbrechen, in der Regel begangen von phantomartig, wie aus dem Nichts in Erscheinung tretenden, bis dahin anonymen Einzelpersonen ohne jede wirkliche politische Verankerung.“

Und weiter: Dieses Erfolgsrezept kennen wir nur zu gut, nicht zuletzt hier in Deutschland. Ob Bologna-, Oktoberfestattentat u.s.w. – Verbrechen, die niemals aufgeklärt wurden und unverkennbar die Handschrift von Geheimdiensten tragen – oder die vielen milieu-, alkohol- oder sonstwie umstandsbedingten Schlägereien oder Übergriffe, die von einer rigoros politisch kontrollierten Polizei und Justiz nach Vorschrift routinemäßig auf ihre Tauglichkeit für eine (fast immer falsche) Zuordnung zum ,Rechtsextremismus’ überprüft werden, die Hand der ,intelligence agencies’ staatlicher oder überstaatlicher Provenienz ist so gut wie immer deutlich erkennbar, wenn man sie nur erkennen will. Während es in Europa, vor allem in Deutschland, dabei in erster Linie um die Unterdrückung und Tabuisierung jeder inhaltlichen Diskussion über den soziokulturellen Substanzverfall im Zusammenhang mit der Überfremdung geht, geht es auf internationaler, strategischer Ebene vor allem um die Stärkung der militärischen Vorherrschaft der zionistisch-/US-amerikanischen Weltmacht.“ Zu Breivik heibt es ferner: „Wer an diese wundersame Alleintäterschaft und ihre vorgebliche Motivation glaubt, beweist ein sehr hohes Maß an Naivität – oder aber Vertuschungsabsicht. Im Interesse der Wahrheitsfindung wäre es besser, zunächst nach einem bewährten Prinzip der Kriminalistik die grundlegende Frage der Ursachenforschung zu stellen: Qui bono – wem nützt es?“ Nicht einmal richtig schreiben können die Nazis übrigens, denn letzter Ausdruck schreibt sich in Wirklichkeit Cui bono.

Tolle „Theorie“: Der 11. September und Oslo waren Inszenierungen

Aber auch französische Rechtsextreme können Verschwörungstheorie. So findet sich auf mehreren neofaschistischen Webseiten – unter anderem Le Gaulois und einer Seite, die die rechtsextreme Kleinpartei Ligue du Sud unterstützt – ein Artikel von Marc Noé. Er trat bis dahin des Öfteren als Stammautor der vorgeblich laizistischen, in Wirklichkeit ausschlieblich muslimfeindlichen Internetpublikation Riposte Laïque (ungefähr: „Gegenwehr der Laizisten“) in Erscheinung.

Völlig im Stile der zur Genüge bekannten Verschwörungsthesen zum 11. September 2001, bei denen mit vorgeblich kriminologischer Akribie – doch stets aus weiter Ferne urteilend – lange Listen angeblich „offener Fragen“ und „Widersprüche der offiziellen Version“ aufgetischt werden, argumentiert auch Noé. So listet er auf: „Offenkundig weist das Attentat von Oslo einige zumindest merkwürdige Punkte auf. Dunkle Stellen. 1. Man sagte uns, es handelte sich“ – bei dem Bombenattentat, das dem Massaker auf der Insel Utoya voraus ging – „um einen Autobombenanschlag. Aber auf den Fotos und Videos ist kein Krater in der intakten Asphaltdecke zu sehen. (...) 2. Wenn es sich um einen Autobombenanschlag handelt, wie kommt es, dass der Brand auf den Stockwerken des Regierungsgebäudes (Anm.: in Oslo) ausgebrochen ist, und nicht in den Geschäften rund um das ,berühmte’, umgeworfene und verkohlte Auto?“ Und so geht es weiter, ganz im Stile von: Es ist gar kein Flugzeug ins World Trade Center geflogen, die Explosion wurde von innen ausgelöst, usw. usf., und wie die allzu bekannten Tiraden auch sonst lauten.

