Wenn es der Ablauf der Ereignisse nötig macht, bewährte
Organisationsformen infragezustellen und andere Organisationsformen zu entwickeln, dann
verlangt es nicht nur die Freundlichkeit, sondern die Ehrlichkeit gegenüber
SympathisantInnen und BündnispartnerInnen, diesen Ablauf der Öffentlichkeit kundzutun.
Wenn die bisher genutzten Organisationsformen zudem in Zukunft von Menschen genutzt
werden, die unser Ziel einer Befreiten Gesellschaft nicht zu teilen scheinen oder
zumindest verwechseln mit einer ideellen Gesamtbürgerinitiative, dann verlangt es
darüber hinaus unser politisches Ziel selbst, das interessierte Publikum über die
Veränderung aufzuklären.
Aus diesem Grund, im Bewußtsein der Schwere unserer Verantwortung - und mit einiger Lust
am Pathos- haben wir diese Resolution verfaßt. Die Aufgabe einer marxistischen Organisation ist es, alle Verhältnisse
umzuwerfen, in denen der Mensch ein geknechtetes und unfreies Wesen ist. Um dies zu
erreichen, müssen Menschen für das Ziel gewonnen werden, das kapitalistische System zu
überwinden. Dem ist ihre Kenntnis der kapitalistischen Produktionsweise und des
bürgerlichen Staates vorausgesetzt, denn diese Kenntnis erst ist Grund einer
vernünftigen Kritik. An diesem Maßstab muß sich auch jede andere, unzureichende,
falsche Kritik der Verhältnisse messen lassen. Der kumpelhafte Schulterschluß mit 'dem
Volk' oder 'der Linken', das Beschränken auf scheinbar naheliegende Teilforderungen unter
Verschweigen der eigentlichen Ziele mögen die Akzeptanz einer Organisation in der
Öffentlichkeit erhöhen, stehen aber unserem politischen Ziel entgegen.
Dies aber ist nicht die Überzeugung unserer innerverbandlichen Gegner. Der jahrelang
schwelende Streit geht anderslautenden Gerüchten entgegen nicht darum, ob man außer der
Aufforderung zur Revolution überhaupt nichts äußern dürfe. Das behauptet niemand. Auch
finden sich in der Verbandslinken keine Verelendungsapologeten, die jede aktuelle
Erleichterung der Misere als Abkehr vom hehren Ziel geißelten. In ihr haben sich die
zusammengefunden, die innerhalb des Bundesverbandes an bestimmten Erkenntnissen festhalten
Derjenige, der noch so menschenfreundliche und die bürgerlichen Verhältnisse
transzendierende Forderungen formuliert, aber wider besseres Wissen ihren die bestehenden
Verhältnisse sprengenden Charakter verschweigt, lügt. Wer behauptet, der Weg in die
Befreiung sei ein Kontinuum von kleinen Reformen und jede halbwegs erfolgreiche Abwehr
gegenüber der Macht der Verhältnisse sei ein erster Schritt auf diesem Weg, sagt die
Unwahrheit. Wer in herrschende 'Diskurse' eingreifen will, ohne zugleich das Moment der
Herrschaft in ihnen zu entlarven, affirmiert diese Herrschaft. Diejenigen, die seit Jahren
ihre ergebnislosen Forderungen mit miserablen, widersprüchlichen, falschen,
oberflächlichen 'theoretischen Einleitungen' und 'Begründungen' versehen und zugleich
behaupten, über die alten Hüte wissenschaftlicher Gesellschaftskritik längst
hinausgegangen zu sein, schaden unserem Bemühen, die Verhältnisse umzustürzen. Dies
alles aber unternimmt der rechte Flügel des Bundesverbandes.
Um das mühsame Werk der Verbreitung radikaler Kritik zu
befördern, müssen Organisationen gebildet werden, die die theoretischen wie praktischen
Anstrengungen der Einzelnen auf sinnvolle Weise vereinigen. Das, was wir heute wissen und
vertreten, haben wir uns zu einem großen Teil in Strukturen von JungdemokratInnen/Junge
Linke erarbeitet. Wir haben kein leichtfertiges Interesse an einem Wechsel der
Organisationsform ohne tieferen Grund, zumal jede politische Zusammenarbeit bürgerlicher
Subjekte Übel hervorbringt, die sich durch ein Wechseln des Organisationsmodells nicht
beheben lassen. Der Sieg einer fehlerhaften Meinung im pluralistischen Wettstreit
innerhalb des Verbandes reichte wohl hin, uns in unserer Ablehnung des Pluralismus zu
bestärken, nicht aber dazu, uns an der Zukunft unserer bisherigen Arbeitsformen zweifeln
zu lassen. Trotz der seit Jahren bekundeten Weigerung der jetzigen Verbandsmehrheit, die
Diskussion unseres Dissenses zuzulassen, würden wir nicht müde werden, für die Wahrheit
zu werben.
