Editorial
Virtuelle Reprints


Von
Karl Mueller

11/07

trend
onlinezeitung
Peter Nowak schrieb 2006 anlässlich "10 Jahre TREND online" über unsere Zeitung bei TELEPOLIS: "So dokumentiert der Trend zahlreiche nicht mehr im Handel erhältliche Artikel, Bücher oder Broschüren." An diesem Anspruch werden wir weiterhin festhalten.

Wer ständige LeserIn unserer virtuellen Reprints wie z. B.  Max Beers Allgemeine Geschichte des Sozialismus und der sozialen Kämpfe oder Heinz Kimmerle Modelle der materialistischen Dialektik ist, wird festgestellt haben, dass wir in wenigen Monaten beide Reprints fertig gestellt haben werden. In Sinne dieses Anspruch laufen bereits Überlegungen, welche Texte/Ganzschriften bzw. Dokumente wir als nächstes der öffentlichen Diskussion zuführen werden.

Eher am Rande - jedoch nicht unwichtig - hat sich auf diesem Gebiet der virtuellen  Reprints bereits etwas Neues getan. Im Rockarchiv, welches von einem unserer Herausgeber gestaltet wird, wurden heute die Flugblätter des Zentralrats der umherschweifenden  Haschrebellen aus dem Jahre 1969 veröffentlicht. Sie sind eine wichtige Ergänzung zum virtuellen reprint der AGIT 883, den wir im Juni 2007 der Öffentlichkeit zur Verfügung stellten. Weniger der Inhalt macht die Relevanz der Veröffentlichung aus, sondern das Lebensgefühl bzw. das sich darin ausdrückende Politikverständnis, das sich in diesen Flugblättern der Haschrebellen widerspiegelt.

Als TREND-Redaktion planen wir unter dem Stichwort "68", das 40jährige Jubiläum steht ja unmittelbar vor der Tür, die virtuelle Herausgabe des Westberliner EXTRA-DIENST. Dieser erschien von 1967 bis 1977. Wir werden dieses Nachrichtenblatt  von der Nr. 1 bis zur Abspaltung der Roten Pressekorrespondenz 1969 dokumentieren. Die Notwendigkeit wurde uns deutlich durch einen Briefwechsel mit Jutta Ditfurth. Sie wollte einige Infos über den Republikanischen Club Westberlin von uns haben. Unsererseits konnten wir ihr kaum weiterhelfen. Allerdings motivierte uns Juttas Frage ein wenig, in unseren Archiven zu kramen. Und siehe da: Es schlummerten dort jene besagten EXTRA-DIENST-Ausgaben. Und schließlich ergab das Googlen, dass dieses zentrale Nachrichtenorgan der APO der Jahre 1967/68 faktisch für die Öffentlichkeit unzugänglich ist. So werden wir dem abhelfen, wie in anderen Fällen auch bereits geschehen.  

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Sabine Stövesand geht davon aus, dass wer über Macht und Geschlecht nachdenkt, von der Gewalt in den Geschlechterverhältnissen nicht schweigen kann. Ihr Aufsatz aus dem Jahr 2005 hat seitdem nichts an inhaltlicher Relevanz eingebüßt. So dass wir uns veranlasst sahen, gerade auch wegen des Verstummens des linken politischen Feminismus - ihren Aufsatz zu spiegeln, um ihn dadurch einem breiteren Internetpublikum zur Kenntnis zu bringen. Wir verbinden diese Spiegelung gleichsam mit einer Werbung für die sozialistische Zeitschrift Widersprüche.

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Zum 90. Mal jährt sich in diesem Monat die Oktoberrevolution, die ja eigentlich eine Novemberrevolution war. Einschätzungen gibt es zu diesem historischen Ereignis ohne Ende, so dass wir einfach nur mit einem detaillierten Ausschnitt "Der Gang der Ereignisse
in Petrograd
"
aufwarten wollten. Diese Petrograder  Ereignisse sollten jedoch nicht in ihrer Grundsätzlichkeit unterschätzt werden, zeigen sie doch, dass eine radikale Umwälzung gesellschaftlicher und Machtverhältnisse letztlich kein spontaner Akt ist, sondern Planung und Organisation zur Voraussetzung haben. Natürlich wird die Revolution in den Metropolen nicht mehr als Sturm auf ein Winterpalais inklusive der Besetzung des Telegrafenamtes ablaufen - aber ohne Planung und Organisation wird eine Revolution wahrscheinlich auch heute nicht zu machen sein.

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Birgit Hogefeld schreibt über die RAF: "Unser frühes Abwenden von der gesellschaftlichen Realität als Bezugspunkt unserer Politik und die damit einhergehende Isolierung sind zu kritisieren, weil so keine tatsächlich relevante politische Kraft aufzubauen war." Leider bleibt sie uns die Antwort schuldig, worin die Gründe für diesen Realitätsverlust bestanden. Wir meinen, dass die Gründe in den fehlenden theoretischen Grundlagen zu suchen sind. Die RAF waren theorielose BewegungspolitikerInnen, deren Praxis und Organisation schnell zum Selbstzweck verkamen, weil der Bauch und nicht der Kopf das Handeln bestimmte. Zwischen ihnen und Lenins Partei liegen daher ideologische Lichtjahre.

TREND im Netz - hier die jüngsten Zahlen:

Die BesucherInnenzahlen vom Oktober 2007, in Klammern 2006, 2005

  • Infopartisan gesamt: 127.542 ( 96.118 , 56.462 )
  • davon TREND: 93.187 ( 64.499, 36.524)

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  • 764 BesucherInnen verbuchte die Agit 883 Seite.
  • Es wurden 2.034 Ausgaben der Agit 883 aufgerufen.
  • 4263 Seiten wurden im Rockarchiv abgerufen

Die am meisten gelesene Seite im Oktober 2007 war:
http://www.trend.infopartisan.net/trd0907/inhalt.html :  4.552

Der am meisten gelesene TREND-Artikel im Oktober 2007:
http://trend.infopartisan.net/trd0299/akt020299.html : 1.232
Pressemitteilung zur Entführung von Abdullah Öcalan

Der am meisten gelesene TREND-Artikel der Oktober 2007-Ausgabe:
http://trend.infopartisan.net/trd1007/edit1007.html: 373
Editorial: Vom Querkopf zur Querfront