Man den historischen Bruch zunaechst einmal
bemerken, den die nachbismarckische Periode bedeutete. Es wurden lange Zeit Mythen
gebildet, nach der das wilhelminische Kaiserreich von 1914 -18 einen Verteidigungskrieg
gefuehrt haben wollen. Angeblich sollen die anderen Maechte neidisch auf den Aufstieg
Deutschlands zur Grossmacht gewesen sein., vor allem im Kreis der fuehrenden
Industriestaaten, die den deutsche Export fuerchteten. Vor allen der britische Handelsneid
hatte es deutschen Geschichtsklitterern angetan. Und Frankreich war man Revanchegelueste
hinsichtlich der 1870/71 festgehaltenen Forderung nach der Rueckgabe Elsass-Lothringens
vor. Ein Verschwoerung angeblich der englischen Imperialisten, die Deutschland eingekreist
haette, wuerde von England ausgehen. Karl Kraus hatte das schon verfolgende Unschuld
genannt. Mit der Wirklichkeit hat das alles nichts zu tun. Deutschland war 1914
Englands wichtigster Handelspartner geworden und die Vertreter von Handel- und Finanzwelt
hatten im Gegenteil erfolgreich die britische Regierung unter Druck gesetzt, eine den
Frieden erhaltene Politik zu betreiben, was diese auch tat. Auch vermeintliche
Rivalitaeten um die aussereuropaeischen Kolonien war kein Kriegsgrund. In den
Vorkriegsjahren waren die kolonialen Differenzen schon beigelegt und in der praktischen
Politik spielten sie keine Rolle mehr. Sowohl in England und Frankreich liess - trotz der
letzten Eroberungswelle in Aequatorial-Afrika und Marokko - der imperiale Eifer nach.
Schon 1902 und 1904 waren die Streitigkeiten zwischen England und Frankreich beigelegt und
mit der Entente cordiale eine feste Verbindung geschmiedet.
Die Kriegsgruende waren europaeisch.
Das zaristische Russland vom schwachen Buergertum bis zum Hof und Adel entwickelte im
Rahmen der fuehren Industrialisierung den ueblichen Nationalismus. Es wurde der Anspruch
auf eine Schutzfunktion fuer die griechisch-orthodoxen Fraktionen und der Balkanstaaten
erhoben und der Konflikt mit dem tuerkischen Imperium waren chronisch. Der Panslawismus
wollte die Tuerken verjagen und eine russisch-orthodoxe Herrschaft ueber Konstantinopol
und der tuerkischen Meerenge errichten. Dazu kam der Gegensatz der russischen Politik mit
Oesterreich-Ungarn. Dieses hatte sich ja an der Verdraengung der Tuerken ebenso beteiligt
und slawische Territorien erobert und hatte machtpolitische Interessen im Balkan.
Die politischen Erfolge der
Balkan-Slawen und die Positionsgewinne Russlands wurden als "reichsgefaehrdend"
angesehen, da sie die seperatistischen Bestrebungen der Nationalisten der slawischen
Bevoelkerung verstaerkte. Nach der Annektion Bosniens und Herzogowinas stieg die Angst der
fuehrenden Oesterreichischen Kreise. Denn diese Annexion hatte dem grossserbischen
Nationalismus ein derartigen Schlag versetzt und man erwartete das Echo. Die Politik
Oesterreichs war wenig kompromissbereit und politische und militaerische
"Strafaktionen" gegen Belgrad, den kleinserbischen Kernstaat, wurden fuer
unumgaenglich gehalten, sofern es gelingen koennte das Deutsche Reich als Buendnispartner
zu gewinnen.
