Die Entstehungsgeschichte Israels von 1882-1948

von Nathan Weinstock

05/04

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6. Der erste Weltkrieg und die Balfour-Deklaration 

In einer Studie der Documentation Francaise liest man, daß »seit 1854 die Heiligen Stätten im Rahmen der berühmten Orientfrage zum Gegenstand von Diskussionen wurden. Die Eröffnung des Suez-Kanals im Jahre 1869 und die Niederlassung der Engländer in Ägyp­ten verstärkten ganz besonders das Interesse Europas für den Nahen Osten.« [1]

Die europäischen Investitionen in das türkische Reich sind von be­trächtlichem Ausmaß. Zu Beginn des l. Weltkriegs belaufen sich diese Investitionen für Großbritannien auf ca. 24 000 000 englische Pfund, für Frankreich auf etwa 3,3 Milliarden Francs, für Deutschland auf etwa 1,8 Milliarden Reichsmark. [2]

Der größte Interessengegensatz besteht zwischen Großbritannien und Deutschland. Das heißt aber nicht, daß Frankreich uninteressiert gewesen wäre: z.B. legt das im April 1914 abgeschlossene Abkom­men über eine Staatsanleihe vertraglich die »Erstellung von 2000 km Eisenbahnlinie in Anatolien, den Bau der Mittelmeerhäfen Jaffa, Haifa und Tripolis und der Schwarzmeerhäfen Heraklion und Inebolis durch französische Firmen« fest. [3] Es ist kaum übertrieben zu behaupten, daß das türkische Reich für alle europäischen Mächte zum einträglichen Geschäft wurde: die türkischen Schulden gegenüber dem Ausland verteilten sich wie folgt:

60,31% dieser Schulden bestanden gegenüber Frankreich, 14,19% gegenüber England, Holland und Belgien, schließlich noch 25,31% gegenüber Deutschland. [4]

London gelang es 1876, dank der Bemühungen Lionel de Rothschilds, die Kontrolle über den Suez-Kanal zu übernehmen; sechs Jahre später besetzten die Engländer die technischen Einrichtungen des Kanals. Von deutscher Seite plant man den Bau der Bagdadbahn, eine moderne Fortsetzung der ehemaligen Karavanen, als Antwort auf den Suez-Kanal. [5]

Die konkurrierenden Interessen zwischen den Deutschen auf der ei­nen und den Engländern und Franzosen auf der anderen Seite in diesem Teil der Welt verlangen schließlich die Festlegung und gegen­seitige Anerkennung von Einflußsphären, die de facto die Aufteilung des türkischen Reichs nach dem l. Weltkrieg vorwegnahmen. Nahe dem Suez-Kanal und der Hedschas-Bahn befindet sich Palästina im Zentrum des die Kolonialmächte interessierenden Gebiets. In die­sem Zusammenhang sei auf die Gründung der Deutschen-Palästina-Bank im Jahre 1889 (mit Sitz in Damaskus) hingewiesen. Andere europäische Bankinstitute (die zionistische Anglo-Palestine-Bank, Banque de Salonique und Credit Lyonnais) werden bald im Heiligen Land Fuß fassen. [6]

Der Jewish Colonial Trust steht in direktem Zusammenhang mit den deutschen Kolonialgesellschaften des Orients. [7] Übrigens ergab es sich im Verlaufe der vergeblichen Bemühungen, die Bagdadbahn unter internationale Kontrolle zu bringen, daß auf Grund der strategischen Bedeutung des Nahen Ostens - Weg nach Indien! - das Foreign Office, das War Office, das Indian Office und die englische Admiralität die Entwicklung der politischen Situation aus unmittelbarer Nähe verfolgten. Die Entdeckung von Erdölquellen verschärft die Gegensätze der Großmächte. Die Anglo-Persian-Oil-Company wird im Jahre 1909 mit einem Kapital von 2000000 engl. Pfund gegründet. [8]

In Mesopotamien bedrängen die Deutsche Bank, die Anglo-Persian-Oil-Company, die Royal-Dutch-Shell und die amerikanische Chester-Gruppe die türkischen Machthaber, Konzessionen für die Aus­beutung der Rohstoffe zu erteilen. Der 1914 im englischen Foreign-Office unterzeichnete Vertrag schlägt die amerikanischen Interessen aus dem Feld und sichert die englische Vorherrschaft innerhalb der Turkish Petroleum Company, die die europäischen Gesellschaften unter sich vereinigt. Admiral ehester gelingt es aber dennoch, über den Umweg der Ottoman-American-Development-Company in die­sem Gebiet Fuß zu fassen. [9]

Der Nahe Osten wird zum Schlachtfeld der imperialistischen Interes­sen: »Es ist der Typus eines an der Peripherie liegenden Gebietes, das keine eigene Bestimmung aufweist, das keine anderen politischen oder ökonomischen Grenzen hat als diejenigen, die die Großmächte durch die Festigung ihrer Macht festlegten«. [10] Die scharfen Auseinandersetzungen der Westmächte haben bekannt­lich einen großen Teil zum Ausbruch der Feindseligkeiten im Jahre 1914 beigetragen: der Weltkrieg verlagerte die ehemals politischen Gegensätze im ganzen auf die militärische Ebene. Seitens der Entente zögerte man nicht, das türkische Reich durch eine Reihe von Geheim­verträgen, die seit 1915 abgeschlossen wurden, unter sich aufzuteilen. Diese Geheimabkommen werden zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt für die interessierten Mächte von den bolschewistischen Füh­rern der Öffentlichkeit bekanntgemacht. [11] Bei diesem Raubzug versucht jeder seinen Verbündeten übers Ohr zu hauen. Ein Geheimabkommen folgt aufs andere, das eine steht mit dem anderen im Widerspruch. Wir sollten von diesen Plänen, mit denen die Engländer, Franzosen, Russen, Italiener und einige kleinere Mächte ihren Anspruch auf einen Teil der zu erwartenden Beute geltend machen, nur den Briefwechsel zwischen Hussein und Mac-Mahon, die Abkommen Sykes-Picot und die Deklaration von Balfour festhalten.

