Outlaw infolge von Krankheiten
Mein Leidensweg unter der ärztlichen "Reizdarm"-Doktrin.

Erfahrungsbericht von Mündige Patientin

 

10/2016

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onlinezeitung

Gesellschaftlich isoliert gegen Schmerzen und amtliche Fehler kämpfen: Das ist meine Situation heute. Im Laufe von wenigen Jahren erkrankte ich zweimal an Keim-Infektionen mit schweren Folgen, und erlitt zusätzlich einen Nabelbruch und eine Verwachsung im Bauch. Permanent als sogenannte "Reizdarm"- Patientin betitelt, mußte ich gegen diesen vernebelnden Allerweltsbegriff der MedizinerInnen kämpfen, um überhaupt notwendige Operationen zu erlangen. Jedoch versagten mir GastroenterologInnen im Gesundheitssystem die offizielle Anerkennung meiner Keim-Erkrankungen - trotz Befunden- und muteten mir eine solche Vielzahl von Lügen und Tatsachenverdrehungen zu, dass ich mich heute als gesellschaftlich isoliert sehe: In zermürbenden Auseinandersetzungen mit meiner Krankenversicherung bei verschleppten und abgelehnten Zuschuss-Anträgen, und mit der permanenten Leugnung von GastroenterologInnen, die meine Magen-Darmerkrankung nach der Listerien-Infektion trotz Befund nicht behandeln wollten, meine Erkrankung jedoch als "psychosomatische" oder "Reizdarm"-Erkrankung verharmlosten, mußte ich bemerken, dass ich infolge von Krankheiten zum gesellschaftlichen Outlaw geworden bin.

Ich falle fortan aus dem Wirklichkeits-Konstrukt der Schulmedizin bei Gastroenterologie und AmtsärztInnen heraus und muss nun nach allen Seiten zugleich kämpfen. Dies ist ein persönlicher Bericht und kein Fachbericht. Andere Erkrankte sollten Fachliteratur oder medizinisches Fachpersonal, ÄrztInnen oder HeilpraktikterInnen, konsultieren

Zunächst die Candida-Problematik

Vor eineinhalb Jahren berichtete ich in dieser Online-Zeitung unter dem Titel "Diagnose Ausgrenzung" von meiner Candida glabrata-Infektion, die nur von einem Mikrobiologen und meiner Hausärztin (Allgemeinärztin) anerkannt wird, jedoch speziell von den GastroenterologInnen meist als Hirngespinst oder "psychosomatische" Erkrankung abgelehnt wurde. Allein diese Keimerkrankung - doch bei der blieb es für mich ja nicht - gilt heute als sehr umstritten.

Wie ich damals zeigte, gibt es durchaus im Web internationale Fachberichte, die mit meiner Erfahrung übereinstimmend die Belastung mit körperlichen Symptomen nennen, und die darüber hinaus berichten, dass dieser Pilz in den letzten Jahrzehnten im Hospitalmilieu mutierte, seitdem für mehr Probleme sorgen kann als vormals, und dass er wegen stark entwickelter Multiresistenz kaum noch mit chemischen Mitteln bekämpft werden kann.

Tatsachen, die jedoch in unserem Gesundheitssystem nicht berücksichtigt werden. So gelten Pilzerkrankungen für unsere Kassenmedizin als nicht ernstzunehmen. Und ÄrztInnen, die diese Infektionen verharmlosen, knüpfen heute offenbar an alte Erfahrungen mit einer "Candida-Hysterie" in der deutschen Gesellschaft um 1980 an, als eine Gruppe von ökologisch Bewussten offenbar die Pilzerkrankung mit dem Pilz Candida albicans in medizinischen Befunden verteufelte und selbst geringe Vorkommen als große Gesundheitsgefahr darstellte. Vielleicht war damals manches ein wenig übertrieben - jedenfalls schlug seitdem das Pendel in die andere Richtung aus: Für das staatliche Gesundheitswesen, und besonders für Gastro-ÄrztInnen, gelten Pilzinfektionen heute als "Quatsch". Doch auch dies ist eine fatale Vereinfachung. Immerhin erlebte ich positiv, dass jede/r zweiteÄrztIn mir Gehör leiht, wenn ich differenziert von meiner Pilzinfektion berichte, die, so sage ich, mir durchaus körperliche Beschwerden verursacht.

Wer die komplexen, gut begründeten Tatsachen beim Internetforum www.candida-info.de  nachliest oder das Interview des Mykologen (Candida-Forschers) Hans Rieth "Das Hauptproblem ist die Unwissenheit der Ärzte", wird sehen, dass Pilzvorkommen im menschlichen Körper nicht natürlich notwendig sind, und dass größere Vorkommen, die sich eben mit körperlichen Symptomen und Beschwerden bemerkbar machen, durchaus als pathologisch, als krankmachend, bezeichnet werden müssen.

