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Keine Promotion für Rechts
Schluß mit dem braunen Spuk auf dem Partisan.net-Server

Von Karl Müller

06/99
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Im Editorial der Nr. 2/99 gaben wir der Hoffnung Ausdruck, "daß den Herren Rabehl und Mahler alsbald kulturrevolutionäres Feuer unterm braunen Arsch gemacht wird". Wir wurden nicht enttäuscht.

An der FU Berlin wehrten sich Studierende und Lehrpersonal gegen Rabehls völkisch-rassistischen Ergüsse. Im gewerkschaftlichen Spektrum wurde die Forderung erhoben, daß Rabehl nicht mehr "Vertrauensdozent" der Gewerkschaft an der FU sein könne. Mahlers braune Montagstruppe konnte fortan nicht mehr unbehelligt auftreten. Bei Partisan.net entstand die SDS-Website, wo ehemalige GenossInnen aus APO-Zeiten selig, sich redlich bemühten, den Nachweis zu führen, daß ihre Revolte damals nicht so gemeint war ("Nationalisten waren nie"), wie die Herren Mahler, Rabehl und andere Konvertiten sie heute einschätzen.

Bei soviel Gegenwind entschied sich Rabehl, Gerichte zu bemühen und vermeldete per Internet Verlust von Propandamaterial nebst Aktentasche. Bürgerliche Medien nahmen sich dieser braunen Umtriebigkeit an und besonders Mahler wurde zum begehrten Objekt der Berichterstattung. Quasi zur ideologischen Höchstform aufgelaufen verkündete er unlängst in der TV-Sendung Kontraste, daß Hitlers "Mein Kampf" substantielle theoretische Einsichten in den Gang der Geschichte beinhalte.

In der Auseinandersetzung mit ihren Exgenossen - wie sie in der SDS-Website dokumentiert ist - geben sich die ehemaligen SDSler angesichts dieser Entwickungen auf Seiten ihrer Exgenossen äußerst moderat. Sogar unbeschadet der Tatsache, daß die Texte jener braunen Herren zu Rassenhaß und Gewalt aufrufen bzw. solche Regungen gezielt befördern helfen, suchen sie - mehr oder minder irgendwie - den Diskurs. Statt einen klaren Trennungsstrich zu ziehen, veröffentlichen sie deren Texte - wenn auch nur zu Dokumentationszwecken, obgleich selbige im Internet vorrätig sind.

Anders verhält es sich bei der Onlineversion des "Politmagazins" Kalaschnikow. Alle Texte, die Rabehl seit seinem rassistisch-völkischem Coming-Out vor der schlagenden Verbindung Danubia produziert hat,  werden dort veröffentlicht. Und damit kein Zweifel aufkommt, daß man sein Verleger ist,  samt und sonders mit dem Kalaschnikow-Copyright  belegt. In der Printausgabe (Kalaschnikow Nr. 12) wird dafür geworben und ein Buchprojekt mit Rabehl als Autor angekündigt. Für den 2. Juni 1999 lädt die Redaktion zu einer Veranstaltung mit Rabehl im Haus der Demokratie ein. Darüber wie die Macher der Onlineversion um Stefan Pribnow neben ihrer verlegerischen Unterstützung inhaltlich zu Rabehls Texten stehen, lassen sie keinen Zweifel aufkommen. Kleine Logos markieren Rabehls Texte als "TOP". Antifaschistische Kritik an Rabehl dagegen wird disqualifiziert.

Lobenswert war der Versuch der Interim (Ausgabe Nr. 476 "Wisch und weg!") diese Entwicklungen im Partisan.net anzuprangern. Doch zu milde und damit leider falsch ist ihre Einschätzung, es handele sich im Falle der Online-Kalaschnikow um "Rechtenschützer". Nein. Stefan Pribnow und seine Onlinefreunde betreiben Promotion für rechts. Ob dies aus ökonomischen Gründen oder aus innerer Überzeugung erfolgt, sei dahingestellt - was zählt ist das Resultat.

Daß es zwei Kosovo-Antikriegsseiten im Partisan.net gibt, hat seine Ursachen in der Rechtswendung jener Kalaschnikow-Redakteure, die online arbeiten. Am Tage des Ausbruchs des Natokrieges gegen Jugoslawien wurde eine Antikriegsseite eingerichtet. Sie sollte eine gemeinsame Seite von Partisan.net-Leuten werden. Stefan Pribnow bestand darauf, mit einem Rabehltext als Startartikel zu beginnen. Als er daraufhin eine klare Absage erhielt, setzte er Rabehls Text hinterrücks auf diese Seite. Logischerweise flog dieser Text wieder raus und dem Pribnow wurde der Zugang zu dieser Seite gesperrt. Pribnow verbreitete daraufhin in den Netzen und in seinen Zusammenhängen, das Partisan.net würde von Altstalinisten betrieben, die sich als Gedankenpolizei aufspielten. Konsequenterweise forderte er deren Rausschmiß. Unterstützung erhielt dafür nicht. Nicht wenige PartisanInnen wichteten nämlich diese Auseinandersetzungen als rein persönliche, um sich damit einer politischen Positionierung entziehen zu können.

Mit "Augen zu und durch" geht´s jetzt leider nicht mehr weiter. Denn Rabehls Texte befördern und beinhalten Rassenhaß und völkischen Nationalismus. Sie werden nach dem Scheitern der sog. gemeinsamen Antikriegsseite in der Kalaschnikow-Subdomain des Partisan-Netzes verbreitet. Weitere braune Texte, wie die der "Nationalen Anarchisten" aus dem Sleipnir-Dunstkreis, kamen dazu. Die Junge Freiheit hatte seismografisches Gespür als sie unlängst in einem Verriß des Partisan-Netzes der Online-Kalaschnikow annehmbare Seiten abgewinnen konnte.

Wir PartisanInnen können uns nicht auf der einen Seite als linkes&radikales Internetprojekt definieren und andererseits die Verbreitung völkisch-rassistischer Texte auf dem eigenen Server dulden.

Wenn wir nicht unverzüglich(*) diese braune Promotion infolge von Diskussion und Beschluß auf unserem Server unterbinden, dann bliebe die einzige und unattraktive Alternative: Beendigung des braunen Spuks durch die normative Kraft des Technischen.

*) Zur Zeit wirbt die Online-Kalaschnikow per Laufschrift auf ihrer Startseite für das von Pribnow herausgebene Buch "Falken auf dem Amselfeld", an dem Rabehl  mitgearbeitet hat. Es wird im Juni 99 erscheinen und kann über die Kalaschnikowseite im Partisan.net bestellt werden.

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