Noé spart auch nicht an offenem Rassismus. So lautet der Punkt acht seiner vorläufig zehn Punkte umfassenden Liste: „Wer sind die Opfer wirklich? Alle befragten Zeugen auf der Insel, deren Aussagen ausgestrahlt worden, sind nicht gerade nordischen Typus. Hingegen sind es die Personen, die Blumen am Ort der Explosion niederlegten, schon. Also, worum handelt es sich? Von was und von wem ist die Rede?“

Ultrarechte Israelfreunde: Diese Opfer waren gar keine Opfer;  
sie waren nämlich unaufgeklärt, im Gegensatz zu uns

Ein ähnliches Strickmuster – was sind denn das für Opfer?! – zeichnet auch einen Beitrag auf der Webseite DRZZ.info aus, die laut eigenen Bekundungen den Themen „Geopolitik, Geostrategie, Nachrichtenbeschaffung “ gewidmet ist. Auf ihr kommen ultrarechte Christen und weit rechts stehende Israelis zusammen: Eigentümer der Webseite ist der israelische Staatsbürger Jean-Patrick Grumberg, welcher auch Mitglied der französisch-israelischen Handelskammer ist und laut eigenen Angaben erfolgreich als Wirtschaftslobbyist für die gesetzliche Erleichterung der Sonntagsarbeit in Frankreich eintrat. Chefredakteur ist Michel Garroté, übrigens früher Konzernsprecher für Nestlé in der Schweiz; laut Eigenbezeichnung „konservativer Katholik“ und Leiter einer ominösen „Christlich-jüdischen Allianz für Israel“. In einem Artikel vom 07. Januar 2011 hatte Garroté seinen politischen Standort selbst „zwischen dem rechten Flügel der UMP und dem Front National“ verortet.

Jüngst wurde auf derselben Webseite auch Werbung für diese „Christlich-jüdische Allianz für Israel“, die im April 2010 gegründet worden war, betrieben. Am 11. August 11 publizierte die Seite DRZZ.info dazu eine Liste von (führenden?) Mitgliedern dieser obskuren Vereinigung. Und, Überraschung!, man trifft dort unter anderem auf einen alten Bekannten: Jacques Coutela, den Betreiber der inzwischen – seit kurzem – stillgelegten Webseite La Valise ou le cercueil (vgl. oben), und Bezirksparlamentskandidaten des Front National im März 2011. Das wohl prominenteste Mitglied des, bis dato in der Öffentlichkeit eher unbekannten, Netzwerks und dessen „Gründungsmitglied“ (neben Grumberg & Garroté) ist jedoch die 78jährige Autorin und Vielschreiberin << Bat Ye’or >>, mit richtigem Namen Gisèle Littman-Orebi. Die in Genf lebende alte Fanatikerin und Ideologin bezeichnet sich selbst als „Historikerin“. Unter ihrem Autorenpseudonym << Bat Ye’or >> schilderte die werte Dame in inzwischen Dutzenden von Büchern und Aufsätzen eine angebliche internationale Verschwörung, die darauf abziele, das Abendland zu unterwerfen, stattdessen „Eur-Arabia“ zu installieren und Christen sowie Juden einer von ihr so genannten dhimmitude (von dhimmi, wörtlich ungefähr „Schutzbefohlener“) zu unterstellen. Der Begriff dhimmi bezeichnete in der „Glanzzeit“ des einstigen moslemischen Weltreichs, das parallel zum europäischen Mittelalter bestand, die Angehörigen der monotheistischen „Buchreligionen“ Christen- & Judentum, die unter einer islamisch legitimierten Herrschaft lebten. Unter den damaligen Kalifen genossen sie Schutzrechte, mussten jedoch auch besondere Steuern zahlen. Aufgrund eines gewissen konfessionellen Überlegenheitsdünkels der dominierenden Religion durften sie ferner keinen Offiziersrang innerhalb der Armee bekleiden, waren jedoch vor Bekehrungsversuchen geschützt und sahen ihre sonstigen Rechte garantiert. In der fanatischen Weltsicht einer << Bat Ye’or >>, die von der Vorstellung eines islamischen Weltkomplotts förmlich besessen ist, sind jedoch Linke und Liberale – sowie alle, die bereit sind zu akzeptieren, dass eine gröbere Zahl von Einwanderern moslemischer Konfession auch in Europa leben darf – heutige „dhimmis“, die bereit sehen, ihre drohende totale Unterwerfung hinzunehmen. Der spätere Attentäter von Oslo, Anders Behring Breivik, hat << Bat Ye’or >> in seinem inzwischen berüchtigten „Manifest“ Dutzende und Aberdutzende von Malen als Referenz zitiert. Die Betreffende weist es natürlich von sich, mit seinen Mordtaten in Verbindung gebracht zu werden oder ihm als Ideenlieferant gedient zu haben.