Das Problem bei dem nachgewiesenen Krankenhauspilz Candida glabrata liegt darin, dass sein heutiger Zellkörper so beschaffen ist, dass mensch ihn vermutlich nie wieder ohne chemische Hilfe loswird. Dies der Stand, den ich selbst für meine Begriffe herausfand...Doch die chemischen Präparate, die für eine Therapierung nötig würden, könnten bei fortgeschrittener Multiresistenz- wie bei dem in meinem Fall vorliegenden Keim- sehr starke, organschädliche Eigenschaften haben. Bei einer Resistenzprüfung in meinem Fall, die ein Mikrobiologe durchführte, zeigte sich diese niederdrückende Tatsache, dass ich nur durch ein überaus starkes neues Antifungin (pilzbekämpfendes Mittel) namens "Micafungin" mit nicht mal sechzigprozentiger Wahrscheinlichkeit geheilt werden könnte. Meine Kasse lehnte die Finanzierung dieses Mittels ab, und auch ich selbst wollte dieses Mittel nicht anwenden, nachdem ich im Internet von dessen Beschaffenheit las, die ich aggressiv und organgefährdend einschätze...

(Anderen Betroffenen kann ich hier nur raten, selbst eine Resistenzprüfung von ihrem Candida glabrata machen zu lassen. Denn die Resistenz ist in jedem Fall unterschiedlich.)

So wurde ich im weiteren Leben immer wieder von körperlichen Beschwerden von diesem Pilz heimgesucht, und konnte diesen nur bekämpfen, indem ich einerseits wiederholt "Anti-Pilzdiät"-Phasen machte: Keinen Zucker, keine Fructose und Glucose, kein Weizenmehl und möglichst auch keine Kartoffel-oder Reisstärke. Und indem ich andererseits permanent Darmbakterien-Präparate zum Schutz meiner Darmflora einnehme, die ich aus der Internetapotheke beziehe. Ein kostspieliges Unternehmen für mich- denn meine Krankenkasse lehnt die Bezuschussung dieser sogenannten "Probiotika" ab.

Dennoch kann ich heute diese Therapieführung anderen Candida glabrata-Betroffenen nur aus persönlicher Erfahrung empfehlen. Zeitweise konnte ich mir damit Beschwerden vom Hals, beziehungsweise vom Leibe, halten.

Im Verlauf meiner Gespräche mit gastroenterologischen ÄrztInnen und meiner Krankenkassen-Korrespondenzen mußte ich, übereinstimmend mit so gut wie allen Pilzbetroffenen auf dem hilfreichen Internetforum  http://www.candida-info.de   bemerken, dass unser Gesundheitswesen heute zwar einen großen Reibach um "Reizdarm-Erkrankungen" macht, dass aber konkrete und mit Befund nachweisbare Pilz-Erkrankungen, die mit Probiotika und gesunder Ernährung bekämpfbar wären, als vermeinter Humbug ausgeklammert werden.

Und es sollte noch weitaus grotesker für mich werden:

Auch andere konkrete Erkrankungen im Bauch und im Magen-Darm sollten andauernd mit der "Reizdarm"-Floskel geleugnet werden, so dass ich für ganz konkrete Behandlungen unmäßig kämpfen und Kräfte vergeuden mußte! Der "Reizdarm-" Begriff wird in der MedizinerInnensprache immer wieder verknüpft mit Psychosomatik und Lebensführung. Und nach jahrelanger persönlicher Erfahrung sehe ich diesen Begriff heute als reine Ideologie an, mit der einfach nur Behandlungen verweigert werden, weil das individuelle Eingehen auf die PatientInnen offenbar zu viel Mühe macht- und weil die medizinische Ausbildung manche Erkrankungen, wie die Listerien-Infektion, nicht einbegreift. Also mahnt man zur "Eigeninitiative".

Mein Leidensweg unter der "Reizdarm"-Doktrin

Ende 2014 waren mehr als ein Jahr nach meiner Candida-glabrata-Erkrankung vergangen. Ich hatte mit Hilfe des candida-info.de gelernt, mir die wichtigen Grundlagen anzueignen, um mit der Infektion möglichst gut umzugehen und hatte auch mit Hilfe jenes löblichen Forums eine der ganz wenigen Ärztinnen in meiner Stadt gefunden, die sich mit meiner Pilzerkrankung befasst hat und deren Ernst kannte. Also wäre ich auch nicht mehr in der Stimmung dafür gewesen, ignorante GastroenterologInnen länger aufzusuchen, die meinen sonderbaren Darmflora-Schwund immer nur als psychosomatisch oder unerklärbar hinstellten, und Pilzinfektionen zugleich verharmlosten.

Doch neue starke Bauchschmerzen machten es dann notwendig, dass ich seit November 2014 wieder von einem Innenmediziner und Gastroenterologin zur nächsten pilgern mußte.

Kurz gesagt, es handelte sich um einen Nabelbruch, doch die ÄrztInnen, die nicht mal meiner Symptomschilderung genauer zuhören wollten, redeten alle von "Reizdarm". Ein Arzt einer vermeinten linken Praxisgemeinschaft in meiner Stadt verglich den Menschen mit einem Auto, da "muss man öfter mal reinsehen", aber er tastete nicht mal. Er legte mir nur nahe, über psychische Ursachen nachzudenken oder anderenfalls eine Darmspiegelung zu machen. Desgleichen die anderen ÄrztInnen: Ein Mediziner in einer ausgewiesenen spezialisierten Darmklinik der Stadt lachte mich nur aus, als ich von starken Beschwerden sprach. Auch er wollte nicht tasten, sagte mir nur: "Genießen Sie Weihnachten und machen Sie irgendwann mal eine Darmspiegelung." Ärgerlich für mich, weil ich damals schon bemerkte, dass etwas Besonderes vorgefallen sein mußte, zumal mich die Bauchschmerzen immer an derselben Stelle nächtens aufweckten, ich aber nicht zu sagen wusste, was da passiert war! Schließlich ging ich zu einer anderen Klinik, hier Y genannt, und verlangte genauere Untersuchungen. Man machte dann dort Ultraschall und MRT-Untersuchung, die nichts auffälliges zeigten und vermutete auch hier: Reizdarm,oder eine Darmerkrankung, die man mit einer Darmspiegelung finden müsse.