Englands großer Plan bestand darin, auf den arabischen Nationa­lismus zu setzen, um sich den notwendigen Einfluß zu sichern. Schon vor dem Weltkrieg war klargeworden, daß die arabische Unabhängigkeitsbewegung die aufsteigende Macht in diesem Gebiet darstellte. Die arabische Intelligenz, die die »Jung-Türken« -Bewegung aktiv in der Hoffnung unterstützt hatte, die türkische Bourgeoisie werde im Gegensatz zum Sultan ihre nationalen Forderungen befriedigen, setzt seit dem Beginn des Weltkrieges auf die Entente, um ihre Forderungen durchzusetzen. Die nationalistische Strömung wird von Kemal Pa­scha, dem türkischen Befehlshaber in Syrien, der nicht ohne Grund der »Schlächter der Araber« genannt wird, brutal unterdrückt. Lon­don wird den erwachenden Nationalismus der Araber geschickt für seine Zwecke einzusetzen versuchen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, richten die englischen Gesandten ihre Bemühungen auf die arabischen Führer, die mehr über die demo­kratisch-bürgerliche Revolution der »Jung-Türken« als über die tür­kische Unterdrückung beunruhigt sind. So bricht im Frühjahr 1916 die »arabische Revolte« der Feudalherren aus (vor allem ist daran Feisal, Emir von Mekka und künftiger Gründer der haschemitischen Dynastie beteiligt). Die Fäden dieser Revolte laufen in den Händen einer Anzahl britischer Agenten, unter ihnen der berühmte Captain Lawrence, Ronald Storrs und St. John-Philby, zusammen. In diesem Zusammenhang muß der Briefwechsel zwischen dem engli­schen Hochkommissar in Kairo, Sir Henry MacMahon und dem Scherif Hussein, dem Vater Feisals und Abdallahs, gesehen werden (Juli 1915 bis Januar 1916). Dieser Briefwechsel führt zu einer En­tente: die arabische Revolte wird im Bündnis mit den Engländern durchgeführt, die sich für die Gründung eines großen arabischen Königreichs einsetzen.

Großbritannien formuliert dennoch einige recht zwiespältige Vorbe­halte, was das Schicksal der westlichen Gebiete Syriens, der Gebiete um Damaskus, Homs, Hama und Aleppo, mit starker christlicher Bevölkerung anbetrifft. Diese Gebiete im Westen Syriens umfassen selbstverständlich nicht Palästina (das im Süden gelegen ist), ungeach­tet der Spitzfindigkeiten der Engländer, die immer wieder versuchen, das Gegenteil nachzuweisen. [12] Mit der Absicht, die Arabischen Nationalisten für die Sache der Engländer zu gewinnen, verteilt das britische Arab-Bureau nicht we­niger als 11000 000 englische Pfund an die feudalistischen arabischen Führer, die die Aufgabe haben, unter der Leitung Lawrence's den »Wüsten-Auf stand« zu provozieren. Das, was man landläufig das »Abkommen Sykes-Picot« nennt, nach dem Namen der Diplomaten, die es ausgehandelt haben, ist in Wirklichkeit ein Protokoll des französischen und englischen Interessenaus­gleichs. Die durch diese Übereinkunft festgelegten territorialen Auf­teilungen machen die den Arabern gegebenen Versprechungen null und nichtig und ähneln eigentümlicherweise den früher getroffenen Abmachungen über gegenseitig anerkannte Einflußgebiete im Mittle­ren Osten. [13]

Was das palästinensische Gebiet betrifft, so gelangte es mit seinem größten Teil unter internationale Verwaltung; Großbritannien be­hielt sich die Kontrolle über den Hafen Haifa vor. Während die Türkei an der Seite der Mittelmächte im Oktober 1914 in den Krieg tritt, werden diejenigen palästinensischen Juden, die Staatsangehörige der Länder der Entente geblieben waren, aufgefor­dert, Staatsangehörige der Mittelmächte zu werden oder das Exil zu wählen. Ihr Leben verläuft noch gefahrvoller, als Palästina zum Schlachtfeld der militärischen Auseinandersetzungen wird. Hungers­nöte brechen als Folge der durch Heuschrecken verursachten Verwü­stungen aus. Hinzu kommen militärische Beschlagnahmungen, Epi­demien und anderes Elend. Tausende von Juden fliehen nach Ägypten unter englische Herrschaft. Das türkische Oberkommando befiehlt beim Näherkommen der englischen Armeen der Bevölkerung von Tel Aviv (5000 Einwohner), die Stadt zu evakuieren. Einige Tausend Juden, Staatsangehörige der Mittelmächte, verlassen nach der An­kunft der englischen Armeen in Palästina das Land. [14] Zusammengefaßt kann man feststellen, daß zum Zeitpunkt des Waf­fenstillstandes nicht mehr als 57000 Juden in Palästina verblieben sind. Trotz der oben genannten Schwierigkeiten sind jedoch mehrere Siedlerkolonien während des Krieges durch den (jüdischer) Fond Palästinensischer Arbeiter gegründet worden. Dieser Fond stellt den Kern der zukünftigen allgemeinen zionistischen Arbeitergewerk­schaft dar. [15] Wir haben eben auf das Interesse hingewiesen, das die jüdische Gemeinschaft in Kreisen der englischen Führungsschich­ten hervorrief. Schon im Jahre 1838 verwendete sich Lord Shaftesbury gegenüber den englischen Machthabern für eine jüdische Nie­derlassung unter dem Schutz der Großmächte. 1844 wird in London eine »Englische und Ausländische Gesellschaft zur Unterstützung der Neugründung der jüdischen Nation in Palästi­na« gegründet. [16]