Unter Bismarck wurde endlich ein
politisches und militaerisches Gleichgewicht geschaffen. Er hatte die militaerische
Ueberlegenheit zur Sicherung des 1871 geschaffenen Deutschlands genutzt und per
diplomatischer Isolierung des geschlagenen Frankreichs und zur Zuegelung Oesterreichs als
auch Russlands beigetragen. Ein allgemeiner Krieg konnte nur stattfinden, wenn Deutschland
ihn wollte. Aber genau dieser Kriegswille stieg nach der Jahrhundertwende. Das durch
Bismarck gewaehrleistete Machtgleichgewicht trachtete die nachbismarckische Politik
zugunsten Deutschland zu zerstoeren. Mit Recht ist das als "Griff zur
Weltmacht"(Fischer) bezeichnet worden. Die Eliten des Reiches richteten sich einmal
nach innen gegen die wachsende Sozialdemokratie und wollte die innenpolitischen Probleme
nach aussen abwaelzen, indem sie aussenpolitische Erfolge anstrebte. Nationalismus und
Antisemitismus beherrschten die politischen Debatten und wurden instrumentalisiert gegen
die Arbeiterklasse. Der buergerliche Nationalismus draengte auf Expansion und zur
Bewaeltigung genau der partikularistischen Kraefte(der Polen, der Elsass-Lothringer und
der Bayern), die sie hervorgerufen hatten.
Es wurden koloniale Forderungen
angemeldet, handelspolitische Ansprueche und machtpolitisches Mitreden, wodurch sie nicht
bloss die europaeischen Kolonialmaechte, sondern auch die USA und Japan provozierten.
Derartige Expansionswuensche waren aber nur dann zu erfuellen, wenn Europa unter die
Vormacht Deutschland gestellt wird. Ebenso war die Absicht sich bei der Aufloesung der
Donaumonarchie Teile Oesterreichs ueber das deutsche Reich hinaus zu stibitzen und die
oesterreichischen Position auf dem Balkan zu erben.
Zu diesem Zweck wurde die
oesterreichische Politik in Suedeuropa nicht bloss unterstuetzt, sondern es wurde mittels
der Geheimdimplomatie, der erste Welt Krieg willentlich gefoerdert, mit allen
betruegerischen und hinterlistigen Mitteln. Es war das Verdienst Fritz Fischers, die
Dokumente zu finden und endlich realistische Quellen fuer die deutsche Kriegsschuld
aufzutun. Des weiteren wurde die deutsche Praesenz in der der Tuerkei - der Voelkermord an
den Armeniern ist in diesem Zusammenhang zu sehen - ausgebaut. Russland sollte mit
deutschen Kriegsdrohungen zum Stillhalten gezwungen werden. In den Marrokkokrisen (1905f
und 1911) versuchte Deutschland Frankreich zu erpressen, mit dem Hintergedanken die
westlichen Nachbarn in Abhaengigkeit von Deutschland zu bringen. Mit dem Ausbau der
Schlachtflotte sollte Grossbritannien zur Akzeptierung der Hegemonie des Deutschen Reiches
gezwungen werden. Dies fuehrte zum Buendnis von Grossbritannien und Russland (1892 und
1897), nachdem die Spannung zwischen Frankreich und Grossbritannien und Russland und
Frankreich nach der Entente cordiale behoben waren.
Bei einem deutschen Angriff war es
also gewiss, dass Frankreich, Grossbritannien und Russland sich verbinden muessen. Die von
Deutschland selbstverschuldete Einkreisung liess Verfolgungswahn und aggressiven
Expansionstrieb zu einer giften Bruehe werden, die die Kriegsbereitschaft Deutschlands
noch einmal steigerte zum Kriegswillen. Es musste nur eine Gelegenheit her, damit es nicht
zu auffaellig auf die Deutschen als die Schuldigen fiele.
Diese Gelegenheit bot sich als am
28.Juni 1914 die oesterreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und Frau ermordet wurden.
(Im Grunde war man die ganz gern los, das war keinesfalls ein Kriegsgrund) Deutschland
nutzte - zum Teil sogar unter Beschiss des Kaisers, der nicht gerade so kriegsluestern
waren wie andere und betrogen Oesterreich und trieben sie sie willentlich in einen Krieg,
der sich zum Weltkrieg ausweiten musste, wie Deutschland es wollte. Dies konnte erst nach
1946 untersucht werden, weil die Akten des Politischen Archivs des Auswaertigen Amtes
zurueckgegeben wurden. Fritz Fischer hat mittels dieses schlagenden Quellenmaterials das
letzte vernuenftige Wort ueber die Deutsche Kriegsschuld gesprochen. Damit war die
Forschung, die von der Formel L.Georges, "Sie sind alle in den Krieg
hineingeschlittert" ein fuer allemal widerlegt.
