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Quelle: http://www.fu-berlin.de/uneinheitlich

Entwicklung des KZ Sachsenhausen
Entnommen den Materialien zur Wanderausstellung des studentischen Projekttutoriums der FUB
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Während im Sommer 1936 die "Jugend der Welt"in Berlin die Olympischen Spiele feierte, ließ die SS nur wenige Kilometer nördlich das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg durch Häftlinge errichten. Es wurde zu einem der größten auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Von den über 200.000 Häftlingen, die dort eingesperrt waren, haben mehr als die Hälfte die Zeit im KZ nicht überlebt. Das Leben im Lager war bestimmt durch den Terror der SS. Mißhandlungen und Schikanen gehörten zur Tagesordnung. Die Bedrohung für das eigene Leben war allgegenwärtig und unberechenbar.

Zum Lager gehörten neben dem großen Kasernengelände der SS auch diverse Werkstätten, in denen die Häftlinge für die SS arbeiten mußten. 1938 entstanden die ersten Außenlager des KZ Sachsenhausen. Eines der Berüchtigsten war das unweit des Lagers gelegene "Klinkerwerk". Die meisten der insgesamt über 67 Außenlager mit ca. 45.000 Häftlingen befanden sich in Berlin und Brandenburg. Die Häftlinge mußten unter schwersten Bedingungen in Rüstungsbetrieben, bei Bauvorhaben, in Steinbrüchen und anderen Unternehmen arbeiten, die entweder zur SS oder zu privaten Firmen gehörten.

Kommunisten waren neben Sozialdemokraten und Gewerkschaftlern die ersten Häftlinge in Sachsenhausen. Sie wurden zumeist, wie auch die hier vorgestellten, per "Schutzhaftbefehl"nach dem Ende ihrer Haftzeit ohne weitere Verhandlung als politische Häftlinge in das Konzentrationslager überstellt. Auch weitere "vermeintliche Gegner"des Nationalsozialismus, darunter Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Zeugen Jehovas, Kriminelle sowie sogenannte "Asoziale"wurden festgesetzt. Nach dem Novemberprogrom 1938 wurden ca. 6.000 Juden eingeliefert. Die Häftlinge kennzeichnete man entsprechend ihrer Gruppe mit verschiedenfarbigen Dreiecken auf ihrer Kleidung, den sogenannten "Winkeln". Die politischen Häftlinge erhielten den roten Winkel. Die Einteilungen in die einzelnen Kategorien waren jedoch oftmals willkürlich.

Durch den Kriegsbeginn 1939 veränderte sich die Zusammensetzung im Lager. Verstärkt wurden ausländische Zivilpersonen und Kriegsgefangene in die Konzentrationslager verschleppt, wodurch sich die Anzahl der Häftlinge rasch erhöhte. Die deutschen Häftlinge stellten nur noch eine kleine Gruppe. Die bislang schon unmenschlichen Bedingungen im Lager wurden katastrophal. Die Ausbeutung der Häftlinge bis zu ihrer Vernichtung durch Arbeit gewann immer mehr an Bedeutung.

Die Einordnung in eine bestimmte Häftlingsgruppe entschied über Leben und Tod. Die in der Lager-Hierachie ganz unten stehenden, zur SS-Kategorie der "Untermenschen" gehörenden jüdischen, russischen oder polnischen Häftlinge wurden gezielt zu den gefährlichsten Arbeiten gezwungen. Ihr Tod war vorprogrammiert und gewünscht.

Die "Arier", darunter viele der politischen und kriminellen Häftlinge, wurden zumeist besser behandelt. Die Kommunisten hatten bereits aus ihrer Widerstandsarbeit und aufgrund der strengen Hierarchie in der KPD Erfahrungen, die ihnen im KZ nützlich waren. Sie halfen ihnen dabei, im Lager illegale Strukturen aufzubauen. Wegen ihrer ausgeprägten Solidarität galten die kommunistischen Häftlinge in den Augen der SS als besonders gefährlich, trugen jedoch aufgrund ihrer Disziplin auch zu einem geordneten Lagerbetrieb bei. Sie wurden deshalb neben den kriminellen Häftlingen oft als Funktionshäftlinge in der sogenannten Häftlingsselbstverwaltung eingesetzt. Diese war für die Organisation im Lager verantwortlich, unterstand aber der SS. Die Häftlinge hatten dadurch einen gewissen Einfluß, andere Mitgefangene verschiedenen Blöcke oder Arbeitskommandos zuzuteilen. Wichtige Tätigkeiten verrichteten dabei "Schreiber"sowie "Läufer".

Zwei Tage vor der Befreiung des Lagers wurden noch tausende von Häftlingen auf den "Todesmarsch" geschickt. Viele von ihnen starben. Am 22.April 1945 wurden die im Konzentrationslager Sachsenhausen zurückgelassenen Häftlinge durch polnische und sowjetische Soldaten befreit.

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