Ernest Laharanne, Privat-Sekretär Napoleons III, propagiert in Frankreich den Wiederaufbau des jüdischen Staates »von Suez bis zum Hafen von Smyrna (!)«. Dieser Plan zieht das Interesse einer Reihe von Persönlichkeiten auf sich; es wurde sogar mit seiner Ver­wirklichung begonnen, und zwar durch die Gründung einer Land­wirtschaftsschule in Palästina (Mikve-Israel) durch die Alliance Israelite Universelle. [17]

Unter diesen Bedingungen weitet die zionistische Bewegung ihre Akti­vitäten aus, sie nimmt nach 1900, nach verschiedenen Versuchen, die Mittelmächte für ihre Pläne zu interessieren, eine eindeutig pro-englische Haltung ein: das El-Arish und das »Uganda Projekt« des Jahres 1903 sind das Ergebnis dieses Positionswechsels. [18] »Seit den Verhandlungen um Uganda sind Beziehungen zwischen Großbritannien und der zionistischen Bewegung hergestellt, die 14 Jahre später die Balfour Deklaration möglich machten.« [19]

Indessen kühlen sich die Beziehungen zwischen Großbritannien und den zionistischen Führern zwischen 1905 und 1914 ab. Der Weltkrieg und der Zusammenbruch des türkischen Reiches ver­stärken selbstverständlich die Aktualität der oft erwähnten roman­tisch-imperialistischen Träumereien. Die Erfordernisse des histori­schen Augenblicks werden England zur berühmten Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 veranlassen. Diese britische Stellungnahme erfolgt nicht aus heiterem Himmel: sie ist das Ergebnis mühseli­ger Verhandlungen der zionistischen Führer mit den englischen Führungsschichten. Die zionistische Bewegung, deren Mitglieder die Nationalitäten beider kriegführender Lager hatten, entschied sich den­noch für eine neutrale Position. Im März 1916 bekräftigt der General­rat der Bewegung diese Position und unterstreicht, daß Sokolow und Tschlenow - die nach Ausbruch der Feindseligkeiten nach England geschickt worden waren - durch eine Resolution gebunden seien, nach der die Mitglieder des zionistischen Exekutivkomitees in keinerlei Verhandlungen mit den mit der Türkei kriegführenden Mächten eintreten dürften. [20] Weizmann und seine Freunde werden nicht zögern, diese Abmachung zu verraten. Das größte Hindernis war aber die entschlossen feindselige Haltung der jüdischen englischen Groß­bourgeoisie und vor allem Sir Edwin Montagu's, des Staatssekretärs. Die Intervention der führenden Persönlichkeiten der englischen jüdi­schen Gemeinschaft stören die zionistische Lobby erheblich und tra­gen dazu bei, die Haltung der englischen Regierung vorsichtiger werden zu lassen. [21]

Man darf nicht glauben, daß Weizmann und seine Freunde über die Bedeutung des Bündnisses mit England, um das sie sich bemühten, falsche Vorstellungen gehabt hätten! Der zionistische Führer erklärt später: »Was wir wollten, war ein britisches Protektorat«, und »Ein jüdisches Palästina wäre ein Schutz für England, besonders hinsichtlich des Suez-Kanals.« [22]

Um die Bemühungen der zionistischen Führer zu erleichtern, gestatten ihnen die englischen Regierungsstellen die Benutzung diplomatischer Verbindungen - im Jahre 1917 ist es der Geheimdienst des War Of­fice, der die Überbringung der Botschaft übernimmt. [23] Es muß noch ein anderer Mythos zerstört werden: nämlich der, daß das englische Kabinett in dieser Angelegenheit durch sentimentale Beweggründe bestimmt worden sei. Diese Behauptung erscheint um so alberner, als Balfour selber das Ausmaß seines Philosemitismus deutlich gemacht hat, indem er eine Kampagne für die Aliens Act (1905) führte, die den verfolgten russischen Juden das Betreten engli­schen Territoriums verbot! [24]

Über den Premierminister dieser Zeit, Lloyd George, bemerkt ein Biograph, daß »ihm die Juden, ihre Vergangenheit, ihre Zukunft, völlig egal waren«. [25] In Wirklichkeit gingen die Sympathien des englischen Kabinetts für den Zionismus einher mit einem manifesten Antisemitismus, was auch für die Reaktion der Times zutrifft, die recht gut die Reaktion der Regierungskreise widerspiegelte. [26] Es handelt sich hier um einen seltsamen Widerspruch, auf den wir im folgenden noch öfter stoßen werden. Der Verhandlungsverlauf spiegelt sich in zwei von Herbert Samuel leidenschaftlich niedergeschriebenen Memoranden wider. Samuel war Minister jüdischer Herkunft und hatte sich, nebenbei gesagt, niemals vorher für den Zionismus interessiert. Im ersten dieser Texte (Januar 1905) ist die Rede von einer »Annexion« Palästinas, in der zweiten Fassung (März 1915) wird von einem britischen »Protekto­rat« gesprochen. [27]

