Warum die Israelische Kommunistische Partei das Regime Assad verteidigt

von Asma Agbarieh-Zahalka

7-8/11

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung: Der folgende Artikel wurde ursprünglich in arabisch geschrieben, als eine Antwort an Muhammad Nafa'a, den Generalsekretär der Kommunistischen Partei in Israel (Maki). Wir publizieren ihn auf Englisch, weil er wichtige Einblicke in die politischen und ideologischen Diskussionen zum Arabischen  Frühling gibt. Nafa'a hat öffentlich das Assad Regime gegen den Volksaufstand in Syrien verteidigt. So auch 50 andere kommunistische Parteien. Der Artikel schlägt eine alternative sozialistische Position vor.

Mohammed Nafa'a, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei in Israel (Maki) veröffentlichte kürzlich eine Reihe von Artikeln, in denen er die Position von Bashar Assad übernahm und die Aufstände in Syrien als eine imperialistisch-zionistische Verschwörung darstellte. Die Artikel wurden in Al-Ittihad, der Zeitschrift der Maki, und  auf der Webseite "Moderne Diskussion" auf arabisch veröffentlicht.

Die Position des Generalsekretärs ist gefährlich, weil sie nicht nur die Position der  israelischen Partei repräsentiert, sondern von nicht weniger als 50 anderen kommunistischen Parteien, die am Kongreß in Brüssel vom 13-15 Mai 2011
teilnahmen. In der Entschließung des Kongresses heißt es (§ 5): "Es ist klar, daß  Syrien das Opfer einer destruktiven und provokativen Manipulation des amerikanischen Imperialismus und seines Verbündeten Israel ist, sowie anderer
reaktionärer Kräfte in der Region. Washington hat lange versucht, daß syrische  Regime zu stürzen, das es als Teil der 'Achse des Bösen' ansieht, und es durch ein Marionettenregime zu ersetzen, loyal zu Amerika und seinen Verbündeten. Wir lehnen alle Interventionen oder Aggressionsdrohungen gegen Syrien von Seiten der  imperialistischen Kräfte und Israels scharf ab. Wir unterstützen die nationaldemokratischen Kräfte in Syrien, die handeln, um den legitimen Forderungen des Volkes zu erfüllen." (Markierung von red. trend, mehr dazu siehe unten)

Nafa'a ergänzt: "Wir lehnen die Schüsse auf Demonstranten in Syrien ab! Aber was ist  mit den Schüssen des 'Widerstands' auf die syrische Armee!! Und warum wurden Verhandlungen zurückgewiesen? Und warum der 'revolutionäre' Wandel der Herzen einiger aus dem Widerstand, die erst Reformen verlangten, und sich dann beeilten,
den Sturz des Regimes zu fordern? Wenn das ihr Ziel ist, dann folgen sie nur dem  Willen ihres Herren, Amerikas." (Moderne Diskussion, 19. Juni 2011)

Was ist die Bedeutung dieser Erklärung, die wie ein Zitat aus einer Rede des syrischen Präsidenten Assad klingt? Bestenfalls ignoriert sie die Bedeutung der Menschen im Aufstand und setzt die Opfer herab, ohne irgendeine Solidarität oder Mitleid für die Toten auszudrücken. Schlimmstenfalls beschuldigt es die Menschen, die den Sturz des Regimes fordern, der Zusammenarbeit mit den USA und Israel.

Revolution der Arbeiter und Bauern

Die Entschließung zeigt, daß die KP's die neue politische Landkarte nicht lesen können, daß sie die Natur der Aufstände in der arabischen Welt nicht verstehen. Ihre Verteidigung von Assads Regime, während der syrische Präsident sein eigenes Volk schlachtet, läßt fragen, welche Beziehung sie zu diesem Regime hatten. Es scheint, daß diese Parteien mehr sich verteidigen, als Assad, weil sie viele Jahre ihr Schicksal mit dem syrischen oder ähnlichen Regimen verbanden, die sie als den militanten Arm des globalen anti-imperialistischen Blocks ansahen. In der Entschließung des Kongresses - wie in den Artikeln von Nafa'a - wird eine Unterscheidung gemacht  zwischen den Auftsänden in Tunesien und Ägypten – und dem in Syrien. Während die ersteren als Aufstände gegen pro-westliche Regierungen volle Unterstützung erhalten, wird der letztere verurteilt, weil das syrische Regime als anti-imperialistisch
angesehen wird.

