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1.9.1939 - 1.9.1999
In Erinnerung und Mahnung
an den Überfall auf Polen 1939
Gegen die NATO-Aggression in Jugoslawien 1999

Erklärung des Sekretariats
des Parteivorstandes der DKP
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Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen der zweite Weltkrieg. Große Teile Europas wurden ein Opfer der Nazihorden und ihrer Verbündeten. Der Krieg wurde ausgeweitet. Deutschland und seinen Hauptverbündeten Italien und Japan sowie deren Satellitenstaaten führten einen Eroberungs- und Angriffskrieg gegen die Antihitlerkoalition, bestehend vor allem aus der Sowjetunion, den USA und Großbritannien, der vier Kontinente erfaßte: Europa und Afrika, Asien und Australien/ Ozeanien.

Mit militärischer Gewalt und Krieg begann der deutsche Imperialismus am 1.September 39 - nach der Angliederung Österreichs und der Annexion der Tschechoslowakei 38/ 39 - seine Pläne um die Neuaufteilung der Welt und die Vorherrschaft des deutschen Kapitals zu verwirklichen. Das Monopol- und Finanzkapital wollte neue Rohstoffmärkte und Absatzgebiete gewinnen. Vor allem im Osten, in der Sowjetunion. Dazu unterjochte der deutsche Faschismus halb Europa und errichtete - zum Teil mit Hilfe seiner Verbündeten und der Kollaborateure in den überfallenen Ländern eine Schreckensherrschaft. Am Ende blieben verwüstete Länder, unendliche Zerstörung, Tod, Hunger und Elend.

Auschwitz, Theresienstadt, Buchenwald, Belgrad, Chatyn, Coventry, Distomo, Kragujevac, Leningrad, Lidice, Marzabotto , Oradour, Rotterdam, Salaspils, Warschau ... - das sind nur einige Orte, die für das Ausmaß der Verbrechen und  das Großmachtstreben des deutschen Imperialismus stehen. Über 50 Millionen Menschen mußten dafür mit dem Leben bezahlen. Mehr als 20 Millionen Tote hatte allein die Sowjetunion zu beklagen. Ihre Völker brachten das größte Opfer im Kampf gegen die faschistische Barbarei. 6 Millionen Bürger Polens wurden Opfer des Faschismus, 1,7 Millionen Bürger Jugoslawiens, 650000 Frankreichs. 273000 US-Amerikaner und 375000 Briten blieben auf den Schlachtfeldern des 2.Weltkrieges zurück.

6 Millionen Juden, 220000 Sinti und Roma wurden systematisch und fabrikmäßig von den Faschisten ermordet. Jeder Widerstand gegen das Naziregime und den Krieg wurde brutal unterdrückt. In den Zuchthäusern und Konzentrationslagern starben deutsche Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Pazifisten, wurden Widerstandskämpfer aus ganz Europa eingesperrt, gequält und ermordet. Der antifaschistische Widerstandskampf in Deutschland, der Menschen aus allen sozialen Schichten und unterschiedlicher weltanschaulicher Orientierung erfaßte, und an dem die deutschen Kommunisten den größten Anteil hatten, zeigte aber, daß es nicht nur das verbrecherische Naziregime, sondern immer auch ein anderes Deutschland gab.

Nach der Befreiung der Völker vom Hitlerfaschismus erhofften sich die Menschen eine Welt ohne Krieg und Faschismus. "Lieber bei Wasser und Brot leben, als je wieder Krieg", war die Meinung vieler, vor allem auch in Deutschland. Die Forderungen antifaschistisch-demokratischer Kräfte in unserem Land gingen weiter: "Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg". Aus der unheilvollen deutschen Geschichte wurden jedoch nur in einem Teil Deutschlands, auf dem Gebiet der DDR, die Schlußfolgerungen gezogen. Dort wurden die Finanziers und Profiteure des deutschen Faschismus, die Hitler an die Macht gebracht hatten, bestraft und enteignet. Antifaschistisch-demokratische Forderungen wurden durchgesetzt, eine Bodenreform durchgeführt usw. Auf dem Gebiet der BRD (und Westberlins) wurde die historische Chance zum Neubeginn nicht genutzt. Die Restauration der alten Macht- und Herrschaftsverhältnisse durch das ausländische und deutsche Finanzkapital ging Hand in Hand mit dem Wiedererstehen des Antikommunismus als Staatsdoktrin.

Und so sind wir heute in einer Situation, in der erneut gefordert werden muß, endlich die Lehren aus der deutschen Geschichte, aus Krieg und Faschismus zu ziehen. Wie wenig hier aus der Geschichte gelernt wurde, zeigt der unglaubliche Umgang mit jenen, die von den Faschisten als Arbeitssklaven verschleppt wurden und unter unmenschlichen Bedingungen für deutsche Konzerne und Unternehmen schuften mußten.

