aus *UZ* unsere zeit, Zeitung der DKP, Nr. 50 12. Dezember 1997Zur Tarifpolitik der IG BCE Nur die Unternehmerinteressen
sind gut vertreten12/1998
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Anti-Quariat
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D-10969 BerlinDie Herausgeber des "Bergarbeiter-Info" befassen sich in der Ausgabe Nr. 25 vom Dezember 1998 sehr ausführlich und informativ mit der Tarifpolitik in ihrem Bereich: Es ist inzwischen allzu deutlich, mit wieviel vorauseilendem Gehorsam, mit wieviel Verständnis für die "notleidende RAG bzw. DSK" die IG BCE agiert. Ihre eigentliche Aufgabe, die Vertretung unserer Interessen nämlich, wird dem Unternehmensinteresse untergeordnet. Letztes und empörendes Beispiel hierfür ist die Zustimmung zur Stillegung von "Ewald/Hugo" ohne Wenn und Aber. Kein kritisches Wort, keine Aufnahme der Forderungen der Kumpel, daß die fehlenden 400 Millionen DM dann aus anderen Konzernbereichen der RAG zurückfließen müßten. Schließlich seien das ja die umgeschichteten Subventionen für den Bergbau. Stattdessen volle gewerkschaftliche Unterstützung für den Kurs, schon 2002 den Kapazitäts- und Personalabbau abzumelden, der erst für 2005 vorgesehen war.
Auch bei den Tarifen: Zurückhaltung!
Auch im Tarifgeschäft hält die IG BCE diese Linie durch. Vollmundig war die Rede davon, daß der Kumpel nicht von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt werden dürfe. 1,4 Prozent, erst ab September aber sind 1,2 Prozent Lohnerhöhung! Gemessen an den Lohnverlusten der letzten Jahre bedeutet das weiter Lohneinbuße - ganz zu schweigen von der Preisentwicklung, die im Vorfeld schon die armseligen 1,2 Prozent verschlungen hat.
Wie spiegelt diese Lohnentwicklung eigentlich die ständige Leistungssteigerung pro Mann und Schicht wider? Millionen DM werden in den Sand gesetzt, veruntreut, für unsinnige Einrichtungen überteuert bei den RAG-Töchtern eingekauft, verschleudert. Wessen Interesse vertritt die IG BCE denn angesichts dieser Lage mit ihrer Lohnzurückhaltung?
Viele Fragen blieben und Unklarheiten
Aber auch die anderen "Tarifergebnisse" haben es in sich. Da ist z. B. das "Langzeitkonto" für die Jahrgänge ab 1955: Die genauen Bedingungen und Umstände waren noch nicht einmal den Verhandlungsführern klar, als den betroffenen Kumpels schon mit "Nachdruck" empfohlen wurde, vom Langzeitkonto Gebrauch zu machen. Erst viel später stellte sich heraus, daß die Vergütung der Mehrarbeit auf dem Freizeitkonto sich nicht nach dem zurückgestellten Lohn, sondern nach der Grundvergütung des Vormonats vor dem Ausscheiden richtet. Die Forderung nach Verzinsung des zurückgestellten Lohnes, wie die Kumpel völlig berechtigt verlangten, fand nicht einmal Eingang in die Verhandlungen. Ob für den angesparten Freizeitblock dem Rentenkonto der Leistungszuschlag gutgeschrieben wird, konnte ebenfalls niemand sicher beantworten.
Daß wir bisher möglichst PF-Schichten und abzufeiernde Mehrarbeit stehen ließen, damit möglichst der Zeitpunkt hinausgeschoben wird, zu dem Freischichten vom Weihnachtsgeld eingekauft werden müssen, wird nun umgekehrt: Da die zurückgestellte Freizeit erst später verfügbar wird, denn sie muß ja festgelegt werden, rückt natürlich der Zeitpunkt viel früher nahe, an dem Freischichten "gekauft" werden müssen. Auf unsere Kosten wird der Personalabbau beschleunigt.
Auch bei der Teilzeitarbeit nur Unklarheiten: Wie soll sie aussehen, wenn sie nicht nur in der Verwaltung, sondern auch vom Kumpel in Anspruch genommen wird? Oder gilt dieser Tarif nur für die Verwaltung?
Halbe Schichten untertags kommen wohl kaum infrage. Könnte also erst vollschichtig gearbeitet werden und dann früher abgekehrt werden, wobei die vollschichtige Arbeitszeit "gestreckt" würde. Aber wie würde sich das auf die Krankenversicherungspflicht auswirken, wie sieht es mit dem Leistungszuschlag aus? - So viele Fragen, so wenige verbindliche Auskünfte!
Abgewälzt auf die Betriebsräte, abgeschoben in eine Kommission
Aber in anderen Fragen verhält sich die IG BCE Arm in Arm mit den Unternehmern verbindlich: Die Verpflichtung zur Mehrarbeit, wie auch die Gewerkschaften sie im Paragraph 18 des Manteltarifvertrages festgeschrieben haben, wird mit
Nachdruck und Rundschreiben betont. Wer trotz Aufforderung zur Mehrarbeit nicht antritt, dem möchte man eine "Blaue" eintragen. Flexibilisierung unter Zwang!
Wo uns Kumpel aber der Schuh drückt, nämlich bei der unseligen Klimaschichtenangelegenheit und dem heillosen Durcheinander bei deren Handhabung wurde der ganze Druck auf die Betriebsräte abgeladen: Die mußten Zeche für ZecheVereinbarungen aushandeln.
Jetzt wurde wieder alles offengelassen und nach dem Motto: "Wenn du nicht mehr weiter weißt, bilde einen Arbeitskreis!" eine Kommission eingesetzt. Ob diese Kommission überhaupt schon getagt hat, ist unbekannt, geschweige die Richtung, in die verhandelt werden soll, oder mit welchen Vorstellungen unsere Interessen vertreten werden sollen. - Geheimkommission also?
Innerlich sind viele schon ausgetreten
Bei solcherart Tarifpolitik und Interessenvertretung durch die IG BCE wird auf Dauer wohl nur der Druck durch die PS-Direktoren und die Abhängigkeit bei den künftigen Verlegungen etc. verhindern, daß die Kumpel sich massenhaft von der Gewerkschaft abwenden. Innerlich sind die meisten schon ausgetreten, haben Vertrauensleute einen zunehmend schweren Stand. Wer will auch überzeugt solche Politik verkaufen? Denn es ist eine Unwahrheit zu sagen: Am besten vertreten wir eure Interessen, wenn wir die Interessen des Unternehmens wahrnehmen
.Bei dieser Interessenvertretung hat bisher nur der Konzern profitiert. Uns dagegen bleibt nur die unbewiesene Legende vom Ausschluß betriebsbedingter Kündigung. Und selbst das - wie lange noch?