Zurück zu DRZZ.info: Grumberg unterzeichnete am 25. Juli 11 dort einen Artikel unter dem Titel „Aber wer sind die Toten von Oslo?“ Auf einem Foto, das den Beitrag illustriert, sieht man nebeneinander eine mutmablich arabische oder arabischstämmige Frau mit Kopftuch und eine blonde, wohl norwegische Frau. Beide halten eine rote Rose in ihren Händen. Darunter schreibt der Eigentümer von DRZZ.info: „Dieses Photo verbreiten unsere Medien nicht. Wer weib, ob die norwegischen Medien die Information nach Art der ,Prawda’ oder nach jener von ,Le Monde’ publizieren? Gut, Sie werden mir sagen, dass dies keinen groben Unterschied ausmacht.“ Damit wird auf die, auf derselben Webseite des Öfteren beklagte, angebliche antirassistische „Indoktrinierung“ angespielt. Der Autor fügt hinzu: „Zahlreiche dunkle Stelle tauchen auf, je mehr Internet seine Rolle als Informant wahrnimmt, welche die groben Medien aufgegeben haben.“ Die „lieben Leser“ werden aufgefordert, der Redaktion tunlichst sachdienliche Hinweise zukommen zu lassen. Suggeriert wird an dieser Stelle: Diese angeblichen Opfer können gar keine richtigen Opfer sein, denn die sind ja nicht einmal aufgeklärt wie wir.

Unter (früheren) Linken: Verschwörungsquatsch auch hier

Unterdessen hat zwar nicht die offen rassistische Verhöhnung von manchen der Opfer – jedenfalls derer nicht europäischer Herkunft -, wohl aber der verschwörungstheoretische Ansatz auch an den Rändern der im allerweitesten Sinne als „Linke“ zu bezeichnenden Milieus Einzug gefunden. So behauptete die altkommunistisch-stalinistische Webseite Canempechepasnicolas von Jean Lévy, zu wissen, dass der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hinter dem Massenmord auf der Insel Utoya stecke. Hätten doch die Teilnehmer am Sommercamp der sozialistischen Parteijugend dort am Vortag der Attacke über Wirtschaftssanktionen gegen Israel – um eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt durchzusetzen – diskutiert. Da habe es doch nahe gelegen, dass eine Bestrafung erfolgen müsse.

In Deutschland verbreitet die in Berlin ansässige Rote Fahne von Stephan Steins – die trotz ihres Titels absolut nichts mit der gleichnamigen früheren Zeitung der KPD zu tun hat, sondern eine im Netz erscheinende rot-braune Querfrontpublikation mit geringem Einfluss darstellt – vergleichbaren Verschwörungsquatsch. Dort ist zu erfahren: Warum erfahren wir über all dies, über die Aspekte des zionistischen Hintergrunds der Terroranschläge, nichts in den imperialen Mainstreammedien? Nun, die Antwort ist naheliegend.“ Die vom Autor, Chefredakteur St. Steins, denunzierte und von ihm so genannte „Hollywood-Antifa wird scharf angegangen: Diese in Teilen der subjektiven Linken nachgeplapperte Mainstream-Argumentation bzw. Desinformation, die Kritik an imperialer Ideologie, Strategie und Politik mit ,Rassismus’ gleichsetzt und bei gutgläubigen wie naiven Humanisten mitunter auf fruchtbaren Boden fällt, läuft auf folgende Botschaft an die Bürger hinaus: Wenn ihr auf eurem kulturellen Selbstbestimmungsrecht beharrt und die Massenzuwanderung bzw. die imperiale Einwanderungspolitik kritisiert, erzeugt ihr Terroranschläge wie den in Norwegen.“