Fortgesetzte schwere Erkältungen machten es mir aber zunächst unmöglich, eine Darmspiegelung durchzuführen. Wie ich heute rückblickend weiß, hätte diese ja auch nicht helfen können, den Nabelbruch zu finden, sondern hätte mit unauffälligem Ergebnis nur die "psychosomatische" Diagnose erhärtet!

Kurz, ich suchte etwa zehn ÄrztInnen in Praxen und Kliniken auf, doch wurde immer wieder mit "unklaren abdominellen Beschwerden, wohl Reizdarm" weggeschickt. Nach sieben Monaten ging ich zum elften oder zwölften Arzt, einem Allgemeinarzt. Dieser fragte mich nach Symptomen und gelangte schon nach dem ersten Satz, den ich sagte, zur Diagnose Nabelbruch! Er tastete dann und versicherte sich über seine Diagnose. Innerhalb einer Woche konnte ich, mit seiner Überweisung, zu einer Chirurgin an eine Klinik gehen und die Nabelbruch-OP bekommen.

Nur, weil dieser eine Arzt bereit gewesen war, mit mir zu reden und nach meiner Beschreibung selbst nachzudenken und zu tasten, hatte er den Nabelbruch gefunden. Die anderen blieben in ihrer Routine.

PatientIn bekommt nicht das Recht zugesprochen, Schmerzen selbst zu definieren

Doch nicht genug damit. Schon wenige Tage vor der Nabelbruch-OP und auch Wochen danach bemerkte ich neue, andere Bauchschmerzen! Welcher Schreck- denn nun ging das alte Spiel von vorne los. Die GastroenterologInnen und auch die Chirurgin, die mich operiert hatte, wollten nicht darüber nachdenken, sondern redeten von "Psychosomatik". Hingegen gab "mein" hilfreicher Arzt, der den Nabelbruch ermittelt hatte, mir nun nochmals Rückendeckung, war ich doch offenbar keine psychosomatische Patientin! Er vermutete eine Verwachsung, und mit kurzem Erwägen konnte ich ihm recht geben, weil diese neuen Schmerzen zu dieser Vermutung paßten. Jedoch weigerte sich nun die Chirurgin, die mich gerade operiert hatte, mir zu glauben und mir die gewünschte Bauchspiegelung (chirurgische minimal-invasive Operation, wobei der Bauch geöffnet und die inneren Organe untersucht werden) zu gewähren. Ziemlich panisch, wollte sie sich gegen mich, die anstrengende "Schmerz-Patientin" absichern, wurde sehr unfreundlich zu mir und sagte: "Vor einer Operation will ich, dass Sie sich beim Psychotherapeuten behandeln lassen, mag es Wochen oder Monate dauern, und mir per Gutachten psychosomatische Beschwerden ausschließen!" Für mich mit den akuten Schmerzen eine Zumutung. Ich suchte nun andere chirurgische Abteilungen in Kliniken auf, und erst an der übernächsten Klinik, der Y-Klinik (wo ich schon mal gewesen war, und man den Nabelbruch nicht erkannt hatte), gestand man mir die Laparoskopie (Bauchspiegelung) zu. Vorher mußte ich mich noch einer Magenspiegelung unterziehen, und mir auch manche Vorträge der innenmedizinischen ÄrztInnen anhören mit den tiefsinnigen Worten: "Bedenken Sie, dass es auch psychosomatisch sein kann...das kann sich manchmal verselbständigen, ohne dass man es merkt...Ihre unklaren Beschwerden...Denken Sie mal drüber nach."

Nur widerwillig wollte man meine eigene Definition anhören: Ich selbst vermutete, eine Verwachsung hätte ja hier ihren Grund. Ich hatte sieben Monate lang einen Nabelbruch verschleppt. Durch die ständigen Schmerzen war ja angezeigt, dass der Körper damit nicht klarkam. Sicherlich war dabei ständig Entzündungsflüssigkeit bewegt worden und die sogenannte "Bride" (Verwachsung) entstanden. Auf meine Worte nur skeptisches Schweigen. Jedoch, ich bekam die Laparoskopie. Dabei wurde dann tatsächlich eine Verwachsung gefunden und gelöst: In nächster Nähe des früheren Nabelbruchs!

Die betreffenden Schmerzen hörten damit nun wirklich auf.

In den folgenden Monaten war ich noch sehr körperlich strapaziert von den zwei Operationen und hatte noch Schmerzen, die immerfort von den Gastro-ÄrztInnen als "psychosomatisch" bezeichnet wurden. Jedoch, es handelte sich nur um postoperative Schmerzen und Probleme, das kann ich jetzt im Rückblick so beurteilen. Das alles klang ab, und vier Monate nach der Laparoskopie ging es mir endlich besser.