Wir fordern die bedingungslose und sofortige Entschädigung aller Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter!

Die gegenläufige Entwicklung in den beiden deutschen Staaten zerstörte schon bald die Hoffnung auf ein Leben in dauerhaftem Frieden. Der kalte Krieg bestimmte die Verhältnisse.  Aber über 40 Jahre Sozialismus in Europa bedeuteten: Sicherung des Friedens in Europa, Verhinderung der Weltherrschaftspläne des Imperialismus. "Gäbe es noch die DDR, dann gäbe es keine deutsche Beteiligung an den Bombardierungen in Jugoslawien" konnte man auf Transparenten lesen, die 1999 auf vielen Demonstrationen gegen den NATO-Krieg in Jugoslawien getragen wurden. Gibt es eine andere Losung, die besser kennzeichnet, welche Auswirkungen auf den Frieden die Niederlage des europäischen Sozialismus hat?

Als angebliche "polnische Terroristen" wochenlang "Jagd auf deutsche Bürger gemacht hatten" - so das tägliche Trommelfeuer 1939 aus der faschistischen Presse, sprach der "Führer" die für die Rüstungsindustrie profitablen Worte: "Ab 5.45 Uhr wird zurück geschossen!"

Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Vergleichen wir damit doch einmal die hierzulande durch die Mehrheit der Medien verbreiteten Meldungen aus dem Kosovo zwischen März und Juni 1999 und die dazu gehörigen Aussagen von Schröder, Scharping und Fischer.

Emotionalisierung und Desinformation der Öffentlichkeit standen am Beginn des verbrecherischen Überfalls auf Polen. Emotionalisierung und Desinformation begleiteten auch die völkerrechtswidrige NATO-Aggression gegen Jugoslawien 1999. Man sprach von einer "humanitären Katastrophe", gar von einem "neuen Auschwitz". Damit wurde versucht, den Antifaschismus zu instrumentalisieren. Wie schon 1941 bombardierten 1999 deutsche Flugzeuge wieder Belgrad. Wieder stehen deutsche Soldaten als Besatzer auf dem Boden der souveränen Republik Jugoslawien.

Im 2. Weltkrieg verübten die faschistischen deutschen Aggressoren grauenhafte Verbrechen und Massaker an der Zivilbevölkerung. Sie hinterließen Vernichtung und Verwüstung.

Ist es da verwunderlich, daß die gegenwärtige Lage im Kosovo und die vorhergehenden mörderischen Bombardements ziviler Ziele in Jugoslawien durch die NATO nicht nur die Menschen in Jugoslawien an die Verbrechen der Nazis erinnern?

Denn unter den Augen der NATO vollzieht sich im Kosovo jetzt eine gewaltsame ethnische Säuberung, die Vertreibung der Serben und Roma. Der Schutz der Besatzungstruppen für die noch verbliebene nicht-albanische Bevölkerung im Kosovo vor den Terrorbanden der UCK, die täglich Menschen foltern, vergewaltigen und ermorden, ihre Häuser, Betriebe, Wohnungen plündern und brandschatzen ist völlig unzureichend. Im Kosovo wurde beispielsweise im deutschen Besatzungssektor de facto ein militärisches Protektorat eingerichtet. Ein Vorspiel für künftige Bundeswehreinsätze im Innern der Bundesrepublik?

Heute gedenken wir des 60. Jahrestages des Überfalls auf Polen. Erinnerung und Mahnung bedeutet heute, den Kampf um Frieden insgesamt und insbesondere den Widerstand gegen die imperialistische NATO-Aggression gegen Jugoslawien zu verstärken.

Im Schwur von Buchenwald heißt es: "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel". Daran ändert sich nichts. Das ist auch das Ziel der DKP und aller antifaschistischen, demokratischen und friedliebenden Menschen in diesem Land.

Die DKP unterstützt die Vorbereitung eines Tribunals gegen die NATO-Aggression in Jugoslawien. Die DKP fordert angesichts der NATO-Aggression, der ersten Schritte zur Verwirklichung der neuen NATO-Strategie, des Mitwirkens der BRD und der Bundeswehr an einem völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Angriffskriegs gegen die souveräne Bundesrepublik Jugoslawien:

  • NATO raus aus dem Balkan, Bundeswehr zurück in bundesdeutsche Kasernen!
  • Wiedergutmachung der im Krieg in Jugoslawien angerichteten Schäden ohne Vorbedingungen!
  • Bleiberecht für Kriegsflüchtlinge! n Weitreichende Abrüstungsschritte bis hin zur Auflösung der Bundeswehr!
  • Auflösung von NATO und Westeuropäischer Verteidigungsunion (WEU)!
  • Verbot von Rüstungsproduktion und -export!
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