Der Neid seiner Kollegen, dessen
Literatur er rechts zugunsten der Quellen rechts liegen liess, war ihm gewiss und daher
gab es schon vor dem Historikerstreit der Revisionisten eine richtigen Historikerstreit,
die Sog. Fischer-Kontroverse, nach der niemand mehr im Ernst die deutsche Kriegsschuld
leugnen kann, ohne sich laecherlich zu machen.
Die deutsche Geheimdiplomatie trieb
Oesterreich in den Konflikt und eine militaerische Intervention gegen Serbien. und machte
damit die russische Intervention und den deutsch-oesterreichischen Buendnisfall sicher.
Daher hatte Frankreich keine Wahl, da die militaerische Planung Berlins die Ausschaltung
des westlichen Verbuendeten durch einen Blitzkrieg vorsah, wie man in Paris informiert
war. Ebensowenig konnte Grossbritannien zulassen, dass Deutschland Frankreich und Russland
niederwarf und sich zum Herrn des Kontinents erhob. Alle Versuche der britischen
Diplomatie, den Krieg zu verhindern wurden von der deutschen Geheimdiplomatie verhindert,
so durch falsche und tendenzioese Uebermittlung nach Oesterreich. Der deutsche
Operationsplan sah auch die Verletzung der belgischen Neutralitaet vor und konnte keinen
Zweifel hinterlassen, dass ein siegreiches Deutschland sich am Kanal festsetzen wuerde.
Die Sozialdemokraten waren leider
nicht die vaterlandslosen Gesellen, fuer die man sie faelschlich ausgab, das war zuviel
der Ehre, sie hatten mit der Zustimmung zu den Kriegskrediten alles verraten.
Der Kriegsverlauf folgte den schon
lange Zeit in Deutschland formulierten _Schliefenplan_ (1905), der von Moltke modifiziert
wurde und sah einen Zweifrontenkrieg vor. Die Blitzoffensiven sind zunaechst einmal
gescheitert und schlugen dialektisch in den Stellungskrieg um, es ist eine alte Einsicht,
dass dann der Krieg schliesslich verloren werden muss. Die Folgen waren u.a. die Spaltung
der Arbeiterbewegung in den revisionistischen und den radikalen Fluegel und zeitweilige
Raetrepubliken, die leider nicht von Dauer waren, sonst waere der Weltgeschichte einiges
erspart geblieben, auch das Dritte Reich und auch ein Stalin. Mit dem Versailler, dem
ersten der "Pariser Vorortsvertraege", Vertrag wurde die Beendigung des 1.
Weltkrieges beschlossen. Elsass-Lothringen wurde Frankreich zurueckgegeben, Danzig wurde
freie Stadt, das Memelland fiel an Litauen; Posen, Westpreussen, Pomerellen ging an Polen,
das Hultschiner Laendchen an die CSR, die Kolonien gingen verloren.
Der Versailler Vertrag war kein
harter Frieden In Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland den Krieg verschuldete,
angesichts der grossen Opfer, die der Krieg mit sich brachte, kam das Reich sehr sehr
glimpflich davon. Die Siegermaechte haben zurecht den Anschluss Oesterreichs und der
Sudentengebiete an Deutschland verweigert, sonst waere der Schuldige auch noch als
faktischer politischer Sieger hervorgegangen. Die anfangs etwas hoch gegriffenen
Reperationszahlungen fielen nach einiger Zeit flach. 1932 war jedenfalls die gesamte
Reparationslast gefallen und die militaerische Gleichberechtigung Deutschlands vor den
ehemaligen Siegern grundsaetzlich akzeptiert.
Dass der Friedensvertrag von den
Deutschen als schmerzhaft empfunden wurde, lag nicht an seiner realen Beschaffenheit,
sondern an dem Fortleben der nationalistischen Tradition. Der Nationalismus war keine
Geburt des Versailler Vertrages, sondern bereits Urheber des Krieges gewesen. Er hatte
schon seit 1970 imperiale Tendenzen hervorgebracht, nicht erst unter Hitler. Daher ist es
rechtens zusagen, dass die Weltkriege in einem engen Zusammenhang stehen. Sie waren
diverse Versuche zum Griff nach der Weltmacht.