Ohne verbal ganz so extrem zu werden, denkt auch der rot-bräunliche Querfrontjournalist Jürgen Elsässer – wie bei so vielen Ereignissen der jüngeren Vergangenheit - an eine „geheimdienstliche“ Urheberschaft. So suggeriert er folgende Zusammenhänge: Welche Rolle spielten US-Dienste, die ehemalige norwegische Polizisten und Sicherheitsleute unter Vertrag haben (…)? Ist das ein Nachfolger der Nato-Geheimarmee Gladio? Elsässer macht sich auch Sorgen um arme, in naher Zukunft von Verfolgung bedrohte Minderheiten: Die Massenmedien werden die Sympathisantenhatz auf Wilders, Strache, LePen, aber auch auf die Junge Freiheit und die CSU-Rechte und die Euro-Kläger wie Hankel/Schachtscheneider und am Schluss selbst auf diesen Blog (…)eröffnen. Jeder nationale, EU-kritische Gedanke wird künftig unter Terror-Verdacht stehen – das hat der Massenmörder erreicht. Alle Eurokraten und Globalisten werden sich die Hände reiben.“ (Vgl. http://juergenelsaesser.wordpress.com )

Dabei könnte der Mann doch froh sein, denn mit politischen Analysen hat er es ja leicht: Wie bei jedem Terroranschlag muss er nur seine vorgeblichen Analysen über Manipulationen und „Terror unter falscher Flagge“ aus der Schublade ziehen, und die Namen der Orte und jeweiligen Täter oder Opfer kurz austauschen.

Anlässlich einer Tagung von Verschwörungsidioten, die Elsässer & Co. nunmehr am 10. September 2011 in Leipzig abhalten möchten (Hingehen! Stören! Sabotieren!), wird nunmehr – neben dem Hauptthema, den Attentaten vom 11. September 01 in den USA, kurz vor ihrem zehnten Jahrestag – auch „Oslo“ ein Thema sein. Referieren dazu wird einer der durchgeknalltesten Häuptlinge der Verschwörungstheoretiker, ein gewisser Alexander Benesch, der seinen eigenen Fernsehsender (im Internet) „Infokrieg TV“ betreibt. Vgl. http://infokrieg.tv/wordpress/2011/08/12/iktv-am-12-august/ und http://juergenelsaesser.wordpress.com/2011/08/04/konferenz-inside-911-um-das-thema-norwegisches-911-erweitert/  - Besagter Alexander Benesch ist ein reichlich paranoider Rechtslibertärer, der ernsthaft glaubt, wir würden von „sozialistischen und kollektivistischen“ (Originalton) Eliten regiert, und der Staat möge uns allen deswegen überall hineinreden – deswegen auch belästigten die Staaten ihre Einwohner/innen mit „inszeniertem“ Terror, aber auch mit Kriegen und mit „Zuwanderung“. Sein privater TV-Sender betreibt auch einen Shop, in dem Weltuntergangsbesessene und andere Verrückte sich u.a. mit Pillenahrung „für 365 Tage“ und Zelten zum Überleben (nach der Apokalypse?) eindecken dürfen.

Skurriles aus „antideutschen“ Kreisen:
Rechte können nicht wirklich übel sein, sofern sie nur den Staat Israel unterstützen

Nicht zuletzt findet man Absonderliches auch in Kreisen des „antideutschen“ respektive neokonservativen Milieus, indem man sich mitunter – fälschlich und grob missbräuchlich – auf die „Aufklärung“ beruft. Dort leugnet man die Täterschaft Anders Behring Breiviks nicht und sucht auch nicht nach komplotttheoretischen (Pseudo-)Erklärungen dafür, denn gegen Verschwörungstheorien ist man in diesem Milieu insofern gefeit, als sie laut der eigenen Ideologie unmittelbar zum Antisemitismus führen. (Was in einer gröberen Anzahl von Fällen auch wirklich zutrifft!)