Was uns nun zu dieser Resolution veranlaßt hat, ist ein Niveau der Feindseligkeit, das
unsere Fähigkeiten übersteigt, und dem wir deshalb unterliegen müssen. Die Geschichte
der neuen Mehrheit im Bundesverband ist eine Geschichte der Verleumdung, der Veruntreuung,
der Obstruktion, des Diebstahls und der Rechtsbeugung, zielend auf die völlige
Ausschaltung des linken Verbandsflügels. Zum Beleg sei an einige Ereignisse des letzten
Jahres erinnert.
Unsere Gegner haben den bislang amtierenden Bundesvorstand, der ordnungsgemäß von der
BDK gewählt wurde, an seiner Arbeit gehindert, wo ihnen dies möglich war, bis hin zu
ihrem Erfolg, ihm jegliche Verfügung über die Ausgaben und Einnahmen des Bundesverbandes
genommen zu haben - im Namen radikaler Demokratie. Sie haben entgegen gültigen
Beschlüssen Zeitungen in Druck gegeben, deren Inhalt der damaligen Mehrheitsposition
widersprach und den Verband damit weiter verschuldet, haben umgekehrt die Herausgabe der
Bundesverbandszeitung TENDENZ zu verhindern versucht, indem sie erst die Redaktion
versuchten zu übernehmen, dann die Druckerei belogen und die Druckplatten zu stehlen
versuchten - im Namen radikaler Demokratie. Sie haben allein aus Angst, in der Minderheit
zu sein, die Bundesdelegiertenkonferenz 1998 durch Auszug beschlußunfähig gemacht und
dem Bundesverband mit der außerordentlichen Konferenz weitere finanzielle und
organisatorische Lasten aufgebürdet - im Namen radikaler Demokratie. Sie haben versucht,
GenossInnen die Teilnahme an Landesversammlungen zu erschweren, ordentlich gewählten
Delegierten die Wahrnehmung ihres Mandats bestritten und in Hessen sogar Menschen, die uns
nahestehen, die Mitgliedschaft verweigert aus Angst, es könnte sich eine
innerverbandliche Opposition konstituieren - selbstverständlich im Namen radikaler
Demokratie. Sie haben in ihrer Praxis ihre Prinzipien ad absurdum geführt. Wir, die wir
hiesigen 'demokratischen Spielregeln' für Ordnungsprinzipien der Herrschaft halten, haben
uns demgegenüber bemüht, die Satzung einzuhalten und das Argument bestimmend für die
Auseinandersetzung sein zu lassen.
Eine Gruppe, die auf eine Weise Politik treibt, wie unsere
Gegner es tun, ist nicht willens, Kooperations- Bündnis- oder auch nur Gesprächspartner
zu sein. Es besteht die Gefahr, daß ihre Aktionen den Verband zerstören - ungeachtet
ihrer verbandsfetischistischen Feier der Jungdemokraten-Tradition. Sie scheinen lieber
keinen Verband zu wollen als einen Verband mit uns. Es steht nicht in unserer Macht, sie
an ihren Vorhaben zu hindern.
Wir, die VertreterInnen des antinationalen und marxistischen Flügels der JD/JL erklären
daher
- Daß wir die Mitarbeit in diesem Bundesverband bis zur
nächsten ordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz 2000 einstellen.
- Daß wir die Beschlüsse dieses Bundesverbandes als für uns
nicht gültig betrachten und jede Verantwortung für seine Unternehmungen ablehnen.
- Daß wir die exponierten Vertreter der derzeitigen
Mehrheitsfraktion ebenso als politische Gegner ansehen wie die SPD oder Bündnis 90/ Die
Grünen.
- Daß unter der Bundesverbandsadresse in Berlin in Zukunft
keine Linksradikalen mehr erreichbar und keine klugen Aufklärungsmaterialien mehr zu
bekommen sein werden.
- Und daß bis auf weiteres unsere Adresse lautet: Junge
Linke, Borriesstr. 28, 30519 Hannover, und ab dem 6.6.99 außerdem: www.junge-linke.de
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