Diese Gedanken werden nach mehrmonatigen Verhandlungen in ei­nem von den zionistischen Führern der englischen Regierung übergebenen Dokument wieder aufgenommen. Wenn aber auch die englische Regierung die Chance nützt, die ihr angeboten wird, sich nämlich der Kontrolle über Palästina zu versi­chern und auf diese Weise auch zugleich über ein Gegengewicht zum arabischen Nationalismus zu verfügen, so achtet sie dennoch umsich­tig darauf, die Erklärung in anderer Hinsicht vorsichtiger abzufassen, als es die von den Zionisten vorgeschlagenen Formulierungen tun. [28] Während im Entwurf der zionistischen Führer vom 18. Juli 1917 von der »Anerkennung Palästinas als der nationalen Heimstatt des jüdi­schen Volkes« die Rede ist, erwähnt die endgültige Fassung der De­klaration »die Errichtung einer nationalen Heimstatt für das jüdische Volk in Palästina«. (Hervorgehoben durch den Autor N.W.) Der Hinweis auf die Diskussion der Modalitäten der Errichtung dieser Heimstatt mit der Zionistischen Organisation fällt aus dem Balfour-Dokument heraus. Hingegen findet man einen Hinweis auf die Wah­rung des Rechts der nichtjüdischen Bevölkerung, den die Zionisten aufzunehmen für überflüssig gehalten hatten. Die endgültige Erklärung wird in Form eines von Lord Balfour an Lord Lionel de Rothschild adressierten Briefes am 2. November 1917 abgegeben, in dem ihm »die Sympathieerklärung gegenüber dem Streben der jüdischen zionistischen Bewegung« mitgeteilt wird. [29] »Die Regierung seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Grün­dung einer nationalen Heimstatt für das jüdische Volk in Palästina, und sie wird alle ihre Kräfte einsetzen, um die Verwirklichung dieses Ziels zu erleichtern, wobei wohlverstanden nichts unternommen wird, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der in Palästina ansässigen nichtjüdischen Gemeinschaften verletzen könnte, bzw. was das Recht oder den politischen Status verletzen könnte, den die Juden in jedem anderen Land genießen.« Man wird die undurchsichtige Bedeutung der Formulierung »Natio­nale Heimstatt« bemerken. Die englische Regierung weiß sehr genau, daß der Begriff »Judenstaat« bei den Arabern heftigen Widerstand hervorrufen würde. Ein solcher Gedanke wird übrigens auch von den nicht-zionistischen Juden aufs entschiedenste bekämpft. Die zionisti­schen Führer dieser Zeit aber vermeiden entsprechend dem Grundsatz »Nie davon sprechen, immer daran denken« sorgfältig den Ausdruck Judenstaat. Sokolow weist in Paris und Rom kategorisch zurück, daß seine Bewegung solche Absichten hege; ein offizielles Papier des Lon­doner Büros der zionistischen Bewegung beklagt sich über Herzls Gebrauch des Begriffs »Judenstaat«. Herzi, so bekräftigt der Autor, habe keinesfalls die Voraussetzungen im Sinn gehabt, die der Begriff »Judenstaat« den Engländern suggeriere. [30] Vor allem geht es darum, die Befürchtungen zu zerstreuen ... Ahad Haam benachrichtigte Weizmann, daß »die öffentliche Verbreitung unserer Auffassungen gefährlich ist«, solange über das Schicksal der Türkei noch nicht entschieden sei. Im Verlaufe der folgenden Jahre wird diese Erklärung der Gegenstand zahlreicher Interpretationen der einen oder anderen Seite sein, ja nach den Erfordernissen der Sache. Allerdings besteht kein Zweifel daran, daß die englische Regierung zu jenem Zeitpunkte Gründung eines jüdischen Protektorats ins Auge gefaßt hatte. So erklärt Lord Robert Cecii, Mitglied des Kabinetts, am 2. Dezember 1917 öffentlich: »Un­ser dringlicher Wunsch ist es, daß die arabischen Länder den Arabern gehören sollen, Armenien den Armeniern und Judäa den Juden.« Im Verlauf des gleichen Treffens in der Londoner Oper ruft Weizman aus: »Wir wollen dieses Land ausschließlich jüdisch machen.« [31] Balfour, Churchill und andere englische Politiker haben zugegeben, daß die Erklärung in ihren Augen implizierte, daß die Juden einen eigenen Staat gründen könnten, sobald die Einwanderungen sie einer Mehrheitsposition im Lande versicherten. Welche Ziele hofften die Englände mit dieser Erklärung zu erreichen? Nach den Vorstellungen ihrer Uhrheber sollte sie auf verschiedenen Ebenen ihre Aufgaben erfüllen. Im Mittleren Osten hofften sie, die Juden an sich binden [32] - der Vormarsch der englischen Truppen ging nur schleppend voran -, und sie hofften, sofort einen Puffer­staat in einer hervorragend strategischen Position gründen zu können. Ein britisches Protektorat in der Levante würde den Engländern die Kontrolle über ein Gebiet sichern, das vom Mittelmeer bis zum Persi­schen Golf reicht; [33] es wäre zudem ein militärischer Stützpunkt für die Verteidigung des Suez-Kanals und ein Gegengewicht gegen den arabischen Nationalismus. Unter diesem Gesichtspunkt muß der Plan einer nationalen jüdischen Heimstatt mit der französischen Politik im Nahen Osten verglichen werden, die darin besteht, systematisch die separatistischen Bestrebungen religiöser oder ethnischer Minderheiten zu unterstützen. Überdies gelangt London über die Balfour-Dekla-ration wieder zu dem Abkommen Sykes-Picot und zu den gefährli­chen Implikationen dieses Abkommens hinsichtlich der Möglichkeit von Interventionen anderer Mächte in dieses Gebiet.