Kurz nach der Niederlage der
deutschen Aggressoren im November 1918 sprachen schon nationalistischen Schmierenblaetter
davon, dass das Heer durch einen "Dolchstoss" zu Fall gebracht wurde. Als
Feldmarschall Hindenburg sie ebenfalls vertrat begann die Dolchstosslegende allgemein
Glauben zu finden. Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der
Nationalversammlung nach den Gruenden der Niederlage befragt sprach Hindenburg von der
heimlichen, planmaessigen Zersetzung von Heer und Flotte, die ein geschlossenes und
einheitliches Zusammenwirken von Heer und Heimat verunmoeglichte. Dabei berief er sich auf
Ludendorff, der den Generalmajor Sir Frederick Maurice zitierte, der diese Auffassung in
der Daily News und der Neuen Zuercher Zeitung vertreten hatte, sich aber als er die
politische Tragweite erkannte sich von seinen Aeusserungen distanzierte. Besonders
dummerhaftig hatten sich die Kommunisten verhalten, die sich damit bruesteten, sie haetten
die Revolution von langer Hand vorbereitet und die Bolschewiki, namentlich der
Aussenminister Tschitscherin behauptete tatsaechlich, dass eine Erhebung der deutschen
Arbeiter und Soldaten stattgefunden haetten.
Dass dies nicht den Tatsachen
entspricht, haette aber bekannt sein muessen, besonders die deutsche oberste Heerleitung
musste es wissen, da sie ja selber schon Anfang Oktober die Parteifuehrer davon in
Kenntnis setzte, dass die militaerische Niederlage unausweichlich sei. Breite Kreise der
Oeffentlichkeit wollten dies allerdings nicht wahrhaben, nachdem ihnen die kaiserliche
Regierung 4 Jahre vorschwaetzte, dass der Endsieg naht. Im Maerz 1918 hatte man mit der
Sowjetmacht einen "gnadenlosen" Siegfrieden geschlossen und Konrad Adenauer(ja
genau der Atomraketen fuer verbesserte Artillerie hielt), Buergermeister zu Koeln meinte
das Heer sei nicht besiegt und nicht geschlagen. Nur, wenn das Heer nicht besiegt war,
warum hat Deutschland dann kapituliert?
Die kaiserlichen Militaers hatten
die Niederlage nicht verhindern koennen, aber sie wurden von demokratischen Politikern
abgeloest, die ihnen die Schmach der Niederlage abnahmen und die den Waffenstillstand
unterschrieben und schliesslich den Vertrag von Versaille. Nicht die Schuldigen am Krieg,
auch nicht die - in den Augen der kriegsbegeistert gewesenen Deutschen - Versager, die
Militaers, sondern diejenigen, die nichts damit zu tun hatten wurden
"Novemberverbrecher" genannt. Mit dieser Legende sollte die Weimarer Republik zu
Fall gebracht werden.
Die Haerte der der Kriegslasten war
umgekehrt proportional zu ihrem Ruf. Es wurde eine weitere Legende gestrickt. Die Nazis
logen was das Zeug haelt und behaupteten einen Kausalzusammenhang zwischen dem Ende des
Ersten und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Der "ueberharte" Frieden - was er
mit Gewissheit nicht war, weil nicht im Ernst die Reperationen wirklich gezahlt wurden -
haette Deutschland gedemuetigt und unertraegliche territoriale Opfer gekostet und die
Revisionspolitik haette Hitler zufolge zwangslaeufig zum "Zusammenstoss" mit
Polen gefuehrt.
Das sind ueble Luegen. Die
schlimmere Luege, dass es es sich um eine Praeventivkrieg sich handle, wird durch Berge
von Akten widerlegt und kann rechts liegen gelassen werden. Aber auch die
Versaille-Legende, wie schon erwaehnt, stimmt nicht. Es war kein ueberharter Frieden und
angesichts der Kriegsschuld Deutschlands auch ganz gerecht. Es waere unertraeglich
gewesen, wenn man Deutschland noch zum faktischen Sieger des Krieges gemacht haette.