Nichtsdestotrotz sondert man auch hier reichlich Abstruses zum Thema ab. Etwa auf dem durch Alexander Feuerherdt betriebenen und in einschlägigen Kreisen ziemlich prominenten Webblog << Lizas Welt >>. Auf teilweise grobe Lügen und Manipulationen auf dieser Webseite – damals ging es u.a. um eine Verniedlichung der Gewalt des türkischen Militärs – ist an anderer Stelle bereits ausführlich hingewiesen worden. (Vgl. http://www.trend.infopartisan.net/trd7806/t197806.html )

Dort wird nunmehr im aktuellen Zusammenhang glatt behauptet, es gebe keine rassistischen Parteien in Norwegen (sic), und auch sonst kaum ernstzunehmenden Rassismus, sondern lediglich „Einzelfälle“. Reichlich bizarr angesichts der Tatsache, dass die als rechts„populistisch“ bezeichnende so genannte Fortschrittspartei –im Original Fremskrittspartiet, FrP – in Norwegen die mit Abstand stärkste Oppositionspartei gegen die regierende Sozialdemokratie bildet und bei den Wahlen im Jahr 2009 „immerhin“ stolze 22,9 % der abgegeben Stimmen erzielte.  Anders Behring Breivik, der spätere Massenmörder von Oslo, war in ihr (zunächst in der Jugendabteilung und später auch bei der Erwachsenen-Struktur der Partei) in den Jahren 1997 bis 2006 als Mitglied aktiv. Allerdings hat er sich später negativ darüber ausgelassen, dass ihm die Partei zu schlapp geworden sei – ein klassisches Durchlauferhitzer-Phänomen.

Die Argumentation bzw. Propaganda dieser Partei baut hauptsächlich auf zwei Themen als programmatischen Stützpfeilern auf: gegen Steuern, und gegen Einwanderung. (Darin ähnelt diese Partei dem französischen „Poujadismus“ der 1950er Jahre, einer kleinbürgerlichen Anti-Steuer-Protestbewegung, bei welcher ein gewisser Jean-Marie Le Pen im Jahr 1956 seine politische Karriere als damals jüngster Abgeordneter im französischen Parlament anfing. Von der heutigen Variante der extremen Rechten à la Jean-Marie Le Pen unterscheidet die FrP sich einerseits durch ihren Wirtschaftsliberalismus und ihren Verzicht auf Parolen gegen die so genannte „Globalisierung“ und gegen den wirtschaftlichen Freihandel, andererseits durch die ausgesprochen geringe Bedeutung des Antisemitismus.)

Aber es reicht, dass die Tante, die solchen Piss wie den folgenden erzählt, israelische Staatsbürgerin ist, dass die auf besessene Weise philosemitische Webseite << Lizas Welt >> den manifesten Unfug schluckt: „Frage: Gibt es in Norwegen ein Rassismusproblem? – Antwort: Rassistische oder fremdenfeindliche Parteien gibt es in Norwegen nicht. Es gibt individuelle Fälle von rassistischem Verhalten, einige rassistische Kommentare in den Medien, von Einzelnen verübte rassistische Gewalt (…)“ (Vgl. http://lizaswelt.net/2011/08/11/interview-suissa/ ) In den folgenden Zeilen werden dann doch einzelne rassistische Verbrechen und Morde aufgeführt, aber ausschlieblich als „Einzelfälle“ verhandelt. Die dieses ausspricht, ist eine seit 1992 in Norwegen lebende israelische Staatsbürgerin mit Namen Michal Rachel Suissa. Diese betreibt ein „Zentrum gegen Antisemitismus“ und ist ferner Dozentin für Medizinische Chemie an der Universität Oslo.