Ein anderes Ziel der Engländer bestand darin, die amerikanischen Juden als Alliierte zu gewinnen, die wenig geneigt waren, sich für einen Krieg zu begeistern, in dem sie Verbündete des Zaren gewesen wären. Französische Abgeordnete gründen mit ähnlichen Vorstellun­gen ein »Komitee für französische Propaganda bei den neutralen Juden«. [34] Die dritte Absicht der Engländer war es, die Juden der Mittelmächte für das Lager der Entente zu gewinnen; die deutsche Propaganda in Osteuropa verwendete auf geschickte Weise das Argu­ment, die Armee des Kaisers befreie die jüdische Bevölkerung vom zaristischen Joch. [35] Dies dritte Ziel zu erreichen war für England um so notwendiger, als die deutschen Behörden der zionistischen Agentur in Konstantinopel eine Reihe von Erleichterungen zugestan­den hatten und sie in Palästina aktiv interveniert hatten, um die jüdische Gemeinschaft zu unterstützen. Des weiteren erlaubten einige Anzeichen, Vermutungen über eine öffentliche Geste der Mittel­mächte zugunsten des Zionismus für glaubwürdig zu halten, der es deshalb zuvorzukommen galt. [36] Wir dürfen nicht die beunruhigende Situation Rußlands vernachlässi­gen. Die Deklaration geht nur wenige Tage der Oktoberrevolution voraus. [37] Weizmann und andere zionistische Führer hatten es sehr eilig, den Wortlaut der Deklaration telegraphisch den russischen Ju­den zu übermitteln und um Unterstützung für »die Sache der Alliier­ten und des palästinensischen Vorhabens« zu bitten; sie bedrängen sie inständig, den deutschen und bolschewistischen Taktiken entgegen­zuwirken und schließlich »ihre Dankbarkeit gegenüber England und Amerika offen zum Ausdruck zu bringen«. London hofft, auf diese Weise die Juden, die über das Monopol des Getreidehandels in Ruß­land verfügen, zu überreden, die Bolschewik! auszuhungern. [38] Stein weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß das Programm der Bolschewik!, - Frieden ohne Annexion und Selbstbestimmungs­recht aller Nationen - die Zionisten nicht im geringsten reizen konnte. [39]

Joseph Trumpeldor, einer der wenigen jüdischen Offiziere der zaristi­schen Armee, und Viadimir Jabotinsky stellen das Zion Corps aus palästinensischen Juden in Ägypten zusammen, das ein Teil der engli­schen Expeditionstruppen auf den Dardanellen wird. Jabotinsky, zukünftiger Führer des rechtsextremen Flügels der Zionisten, führt in den USA eine Kampagne für die Bildung einer »Jüdischen Legion«, die an der Seite der Engländer kämpfen soll. Ben Gurion und Ben Zwi, die Führer der zionistischen Arbeiterbewegung, unterstützten Jabo­tinsky. Insgesamt umfassen die unter eigener Fahne kämpfenden jüdi­schen Truppen am Ende des Krieges 5000 Mann. In Palästina organi­sierten junge Zionisten in Verbindung mit dem Intelligence Serviceem Spionagenetz, das sogenannte Nili. Der Nili, Abkürzung von Net­zach Israel Lo Yeschaker (Das Judentum wird niemals untergehen), ist eine zahlenmäßige schwache Bewegung, die die Kinder der jüdisehen Siedler und Städter zusammenfaßt. Die soziale Basis der Bewe­gung ist der jüdische Siedler, dessen Besitz »auf der arabischen Arbeit und der jüdischen Kontrolle« basiert. Durch seinen ultranationalisti­schen und antiproletarischen Charakter, durch die Begeisterung, die der Macht entgegengebracht wird, deutet sich im Nili der künftige »Revisionismus«, der extrem rechte Flügel des Zionismus, an. Die Gruppierung stellt sich den Geheimdiensten der englischen Armee zur Verfügung und führt für diese Spionageaufträge aus. [40] Während die Engländer den Süden Palästinas erobern, »meldete sich« einem Bericht des Foreign Office zufolge, »nahezu die ganze verfügbare Jugend der Kolonien auf dem Lande und eine große Zahl wehrfähiger Jugendlicher aus den Städten freiwillig, um sich dem jüdischen Ba­taillon anzuschließen«. [41]

Die Gründung der »Jüdischen Legion« unter der eingestandenen Zielsetzung, Palästina nach der englischen Eroberung zu besetzen, sollte nach den Vorstellungen ihrer Initiatoren »die militärische Grundlage des zu gründenden jüdischen Staates« bilden. [42] Dies scheint zu beweisen, daß die Zionisten, infolge der Pogrome in Osteu­ropa, einen Fetischismus hinsichtlich des jüdischen Staats entwickelt haben, der in ihren Augen durch die Existenz bewaffneter Streitkräfte verwirklicht wird, die nach der marxistischen Theorie ja auch tatsäch­lich das Skelett jedes Staats bilden. Unter dem Gesichtspunkt, daß sie sich entschließen, einen jüdischen Staat in einem von annähernd 90% Arabern besiedelten Gebiet zu gründen, läßt sich allerdings diese Zwangsvorstellung von militärischer Herrschaft verstehen. Ein zio­nistischer Führer entwickelte sogar »den phantastischen Gedanken, die Araber in die Gebiete zurückzuwerfen, aus denen sie einige Jahr­hunderte früher ausgewandert waren «.[43] Wir allerdings wissen seit 1948, daß dieser Gedanke nicht so >phantastisch< ist, wie es damals schien. Gegen Ende des Krieges, noch bevor die englischen Truppen eindrin­gen, wurden von Mitgliedern der jüdischen Garde (Haschomer) in Hoch-Galiläa einige jüdische militärische Abteilungen gegründet. Diese eigenartige Reaktivierung der zionistischen Kolonisation er­klärt sich durch die Absicht, in diesen Gebieten die zionistische Fahne zu hissen, um die jüdische Anwesenheit sichtbar zu machen und hinsichtlich der zu erwartenden territorialen Aufteilung vollendete Tatsachen zu schaffen.

Das britische Expeditionskorps besetzt im Jahre 1916 Gaza; sein Oberbefehlshaber, General Allenby, erobert in den beiden folgenden Jahren Palästina. Die besetzten Gebiete werden unter eine Militärver­waltung gestellt, die Occupied Enemy Territory Administration (South).