Militarismus und Nationalismus der Nazis setzten nur den des Kaiserreiches fort, sofern
bestand zwischen den beiden Kriegen ein Zusammenhang und es ist ihnen gemeinsam, dass sie
ein illegitimer Griff zur Weltmacht waren.
NSDAP und Hitler standen in einer
militaristischen und nationalistischen und antisemitischen Tradition, die aelter als der
Vertrag von Versaille war. Schon in der Vorkriegsperiode wurde im Alldeutschen Verband und
der nationalsozialistischen Partei Oesterreichs fuer Nationbewusstsein geworben. Nach dem
Krieg begannen Hitler und andere Schergen mit allerlei Publikationen die Deutschen zu
agitieren, sie seien ein "Volk ohne Raum", das zur Existenzsicherung die
Germanisierung der Lebensraeume im Osten benoetigte und um mal Originalton Hitler zu
erwaehne, dass alles schon vorher so gewollt wurde, ein Zitat aus Mein Krampf:
"Damit ziehen wir
Nationalsozialisten bewusst einen Strich unter die aussenpolitische Richtung unserer
Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den
ewigen Germanenzug nach dem Sueden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land
im Osten. Wir schliessen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und
gehen ueber zur Bodenpolitik der Zukunft.
Wenn wir aber heute in Europa von
neuem Grund und Boden reden, koennen wir in erster Linie nur an _Russland_ und die ihm
untertanen Randstaaten denken."(S.742)
Die Kriegsverbrechen am russischen
oder am serbischen Volk und an anderen Staaten in Osten waren also schon von Anfang an
geplant. Man dachte schon daran als der 1.Krieg nicht vorbei war. Die Propaganda war
ausserdem laut genug, dass jeder wissen konnte, was ihn erwarten wird. Zu so einer Politik
seinen die Arier, diese merkwuerdigen blonden Bestien, aufgrund ihrer rassischen
Hoeherwertigkeit berechtigt.
Von Anfang an, nachdem man am 30.
Jan. 1933 ueber eine Koalitionregierung an die Staatsmacht kam, wurde das Programm auch
verfolgt. Die Deutschen loesten sich aus den internationalen Bindungen und traten am
14.Okt.1933 aus dem Voelkerbund aus, beendeten die Mitarbeit der Genfer
Abruestungskonferenz und begannen mit einer gigantischen Aufruestung, die - so wie bei der
Keynesianischen Wirtschaftspolitik, Multiplikatoreffekte hatte und vorlaeufig bis 1937 aus
der Krise herausfuehrte.
Es war geplant bis 1940 das Deutsche
Reich kriegsbereit zu machen und 1943 den Krieg zu beginnen. Adelbart von Saldern hat in:
"Permanente Krise? - Stabilitaet und Instabilitaet des Herrschaftssystems im
deutschen Faschismus" (Prokla 52 S. 79ff) den Ansatz von T.Mason weiterentwickelt,
nachdem es sich um ein instabiles System handelte, das sich in stets groesser werdende
Schwierigkeiten hineinmonovrierte und haelt es fuer notwendig von Krise in Permanenz zu
sprechen.
"Hitler visierte bekanntlich
noch im November 1937 den Krieg erst fuer das Jahr 1943 an. Auch war im
"Wehrwirtschaftlichen Neuen Erzeugungsplan" vom Juli 1938 als Zieljahr das Jahr
1942/43 angegeben. Doch die Zeit schien immer mehr zu draengen. Hitler und Goering wussten
offensichtlich sehr genau, dass man die forcierte Aufruestung angesichts der schwachen
oekonomischen Ressourcen nicht lange mehr werde durchhalten koennen. In der Ansprache vor
den Befehlshabern vom 22.9.1939 begruendete Hitler die Notwendigkeit des Kriegsbeginns mit
den bedeutungsvollen Worten:
"Wir haben nichts zu verlieren,
wohl zu gewinnen. Unsere wirtschaftliche Lage ist infolge unserer Einschraenkungen so,
dass wir nur noch wenige Jahre durchhalten koennen. Goering kann das bestaetigen. uns
bleibt nichts uebrig, wir muessen handeln""(a.a.O./S.97)
Die Politik der Mobilmachung hatte
Deutschland bereits in Europa isoliert und kostete die aussenpolitische Handlungsfreiheit.