Kurz vor Weihnachten fuhr ich mit meinem Lebensgefährten für einen Tag aufs Land hinaus- wir wollten uns beim Spaziergang endlich mal erholen. Mein Lebensgefährte war neben einem Verwandten mein einziger treuer Unterstützer in all der Zeit für mich gewesen und hatte mich gegen die Borniertheit der GastroenterologInnen verteidigt und den Streß mit mir gemeinsam bewältigt. Auf dem Land übernachteten wir eine Nacht bei einem Gastwirt. Beim Frühstück aß ich ein kleines Stück von einem Weichkäse, der vor mir auf dem Tisch stand. Stunden später erlebte ich starke Magenschmerzen, und kurz darauf unerträgliche Darmschmerzen, während wir in die Stadt zurückfuhren. Seitdem hörten die Schmerzen nicht mehr auf- bis heute.

Dasselbe Spiel ging wieder von vorne los.

Ich mußte die GastroenterologInnen aufsuchen, die ganze Diagnostik und Bildgebung wieder auf mich nehmen! In diesen Monaten nach dem erwähnten Frühstück hatte ich ununterbrochen unerträgliche Schmerzen im Magen-Darmbereich. Und Oh Schreck, wieder waren da die Hürden der GastroenterologInnen mit "Reizdarm" und mit psychologischen Vorträgen über psychosomatische Probleme, "denken Sie mal drüber nach blablabla" so dass ich meine letzten Kräfte mobilisieren mußte, um gegen diesen Unsinn an zu kämpfen.

Von Anfang an vermutete ich bei diesen neuen Bauchschmerzen eine konkrete Erkrankung durch Verunreinigung in dem Stück Weichkäse. Und wurde dennoch ständig mit den anderen Vermutungen der MedizinerInnen übertönt! Eine Ausnahme waren nur meine zwei Hausärzte, die mich immer mit Allerweltsworten verschonten und die wussten, dass ich nicht ohne konkreten Grund zur ÄrztIn gehe. Aber sie konnten mir nur Überweisungen zu GastroenterologInnen ausstellen.

Ironie am Rande: "Mein" hilfreicher Arzt vom Vorjahr, der den Nabelbruch erkannt hatte, war nun auch keine Hilfe. Denn nun vermutete er schon wieder eine chirurgische Problematik, wollte aber meine Vermutung einer Magenstörung, ja vielleicht Magenlähmung durch Lebensmittelvergiftung nicht ernst nehmen. Energisch riet er mir, eine MRT mit Kontrastmittel zu machen, um eine innere Verengung "Stenose" zu suchen. Ich tat dann auch das, mit unauffälligem Befund.

Verschleppte und verweigerte Untersuchungen: Alles "psychosomatisch"!

Verschleppte und verweigerte Hilfestellungen bei den ÄrztInnen, die immer nur das Schema Eff gelten lassen wollten... Eine Ärztin z.B. versprach mir anfangs eine Keimprüfung, hielt aber ihr Versprechen dann doch nicht- sie drückte mir nur die übliche Überweisung zur Magenspiegelung in die Hand. Eines der ärztlichen Versäumnisse, die mir unnötige Mühen bereiteten! Hätte sie, auf meinen Verdacht, gleich zu Anfang auf Listerien-Antikörper in meinem Blut getestet, hätte sie mir viel Zeit und Mühen erspart...Die Magenspiegelung verlief "unauffällig". Als nächstes wollte ich eine Darmspiegelung machen. In einer renommierten, ganzheitlich und menschennah dargestellten Klinik (laut Website) meiner Stadt suchte ich die Gastroenterologie auf, bat um die Darmspiegelung zur weiteren Abklärung und sprach von unheimlich starken Schmerzen, wobei ich eine Lebensmittelinfektion vermutete. Die Oberärztin redete einsilbig und unfreundlich mit mir: Denn ich berüchtigte Patientin war ja erst vor sieben Wochen in ihrer Klinik zur Untersuchung aufgetaucht, weil ich damals noch an postoperativen Schmerzen litt. Wie verdächtig, dass ich sie nun schon wieder aufsuchte. Sie sagte mir mit herablassender Miene: "Da sollten Sie nun aber mal die Diagnose Psychosomatik an sich heranlassen, Frau X. " Ich beteuerte jetzt, dass ich nun ein neues Problem hätte, und bei meinen Bauchschmerzen offenbar eine Vergiftung oder Allergie oder dergleichen vorläge, aber sie glaubte mir nicht. Und als ich sie fragte, welche Untersuchungen man dazu machen könnte, meinte sie unfreundlich: "Aber das können Sie doch alles selbst ambulant machen, das müssen wir doch nicht!" ( Dabei bedenke man, dass ich zu dem Zeitpunkt schon selbst für hohe Kosten einige Keime hatte prüfen lassen, mit unauffälligem Ergebnis! Ich wusste aber, dass ich alleine nur im Heuhaufen stochern konnte, wo MedizinerInnen mehr Untersuchungsmöglichkeiten kennen als ich.)