Wenn wir dieses Herangehen objektiv betrachten, sehen wir eine Anzahl  beunruhigender Schwächen. Zunächst: Leidet das syrische Volk nicht unter denselben Bedingungen, die daß ägyptische Volk zum Aufstand führten? Leben die syrischen Staatsbürger außerhalb der arabischen Hölle, in der die Ägypter, Tunesier und Lybier leben, mit dem Fehlen von Demokratie, korrupten und gewalttätigen Regierungen, Arbeitslosigkeit und Armut, der dynastischen Führung, und einer privatisierten Ökonomie, privatisiert zum Wohle der herrschenden Familie und ihrer Freunde.

Es ist kein Zufall, daß der "Arabische Frühling" in mehreren Orten gleichzeitig ausbrach, ohne Rücksicht auf die Unterschiede zwischen Gegnern oder Partner der USA. Die arabischen Völker haben aus eigener Erfahrung, aus der bitteren Realität ihrer Existenz gelernt, daß es zwischen den Worten eines Regimes – "moderat" oder  "anti-imperialistisch" - und ihrer Sorge für ihre Bürger keinen Zusammenhang gibt. Von Zine al-Abidine Ben Ali in Tunesien zu Hosni und Gamal Mubarak in Ägypten zu Assad und seinem kapitalistischen Cousin Rami Makhlouf in Syrien - sie haben alle andere Pässe, aber gehören zur gleichen bürgerlichen Klasse. Sie alle plündern die Ressourcen ihrer Länder. Sie alle korrumpieren ihre Umgebung und unterdrücken grundlegende zivile Freiheiten. Und sie alle haben Arbeitslosigkeit und Armut verursacht.

Während die Profite der engen Gefolgsleute des Regime weiter steigen, bekommen ihre Bürger Hungerlöhne. Deswegen setzte sich Muhammad Bouazizi in Tunesien sich selbst in Flammen. Deswegen begannen ägyptische Arbeiter, die gerade 200 ägyptische Pfund ($34) im Monat erhielten, den Aufstand gegen das Regime. Und das ist es, weshalb sie bis heute weiter demonstrieren und streiken. Die Korruption war es, die die syrische Bevölkerung, die Armutslöhne von 3.000 $ pro Jahr erhält, zum Aufbegehren gegen Assad führte.

Die Aufstände in der arabischen Welt fordern soziale Gerechtigkeit und faire Beschäftigungsbedingungen - genauso, wie sie Demokratie fordern. So sind sie mit den Ereignissen in Spanien vom 15. Mai wie mit den aktuellen Ereignissen in Griechenland verbunden – dem Volkszorn gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik und  die Machtlosigkeit ihrer eigenen Politiker.

Es fragt sich: Was ist mit der Klassenperspektive von Nafa'a, dem Generalsekretär der Maki, geschehen? Was geschah mit seiner proletarischen Solidarität, und all den Werten, auf denen eine kommunistische Bewegung beruht? Kann er den Unterschied nicht mehr sehen zwischen den Arbeitern und Armen, die auf den Straßen kämpfen, und den korrupten und zufriedenen bürgerlichen Klassen in Damaskus und Halab?

Welcher Anti-Imperialismus?

Nafa'a sagt: "Wir sind gegen die Tötung von Zivilisten und dynastische Regime. Wir sind gegen Notstandsgesetzte, Internierungen und anderes." Aber im gleichen Atemzug ergänzt er: "Konspiriert die USA deshalb gegen Syrien? ... Syrien unterstützte den tapferen Widerstand in Libanon und stand entschlossen gegen alle US-Pläne, genau wie der Iran, und wie der Iran ist Syrien – nach den USA – Teil der Achse des Bösen."