Grossbritannien, Frankreich und Italien (ja das faschistische Italien!) schlossen sich zur
Garantie des europaeischen status quo zusammen, um die Deutschen von kriegerischer
Expansion abzuhalten. Dieses Buendnis brach allerdings durch Mussolinis eigenes
imperialistisches Abenteuer zusammen, das ihn in Gegensatz zu den Westmaechten brachte.
Hitler nutze diese Situation gleich aus zum Vertragsbruch des Vertrags von Locarno, der
die Militarisierung des Rheinlands verbot (wg. Elsass Lothringen) und schaltete
Oesterreich gleich, das vorher durch Italien gedeckt war. Mit der Achse Berlin-Rom war die
Isolation der Deutschen aufgebrochen. Mit der Wirtschaftskrise drohte der nationale
Konsens aufzubrechen, die Unzufriedenheit mit dem Regime wuchs und es kam, zu
Sabotageakten wegen der andauernden Versorgungsschwierigkeiten. In Ueberschaetzung der
bereits gewonnenen militaerischen Staerke glaubte Hitler schon 1937 die Annexion
Oesterreichs und der Tsechoslowakei sei im folgenden Jahr moeglich. Das erste gelang ja
auch schon im Maerz (12.) ganz und mit dem Muenchner Abkommen gelang es in Hinsicht der
Sudentengebiete. Das lag aber daran, dass die Westmaechte Prag dazu praktisch zwangen,
weil sie einen Krieg unbedingt vermeiden wollten. Sie haetten "Mein Krampf"
vorher lesen sollen. Dass die Deutschen damit zufrieden sein werden, haette sich damit
zerschlagen. (Vielleicht haetten sie die Akten die Fritz Fischer in den 50er Jahren
durchsah durchgucken sollen, um die Hinterlist deutscher Diplomaten kennenzulernen).
Hitler hoffte auf Duldung auch der
weiteren Ostexpansion. Fuer einen Russlandfeldzug erhoffte er sich die Mithilfe Polens und
das Stillhalten Gross Britanniens und Frankreichs. Ohnehin zur Eroberung von Territorien
in Nord- und Westeuropa fest entschlossen, zur "Liquidierung des Westfaelischen
Krieges"(Hitler), also der Friedensschluss zur Beendigung des dreissigjaehrigen
Krieges, der die Grenzen des Reichs absteckte. Es sollte erst einmal Frankreich
niedergeworfen werden, um den Ruecken freizuhalten und die politische Praesenz Englands
erledigt werden. Fuer den Westkrieg stellte allerdings Polen Hitler zufolge ein Risiko
dar. Da Polen sich weigerte in das deutsch-italienische-japanische Buendnis einzuscheren
und sein Autonomie preiszugeben, fasste Hitler den Entschluss in Polen einzumarschieren,
obwohl die Westmaechte am 31.3. Garantien fuer Polen abgegeben hatten und die
militaerische Unterstuetzung Polens zwangslaeufig daraus folgen musste. Allerdings waren
die Westmaechte militaerisch nicht zureichend vorbereitet. Ihrer formellen
Kriegserklaerung konnten die Deutschen gelassen entgegensehen und Stalin hoffte auf eine
langen Krieg im Westen, der den Machtverlust infolge des 1. Weltkriegs durch die Bindung
Nazideutschlands im Westfeldzug ausgleichen koennte.So konnte Hitler am 25. Aug. den
Befehl geben, Polen anzugreifen, was ein Woche spaeter dann geschah.
