Der Affe kreiste und gebar fast nichts
SIB, GAM/Revo und die isl weiterhin auf Anschlusssuche im bundesdeutschen Zirkelwesen

Das NaO-Gründungsmanifest plus ausgewählter Stellungnahmen zusammengestellt und eingeleitet von Karl-Heinz Schubert

01-2014

trend
onlinezeitung

SIB, GAM/Revo und die isl haben sich am 6.-8.12. 2013 auf einem so genannten bundesweiten Treffen in Berlin auf ein programmatisches Manifest (nahezu) geeinigt, das die politisch-ideologische Grundlage einer seit März 2011 propagierten und nun gegründeten Neuen antikapitalistischen Organisation (NaO) bilden soll.

Sie wird ab 2014 in Berlin und Potsdam mit zwei Ortsgruppen an den Start gehen. Ursprünglich sollte sie einmal organisatorisch bundesweit aufgestellt sein und die Traditionslinke mit dem postautonomen Spektrum zu einer politischen Kraft links von der Linkspartei für eine Kapitalismus aufhebende Politik zusammenschließen. (Siehe dazu die entsprechenden Stellungnahmen und  Absichtserklärungen in der TREND-Doku:  Texte zur antikapitalistischen Organisations- und Programmdebatte)

Im Editorial der Nr. 11/2013 verglichen wir die zweieinhalbjährige Entwicklung des NaO-Projekts von einem Netz - zeitweilig bestehend aus rund 19 BRDweit mit- und gegeneinander diskutierenden Gruppen - zu einem Zweckbündnis von drei Mini-Gruppen in zwei nebeneinander liegenden Städten (Berlin, Potsdam) despektierlich mit dem Tod eines Zirkusaffen. Das bezog sich zu diesem Zeitpunkt nur auf die quantitative Seite des Niedergangs. Heute, wo das Manifest der geneigten Öffentlichkeit zur Bewertung angeboten wird, kann auch das qualitative Ergebnis des NaO-Prozesses beurteilt werden und ohne Skrupel in Anlehnung an das Bild vom kreisenden Berg anschließend an das Editorial mit dem Bild eines kreisenden Affen etikettiert werden, der inhaltlich kaum mehr als ein sozialreformistisch wehendes Vakuum gebar.

Komik und Tragik liegen bisweilen dicht beieinander. Im vorliegenden Fall bestand diese Nähe darin, dass im NaO-Prozess sektiererische Kräfte, die ideologisch besonders durch Detlev ("Georgia") Schulze ("DGS") repräsentiert wurden, eine klassenindifferente, nur aufs subjektive Wollen reduzierte Politik durchzusetzen versuchten, wozu sie von prinzipienlosen trotzkistischen Kräfte eingeladen wurden. So bekam ein Schaum schlägerischer Eskapismus für zwei Jahre einen Selbstdarstellungraum nebst dazugehöriger Kaspereien. Speziell die SIB-GenossInnen, die jenen DGS als Mitglied und Chefredakteur ihres Blogs beschäftigten, hofften, dadurch Attraktivität in der linken Szene für das NaO-Projekt ("Wir sind nicht die alten Kommi-Opas, sondern die Neuen, die ganz anderen, die für alles Offenen.") zu generieren.

Wie wir wissen: Es kam anders.

Als DGS spürte, das sein elitäres Konzept der Organisierung sich revolutionär dünkender Subjekte an die ideologischen Grenzen des trotzkistisch-programmatischen NaO-Restbestands stieß, setzte er alles daran, die wenigen noch verbliebenenen "postautonomen" Hanseln aus dem NaO-Projekt herauszubrechen. Wider Erwarten dabei unterstützt von einer 150-Prozent-Trotzkisten-Sekte(1) kam im Dezember 2013 das ultimative Ende des "NaO-Prozeses" in Gestalt der nun gegründeten Mini-NaO.

In der Bilanz zeigt sich, dass komische und tragische Aspekte des NaO-Projekts sich nicht die Waage hielten. Es überwog speziell durch operettenhafte Inszenierungen,  im virtuellen Raum, wo das NaO -Projekt schwerpunktmäßig agierte, die Komik. Die Tragik dagegen besteht vor allem darin, dass in fast drei (vertanenen) Jahren mit diesem Projekt nicht nur die Überwindung des Zirkelwesens nicht angepackt wurde (2), sondern gerade auch durch die Gründung der Mini-NaO das Zirkelwesen trotz anders lautender Behauptungen letzlich wieder legitimiert wurde.

Die trotzkistische Mini-NaO wird also nicht umhin kommen, ihrer self-fulfilling prophecy folgend, statt die Überwindung des Zirkelwesens zu propagieren, daran Anschluss zufinden. Angesichts der zahlreichen trotzkistischen Splittergruppen wird es nach dieser (Vor-)Geschichte wohl im linken Spektrum eher heißen: NaO -Kein Anschluss unter dieser Nummer(3).

Trotz alledem: Unserer ChronistInnenpflicht genügend, dokumentieren wir im Folgendem das "Mini"-NaO-Gründungmanifest plus ausgewählte Stellungnahmen:

Anmerkungen

1) Gemeint ist die deutsche Sektion von "Internationale bolschewistische Tendenz".

2) Selbst die "Postautonomen" fühlen sich offensichtlich trotz negativer NaO-Erfahrungen weiterhin in ihrem Mikrokosmos politisch gut aufgehoben und kündigen dort als Konsequenz aus der NaO-Implosion für 2014 an: "Im folgenden Jahr 2014 möchten wir z.B. mit Veranstaltungen an den Debatten der NAO und den mit uns in Kontakt stehenden Gruppierungen theoretisch wie praktisch anknüpfen."

3) Die Gruppe RIO mobilisiert seit August 2013 für eine 4. Internationale auf der Basis einer von ihrer Dachorganisation erarbeiteten Plattform, was einer klaren Absage an NaO-Konzepte gleichkommt.