Nafa'a verzerrt die Geschichte und rechnet auf das kurze Gedächtnis seiner Leser, wenn er das syrische Regime rühmt und als anti-imperialistisch beschreibt. Vielleicht hat er vergessen oder dem Regime all die Dinge vergeben, die nicht ganz in sein heroisches Bild passen. Wir haben nicht vergessen wie 1990-91 Assads Regime am US-Angriff gegen den Irak teilnahm, oder wie er, 2003 den Angriff von Bush junior auf den Irak ignorierte, weil er froh war, seinen alten Feind, die irakische Baath-Partei, geschwächt zu sehen, und seinen Verbündeten, den Iran, gestärkt. Der gleiche Iran, der mit den USA kooperierte, um im Irak die Kontrolle über den schiitischen Premierminister Nuri al-Maliki zu gewinnen und den USA auch breite Unterstützung in Afghanistan anbot.

Wir haben nicht vergessen, wie 1976 Hafez Assad, der Vater Bashars, die Flüchtlingscamps im Libanon besetzte, um in Abstimmung mit Israel den palästinensischen Widerstand zu unterdrücken. Wir haben nicht vergessen, wie Bashar
selbst, der Held des Widerstands, nichts gegen die israelischen Flugzeuge unternahm,  die über seinen Palast zum Bombenangriff auf den syrischen Kernreaktor flogen, genauso wie er die Besetzung der Golanhöhen akzeptiert hat. Bashars Erklärung, er wolle mit Israel verhandeln, sollte niemanden überraschen. Er wird nicht zögern, sich selbst im Amerikas Arme zu werfen, um seiner Klasse Aufschwung und wachsenden Reichtum zu ermöglichen. Genau das ist in Ägypten geschehen, als es sich für den Westen geöffnet hat.

Was ist dran an der Behauptung, Washington und seine Verbündeten wollten Bashar Assad stürzen? Alles was die USA und Israel wollen ist: den Ring um das syrischen Regime stärken, um es vom Iran zu entfernen. Das letzte, was die USA und Israel brauchen, sind demokratische arabische Aufstände. Diese Aufstände stärken die arabischen Völker politisch, sozial und ökonomisch, befreien sie von korrupten und despotischen Regimen, und ermöglichen es, Imperialismus und Okkupation zu bekämpfen. Darüber hinaus nehmen die tiefen Veränderungen in der Region Israel die
Grundlage für die Selbstbeschreibung als einzige Demokratie in der Region, mit allen Implikationen, die das für seine strategische Stellung hat.

Betrifft: Demokratie

Nafa'a will nicht nur Assad verteidigen, er will uns auch etwas über Revolutionen  beibringen: "Eine echte Revolution weiß, wie sie den Hauptfeind erkennt, den Feind der Menschheit, der Völker, der Arbeiter: die USA und der Imperialismus. Dies ist der Kompass, und wie müssen ihn gut bewachen. Die Arbeiterdiktatur Lenins und die
Diktatur Stalins sind unmeßbar den Demokratien der Diebe, Imperialisten und Verräter vorzuziehen. Das ist der Kompass, und das ist der Test."

Im selben Artikel ergänzt Nafa'a: "Einige haben es eilig, sind kopflos wegen der demokratischen Slogans! Ich behaupte, das diktatorische Regime im demokratischen Korea ist der Demokratie in den USA, Europa und Israel unendlich vorzuziehen. Mehr noch, einige Leute verwenden das Konzept des 'Stalinismus' negativ, im Sinne von  Gefängnissen, Folter, Personenkult. ... Die Alternative zu all dem waren die Demokraten Gorbatschow, Jeltsin und Jakowlew, und wir haben die Ergebnisse gesehen – ein vollständiger Verrat an der Partei, dem Vaterland, der Nation."

Damit ist klar, daß die Kommunistische Partei Israels nichts aus dem Ende der  Sowjetunion gelernt hat, keine eigene Abrechnung geleistet, keine Untersuchung der Geschichte und der Gründe für das Scheitern des ersten kommunistischen Staates vorgenommen hat. Das politische System in der Sowjetunion basierte auf einer Partei  im Namen der Diktatur des Proletariates – das war die Achillesferse des sowjetischen sozialistischen Systems. Die Tatsache, daß der UdSSR der Aufbau einer starken Ökonomie gelang, hat ihren Zusammenbruch nicht verhindert.