Auch hier spuken Mythen herum, was
passierte da wirklich. SS-Standartenfuehrer Alfred Naujocks ueberfiel mit sechs in zivil
gekleideten SS-Leuten den Sender von Gleiwitz, der sich wenige Kilometer von der
Deutsch-Polnischen Grenze befand. Das Personal wurde gefesselt und dem Kommando
zugewiesener polnischer Dolmetscher verlas in die aus Breslau (heute Wrotzlaw)
uebernommenen Nachrichten hinein einen Aufruf des "polnischen
Aufstaendischenverbands", der Sender sei besetzt und die Freiheit sei nah. Das war
nicht unklug ausgewaehlt, weil wegen der willkuerlichen Grenzziehung 1918ff es
Minderheitenprobleme gab. Der Dolmetscher traf allerdings, als er den Techniker in den
Keller zu den anderen Gefangenen brachte auf eine Beamten, der Sicherheitspolizei, der
sofort schoss das Personal befreite. So war neben dem toten KU-Haeftling, den man an den
Eingang legte, noch ein zweite Leiche zu verzeichnen.
Obgleich der Sender nur lokal zu
vernehmen war nutzte die Nazipropaganda diesen inszenierten "Vorfall" aus, um
gegenueber der Gefolgschaft den Angriff auf Polen zu rechtfertigen und sollte die
Schuldfrage somit in diese Richtung weisen. Das da etwas dran sei ist allein schon
deswegen abwegig, weil die Wehrmachtsfuehrung schon am 3. April 1939 den Befehl zur
Angriffsvorbereitung erhielt:
"Die Aufgabe der Wehrmacht ist
es, die polnische Wehrmacht zu vernichten. Hierzu ist ein ueberraschender Angriffstermin
vorzubereiten und anzustreben."
Auch der Krieg gegen die Sowjetunion
war schon geplant, als der Vertrag Ribbentrop/Molotow kurz vor der Unterzeichnung war:
"Alles was ich unternehme, ist
gegen Russland gerichtet; wenn der Westen zu dumm und zu blind ist, um dies zu begreifen,
werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verstaendigen, den Westen zu schlagen und
dann nach seiner Niederlage mit meinen versammelten Kraeften gegen die Sowjetunion zu
wenden." (gegenueber Carl. J. Burckhard)
Die seit dem nachbismackischen
Kaiserreich verfolgte Expansion nach Osten war von Anfang an geplant und von Hitler in
Reden angekuendigt. Am 18.Juli veroeffentlichte der Voelkische Beobachter die Berliner
Rede vom 15.Juli:
"Typisch buergerlich ist der
Gedanke, durch Steigerung der Wirtschaft das Volk zu ernaehren und durch den Erloes der
exportierten Waren Nahrungsmittel und Rohstoffe einzufuehren. Es ist feige, pazifistische
Auffassung, die hofft, damit Kriege zu umgehen... Man traeumt von einer
wirtschaftsfriedlichen Eroberung der Welt...Eine nationalsozialistische Raumpolitik
blendet das Volk nicht, denn es weiss, hast du kein Brot, dann jammere nicht, da muss das
gesamte Volk zur Erringung von Raum eingesetzt werden..."
(Das Brot, Getreide und Vieh usw.
hatte man dann tatsaechlich den Sowjetbuergern weggenommen und sie in schaebiger Weise
massenweise in Kriegs- gefangenschaft verhungern lassen, wenn sie nicht gleich erschossen
oder erhaengt wurden.)
Anders als im August 1914 gab es
beim Ueberfall auf Polen allerdings kein Begeisterungstaumel. Die Kriegspropaganda war
noch nicht sonderlich erfolgreich.
Der Krieg war lange vorgedacht und
vorbereitet, Stalins Freibrief von 23. Aug. macht jeden Zweifel zum Dummfug, dass wirklich
"zurueckgeschossen" wurde. Und so stehen die Weltkriege in einer unheilvollen
nachbismarckischen Tradition des Kaiserreiches, waren nachweislich und eindeutig von
Deutschland herbeigefuehrt und eine Mitschuld der anderen kann leicht widerlegt werden.
Die Bemuehungen der Westmaechte, den 1. Krieg zu verhindern und das Irrealistische der
Haerte des Versailler Vertrages und die schon fruehe Ankuendigung der Absichten der
Expansion schon vor Hitlers Machtergreifung und im Schliefenplan 1905 zeugen dafuer, dass
es sich keinesfalls um blosse Reaktion sich handelte.
Die Kriegsschuldfrage ist eindeutig
zuungunsten Deutschlands geklaert.
Diese Argumente gegen rechts und weitere 350
sind erhältlich unter: http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr.htm
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