1918 werden den Arabern neue Unabhängigkeitsversprechungen ge­macht; diese Proklamationen erfüllten keine andere Aufgabe, als zur Propaganda des amerikanischen Präsidenten Wilson hinsichtlich des Selbstbestimmungsrechts der Nationen beizutragen. [44] Inzwischen aber zerschlug sich der Traum, die arabische Nation zu vereinigen. Die arabischen Nationalisten sahen sich von England und von ihren eigenen Stammesführern betrogen. Anstatt der Unabhängigkeit der arabischen Nation finden sie einen balkanisierten Mittleren Osten vor, in eine Unzahl kleiner Staaten aufgespalten, entsprechend den Plänen des Abkommens Sykes-Picot, allerdings in einer für die Eng­länder günstigeren Fassung. Die Konferenz der Sieger in San Remo 1920 bestätigt die Ausführungen der Balfour-Deklaration. Das briti­sche Mandat wird 1922 vom Völkerbund ratifiziert. Die Woge der Hoffnungen, die die arabische Welt erfaßt hatte, macht der Enttäuschung Platz. In den Augen Englands ist der arabische Nationalismus nichts anderes als ein Trumpf, den es, ebenso wie den Zionismus, auszuspielen gilt. Es vervielfacht seine widersprüchlichen Versprechungen, mit dem Ziel, sich in diesem Gebiet festzusetzen, vielleicht auch, um sich darüber hinaus eine alternative politische Möglichkeit offenzuhalten. Die imperialistischen Alliierten, allen vor­an Frankreich, werden das Opfer der gleichen Politik sein. Die Dritte Republik muß trotz des Abkommens Sykes-Picot ihre Rechtsansprüche im Orient mit Waffengewalt geltend machen. Folglich unterstützt London die Forderungen der 1920 in Damaskus versammelten arabi­schen Nationalisten nach einem unabhängigen Syrien: was bedeutet das aber, zumal die Führer dieser Bewegung London ergeben sind? Nachdem den arabischen Führern die Balfour-Deklaration bewußt geworden ist, ahnen sie den Verrat, zumal die Bolschewik! in der Zwischenzeit eilig die von der Entente abgeschlossenen Geheimver­träge veröffentlicht haben. Es erweist sich als notwendig, die arabi­schen Führer zu beruhigen. Die Regierung seiner Majestät versichert in einer Botschaft vom Januar 1918 dem Scherif von Mekka, daß ihr Wunsch, dem jüdischen Begehren einer Rückkehr nach Palästina beizupflichten, von der ökonomischen und politischen Freiheit der vorhandenen Bevölkerung bestimmt sei, was weit über die Balfour-Deklaration hinausweist, die nur vom Zivilrecht und religiösen Rechten spricht.

Im Verlaufe all dieser undurchsichtigen Verhandlungen übernimmt natürlich keiner den Versuch, die betroffenen Bevölkerungsgruppen selbst zu befragen. Diese allerdings erreichen es, sich durch die Reso­lution des syrischen Kongresses von Damaskus am 2. Juli 1919, an dem sowohl palästinensische als auch libanesische Delegierte teilneh­men, Gehör zu verschaffen.

Die Teilnehmer, unter ihnen die Repräsentanten der Juden, die die betroffenen Gebiete bewohnten, wandten sich verzweifelt und mit aller Schärfe gegen die Balkanisierung des Gebietes und wiesen ent­schlossen die zionistischen Forderungen zurück, ohne dabei nur im geringsten die Anerkennung der Rechte ihrer »jüdischen Landsleute« in Frage zu stellen. [45] Es sind vergebliche Proteste. Die Alliierten haben sich über die Aufteilung des Gebiets verständigt, und die Gren­zen Palästinas, das insgesamt auf syrischem Territorium gegründet wurde, wurden durch eine anglo-französische Kommission im Dezember 1920 festgelegt.

Auf diese Weise kommt es zum britischen Mandat über Palästina, Ergebnis imperialistischer Intrigen. Ein wesentliches Element aber fehlte noch: der wohlüberlegte Verrat seitens der arabischen Feudal­aristokratie. In der palästinensischen Angelegenheit findet dieser Ver­rat in Form des Abkommens Feisal-Weizmann statt, das am 3. Januar 1919 abgeschlossen folgendes enthält: »Seine königliche Hoheit, der Emir Feisal, der im Namen des arabischen Königsreichs von Hedjaz dasselbe vertrittt und für dasselbe handelt« setzt sich dafür ein, »alle Maßnahmen durchzuführen (...), um die Ausführung und praktische Anwendung der Deklaration der englischen Regierung vom 2. No­vember 1917 zu garantieren« (Artikel III), ebenso, um »In großem Maße die Einwanderung der Juden nach Palästina zu unterstützen und in kürzester Zeit die jüdischen Einwanderer auf dem Territorium zugunsten einer groß angelegten Kolonisation und einer intensiven Bodenkultivierung anzusiedeln« (Artikel IV). [46] Das Abkommen wurde bei Akkaba abgeschlossen. Es war der berühmte Lawrence, der sich bemühte, Feisal zu überreden, sich diesem Vertrag anzuschließen. [47]

Am l. März 1918 sendet übrigens Feisal einen Brief an den amerikani­schen Führer der Zionisten, Frankfurter, mit dem Ziel, von den möglichen Widerständen, die auf der Versailler Friedenskonferenz auftreten konnten, abzulenken. Der Potentat schreibt insbesondere:

»Wir anderen Araber, vor allem diejenigen unter uns, die kultiviert sind, stehen der zionistischen Bewegung mit der größten Sympathie gegenüber.« Wir sollten noch hinzufügen, daß dieser Brief in Zusam­menarbeit der zionistischen Führer Weizmann und Frankfurter (dem Adressaten) mit dem englischen Offizier Lawrence (von Arabien) und Meinertzhagen sowie Feisal selbst abgefaßt wurde. [48] In vieler Hinsicht nimmt das Abkommen Feisal-Weizmann die Kom­plizenschaft zwischen den zionistischen Führern und der haschemiti-schen Dynastie vorweg, vor allem aber die Entente zwischen Abdallah und Ben-Gurion, die Palästina in Israel und Transjordanien aufteilen wird.