Sozialismus, im marxistischen Sinne, basiert auf der Demokratie und befürwortet ein  Mehr-Parteien-System. Historische Umstände ließen die sowjetische KP ein diktatorisches System annehmen, insbesondere die Isolation und Schwäche der Arbeiterklasse gegenüber den Bauern nach der Revolution. Ist das genug, um ein diktatorisches System einer Partei zu rechtfertigen, nachdem es gescheitert ist? Schließlich waren es genau solche Ein-Parteien-Systeme, gegen die die arabischen Völker auf den Straßen protestierten. Diese revolutionären Aufstände wäre für die israelische KP eine goldene Möglichkeit gewesen, ihre antiquierte Haltung zur Diktatur zu überprüfen. Doch unter Nafa'a sehen wir keine Zeichen eines neuen Denkens.

Die Alternative

"Wenn das syrische Regime fällt," warnt Nafa'a, "was wir die Alternative sein? Es  werden Kräfte sein, die sich die USA ausgesucht haben, die heute schon eine westliche Intervention fordern, wie im Irak und Afghanistan ... Ist das wirkliche
Demokratie? Die Aufteilung und Auflösung des Staates?"

Nach Nafa'a bedeutet Widerstand gegen den Imperialismus die Unterstützung arabischer Regime, unabhängig von ihrem Charakter. Im Falle Syriens ist es ein Regime, das keinerlei Beziehung zum Sozialismus hat. Ein Regime, das an der  Privatisierung der Wirtschaft arbeitet, zugunsten der herrschenden Familie und ihrer  Freunde, ein Regime, das ein wirtschaftliches und Sicherheitsmonopol unterhält, um zu sichern, daß es mehr Rechte genießen kann, als der Rest der Nation – sind es solche Regime, die wir verteidigen sollen? Mit welchen Argumenten belegt Nafa'a, daß der Fall Assads zur Entstehung einer Marionettenregierung führen wird?

Es gibt einen fundamentalen Fehler in der Doktrin der Maki. Wir kennen alle die Spannungen zwischen der USA und ihren Gegner in der arabischen Welt. Doch es wäre eine sträfliche Vereinfachung, dies zu reduzieren auf ein "Wer nicht mit uns ist, macht mit meinem Feind gemeinsame Sache!" Zum ersten Mal seit 40 Jahren entsteht ein neues, drittes Lager in Syrien: die Bevölkerung, die weder dias Regime noch die USA bevorzugt. Warum sollten wir uns gegen das Volk stellen und seine Ziele verachten?

In den letzten Jahren haben ihre eigenen Fehler die KP in die Teilnahme oder Rechtfertigung von sinnlosen Koalitionen geführt. Einerseits unterstützte sie den iranischen Präsidenten gegen die eigene Opposition, weil er den USA entgegentrat,  und unterstützte den islamischen nationalen Widerstand, der vom Iran und Syrien geführt wird. Andererseits unterstützt sie Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen), einen moderaten Führer auf der anderen Seite des Zauns.

Es scheint, daß die Partei nicht verstanden hat, daß der Kalte Krieg mit dem Untergang der UdSSR endete, und das die bipolare Weltordnung einer reaktionären USA und einer fortschrittlichen UdSSR nicht mehr existiert. Sie denken offenbar, daß es keine Gründe gibt, sich mit einer neuen Realität auseinanderzusetzen – es reicht ihnen, am althergebrachten zu hängen. In ihren Augen wurde der Platz der UdSSR in der Blockkonfrontation vom Iran und seinen Verbündeten eingenommen, als den Bannerträgern des Anti-Imperialismus.

Was die KP nicht verstehen will, ist, daß die arabischen Nationen selbst nicht mehr an diese bipolare Welt glauben, daß sie weder den Iran als Gegenpol zu den USA akzeptieren, noch umgekehrt. Schließlich sind wir Zeugen des Endes einer Ära von Frustration und Verzweiflung, die die arabischen Nationen dazu gebracht haben, jeden   zu unterstützen, der dem USA-Imperialismus und der israelischen Okkupation entgegentrat, einschließlich bin-Ladens Al Quaida, ohne über eine Bildung einer Alternative nachzudenken. Ein neuer Akteur ist auf der Bühne, die Arbeiterbewegung, verbündet mit der Jugend und all denen, die soziale Veränderungen unterstützen, mit  Bewegungen und Parteien, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Intellektuellen und Künstlern – sie alle bauen eine dritte Alternative und zwingen die anderen Kräfte, ihre Existenz zu akzeptieren.

