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Weitere Ergänzungen zur Textsammlung Aufruhr & Revolte
  Nach dem Vietnamkongress
Aufmarsch der Antikommunisten und der Reaktion

21.2.1968 - Faschistische Tendenzen in Westberlin verstärkt

Der Vorstand des Republikanischen Clubs gab nach der Senats-Kundgebung am Mittwochabend eine Erklärung ab, die folgenden Wortlaut hat:

"Drei Tage nach der weltweit beachteten Demonstration von 20 000 Studenten und jungen Arbeitern gegen die amerikanische Aggression in Vietnam unternahm der Senat von Westberlin den Versuch, die Zustimmung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung für seine Politik öffentlich nachzuweisen. Die Tatsache, daß selbst nach Meldung der amerikanischen Agentur AP nur 80 000 Teilnehmer vor das Rathaus gebracht werden konnten, stellt, gemessen an dieser Absicht, eine eindeutige Blamage der Senatspolitik dar. Alle eingesetzten Mittel des Macht- und Manipulationsapparates - Arbeitsbefreiung von hunderttausenden Arbeitnehmern, Überstundenzuschläge, geschlossene ' Gefolgschaftsmärsche' nach Nazivorbild und ein tagelanges Propaganda-Trommelfeuer von Presse und Rundfunk - konnten diese Blamage nicht verhindern. Angesichts der Konzeptionslosigkeit des Senats, wie sie während der Kundgebung erneut zutage trat, war es folgerichtig, daß die Veranstaltung von einer Pogromstimmung beherrscht wurde, die die faschistischen Tendenzen in Westberlin verstärkt. Die Außerparlamentarische Opposition macht den Senat voll für alle weiteren Ausschreitungen seiner rechtsextremen Anhänger verantwortlich. "

Quelle: Westberliner EXTRA-DIENST; Nr.16 v. 24.2.1968

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Der Republikanische Club (RC) wurde am 30.4.1967 gegründet. Zum Selbstverständnis hieß es in der Gründungssatzung: "Die Mitglieder fühlen sich den in Deutschland schwach entwickelten republikanischen Traditionen verpflichtet und verstehen sich als Teil der politischen Linken" (zitiert nach: Das Andere Deutschland, Nr.1, Hannover 1967). Das Spektrum der Gründungsmitglieder reichte von Flechtheim über Neuss bis Mahler. Konkreter Anlass dieser linksbürgerlichen Intellektuellen, die enge Verbindungen zum SDS hatten, sich zusammenzuschließen, war die Bildung der "Großen Koalition".

Die Gründungsmitglieder waren:

Dr. Johannes Agnoli
William Borm
Prof. Dr. Ossip K. Flechtheim
Hans Magnus Enzensberger
Prof. Dr. Wilfried Gottschalch
Dr. Ekkehart Krippendoirff
Dr. Klaus Meschkat
Nikolaus Neumann
Wolfgang Neuss
Lothar Pinkall
Manfred Rexin

Quelle: www.glasnost.de

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