Ich sagte dann, ich wollte zumindest die Darmspiegelung machen, um weiterzukommen, worauf sie arrogant meinte: "Tja, aber wenn das alles nichts bringt, was dann Frau X?" Ihr erzieherisches Auftreten und Vorurteil vor jeder Untersuchung verärgerte mich so, dass ich die Klinik wieder verließ. Nervlich konnte ich dieser Arroganz nicht standhalten. Ich schickte dann an diese Klinik einen Beschwerdebrief und erlebte noch mehr Überheblichkeit. Auf meinen Brief bekam ich keine Antwort, stattdessen kommunizierte der Oberarzt dieser Klinik dann per Mail mit meinem Vater (der auch eine Beschwerde per Mail geschickt hatte). Als ich sieben Wochen später noch einen zweiten Brief schickte, weil ich ohne Antwort blieb, schrieb mir der Oberarzt, er hätte geglaubt, dass seine Antwort innerhalb der Familie weitererzählt würde. Offenbar fand er es normal, dass hier paternalistisches Reden von Mann zu Mann gepflegt wird, wobei die erwachsene Patientin als Kind des Familienvaters keine direkte Antwort wert ist? Dieser Oberarzt schrieb außerdem, es wären ausführliche Untersuchungen erfolgt, die nur noch die letzte berechtigte Vermutung dieser psychosomatischen Erkrankung ergeben hätten. Auf diese offenbare Schlamperei und Arroganz hin schickte ich eine Beschwerde an die Ärztekammer. Ich bekam zuletzt noch ein Schreiben der Ärztekammer, die Sache würde geprüft.

"Die Polizei kann schnell hier sein!"

Ich ging dann für die Darmspiegelung in eine andere Klinik. Auch hier konfrontierte mich der Oberarzt sofort mit der "Diagnose" "Reizdarm" und redete mir schon vor der Darmspiegelung zu, ich solle doch psychosomatische Ursachen erwägen. Ich widersprach ihm energisch. Doch die Darmspiegelung ergab wiederum nur Ergebnis "unauffällig". Dennoch sagte ich diesem Oberarzt, dass ich von seiner "Reizdarm"- Diagnose nichts halte, und dass ich schon im Vorjahr monatelang einen Nabelbruch unter solcher Verlegenheitsdiagnose verschleppen mußte. Eine Mitteilung, die sein selbstgefälliges Lächeln nicht mal für einen Moment überschattete, ja er erwiderte allen Ernstes: "Reizdarm-PatientInnen können auch mal schneller einen Nabelbruch bekommen als andere PatientInnen." Meinen nun konkret geäußerten Verdacht, dass ich eine Listerien-Infektion erwischt hätte, verneinte er entschieden (!), riet mir nur "dringend" zur psychosomatischen Behandlung (!) und stellte mich bei meiner Empörung ob so viel Unsachlichkeit und Arroganz als psychisch angeschlagen hin. Er verschrieb mir chemische Präparate und das Probiotikum Mutaflor, das ich sowieso schon seit einem Jahr einnahm. "Hier können wir nichts weiter für Sie tun." Seine chemischen Präparate brachten mir bei meinen Bauchschmerzen keine Linderung. Das Probiotikum, das ich bei dieser Gelegenheit nochmals bei meiner Krankenkasse beantragte, wurde nicht zur Bezuschussung zugelassen. Ich muss es wie immer selbst bezahlen.

In den folgenden Monaten wurden die Umstände sogar gefährlich: Bei andauernden Bauchschmerzen und anfänglichen Verdauungsbeschwerden hörte nun der Magen auf zu arbeiten! Von anfänglichem Untergewicht bei 45 Kilo ( und damit hatten mich die Kliniken schon leichtfertig unter "psychosomatisch" eingeordnet) verlor ich noch mehr Gewicht bis zu 39 Kilo. Ich konnte nichts Festes mehr essen, der Magen transportierte nichts mehr weiter. Nun ging ich wieder zur Untersuchung in eine Klinik- in die Y-Klinik, in der ich schon im Vorjahr meine Bauchspiegelung bekommen hatte.

Hier wurde ich zunächst mal von der Oberärztin unfreundlich abgewiesen. "Sie sind ja schon wieder da." Sie sagte mir, ich solle "nun endlich mal die Diagnose Psychosomatik" an mich heranlassen. Ich: "Sind alle verrückt geworden? Ich war noch nie psychosomatisch." Sie: "Ich habe keine Lust mehr, Frau X, mit Ihnen zu diskutieren. Wir kommen mit Ihnen nicht weiter." Ich hierauf: "Sehen Sie mich an. Ich kann nichts mehr essen. Nach Diskutieren steht mir nicht der Sinn." Wieder wurde mir nicht geglaubt, dass ich ein neues, anderes Problem hatte, wieder wurde ich erzieherisch angeredet, als müsste man hier eine lästige Spinnerin abweisen. Ich explodierte nun zum ersten Mal, wurde laut. Schließlich hatte ich schon im Vorjahr mit konkreten Problemen, mit einem Nabelbruch und später mitder Verwachsung im Bauch diese Klinik aufgesucht, warum stellte man mich jetzt als überkandidelt hin? Auf meinen Wutanfall hin entschwand diese Oberärztin, und es kam nur eine übereifrige Schwester ins Zimmer und blitzte mich böse an: "Die Polizei kann schnell hier sein!" Nun reichte es mir, ich sprang auf und lief der Schwester und der Oberärztin hinterher, schrie: "Ich will von Ihnen gar keine Behandlung mehr, aber Sie bekommen eine Beschwerde!" Woraufhin sich eine Assistenz-Ärztin einmischte und mich mit freundlicher Miene ins Untersuchungszimmer schob: "Ich kümmere mich darum. Erzählen Sie mal, worum geht es Ihnen denn eigentlich?" Da diese Assistenzärztin nun wirklich freundlich einlenkte, erzählte ich ihr von meinen Symptomen etc. und sie protokollierte ehrlich, respektierte dabei sogar, im Gegensatz zu anderen Gastro-ÄrztInnen, meine Aussage, dass ein Stück Weichkäse der Auslöser gewesen sei.