Die arabischen Aufstände stehen vor einer harten Realität. Sie suchen nach Wegen  eine neue Gesellschaft zu errichten, aber nicht nach dem amerikanischen Modell. Das amerikanische Modell hat der revolutionären Jugend nichts zu sagen, zumal der US-Kapitalismus seit Jahren in der Krise ist. Die arabischen Nationen wollen einen Staat schaffen, der die Wohlfahrt der Gesellschaft und der Arbeiter sichert. Wenngleich ein arabischer Sozialismus von seiner Realisierung weit entfernt ist, es gibt keinen Zweifel, daß das sozialistische Ideal heute zum geistigen Horizont der demokratischen Bewegungen in den arabischen Staaten gehört.

Und in Israel?

Das größte Problem der KP ist ihre Politik in Israel. Die Berechtigung der Positionen  des Generalsekretärs wird untergraben von der Unterstützung seiner Partei für das Lager der Moderaten in Israel, die sich an den USA orientieren. Maki unterstützt den Vorsitzenden der PA, Mahmoud Abbas. Mitglieder der Parteiführung sind regelmäßig  auf Veranstaltungen der PA und der Fatah zu Gast. 1993 unterstützte Maki das Osloabkommen, und ein Jahr später nahm die Partei an Yitzhak Rabins Block als dem  "kleineren Übel" teil. An dieser Politik festhaltend rief die Partei 1996 auf, für Shimon Peres zu stimmen, den Kandidaten der Arbeitspartei für den Premierminister, und 1999 rief sie arabische Bürger auf, Ehud Barak als Kandidaten der Arbeitspartei zu unterstützen. Die Begründung war die Einzigartigkeit der Bedingungen in Israel. Es ist nicht nötig, auch noch die Koalitionen zu untersuchen, die Maki – mit den  verschiedenen Formen der Hadash – in Lokalparlamenten und der Histradut eingegangen ist, mit der Arbeitspartei, der Kadima und anderen etablierten Parteien.

In der Demonstration zum 44. Jahrestag der Okkupation, am 4. Juni 2011,  marschierten Führer der Maki und Hadash, einschließlich des Generalsekretärs Nafa'a, zusammen mit Führern der Arbeitsparftei und der Kadima unter israelischen Fahnen. Nafa'a und seine Kollegen hatten ihre Anhänglichkeit an das anti-imperialistische Lager vergessen, um in ein Bündnis einzutreten, die mit der Demonstration sich Obamas Rede anschloß und einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 forderte.

Mitglieder und Unterstützer von Da'am/ODA, der Arbeiterpartei, in der ich aktiv bin,  nahmen auch an der Demonstration teil. Aber Da'am ist nicht Teil des Bündnisses. Da'am demonstrierte im einem eigenen Block und rief Losungen für einen Sturz von Netanyahu und Assad. In unseren Flugblättern unterstrichen wir unsere Ablehnung  der Okkupation und unsere Unterstützung für den Kampf des syrischen Volkes für Demokratie und den Sturz des Regimes. Diese Position erregte den Zorn einiger Führer der KP, die uns das schnell sagten. Sie bestanden darauf, daß die  Demonstration nichts mit Syrien zu tun habe, daß wir die Botschaften durcheinanderbringen, und daß solche Forderungen den Kolonialismus zurück nach Syrien bringen würden. Sie sagten dies gerade einen Tag, nachdem in Hama 62 Protestierende getötet worden waren.

Ein historische Chance

Die neuen arabischen Aufstände brauchen eine engagierte und erfahrene Führung mit  dem Wissen und der Bildung, das Volk zur Realisierung seiner Ziele organisieren. Ohne eine solche Führung wird die revolutionäre Energie verdampfen, während reaktionäre Kräfte das Vakuum füllen und die Macht ergreifen werden. Dieser Kampf  findet heute in Ägypten statt.

