Editorial
Ranking
von Karl-Heinz Schubert
04/05

trend onlinezeitung
Ein Jahr ist nun seit der Entführung des Partisan.net in die USA  vergangen, wo der TREND und andere linke Projekte gehostet wurden. Ein geeigneter Zeitpunkt also, um - aus meiner Sicht als Verantwortlicher für die Domain Infopartisan - Bilanz zu ziehen, nämlich wie sich die Internetpräsenz der neuen Domain entwickelt hat bzw. den jetzigen Stand mitzuteilen.

Im Editorial der Nr. 07/04 (Zahlen & Dialektik) mussten wir aufgrund der Entführung einen frappanten Rückgang der NutzerInnen-Zahlen bei INFOPARTISAN und TREND - gemessen an den Zahlen des Partisan.net - feststellen. Wie sieht es also heute aus?

Nach den internen Statistikdaten ergibt sich folgendes Bild:

  • In den ersten drei Monaten des Jahres 2005 besuchten rund 20.000 unterschiedliche BesucherInnen Infopartisan.net. Sie riefen in etwa 65.000 Seiten ab.

Im Vergleich dazu 2003 (2004 eignet sich nicht, weil im März der Crash erfolgte):

  • Rund 50.000 SurferInnen mit einem Seitenabruf von insgesamt 190.000 wurden gezählt.

Wie im Editorial 07/04 bereits vermutet, hängt der Rückgang besonders auch mit der Tatsache zusammen, dass das Infopartisan.net keine Nachrichtenseite mehr hat, d.h. kein "BEWEGUNGSMELDER" mehr ist, sondern nur noch ein Portalseite mit Archiven.

Der TREND kann aus dem im Editorial 07/04 erwähnten Gründen nicht quer verglichen werden. Hier lauten die absoluten Zahlen:

  • Es wurden in den ersten drei Monaten rund 50.000 unterschiedliche BesucherInnen gezählt, die zirka 120.000 Seiten abriefen. 

INFOPARTISAN im Vergleich

Aufgrund von Gesprächen über Fragen der BenutzerInnenentwicklung bei INFOPARTISAN, die ich aus verschiedenen Anlässen in letzter Zeit geführt habe, wurde ich motiviert, Daten von vergleichbaren linken Internetprojekten zu bekommen. Sie befinden sich in der folgenden Tabelle. Die Daten stammen von dem Internetdienst ALEXA und sind durch Verlinkung nachprüfbar gemacht.

Alexa unterhält im Netz so genannte "Verkehrsmelder", die die Datenströme nach SeitenbesucherInnen und Seitenaufrufen hin auslesen. Diese Daten werden für ein vergleichendes  "Verkehrsranking" ausgewertet. Die Datenbasis umfaßt die in drei Monaten angehäuften historischen Verkehrsdaten. Aus diesem Datenmaterial stammt die folgende  Liste (Stand 31.3.2005), die besagt: je größer die Datensumme, desto weiter vorn der Platz unter Millionen von Webseiten. Platz EINS weltweit belegt übrigens zur Zeit: MSN Hotmail. Als erste deutschsprachige Seite finden wir auf Platz 34 Ebay.

Projekt Ranking Anmerkungen
Indymedia 3,167 alle Länderprojekte zusammen, auf Deutschland entfällt ein Anteil von 1%, auf Griechenland 24 % des Traffic
Junge Welt 117,052 keine
Jungle World

200,942

keine
Neues Deutschland

247,605

keine
INFOPARTISAN

274,873

keine
Gegenstandpunkt

356,999

Verlag, Zeitung und Veranstaltungen
Labournet

571,770

keine
Konkret

614,326

Verlag und Zeitung zusammen
ISF Freiburg

695,850

Verlag und Textarchiv
MLPD

817,907

Partei, Rote Fahne, Nachrichtenseite zusammen
AK-Web

818,190

Analyse & Kritik, Fantomas, Veranstaltungen
Wochenzeitung

941,408

keine
Linksruck  1,086,255 keine
Linksnet

1,204,183

Portalseite für ca. 30 linke Zeitschriften
Sozialistische Positionen

1,217,662

keine
Zeitschrift Sozialismus

1,859,481

keine
Graswurzelrevolution

2,314,429

keine
Bahamas

3,134,149

keine
Wildcat

3,743,448

keine
Krisis

4,470,179

keine

Etikettenschwindel

Die für die Entführung formal verantwortlich zeichnende US-Phantomgruppe "Partisans of pursuit of happiness" müssen aufgrund des in Berlin von mir gegen Günter Langer geführten Prozesses die PARTISAN-Domain "gelockt" lassen, d.h. sie ist unbrauchbar für ihre bzw. seine reaktionären Zwecke. Nun versuchten offensichtlich Leute aus dem antideutschen Lager - sozusagen Kameraden im Geiste - den Domainnamen Partisan in anderer Weise in ihren Besitz zu nehmen.