Nun erfuhr ich von dieser Ärztin zum erstenmal, dass es die Untersuchung "Magenentleerungsstörung" mit Atemtest mit Octansäure C13 gebe, bei der die Schnelligkeit der Magenverdauung geprüft werden kann. Für diese Untersuchung, sowie für Ultraschall und weitere Abklärung wurde ich nun doch aufgenommen.

Ungebrochene "Reizdarm"-Doktrin bei OberärztInnen

Um den folgenden Teil kurz zu machen, wenngleich ich noch viele Einzelheiten erlebte: Bei zwei Magenentleerungstests wurden Werte festgestellt, die die Normwerte deutlich und weit überschritten. Verharmlost ausgedrückt mit den Worten des Stationsarztes, als das Ergebnis endlich da war: "Tja...die Magenentleerung ist...ein klein wenig langsamer." Hatte ich nun schon vorher im Internet bei Wikipedia über "Gastroparese" nachgelesen, dass nur wenige Ursachen in Frage kommen: Diabetes, operative Komplikationen oder Lebensmittelinfektionen, so zeigte sich für mich nun klar, was passiert war: Eine Lebensmittelinfektion! Außerdem hatte ich noch eine andere Sache im Internet recherchiert: Anfang Januar erfolgten zwei (!) Rückrufaktionen von Supermärkten für Weichkäse-Produkte mit Listerien-Verunreinigung "Die Produkte dürfen auf keinen Fall gegessen werden" ! Nun äußerte ich wieder gegenüber den ÄrztInnen meinen Verdacht, Listerien erwischt zu haben.

Redete ich mit StationsärztInnen und mit der Ernährungsberaterin ohne hohe Autorität, so fand ich Gehör. Redete ich mit den OberärztInnen, so fand ich kein Gehör! Von diesen hörte ich nun wiederum die eine Weisheit...ganz recht, "Reizdarm". Ich wurde wiederum als "psychosomatische" Patientin dargestellt, auch angeschrieen und angeherrscht: "Sie haben hier Folge zu leisten! Sie haben hier zuzuhören und ruhig zu sein! Sie sind ja psychisch pathologisch!"

Ich verlangte nun einen Magenschrittmacher, jedoch wollten die OberärztInnen nun nichts tun. Man ließ mich tagelang ohne Gespräch, ohne weiteres Konzept liegen. Abgemagert und offenbar im Clinch mit den OberärztInnen, wie ich war, wurde ich nun auch von den meisten Bettnachbarinnen geschnitten, als "die Verrückte" diskriminiert. Jedoch verhielten sich zumindest die meisten PflegerInnen anständig. Nach zwölf Tagen verließ ich, immer noch mit 39 Kilo, die Klinik ohne Lösung. Auf mein Drängen hatte man mir an der Klinik nun noch einen Bluttest auf Antikörper Listerien gewährt, dessen Ergebnis aber auf sich warten ließ. Mein Freund und ich waren mit den Nerven am Ende.

Ich beantragte bei meiner Krankenkasse Zuschüsse zu Eiweißpulver wegen Unterernährung und noch einiges anderes. Die Krankenkasse antwortete monatelang nicht, und erst auf meinen vierten, sehr unfreundlichen Brief nach zwei Monaten antwortete sie ablehnend.

Inzwischen erfuhr ich das Ergebnis des Bluttestes in der Klinik: Der Test auf Antikörper gegen Listerien war positiv! Mein Verdacht war bestätigt. Zwar hatte ich keine Listerien mehr im Blut- in solchem Fall hätte ich längst eine gefährliche Organentzündung bekommen, auch waren meine Leukozytenwerte in Ordnung- doch der vorübergehende Kontakt mit Listerien war erwiesen, und zusammen mit meinen Beschwerden und mit der Magenlähmung ergab es ein Ganzes. Aber nur in meinen Augen! Nicht für die GastroenterologInnen, deren "Reizdarm"-Vermutung als hohe Ideologie über alle anderen Einzelheiten erhaben war. Heute will ich es so beurteilen, dass "Reizdarm" und "Psychosomatik" eine Art Staatsdoktrin sind, wenn viele unterschiedliche Darmerkrankungen in der Bevölkerung im Umlauf sind und keine differenzierten Leistungen mehr im Gesundheitswesen zugestanden werden sollen.