Der syrische Aufstand ist der komplizierteste Test. Er verlangt von der arabischen Linken, ihren Weg zu überdenken und die Option des iranischen und islamischen Widerstands abzulehnen, die den arabischen politischen Diskurs, auch der Linken, in den letzten 20 Jahren dominiert hat. Die Linke muß ihre Ärmel hochkrempeln und ihre Kraft wieder aufbauen, den Staub von Zynismus und Verzweiflung abschütteln.

Leider untergraben Positionen wie die der KP Israels, den entscheidenden Prozeß der Bildung einer revolutionären arabischen Linken. Diese Positionen schaden der sozialistischen Option, wie wir sie verstehen: eine Ordnung, die menschliche Freiheit ermöglicht, basierend auf Demokratie und echter sozialer Gerechtigkeit. Und Syrien ist  nicht nur ein politischer Test, sondern zunächst und vor allem ein Test für das menschliche Gewissen. Welche politischen Meinungsunterschiede es auch geben mag, es gibt nichts, was die Unterstützung eines Regimes rechtfertigt, das seine eigenen Bürger ermordet. Die Geschichte der Völker wird denen nicht vergeben, die Schulter an Schulter mit den Folterern und Mördern standen.

Editorische Hinweise

Der Text erschien am 8.7.2011 auf Hebräisch, er wurde von Yonatan Preminger ins Englische übersetzt. Die Übersetzung ins Deutsche besorgte Sebastian Gerhardt, von dem wir auf Empfehlung unserer LeserInnenschaft den Artikel spiegelten.

Am 24. August bekamen wir von einem aufmerksamen Leser folgenden Hinweis:

Hallo Genossen der TREND-Redaktion, 

ich habe gerade mit grossem Interesse den Artikel "Warum die Israelische Kommunistische Partei das Regime Assad verteidigt" gelesen. Mir waren viele "Mitglied-Organisationen" dieser Brüsseler-Konferenz schon vorher nicht ganz geheuer, trotzdem wollte ich mir den im Artikel gespiegelten Wortlaut über die Solidarität mit dem Syrischen Regime noch genau anschauen. Leider scheint dem Übersetzer hier doch einen schwerwiegenden Fehler unterlaufen zu sein.

In der Resolution heisst es wie folgt:

 "(...)We are resolutely opposed to any interference and threats of aggression by imperialism and Israel against Syria. We support the front of all democratic and patriotic forces in Syria who work for the realization of the masses’ justified demands."

Im Artikel wird das mit

"Wir lehnen alle Interventionen oder Aggressionsdrohungen gegen Syrien von Seiten der  imperialistischen Kräfte und Israels scharf ab. Wir unterstützen die nationaldemokratischen Kräfte in Syrien, die handeln, um den legitimen Forderungen des Volkes zu erfüllen."

So merkwürdig die Konferenz auch erscheinen mag, so hat sie doch nie zu Solidarität mit nationaldemokratischen Kräften aufgerufen. Ich glaube, trotz, dass solche Positionen scharf angegriffen gehören, es in unserer marxistischer Verantwortung liegt, die im Artikel genannten Kräfte mit den genauen Quellen und nicht mir in den Mund gelegten Wortlauten zu konfrontieren und daraus die Kritik abzuleiten. 

Solidarische Grüsse
Robin

Danke Robin! Hier die Resolution in vollem Wortlaut:

20th International Communist Seminar
Brussels, 13-15 May, 2011

www.icsbrussels.org, ics@icsbrussels.org

The strengthening of the communist parties
in times of a deepening capitalist systemic crisis


Statement on the popular uprisings and imperialist interventions in the Arab world

 

1. The systemic crisis of capitalism has intensified contradictions in the world.

It is in this context that the popular mobilizations that are shaking a number of countries in the Middle East and North Africa, and the foreign interventions occurring in this same region are to be situated.
We demand an immediate stop to any direct and indirect intervention of the various imperialist powers and their allies in the region.
We clearly affirm that it is only the people themselves who have the right to decide about the system and the leaders of their own choice, without any outside interference. 

