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Statement vom Demokratischen Presseclub
  • Die Leute vom Demokratischen Presseclub wollen keinen "Kaffeehausmarxismus" praktizieren. Das ließen sie die trend-Redaktion anläßlich des Editorials dieser Ausgabe postwendend wissen und fügten das folgende Statement bei.
    Nun - das Prädikat "Kaffeehausmarxismus" war nicht für den Presseclub bestimmt, sondern eher dem Referenten und seinen Diskutanten gewidmet. In einem Treffen mit dem Presseclub am 10.3. stellten wir dies nochmal klar. Denn ganz im Gegenteil: Wir halten das Projekt Demokratischen Presseclub für unterstützenswert. kamue

Demokratischer Presseclub
Haus der Demokratie e.V.
Friedrichstr. 165
10117 Berlin

Liebe Freundinnen, liebe Freunde!

am 2. Juni 1998 haben wir im Haus der Demokratie den Demokratischen Presseclub gegründet (siehe unten stehenden Einladungstext zur Gründungsveranstaltung).

Es dürfte kaum strittig sein, daß ein Mißverhältnis zwischen der Anzahl der in die Welt gesetzten "linken Publikationen" und den öffentlichen Diskussionen darüber besteht. Sie bleiben zumeist von einem größeren Kreis Leser und Leserinnen unbeachtet und werden fast nur in kleinen internen Zirkeln ohne praktisch und theoretisch wirksamen Impuls nach Außen thematisiert. Dabei wäre eine breite und kontroverse Diskussion allen behilflich, dem hegemonialen öffentlichen Diskurs sukzessive einen immer qualifizierteren kritischemanzipatorischen entgegenzusetzen. Dies wäre ein Beitrag, durch kritische und konstruktive Diskussionen sowie entsprechenden Publikationen, an der Heranbildung einer systemkritischen Öffentlichkeit mitzuwirken.

Nach einer Phase bürgerlichen Triumphalismus werden verstärkt krisenhafte Prozesse des postmodernen Kapitalismus in zum Teil neuen Erscheinungsformen und Widerspruchskonstellationen offensichtlich, so daß das oft propagierte "Ende der Geschichte" auf ein Ende menschlich-zivilisatorischen Fortschritts hinauslaufen könnte.

Andererseits hat aber auch der Zerfall des realen Sozialismus' und seine propagandistische Aufbereitung nachhaltige Verzerrungen und Verwüstungen im Bewußtsein der Massen hinterlassen. Sozialismus gilt als gescheitert, Marxsche und andere kritische Gesellschaftstheorien erscheinen generell als widerlegt und für die Zukunft als überflüssig. Das Streben nach einer gesamtgesellschaftlich ausgerichteten antikapitalistischen Praxis gilt von vornherein als Humbug.

Reicht es angesichts dieser weltanschaulich-politischen Grundsituation aus, bisherige linke Theoriebildung und linke politische Praxis unverändert zu wiederholen und einem sich massiv verändernden kapitalistischen System der zunehmenden Naturzerstörung, der Degradation sozialer Beziehungen sowie der Forcierung von Armutsverhältnissen und patriarchalen Strukturen entgegenzusetzen? Oder muß sich eine noch unbestimmte veränderte neue Linke' aus den veränderten Verhältnissen herausbilden?

Dies wären nur erste Fragen, die eine Fülle weiterer nach sich zögen, wie z. B.

  • Ist das kapitalistische System im Sinne der Überwindung drängender sozialer, ökologischer, patriarchaler u.a. Probleme reformierbar?

  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen ökonomischer Entwicklung und Demokratieabbau?

  • Bildet der postfordistische Kapitalismus die Voraussetzung für neue sozialistische Perspektiven oder haben sich mit dem Ende des "Realsozialismus" Sozialismuskonzepte an sich verabschiedet?

  • Wie kann sich das Bewußtsein für eine neue linke antikapitalistische Bewegung heranbilden und wer könnte das Subjekt einer neuen linken Bewegung sein?

  • Existieren schon antikapitalistische und alternative Ansätze in der Praxis?

Dies könnten beispielsweise einige Fragen sein, um eine Diskussion zu initiieren. Wir hoffen auf Euer Interesse und bitten Euch, uns Eure Terminvorstellungen für ein Zusammenkommen so bald wie möglich mitzuteilen.

Mit solidarischem Gruß
Demokratischer Presseclub

Einladung zur Gründungsveranstaltung

Liebe Freundinnen, liebe Freunde!

Am 2. Juni 1998 findet im Haus der Demokratie das Gründungstreffen für den Demokratischen Presseclub statt. Wir laden Euch herzlich ein, daran teilzunehmen.

Wozu wollen wir einen Demokratischen Presseclub eröffnen?

Ohne dem Ergebnis der Diskussion vorgreifen zu wollen, möchten wir als Vorbereitungsgruppe einige Ansätze vorab umreißen.

  • Pressefreiheit ist in der Bundesrepublik von heute immer noch im wesentlichen eine Frage medialer Macht. Meinungen werden geprägt und verbreitet - aber wenig zur Diskussion gestellt. Wir möchten dem ein Forum der Diskussion und des Meinungsstreits entgegensetzen, in dem auch Positionen zu Worte kommen, die im offiziellen Medienbetrieb nicht erwünscht sind.

  • Wir möchten uns mit den Strukturen und Mechanismen öffentlicher Meinungsbildung in Presse und elektronischen Medien in einer Atmosphäre des kritischen Dialogs auseinandersetzen.

  • Im Zusammenbringen oppositioneller Zeitungen und Medienprojekte soll der Demokratische Presseclub ein Forum bilden, aus dem heraus sich eine neue Kultur der Pressefreiheit entwickeln könnte.

  • Wir stellen uns unter dem Demokratischem Presseclub eine Assoziation vor, die offen für humanistische Standpunkte unterschiedlicher politischer Herkunft ist. Nur aus dem kritischen Zusammentreffen verschiedener Auffassungen läßt sich eine begründete Handlungsperspektive für ein tragfähiges demokratisches Zukunftsprojekt gewinnen. In diesem Zusammenhang jedoch möchten wir uns bewußt von Parteistrukturen absetzen, die immer hierarchische und administrative Machtverhältnisse darstellen.

  • Dabei geht es uns nicht um den Diskurs als solchen, sondern um die Entwicklung einer Strategiediskussion, mit welchen Zielen und auf welchem Wege die sozialen, ökonomischen und politischen Verhältnisse positiv aufgebrochen werden können. Angesichts dessen, daß sich für viele (nicht nur) die ökonomische Repression massiv verstärkt, sowie des Umstandes, daß diese Repression durch die Herrschenden mittels der Ideologie vom "Sachzwang Weltmarkt" legitimiert wird, muß ein Widerstandspotential gegen den Abbau demokratischer Rechte und - darüber hinausgehend - eine gesellschaftliche Perspektive auf Basis der Veränderung ökonomischer Verhältnisse erarbeitet werden.

  • Neben der Analyse der Herrschaftsstrukturen im entwickelten Kapitalismus muß auch die kritische Auseinandersetzung mit sozialistischen Theorien und die Dekonstruktion gescheiterter "sozialistischer" und "sozialdemokratischer" Herrschaftssysteme erfolgen.

Kurzum: wir sehen in dem Demokratischen Presseclub eine Chance, für gesellschaftliche Alternativen Argumentationspotential und Anziehungskraft zu beleben und neu zu initiieren.

Mit den aller besten Grüßen

Christian Beilfuss, Willi Gettel, Wolfram Bücker

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