Outlaw infolge von Krankheiten

Als ich zum Gespräch in die Klinik zurückging, wollte wieder ein anderer beauftragter Oberarzt mit mir reden, Thema: "Reizdarm" und Psychosomatik. Jedoch teilte er mir das neue Bluttest-Ergebnis nicht mit und redete ausweichend, als ich danach fragte. Ich mußte es erst anschließend im Sekretariat anfordern und erfuhr dann erst die interessante Neuigkeit! Auch dieses Gespräch mit diesem Oberarzt wurde ein Eklat. Nicht genug, dass er schon im Vorjahr mit Bildgebungen an meinem Bauch herumgedoktert hatte, ohne den Nabelbruch zu erkennen und mir dann einen "Reizdarm"-Vortrag hielt. Ohne aus der Sache zu lernen, wollte er mir jetzt wieder denselben "Reizdarm"- Vortrag halten! Was mich empörte, war diese erzieherische Haltung mir gegenüber, während man sich weigerte, meinen Lebensmittelvergiftungs-Verdacht zu besprechen. Mit lächelnder Selbstgefälligkeit wollte mich dieser Oberarzt von der richtigen Lebensführung unterrichten, mit der man Darmprobleme in den Griff bekäme- ohne aber von der Magenlähmung zu sprechen!- und irgendwie schien er auch den äußerlichen Kontrast zu nutzen um sich als vernünftig hinzustellen: Ich saß ungeduldig da, ausgehungert und von Schmerzen und Streß belastet, während er sicherlich ein gutes Frühstück im Bauch hatte! So wollte er dann auch über Thema Psychosomatik reden. Ich hingegen wollte über einen Magenschrittmacher reden, damit ich wieder essen könnte. Ausweichend sagte er mir, ich hätte ja alle Zeit der Welt, um noch mehr Medikamente auszuprobieren...Nun sprang ich auf und rief: "Nein, ich kann es nicht mehr hören!" und lief mit meinem Freund aus der Klinik. Der Oberarzt rief uns wütende Worte wegen unserer "Unverschämtheit" hinterher. Seitdem habe ich keine Klinik mehr betreten.

Ich schrieb Beschwerdebriefe an diese Klinik sowie an die Darmspiegelungs-Klinik mit dem anderen arroganten "Reizdarm"- Spezialisten. Antwort bekam ich nie von irgendjemand. Stattdessen kommunizierte jetzt auch der Chefarzt der Y-Klinik wiederum mit meinem Vater, auch er ohne meine Vollmacht. Offenbar ist solches Vorgehen bei den Medizinern noch sehr üblich. Dann wurde mir via meinem Vater vom Chefarzt die freundliche Bitte ausgerichtet, ich möge, wenn ich mich weiter untersuchen ließe, doch die Diagnose mitteilen...Für mich war das Maß voll!

Selbstverständlich war für mich nun Ende der Fahnenstange, ich machte keine Untersuchungen mehr. Bei alldem erlebten Wahnsinn, am Rande erwähnt, waren auch meine Arztbriefe von den Kliniken schriftlich durchsetzt mit widersprüchlichen und halbwahren Notizen, meist mit demselben Grundtenor: "Unklare abdominelle Beschwerden... psychosomatisch..." Als hätte ich nicht, in jedem einzelnen Fall, einen konkreten Grund gehabt, der sich dann herausstellte. Diese jüngste Arztdokumentation war aber der Gipfel: Meine Magenlähmung, die mir im mündlichen Gespräch einmal als seltene Erkrankung eingestanden wurde, wurde im Text nur bagatellisiert und knapp mit dem Testergebnis erwähnt- ohne Kommentar und ohne Diagnose! Statdessen wurde wortreich dokumentiert, die Patientin hätte diese und jene Differentialdiagnostik (gemeint waren u.a. Lactose-Unverträglichkeitstests) abgelehnt und sich sozial schwierig gezeigt. Und kein Wort von meinem bestätigten Verdacht der Listerien-Infektion!

Nun, nach sechs Monaten neuer zermürbender Diagnostik an mehreren Kliniken und Verharmlosungen und Tatsachenverdrehungen durch gastroenterologischen OberärztInnen, ohne eine Lösung bei meiner erwiesenen Magenlähmung, sah ich mich als Ausgesonderte vom Gesundheitssystem. Den gewünschten Magenschrittmacher wollte man mir nicht geben, er kostet ja auch eine Menge Geld. Ausweichende Antworten mit Bezug auf "Reizdarm" machten es klar. Wie ich heute in meinem Fall schlussfolgern muss, existiert die Bezeichnung "Reizdarm" vor allen Dingen, um darmerkrankte PatientInnen von Leistungen fernzuhalten.

Ich blieb dann wochenlang in meiner Wohnung vor dem Fernseher und ruhte von den Unverschämtheiten und Ausgrenzungen aus, nahm Joghurt und Eiweißpräparate zu mir und kämpfte gegen das Verhungern. Gegen die starken Schmerzen nahm ich schwere Schmerzmittel und Opiate, verschrieben von meinen HausärztInnen, die es als einzige unterlassen, mich mit "Reizdarm"- Diagnosen zu schikanieren.

