AKTUELLER NACHTRAG
zum Hungerstreik eines algerischen Journalisten

von Bernhard Schmid (Paris)
09/04
   
 
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Wie am 1. September durch Mitteilungen der Vereinigung Reporters sans frontières (Reporter ohne Grenzen) zu erfahren war, hat der algerische Journalist Ghoul Hafnaoui am 25. August 04 seine Hungerstreikaktion aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen. Hafnaoui hatte seit dem 10. August die Aufnahme von Nahrungsmitteln verweigert. Sein Gesundheitszustand war bereits aufgrund der Haftbedingungen lädiert.

Am 29. August bestätigte ein Gericht in Djelfa, 300 Kilometer südlich von Algier, eine zweimonatige Haftstrafe ohne Bewährung für den Journalisten. Hafnaoui, u.a. Korrespondent der algerischen arabischsprachigen Zeitung El-Youm (Der Tag) in Djelfa, war im Frühjahr zunächst angeeckt, weil er in einer Reportage über Versäumnisse berichtete, die zum Tod von 13 Säuglingen in einem Krankenhaus geführt hatten. Aufgrund der Beschwerden örtlicher Honoratioren wurde Hafnaoui am 24. Mai 2004 inhaftiert, zunächst im Rahmen der Untersuchungshaft. Im Juni wurde er zu zwei Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, zugleich wurde die Bewährung bei einer früher gegen ihn verhängten Freiheitsstrafe widerrufen. Damit wird er, unter Anrechnung der U-Haft, noch bis Mitte September in der Haftanstalt einsitzen. Doch danach warten am 20. und 26. September bereits zwei neue Prozesse auf ihn. Die örtliche Nomenklatura hat sich anscheinend geschworen, Hafnaoui zu keiner Atempause mehr kommen zu lassen.

Editorische Anmerkungen

Diesen Artikel schickte uns der Autor am 4.9. 2004  in der vorliegenden Fassung zur Veröffentlichung.
Zu diesem Thema siehe auch:
Algerien: Das Ende einer im arabischen Raum quasi einmaligen Pressefreiheit?