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aus:  Searchlight 3/99  Die elektronische deutsche Ausgabe besorgte ANTIFA-WEST@BIONIC.zerberus.de  

Schweden
Verurteilungen wegen Militärwaffen-Diebstahl

Von Pat Hennings in Stockholm
04/99
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Zwei bislang ungenannte Nazis, 19 und 20 Jahre alt, sind zu vier beziehungsweise fünf Jahren Haft verurteilt worden. Sie hatten bei einem Überfall auf eine Kaserne in der Nähe von Stockholm Waffen gestohlen.

Am 27. September letzten Jahres überwältigten zwei Maschinenpistole-schwingende Räuber die Nachtwache der Strängnäs-Kaserne. Einer war maskiert, aber der jüngere konnte leicht identifiziert werden, da er im selben Regiment als Gefreiter dient. Die Männer nahmen 25 AK-5 Sturmgewehre mit und flohen; sie suchten Zuflucht in einem abgelegen Wald südlich von Stockholm. Die nächtste Woche verbrachten sie damit, im Freien zu campieren.

Vernehmungen von Freunden und Nachbarn des 19jährigen brachten Verbindungen zu diversen Skinhead- und Nazigruppen an den Tag. Die beiden Diebe wurden eine Woche später festgenommen, als sie ihr Versteck wechseln wollten. Nur vier der Waffen wurden bislang gefunden und die Polizei befürchtet, daß der Rest an eine Naziorganisation weitergegeben wurde. Die Polizei hat den Verdacht, daß Personen in diesen Vorfall verwickelt sind, die früher mit der derzeit inaktiven terroristischen Gruppe VAM (Weißer Arischer Widerstand) Verbindungen hatten.

Der Fall ist voller Rätsel. Eine wichtige Frage ist zum Beispiel, warum der Soldat keinen Versuch unternahm, sein Gesicht zu verbergen, wohlwissend, daß seine Regimentskameraden ihn erkennen würden.

Psychologen haben ihn als recht intelligent beschrieben und die Art, wie er seine eigene Sicherheit auf die leichte Schulter nahm, führt zu zwei möglichen Schlußfolgerungen: Entweder plante er eine Schießerei, aus der er nicht lebend oder unerkannt herauszukommen glaubte, oder er wurde zur Ausführung des Diebstahls gezwungen und der Überfall war ein Akt der Verzweiflung.

Der 19jährige weigerte sich im Laufe der Befragungen und während des Prozesses, irgend etwas zu enthüllen, während sein 20jähriger Partner weiterhin seine Unschuld beteuert. Polizeispekulationen, daß Leute "aus dem Umfeld des alten VAM- Netzwerks" wieder aktiv sind, mögen einige Substanz haben, obwohl die Beweise sehr dürftig sind.

Hardcore-Nazis gründeten den VAM 1991 als eine schwedische Kopie der US-Terror-Organisation 'The Order', die selbst von einer fiktiven Organisation aus dem Roman 'The Turner Diaries' inspiriert wurde. Nachdem sie eine Polizeistation überfallen, Waffendepots und eine Bank ausgeraubt hatten, kamen 1991 und 1992 einige VAM-Aktivisten in Haft und ihre Organisation zerfiel.

Die beiden Schlüsselfiguren im VAM waren Klas Lund und John Christopher Rangne, die beide 1996 aus der Haft entlassen wurden. Lund hielt sich im Hintergrund, tauchte 1997 aber als offizieller Herausgeber des neuen Nazimagazins 'Folktribunen' auf. Rangne, der Ambitionen hatte, eine vereinigte Nazibewegung zu führen, gründete die 'Nationale Allianz', die im Zuge einer gewalttätigen Kampagne gegen das antifaschistische Magazin 'Expo' Schlagzeilen machte.

Die Allianz fiel schnell auseinander, aber das Magazin 'Storm', ideologisches Sprachrohr des VAM, war erfolgreicher. Dessen Herausgeber Peter Rindell alias Peter Melander entsagte dem gewalttätigen Weg, etablierte sich in der White-Power- Musikindustrie und verwandelte 'Storm' in das Hochglanzmagazin 'Nordland'.

Zunehmend isolierter verbreitet 'Nordland' weiterhin Mythologie von 'The Order'. Währenddessen propagiert Eric Blücher, der die Nazi-Musik-Firma Ragnarock-Records betreibt, die terroristische Organisationsform, die die Nazis "Führerlosen Widerstand" nennen. Außerdem verweist die Homepage der befreundeten National Sozialistischen Front auf eine Seite von 'Aryan Resistance' mit traditionellen VAM- Symbolen.

Letztes Jahr wurde von einer handvoll sehr konfuser Individuen ein schwedischer Zweig der US-Nazi-Organisation 'Aryan Nations' gegründet. Es sollte aber nicht vergessen werden, daß es die Rolle von 'The Order' selbst war, als bewaffneter Arm der 'Aryan Nations' zu agieren.

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