Auch nur der Name der, in ihren Wahlkämpfen systematisch gegen Einwanderung und Zuwanderer hetzenden, so genannten „Fortschrittspartei“ fällt dabei sage & schreibe nicht ein einziges Mal. Die Motivation der Interviewten dabei ist offenkundig: So lange die erfolgreichen Rechten nur eine pro-israelische Partei darstellen, so lange sie also mit ihrer politischen Linie ganz gut in mein Konzept passen – und mich und die Meinen in Ruhe lassen -, so lange sind sie harmlos, ja sogar positiv zu betrachten. Übrigens, wenigstens ein mal ist dann doch eine Erwähnung der starken rechts-rassistischen Oppositionspartei fällig, wobei jedoch deren Name schamhaft verschwiegen wird: Die Medien beeilten sich mit Schlagzeilen über die Behauptung, der Mörder sei ,proisraelisch’ gewesen.“ (ANMERKUNG : Es geht um Anders Behring Breivik, der nun einmal tatsächlich eine positive Einstellung zu Israel als „Frontstaat gegen die barbarischen Moslems“ hatte.) Und weiter im Unfug: „Ich sehe das als Teil der massiven Medienpropaganda, um die ‚rechte’ Opposition zum Schweigen zu bringen, die Israel im Allgemeinen positiv gegenübersteht. (Vgl. Interview, ebenda) Die „Opposition“, welche hier angesprochen, jedoch schamhaft beschwiegen wird, ist die erfolgreiche extreme Rechte (in ihrer wirtschaftsliberalen und „weltoffenen“ lokalen Ausgabe).

Doch nicht nur dies, die vom neokonservativen Webblog Befragte fürchtet auch um die armen geplagten Rechten und um die armen christlichen Schäflein, würden diese doch nach den Missetaten eines Anders Behring Breivik nun unmittelbar zum Opfer einer drohend dräuenden Inquisition: Eine längerfristige negative Konsequenz der brutalen Terrorakte ist eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Im Augenblick gibt es eine verleumderische Medienkampagne gegen Christen, die in einigen Fällen auf unheimliche Weise an Elemente des klassischen Antisemitismus erinnert.“ (Sic! Antisemitismus, nichts weniger als das... Unterstellt man den Christen in Norwegen denn, sie bildeten eine „gefährliche Rasse“? Wird gar zu ihrer Vernichtung aufgerufen? Ach ja, schlimm, schlimm... Gar Seltsames und Erschröckliches hört man da aus dem Norden Europas...) Und die werte Dame fügt hinzu, wobei klar wird, dass die armen „christlichen“ Opfer in Wirklichkeit rechte protestantisch-fundamentalistische Kreise sind: „>Viele Leute haben Angst, mit dem Massenmörder in Verbindung gebracht zu werden, den die Medien als ,konservativen christlichen Fundamentalisten’ bezeichnen. Dieses Label reicht aus, um die Hälfte der norwegischen Bevölkerung in Lähmung zu versetzen, eben jenen Teil, in dem die meisten Unterstützer Israels und der Juden zu finden sind. Diese Hexenjagd, die sich in rasanter Geschwindigkeit ausbreitet, hat bereits viele konservative Blogger in diesem Land paralysiert...“ (Vgl. http://lizaswelt.net/2011/08/11/interview-suissa/ , gegen Ende des Interviews)

Merke: Es ist erlaubt, noch jeden rechten Ideologieschmarren zu verbraten und einem sich für wahnsinnig „gesellschaftskritisch“ und „ideologiekritisch“ haltenden Publikum im deutschsprachigen Raum auf den Tisch zu bringen – sofern es sich nur philosemitisch ’rüberbringen lässt...[2] Aber, hm, wer möchte das sonst noch ernst nehmen?
Hand auf’s Herz?

Anmerkungen

[1] Aber natürlich verfügen wir über Screenshots...

[2] Dieses Prozedere ist für die Webseite von Alex Feuerherdt, und speziell für den Interviewer Stefan Frank, absolut nicht unyptisch. Am selben Ort wurde auch bereits eine Ministertante aus dem – von bürgerlichen Rechten und Rechtsradikalen gemeinsam gebildeten – Kabinett Silvio Berlusconis in Italien mit einem, nun ja, Gefälligkeits„interview“ bedacht.