Keine Prävention, sondern Wirklichkeitsbeschränkung

Ich unternahm dann Akupunktur bei einem Heilpraktiker als Selbstzahlerin. (Die Kasse zahlt nur Rückenbehandlungen mit Akupunktur.) Schon nach zwei Behandlungen funktionierte meine Magenverdauung wieder! Nach weiteren Behandlungen konnte ich zeitweise wieder normal essen. Hierüber war ich sehr glücklich- jedoch wurden die Schmerzen nicht geheilt. Mein Heilpraktiker, ein netter respektvoller Mensch, kannte sich leider auch nicht mit Listerien aus, er vermutete aber, dass die Nerven oder das Gewebe im Bauch geschädigt worden seien. Leider kamen erhebliche Magenverdauungsprobleme zurück und ich mußte die Akupunktur nach vielen Sitzungen beenden ohne völligen Erfolg. Weiterhin belasten mich starke Schmerzen und Probleme. Auch heute noch bleibt mein Gewicht um die 40 Kilogramm und die schlimmen Beschwerden machen mir ein normales Leben unmöglich. Zusätzlich kamen wieder Pilzbeschwerden zurück.

Ich muss nun davon ausgehen, dass ich ungeheilt bleibe von einer schweren Magen-Darm-Schädigung durch Listerien, die nun schon neun Monate anhält. Für Gespräche mit schulmedizinischen ÄrztInnen habe ich keine Kraft mehr. Dass man mir Lügen ins Gesicht sagt, kann ich nicht mehr dulden. Meine Krankheit jedoch kann und will ich nicht ignorieren. Also lebe ich nun auf einer anderen Wirklichkeitsebene!

Sehr schwer wird für mich das Leben, weil sich ja die leugnende Darstellung der Gastro-ÄrztInnen immer wieder erneuert. Denn ich mußte nun wegen meiner Krankheit Erwerbsminderung beantragen und die wurde schon mal vom Renten-Amt abgelehnt . Der Befund meiner Magenentleerungsstörung wurde dabei völlig übergangen! Kein Wunder, denn die Arztbriefe haben meine Magenlähmung in den Dokumenten ja bagatellisiert. Nun lege ich Widerspruch ein. Auch in den nächsten Untersuchungen muss ich weitere Leugnung meiner Krankheit erwarten, denn kein/e GastroenterologIn hat je eine Bildgebung von meiner Krankheit bekommen. Und ohne Bilder werden Krankheiten in unserem Gesundheitswesen kaum respektiert, so sagte es mir mein Hausarzt. Vielleicht muss ich vor Gericht gehen.

Meine Schlussfolgerung bei der Sache: Opfer von schlimmen Umweltgiften wie den Listerien werden offenbar ausgesondert als gesellschaftlicher Abfall, sie werden als vermeinte psychisch belastete Personen zum Stillschweigen gezwungen.

Eigentlich sehe ich, dass in den Medien mit zahlreichen Berichten über "Darmgesundheit" ein wahrer Hype stattfindet. Aber von all den Berichten habe ich mit meinen Erkrankungen keinen Nutzen, und meine Art von Infektionserkrankungen wird nie erwähnt. Stattdessen nur Allerweltsneuigkeiten über "Reizdarm" und Psychosomatik, womit man offenbar die Eigeninitiative von PatientInnen betonen will. Tatsächlich habe ich noch nie in den Mainstream-Medien einen aufklärenden Bericht über Candida glabrata oder über Listerien in verunreinigten Lebensmitteln verfolgt. ( Laut dem Mikrobiologen Hans-Jürgen Tietz, Institut für Mikrobiologie Berlin, der einen Fachartikel in der Zeitschrift "Der Hautarzt"11/2012 schrieb: "Candida glabrata. Pathogenität und Stand der Therapie", wird dieser Pilz hauptsächlich bei unhygienischen operativen Eingriffen im Krankenhaus übertragen.) Aufklärung wäre wichtig. Doch wer hat schon einen Fernsehbericht gesehen oder einen Artikel einer großen Tageszeitung oder eines Krankenkassenmagazins gelesen, in dem vor multiresistentem Krankenhauspilz gewarnt wird, oder vor dem Verzehr von industriellen Lebensmitteln, die mit Listerien verunreinigt sein können? Ich nicht. Solche Infos sehe ich nur in ganz speziellen Foren – wie eben Betroffenenforen im Internet, wenn ich gezielt danach suche. So erlebe ich mich mit meinen Erkrankungen noch mal von den Medien ausgegrenzt und alleingelassen.

Doch kann ich nicht vermuten, dass ich die Einzige Erkrankte bleibe. Bei so viel Ignoranz in der Gesellschaft vermute ich, dass sich meine persönliche Wahrheit verbreitet, indem sich die Keime verbreiten! Das ist bitter, aber die letzte Konsequenz wenn man den Worten von Erkrankten nicht zuhören und nicht daraus lernen will. Denn wenn man aus solchen Krankheitsfällen nicht lernen will, so erfolgt ja auch keine Prävention! Das ist also eigentlich recht verantwortungslos, was hier statfindet.

Ich bin wie ein gesellschaftlicher Outlaw. Nun muss ich gegen Schmerzen und gegen amtliche Realitätsbeschränkung zugleich ankämpfen. Den "Reizdarm"-Begriff des Gesundheitswesens habe ich selbst nur als Machenschaft erfahren, um Wirklichkeit zu zensieren. Ich kann anderen ähnlich Erkrankten nur raten, sich zu einem unabhängigen Forum oder Verein zusammen zu tun, um ihren Wahrheitsgehalt zu verbreiten.

Editorische Hinweise

Wir erhielten diesen Bericht von der Autorin für diese Ausgabe.