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Vorabdruck aus "Was Tun", Flugschrift der Kommunistischen
Plattform der PDS München


Hunderttausend gedenken Liebknecht und Luxemburg

von Nick Brauns
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Am 15.Januar vor 80 Jahren ermordeten rechtsextreme Freicorps Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die wichtigsten Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Wie inzwischen durch Archivdokumente bewiesen wurde, hat der Sozialdemokrat Gustav Noske, der für die Freicorps verantwortlich war, die Ermordung der beiden Arbeiterführer angeordnet. "Einer muß den Bluthund spielen", erklärte Noske, bevor er im Januar 1919 Tausende von Arbeitern niedermetzeln ließ.

Jedes Jahr kommen zum Jahrestag der Ermordung viele Zehntausende Menschen zu den Gräbern in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde. Dort liegen auch andere bekannte Sozialisten wie Ignatz Auer (SPD), Franz Mehring (KPD) oder Wilhelm Pieck (KPD/SED) begraben. Seit dem Ende der DDR hat sich allen bürgerlichen Wünschen zum Trotz die Zahl der Demonstranten jedes Jahr vergrößert. Über 100.000 Menschen - Kommunisten, linke Sozialdemokraten, Antifaschisten, Autonome - kamen dieses Jahr zur größten regelmäßigen Manifestation der Linken in Deutschland. Wie schon die letzten Jahre hatte ein breites Bündnis sozialistischer Organisationen - darunter die Kommunistische Plattform der PDS - dazu aufgerufen, nicht nur zum stillen Gedenken zu gehen, sondern gemeinsam in einer Demonstration durch die Stadt zur Gedenkstätte zu ziehen. Unter der Losung "Liebknecht -Luxemburg - Lenin: keiner ist vergessen" zogen fast 15.000 Menschen die traditionelle Strecke vom ehemaligen Leninplatz über die Karl-Marx-Allee zum Friedhof. Sie demonstrierten gegen Faschismus, Krieg und Kapitalismus und für eine sozialistische Alternative. An der Spitze des Zuge gingen Genossinnen und Genossen der PDS und der DKP. Dann folgten antifaschistische Gruppen sowie türkische und kurdische Sozialisten.

Von Anfang an war die Demonstration Angriffen der Polizei ausgesetzt. Bundesgrenzschutz und Sondereinheiten der Berliner Polizei prügelten immer wieder grundlos auf die Demonstranten ein. Polizeipferde ritten in die Menge, Polizeihunde bildeten ein Spalier. Dicht über den Demonstranten kreiste ein Polizeihubschrauber. Selbst Verkehrspolizisten trugen Helme und Panzerwesten. Als auf einem Hausdach eine rote Fahne gehißt und eine Sylvesterrakete zu Begrüßung der Demonstranten in den Himmel geschossen wurde, stürmte die Polizei das Gebäude. Insgesamt kam es zu 35 Festnahmen. Dabei reichte als Grund das
Tragen einer Sonnenbrille, die als "Vermummung" galt. Fahnen der kurdischen Arbeiterpartei und der DKP wurden beschlagnahmt. Mehrere Demonstranten wurden durch Polizeiknüppel zum Teil schwer verletzt. Trotz aller Versuche der Polizei, die Demonstration zu stoppen, gelangte der Zug nach vier Stunden zum Ziel. Am Ehrenmal empfingen viele Tausend in der
Kälte ausharrende vor allem ältere Genossen die Demonstration mit Applaus.

Es ist der rot-grünen Bundesregierung, die das Kohlsche Programm sozialen Kahlschlags, Demokratieabbaus und einer aggressiven Außenpolitik weiterführt, ein Dorn im Auge, daß in
der deutschen Hauptstadt Zehntausende für den Sozialismus auf die Straße gehen. Denn viele der Demonstranten haben die Maxime Karl Liebknechts verinnerlicht: "Der Hauptfeind steht im
eigenen Land", es ist die deutsche Regierung und das deutsche Monopolkapital. Hatte 1988 noch die westdeutsche Presse aufgeschrien, als einige sogenannte Bürgerrechtler (von denen
einige inzwischen in der CDU sind!) während der Luxemburg-Ehrung von der Staatssicherheit verhaftet wurden, so rührt sich heute kein Protest, wenn die Knüppel des Bundesgrenzschutzes
auf friedliche Demonstranten niedergehen. So ganz Unrecht hatte die Antifaschisten mit ihrer Warnung, nicht, die in Berlin-Kreuzberg Plakate mit der Überschrift "Einer muß den Bluthund
spielen" aufhängten. Auf Photos waren Gustav Noske und der jetzige sozialdemokratische Innenminister Otto Schilly zu sehen.

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