2. The popular uprisings in Tunisia and Egypt in particular are the result of countless struggles, in which hundreds of thousands of workers have been participating for several years. Supported by both the labor movement and by domestic progressive forces and communists, these uprisings have succeeded in ousting corrupt dictators who for decades had been reliable allies of the imperialist powers as well as of Israel.
We salute the brave struggles of the Tunisian and Egyptian workers, youth and women.

Their uprisings have created a balance of forces that is more favorable to the people, creating new opportunities to advance their anti-imperialist, democratic and social struggle. The struggle is far from over. In Tunisia and Egypt, the progressive, democratic and communist forces, confronted with counterrevolution and imperialist interference, are organizing in order to consolidate the democratic and social achievements they paid so dearly for. We express our solidarity with the Tunisian and Egyptian masses, communists and progressives in the pursuit of this struggle.  

3. As the popular uprisings spread, as in Yemen, several imperialist powers feared that the situation would get out of their control. It did not take them long to interfere directly or through intermediaries under their control. This way, Washington gave free rein to its Saudi ally to drench the Bahraini popular movement in blood. 

4. In Libya, various imperialist forces wanted to preempt developments that could harm their interests. Invoking a so-called threat of genocidal massacres, NATO powers, France, Great Britain and the United States made sure the Security Council passed Resolution 1973. This resolution violates the UN Charter, which proclaims respect for sovereignty and national integrity, and the search for peaceful solutions to armed conflicts. Opposed to this, Resolution 1973 allows NATO and its allies to conduct a war to reconquer Libya as a springboard to bring the whole region under its control.
We demand the immediate cessation of the military aggression against Libya. We support any initiative for the peaceful settlement of the conflict in Libya, without interference by foreign powers and responding to the legitimate aspirations of the Libyan people.
 

5. Syria is clearly a victim of subversive maneuvers and provocation planned by U.S. imperialism, its Israeli ally and other reactionary forces in the region. Washington has been striving for a long time to overthrow the Syrian regime, which it classifies as part of the so-called “Axis of Evil”. The U.S. intends to replace it with puppets of Washington and its allies.           
We are resolutely opposed to any interference and threats of aggression by imperialism and Israel against Syria. We support the front of all democratic and patriotic forces in Syria who work for the realization of the masses’ justified demands. 

6. We support the struggle of the Lebanese people and the National Resistance aimed at liberating the territories that are still occupied by Israel and at establishing a non-confessional and democratic regime in which all Lebanese can live in complete equality. 

7. The policy of two weights and two measures is repeatedly demonstrated  in the treatment Washington and its allies have reserved for their most faithful ally in the region, the State of Israel. They refused to condemn and punish Tel Aviv for the aggression on Gaza in January 2009. They allowed Israel to massacre 1500 Palestinians, severely injure thousands more and deliberately destroy hospitals.
We demand that the State of Israel be forced, under threat of severe sanctions, to implement the various relevant United Nations resolutions, starting with the resolutions that recognize the right of return and compensation of Palestinian refugees and the creation of a Palestinian State with Jerusalem as its capital. At the same time, we welcome the inter-Palestinian agreement recently signed in Cairo, hoping it will be the start of a process to strengthen the Palestinian struggle.

Meanwhile, the imperialist powers, the United States and the European Union in the first place, must suspend all preferential agreements they have concluded with the State of Israel. 

8. The hypocritical support of Washington and its allies for “democratization” in the region serves to hide their real objectives, aimed at their own, often contrary, interests: to strengthen their stranglehold on the energy reserves of the whole region; to ensure the protection of Israel, their bridgehead in the Middle East; to consolidate their rule over this area of paramount geostrategic importance; and to ensure access routes to Africa, the Indian Ocean, the Gulf and the entire Middle East. 

9. Imperialist aggressions never bring peace or democracy. They promote violence, the spread of fundamentalism and tribalism and the break-up of countries. They do not save human lives but, on the contrary, sacrifice more lives every day. there is no clearer proof than Iraq and Afghanistan of what subversion “made in the USA” can lead to. 

10. NATO, which continues to develop its field of aggression and imperialist domination, must be dissolved, and every NATO member country should leave it.