Halten wir fest, daß Feisal, ein Mann mit vielen Gesichtern (er wird sich ebenso mit dem französischen Imperialismus einlassen, der sich ihn 1920 wieder vom Halse schafft), von Grund auf die Fähigkeit besitzt, seine Positionen den jeweiligen Gesprächspartnern anzupas­sen. Daher hindern ihn seine Verhandlungen mit den zionistischen Führern auf dem Kongreß von Damaskus nicht, die dort ausgearbeite­ten antizionistischen Stellungnahmen zu unterschreiben. Wir werden dieses Verhalten bei der palästinensischen Feudalaristokratie wieder-' finden, die skrupellos gewinnbringende Bodenspekulationen (indem sie ihren Grund und Boden an zionistische Organe verkaufen) mit einer chauvinistischen, antijüdischen Propaganda verbinden. Die unabläs­sigen Verhandlungen auf höchster Ebene mit den europäischen Mächten brachten schließlich den Erfolg mit sich. England sagt seine Unterstützung für die zionistische Bewegung zu; damit wird der Zio­nismus zu einem humanitären Aushängeschild des englischen Impe­rialismus. Aus diesem Grund wendet der II. Kongreß der Kommuni­stischen Internationale (Juli 1920) diesem Problem seine Aufmerksam­keit zu. »Notwendig ist es ... den Betrug aufzudecken und aufzuklären, den die imperialistischen Mächte mit Hilfe der privilegierten Klassen in den unterdrückten Ländern dadurch begehen, daß sie unter der Maske politisch unabhängiger Staaten Staatsgebilde ins Leben rufen, die wirtschaftlich, finanziell und militärisch vollständig von ihnen abhängig sind. Als ein krasses Beispiel des Betrugs der arbeiten­den Klassen jener unterdrückten Nation, zu dem der Ententeimperia­lismus und die Bourgeoisie der betreffenden Nation ihre Bemühungen vereinigen, kann die Palästinaaffäre der Zionisten bezeichnet werden (wie der Zionismus überhaupt unter dem Deckmantel der Schaffung eines Judenstaates in Palästina tatsächlich die arabische Arbeiterbe­völkerung Palästinas, wo die werktätigen Juden nur eine kleine Min­derheit bilden, der Ausbeutung Englands preisgibt)«. [49] Die korrekte Analyse der Bedeutung der Balfour-Deklaration und des Kuhhandels, der ihr vorausgegangen war, und der auf sie folgt, unterscheidet sich erheblich von der opportunistischen Verworrenheit der Sozialisti­schen Internationale, die gleichzeitig den antizionistischen Bund und die zionistische Sozialdemokratie anerkennt: »Die sozialistische Bewegung erkennt die Berechtigung des jüdischen Volkes an, eine natio­nale Heimstatt in Palästina zu gründen und aufzubauen. Sie erachtet es als notwendig, dort die günstigen Voraussetzungen für den Aufbau dieser Heimstatt unter der Kontrolle des Völkerbundes zu schaffen, der gleichzeitig darüber wachen wird, daß die Rechte der anderen Einwohner dieses Landes gewahrt bleiben« (Resolution des Arbeits­kongresses von Amsterdam, 1919). [50] 

Anmerkungen 

1) Israel et les Israeliens, La Documentation Fran^aise, Dokumentationen und Studien, No. 2909 (31-7-62), S. 24.

2) JEAN DUCRUET, Les capitaux ewopeens au Proche - Orient, Paris 1964, S. 6.

3) Ebd. S. 112.

4) Ebd.S.113.

5) Ebd.S. 180.

6) Ebd. S. 404.

7) The Jewish Encyclopedia, V. Zionism, S. 682.

8) BENJAMIN SCHWADRAN, The Middle-East, Oil and the Great Powers, London 1956,S.19.

9) Ebd.S.193ff.

10) DUCRUET, a.a.O. S. 446.

11) Vgl. GEORGE LENCZKOWSKI, The Middle East in Worid Affairs, 2nd Edit., Ithaca 1956, S. 67f. und ebenso die von J. C. HUREWITZ zitierten Texte der Abkommen in seinem Buch: Diplomacy in the Near and Middle East, A Documentary Record 1914-1956, Princeton 1958, Vol. II.

12) Siehe Christopher SYKES, Crosswords to Israel, London 1965, S. 84-86

13) DUCRUET, a.a.O. S. 225-226

14) REVUSKY, a. a. 0. S. 26-27.

15) The Palestine Weekly, Jerusalem, 2. l. 1925, S. 59-60.

16 Vgl. ALBERT M. HYAMSON, Palestine, a Policy, London 1942, S. 27-45 und von demselben Autor, Palestine under the Mandate, London 1950, S. 1—12; siehe auch COHEN, a. a. 0. S. 41-45.

17) ZINEMANN, a. a. 0. S. 30; BARBOUR, a. a. 0. S. 37; COHEN, a. a. 0. S. 46-47.

18) ZINEMANN a. a. 0. S. 172.

19) ZINEMANN, a.a.O. S. 212.

20) STEIN, a.a.O. S. 102.

21) Genauer ausgeführt bei CHAIM WEIZMANN, Naissance d'Israel, 5 e ed., Paris 1957, S. 234-244.

22 Ebd. S. 226-227.

23) STEIN, a.a.O. S. 377.

24) Ebd.S. 149-150.

25) ASQUITH, zitiert bei STEIN, a. a. 0. S. 111.

26) STEIN, a.a.O. S. 324.

27) Ebd. S. 103-116.

28) Vgl. STEIN, a.a.O. S. 111.

29) Vgl. Cahiers de l'Orient Contemporain LXVI (Juni 1967), S. 5; eine tabellarische Übersicht über die verschied. Pläne findet sich bei STEIN, a. a. 0. S. 522-524, S. 624.

