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Urgewald: Susanne Breitkopf, Tel: 02583 103,
Fax: 02583 4220, urgewald@koeln.netsurf.de  

Ölkrieg in Nigeria
Urgewald fordert: Die Massaker sofort stoppen!

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Anti-Quariat
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4. Januar 1999
Pressemitteilung
  • Ijaw-Völker fordern Shell, Exxon/Mobil und BP zum Produktionsstopp auf
  • Regierung verhängt Ausnahmezustand im Nigerdelta
  • Militär erschießt friedliche Demonstranten

Friedliche Proteste von Jugendlichen gegen natur- und menschenzerstörende Ölproduktion im Niger-Delta werden von der Nigerianischen Militärregierung seit der Jahreswende blutig niedergeschlagen. Seit am 30. Dezember über den Bundes-Staat Bayelsa der Ausnahmezustand verhängt wurde, sind Tausende von Soldaten in die Städte und Dörfer der Ijaw Völker einmarschiert. Die Situation droht in den nächsten Tagen weiter zu eskalieren. "Am Neujahrstag kamen Sie mit Lastwagen und schossen wahllos um sich. Keiner kann genau sagen, wie viele wehrlose Menschen bereits umgebracht wurden. Ich mußte aus meinem eigenen Dorf fliehen", berichtet ein Augenzeuge.

Mit der Aggression antwortet die Regierung auf die vom Ijaw Youth Council (IYC) angekündigte "Operation Climate Change". Am 11. Dezember hatten 5000 Jugendliche in der "Erklärung von Kaiama" internationale Ölfirmen aufgefordert, ihre Produktion einzustellen und mit der Bevölkerung in Dialog zu treten. "Wir haben die Gasflammen und Ölverseuchungen satt, und wir haben es satt, als Saboteure und Terroristen beschimpft zu werden", heißt es in der Erklärung.

ACT NOW! KEIN BLUT FUER OEL!

Das Blutvergiessen im Nigerdelta nimmt kein Ende. Bisher unbestätigten Berichten zufolge wird die Zahl der Toten bereits auf 240 geschätzt. Trotzdem haben die Ijaw grosse Hoffnung. Mindestens 40 Prozent der Oelproduktion in Bayelsa konnte bereits gestoppt werden. Ziel ist, daß Konzerne ihre Produktion bis zum 10. Januar Hundertprozentig einstellen. Inzwischen rueckt das Militaer sogar mit Kriegsschiffen und Panzern an. Ijaw-Jugendliche werden willkuerlich umgebracht. Wo gibt es Aktionsgruppen, die sich mit den Ijaw in Nigeria solidarisieren wollen? Bitte meldet Euch bei Urgewald. 

BITTE HELFT, DAS SINNLOSE BLUTVERGIESSEN ZU STOPPEN UND SCHREIBT PROTESTBRIEFE AN: 

Dr. Fritz Vahrenholt
Deutsche Shell AG
Überseering 35
22297 Hamburg
FAX: 040 6324 5413

Fordert Shell auf, das Abfackeln von Gas ab sofort zu unterlassen und die Ölförderaktivitäten in der Region sofort einzustellen, bis die Militäreinheiten abgezogen und die Gefangenen freigelassen sind. KOPIEN DER BRIEFE AN URGEWALD (email oder fax: 02583 4220)

Siehe nebenstehende Pressemitteilung.