In diesem „Interview“ (abzurufen unter http://www.lizaswelt.net/2010/05/israel-ist-eine-art-wundergesellschaft.html  ), das sich nicht wirklich durch eine ernsthafte Gesprächsführung oder gar kritische Nachfragen auszeichnet, geht es um Israel als „eine Art Wundergesellschaft“ (sic). Gerade vor dem Hintergrund der aktuell anhaltenden sozialen Proteste von Teilen der Bevölkerung in dem nahöstlichen Land möchte man sich im Nachhinein beinahe bepissen vor Lachen, angesichts der rückblickenden Lektüre dieses Gesäusels.

Der Interviewer fragt nach sozialen Problemen in der israelischen Gesellschaft, nachdem er selbst deren Wirtschaft mit positiven Worten beschrieb: „Die israelische Wirtschaft hat eine der höchsten Wachstumsraten der Welt und ist führend, was Wissen und Innovation betrifft. Auf der anderen Seite verliert ein wachsender Teil der Gesellschaft den Anschluss.“ Anvisiert werden vom Interviewer die Ultraorthodoxen sowie die arabischen Staatsbürger Israels, die Schwierigkeiten hätten, Jobs zu finden, wofür der Interviewer als Ursache jedoch ausschließlich ihre „unzureichende Schulbildung“ nennt, sie also quasi selbst verantwortlich macht, während über eventuelle Diskriminierungen gegen Araber und Nicht-Wehrdienst-Leistende auf dem Arbeitsmarkt kein Sterbenswörtchen fällt. 
Die Antwort der werten Dame, die vom naiven oder jedenfalls den Naiven spielenden Interviewer geschluckt wird, lautet dazu: dann: „Es gibt objektive Probleme, die man nicht leugnen kann. Aber Israel ist ein blühendes Land mit einer starken Wirtschaft und einem sehr schöpferischen High-Tech-Sektor. Ich bin zuversichtlich, dass wir den weniger glücklichen Israelis werden helfen können, die Kluft zu überwinden. Große Anstrengungen sind im Gange, und es gibt einen Sinn für die Notwendigkeit, Hindernisse zu überwinden. Israel macht das ständig" es ist eine Art Wundergesellschaft.“ (Vgl. http://lizaswelt.net/2010/05/08/israel-ist-eine-art-wundergesellschaft/ , gegen Ende des Interviews)


Dieses auf puren Glaubenssätzen basierende Gesäusel ist aus Sicht des Interviewers hinreichend glaubwürdig, um die Überschrift seines Beitrags daraus zu formen (eben „Israel ist eine Art Wundergesellschaft“). Kleine Nachfragen seien erlaubt: Woraus besteht eigentlich die stoffliche Basis dieser tollen High-Tech-Ökonomie? Und welchen Anteil machen daran, konkret, Rüstungsindustrie und Rüstungsexport (in Richtung Europa, Afrika, Lateinamerika, Nordamerika) aus? Soll man mit einem Land aus genau dem Grunde solidarisch sein - wie es dem Interviewer und der ihn veröffentlichenden Publikation ein hochheiliges Glaubensfundament ist - , weil es über eine „auf Wissen und Innovation“ (sprich, auf Informatik) basierende High-Tech-Exportökonomie verfügt? (Ein Tatbestand, der übrigens auf Deutschland ebenso zutrifft...) Ferner: Was bedeutet eigentlich dieses „Wir...“ („dass wir den weniger glücklichen Israelis helfen können“): Spricht Signora hier als amtierende Ministerin Italiens, oder in wessen Namen? So weit bekannt, ist das von ihr bekleidete Amt nicht das einer israelischen Regierungssprecherin... Mit Verlaub, nur ein paar kleine Nachfragen! Auf die Antworten seien wir gespannt. Aber es dürften wohl keine kommen: Ideologen, Gläubige und Fanatiker haben eher selten Antworten auf kritische Nachfragen parat.

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Artikel vom Autor für diese Ausgabe.