30) Brief vom 22. November 1914, abgedruckt in Ahad Haam, Essays Lettres, Memoires, London 1946, S. 292.

31) ISRAEL COHEN, The Progress of Zionism, Sixth Revised Edition, London 1943, S. 11 und ebenso stein, a. a. 0. S. 565.

32) Palestine Royal Commission Report, 1937, Cmd. 5479, S. 24-25.

33) Vgl. STEIN, a. a. 0. S. 219ff.

34) Ebd. S. 219ff.

35) Vgl. die von MAXIME RODISON zitierten Dokumente in Israel fait Colonial, Paris 1969, S.36-37 und SACMAR, a. a. 0. S. 297.

36) STEINn, a.a.O. S. 210 und S. 541-542. Vgl. auch JON KIMCHE, The Unromanties. The GreatPowers and the Balfour Deklaration, London 1968, S. 7 und 11.

37) Ebd. S. 551.

38) Ebd. S. 573; siehe auch elizabeth monroe, Britains Moment in the Middle-East 1914-1956, London 1963, S. 43.

39) STEIN, a.a.O. S. 340.

40) TABENKIN, Chemins..., S. 120-123.

41) Zitiert in Memorandum submitted to the Anglo-American Committee of Inquiry by the Jewish Agency for Palestine, Jerusalem 1946, No. 43, S. 26.

42) REVUSKY, a.a.O. S. 277 und S. 308.

43) Ebd.S. 307-308.

44) MONROE, a.a.O. S. 48; Palestine Commission Report, 1937, S. 25, siehe auch TSCHLENOW, a.a.O. S. 15-16.

45) Ebd. 11, S. 62-64.

46) Vgl. STEIN, a. a. 0. S. 641-642.

47) Siehe NORMAN und HELEN BEUTWICH, Mandate Memoires 1918-1948, London 1965, S. 19 und R. meinertzhagen, Middle East Diary 1917-1956, London 1958, S.14-15.

48) MEINERTZHAGEN, a.a.O. S. 15-16 (Zitat S. 16), in Chapters of Arabish-]ewish Diplomacy 1918-1922; in Earty Attempts of Rapproch einent führt M. perlmann genug Hinweise über die Umstände an, unter denen Feisal dazu gebracht wurde, diesen Brief an den amerikanischen Führer der Zionisten zu schreiben.

49) Protokoll des II. Weltkongresses der kommunistischen Internationale, 7. Sitzung am 28. Juli, Verlag der Komm. Internationale, Hamburg 1921, S. 231. (Leitsätze über die Nationalitäten- und Kolonialfrage.)

50) ALEXANDER MANOR, La question nationale, Tel-Aviv o. D., S. 59.

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde von der Red. trend gescannt. Als Vorlage diente "Das Ende Israels?" 1975 Berlin-West, S. 100-112. Bei diesem Buch handelte es sich um eine auszugsweise Übersetzung von „Le Sionism contre Israel" (Der Zionismus gegen Israel), dessen frz. Neuherausgabe vom Autor jetzt untersagt wurde.

"Das Ende Israels?" wurde übersetzt und bearbeitet von Eike Geisel und Mario Offenberg und in der Politikreihe (Nr. 61) bei Wagenbach 1975 in Westberlin herausgegeben. Es unterscheidet sich vom Originaltext, der 1969 erschienen, folgendermaßen:

"Zur editorischen Technik dieser Ausgabe sei noch folgendes vermerkt: es erwies sich aus mehreren Gründen als undurchführbar, die umfangreiche französische Originalausgabe ohne größere Kürzungen in deutscher Übersetzung herauszubringen. Der Mühe, sich komplizierte gesellschaftliche Prozesse begrifflich und historisch anzueignen, entsagt, wer einer um sich greifenden Tendenz sich unterwirft, die den Horizont der Aufklärung auf Umfang und Inhalt von Schulungsheften festschreibt. Der fortschreitende politische Analphabetismus, der auch für die hier untersuchten Fragen nur eine Handvoll erstarrter Formeln parat hat, ist Ausdruck dieser Entwicklung. Wichtige Bücher sind leider oft auch dicke Bücher. Weshalb die deutsche Fassung nun so drastisch ihres ursprünglichen Umfanges beschnitten ist, hat seinen Grund in der Logik des Marktes, gegen die ein progressives Verlagskonzept wenig ausrichtet. Vor der Alternative: Schublade oder Kürzung entschieden wir uns einmal für die vom Autor selbst mit erstellte Zusammenfassung von Teil II (die aus einer spanischen Ausgabe übernommen und mit geringfügigen Korrekturen versehen wurde) und eine kürzende Bearbeitung von Teil I. Die Kürzungen betreffen in der Hauptsache die Auseinandersetzung mit in der Tendenz gleichen, in der Nuancierung aber unterschiedlichen Interpretationen zionistischer Autoren, zum anderen eine ganze Reihe von aufgeführten Belegen. Wir hoffen, daß durch diese Beschränkung der wissenschaftliche Charakter und die Anschaulichkeit der Untersuchung von Weinstock keine entscheidende Einbuße erleiden. Eigennamen, politisch-organisatorische Termini, Institutions- und Ortsbezeichnungen wurden transkribiert aus dem Hebräischen bzw. Arabischen, und - soweit erforderlich - durch von den Herausgebern in Klammem eingefügte Erläuterungen erklärt. Nach Möglichkeit haben wir versucht, Zitate Weinstocks aus deutschen Quellen nach den Originalen zu zitieren, in anderen Fällen aber zugängliche deutsche Ausgaben zu benutzen. Der Anhang des französischen Originals (u.a. über marxistische Theoretiker zur Judenfrage, Grundsatzerklärungen von der I.S.O.-Matzpen) wurde nicht übernommen." (S.26)