Mit 2,1 Millionen Barrel pro Tag ist Nigeria der größte Ölproduzent Afrikas. Trotz des Ölreichtums gehört die Bevölkerung zu den Ärmsten der Welt. Kaum zu glauben: Nigeria leidet unter permanentem Benzinmangel, denn das Öl ist für den Export bestimmt. Der Shell-Konzern ist mit 1 Million Barrel für nahezu die Hälfte der nationalen Ölförderung verantwortlich. Die Ijaw gehören wie die Ogoni zu den indigenen Völkern des Nigerdeltas. Sie sind von den Folgen der jahrzehntelangen Ölförderung am stärksten betroffen. Shell fördert über 80 Prozent seines Öls auf dem Territorium der Ijaw. Das anfallende Gas wird nach wie vor in über 50 Meter hohen Flammen abgefackelt. "Lärm, Ruß und Hitze. Permanentes Tageslicht, der Tod von Tieren und Pflanzen, all das ist fern von den Büros der Direktoren und Aktionäre der Ölfirmen." erklärt der Umweltjurist Oronto Douglas. Die Situation der Bevölkerung hat sich seit Beginn der Ölförderung permanent verschlechtert. Während die Einnahmen aus dem Ölgeschäft auf den Konten der Firmen und in den Taschen korrupter Militärs landen, verarmen die Menschen im Delta und verlieren durch die Verseuchung von Luft und Wasser ihre Lebensgrundlage. 

Jahrelange Aufrufe an Regierung und Ölfirmen, sich mit Vertretern der Bevölkerung an den Verhandlungstisch zu setzen, verhallten ungehört. Deshalb beschlossen Ijaw Jugendliche jetzt selbst Schritte zum Schutz ihrer Umwelt zu unternehmen. "Wir haben beschlossen, die wilden Höllenfeuer, genannt Gasflammen auf unserem Land auszulöschen. Wir tun das aufgrund ihres schädlichen Einflusses auf unsere Menschen und unsere Umwelt." erklärt Oronto Douglas der Presse. "Wir möchten den Ölmultis und dem Nigerianischen Staat durch unsere symbolische Aktion verständlich machen, daß diese Probleme über den Ölpreis per Barrel hinausgehen. Es geht um das Leben auf unserem Planeten". 

Gemeinsam mit internationalen Organisationen unterstützt die nigerianische "Environmental Rights Action" (Friends of the Earth Nigeria) die Ijaw und fordert die Regierung auf, die Soldaten umgehend aus dem Nigerdelta abzuziehen und die Gefangen freizulassen, um den Weg für gerechte Verhandlungen freizumachen. Urgewald-Sprecherin Susanne Breitkopf: "Das sinnlose Morden muß sofort gestoppt werden. Täglich erreichen uns neue Horrormeldungen von weiteren Toten in Bayelsa. Es ist unerträglich, daß Ölfirmen ihre Anlagen von Militärs beschützen lassen. Wir fordern Shell, Exxon/Mobil und alle anderen Unternehmen auf, das Abfackeln von Gas sofort zu stoppen und ihre Aktivitäten im Nigerdelta bis auf weiteres einzustellen, um mit der Bevölkerung zu verhandeln und den legitimen Forderungen endlich Rechnung zu tragen.

Erst vor einigen Jahren verübten Nigerias Militärs schreckliche Massaker in Ogoniland. Der Mord an Ken-Saro Wiwa und acht seiner Mitstreiter rief 1995 weltweit Empörung hervor, Wirtschaftssanktionen und Shell-Boykotte waren die Folge. Im jüngst erschienenen Shell-Bericht "Profits and Principles" verpflichtet sich das Unternehmen zur Einhaltung von Menschenrechten und zur Förderung einer "ökologisch nachhaltigen Entwicklung". Susanne Breitkopf: "Für das Öl, das wir verbrauchen, werden immer noch Flüsse verseucht, Wälder zerstört und sogar Menschen getötet. Es ist für Shell an der Zeit zu beweisen, daß den schönen Worten auch Taten folgen. Die Zeit, in der transnationale Konzerne ungestört auf Kosten von Menschenleben die Ressourcen anderer Länder plündern können, ist vorbei". 

Ausführliche Informationen sowie die "Erklärung von Kaiama" im Wortlaut erhalten Sie bei Urgewald, Von-Galen-Straße 4, 48336 Sassenberg, Tel.: 02583 1031 Email: urgewald@koeln.netsurf.de

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