Ihr diesbezüglicher Versuch bei dot.tk fiel leider ins Wasser, da die Domain www.Partisan.tk  vorsorglich durch uns gelockt wurde. Also änderten sie ein wenig den Namen und herauskam: http://www.partisan-berlin.tk/ . Und umtriebig wie sie nun mal sind, starteten sie auch gleich mit folgender Internetseite http://pberlin.blogspot.com/ unter der Benutzung des Namenszugs Partisan. Dort gaukeln sie den SurferInnen vor, dass ihre Nutzung des "Partisan"-Labels im Internet TM-mäßig geschützt sei. Welch ein Irrsinn. Nicht die Inhalte sollen es mehr bringen, sondern das Label.

Trendies Trends

Die Redaktion dieser Ausgabe hat (wie immer / meistens) eine interessante Mischung wichtiger Texte zusammengestellt. Sie bat mich gebeten, neben meinen statistischen Hinweisen einige kommentierende Bemerkungen zu dieser Ausgabe als Lesehinweise einzuarbeiten und damit gleichsam das ganze Editorial inhaltlich zu gestalten.

Bemerkenswert finde ich, dass es den Trendies gelungen ist, die Magisterarbeit von Patrick Hagen "Die Antideutschen und die Debatte der Linken über Israel" zur Veröffentlichung zu erhalten, stellt diese Arbeit wirklich eine (nahezu) abschließende, seriöse und umfassende Widerlegung und Zurückweisung antideutscher Denke dar.

"Wenn es sie nicht gäbe, hätte mensch diese Gruppe erfinden müssen", schreibt Karl Müller über die Freunde der offenen Gesellschaft, die einen Aufruf verbreiten, den die Redaktion als quasi gequirlten - aber nicht ungefährlichen - Schwachsinn jener Kräfte dokumentiert, die bei  "Antideutschen" ihre politischen Lehr- und Wanderjahre absolvierten.

Am 15. April jährt sich der Todestag  des Jean-Paul Sartre zum 25. Mal. Die Redaktion nahm dies zum Anlass, das Essay "Betrachtungen zur Judenfrage" des philosophischen Grenzgängers zwischen Kommunismus und Existenzialismus wieder der Öffentlichkeit zuzuführen, das wegen seines vierten Kapitels, d.h.  wegen seiner Werbung für die klassenlose Gesellschaft kein hohes Ansehen bei bürgerlichen Kräften geniest.

Die vorliegende Ausgabe, das bedarf keine besonderen Hervorhebung einzelner Artikel, ist wieder durch Berichte geprägt, die den Klassenkampf zwischen Lohnarbeit & Kapital illustrieren. Ohne Ansehen der ideologischen Ausrichtung der jeweiligen AutorInnen im linken Spektrum folgt diese Textauswahl ganz offensichtlich der Überlegung, zu zeigen, dass sich die Widersprüche und insbesondere der Grundwiderspruch zuspitzen, so dass die Grundlinien einer Gesellschaft jenseits der Kapitalismus zu formulieren, immer dringlicher erscheint.

Mit der Orientierung auf den Grundwiderspruch soll allerdings keineswegs die Gesellschaft als Ganzes aus dem Blickfeld geraten, denn Ausbeutung impliziert Herrschaft, Unterdrückung und Kontrolle. Was das konkret heißt, liest sich ausgezeichnet dargestellt bei Thomas Brunst: Sicherheitsbeamte zieht‘s in die Wirtschaft.

Welche "Trends" sind noch zu vermelden?

Im März traf sich die Redaktion mit Leuten aus  verschiedenen politischen Zusammenhängen, um die Herausgabe einer Printausgabe des TREND für den 1. Mai in Angriff zu nehmen. Inhaltlich wurden die Weichen gestellt: "Die Wut ist groß, aber wohin damit?" wird die Schlagzeile von TRENDPRINT lauten. 

Darin sollen "Grundlagentexte" zu strategischen Fragen, die in den linken Zusammenhängen im Raum stehen, gegliedert nach

a) Zwischen Empire und Imperialismus
b) Avantgarde und soziale Revolution
c) Soziale Revolution und Militanz
d) Neue Formen sozialer Gegenwehr

veröffentlicht werden.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt standen zwar die Texte fest, aber die Druckfrage ist noch ungeklärt. Sollte es nicht zu einer Druckversion (aus Kostengründen, es geht um eine Auflage von 2.000) reichen, in jedem Fall werden die Druckvorlagen zur Vervielfältigung hier im Netz als PDF-File stehen.