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Die Verschleppung des Öcalan
Fakten & Meinungen
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Aus "Klassekampen" vom 18.02.1999

(http://www.klassekampen.no/cgi-bin/nyheter.pl/1999/02/1801.html)

DIE GROSSE VERSCHWÖRUNG

Israels Nachrichtendienst Mossad half seinen türkischen Kollegen bei der Jagd nach und bei der Festnahme des Kurdenführers Abdullah Öcalan. Auf allen Gebieten gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Israel.

Von Astor Larsen

Necati Billican, Chef des türkischen Sicherheitsdienstes, hob vor einigen Tagen hervor, daß seine Leute Öcalans Bewegungen genau verfolgen würden, und daß sie sich sicher seien, daß sie ihn zu fassen bekämen. Bei den Suchaktivitäten, die mit der Festnahme Öcalans endeten, war die israelische Hilfe von entscheidender Bedeutung, schreibt das deutsche Nachrichtenbüro DPA.

Für die Türkei hat die eingeleitete strategische Zusammenarbeit mit Israel Früchte getragen. Und auch von Seiten Israels ist eine strategische Entscheidung getroffen worden. Bis ganz seit der Zeit vor gut 50 Jahren als der Staat Israel errichtet wurde, ist er im Mittleren Osten bemüht, Allianzen mit Ländern einzugehen, die nicht der arabischen Welt zugehörig sind. Vor dem Fall des Schahs im Jahre 1979 war der Iran der wichtigste Bündnispartner.

Abdullah Öcalan, der unbestrittene Führer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wurde am 19. Oktober v.J. aus Syrien rausgeworfen. Dies geschah nach einer kraftvollen türkischen Offensive. Die Regierung in Ankara ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie im Falle einer Nicht-Ausweisung des Kurdenführers zum Angriff auf Syrien übergehen würde. Anfang Oktober 1998 mobilisierte die Türkei 10.000 Soldaten und schickte sie in Richtung der syrischen Grenze. Auch wurden Vorbereitungen getroffen, im Folgemonat militärische Manöver unter Beteiligung von rund 50.000 Soldaten in der Grenzregion abzuhalten.

Aber damit nicht genug; nachdem die Türkei das Projekt des Aufstauens von Euphrat und Tigris begonnen hat, insgesamt 22 Dämme, kann das Land die Wassermenge kontrollieren, die nach Syrien fließt. Die Zusage, die 1987 gegeben wurde, spricht von einer Mindestmenge von 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, die nach Syrien reinfließen soll. Im Großen und Ganzen ist diese Zusage eingehalten worden. In Verbindung mit dem Streit um Öcalan, soll die Türkei mit einer drastischen Reduzierung der zugesagten Abgabemenge gedroht haben, die annähernd einer Trockenlegung des Euphrat entsprochen habe, der eine lange Strecke durch Syrien verläuft.

Es war nicht das erste mal, daß derartige Drohungen vorgetragen worden sind. Daß Öcalan ausgewiesen wurde zeigt, daß Syrien diesmal sowohl die Kriegs- als auch die Wasserdrohung als äußerst ernst aufgefasst haben muß. Israel seinerseits befindet sich mit der Türkei in Verhandlungen, - gerade eben über die Versorgung mit Wasser.

DIE ISRAELISCHE KARTE

Syrische Zeitungen schrieben in Verbindung mit den Kriegsdrohungen im Herbst letzten Jahres, daß die Türkei von Israel unterstützt wurde. Syriens Außenminister und der Militärchef sprachen beide von der "israelischen Dimension". Das israelische Interesse besteht sebstredend in einer maximalen Schwächung der syrischen Militärkapazität, läßt jedoch vorzugsweise andere den Job erledigen.

Israel hat sich daher auf ein Abkommen zur Modernisierung des türkischen Militärs eingelassen. Die Türkei hat dieses dankend angenommen, u.a. weil dies das Land in seinem Kampf gegen die kurdische Guerilla stärken wird. Israel wünscht sich eine starke Türkei als Bedrohung gegnüber Syrien. Das wichtigste Projekt besteht darin, daß die Israelis die türkische Luftwaffe modernisieren sollen, vor allem die F-4 Jagdflugzeuge. Allein dieser Vertrag hat einen Wert von 630 Mio. Dollar. Die Türkei, Israel und die USA haben auch zwei gemeinsame Militärmanöver im Mittelmeer abgehalten. Im September 1998 war der damalige türkische Staatsminister Mesut Yilmaz zu Besuch in Israel. Bei diesem Anlaß ließ Benjamin Natanyahu verlauten, daß Israel die Beziehung zur Türkei als "Hauptachse einer regionalen Sicherheitszusammenarbeit" betrachte. Bei verschiedenen Anlässen sind israelische Militärexperten in türkisch Kurdistan beobachtet worden. Israelische Panzerwagen sind in Offensiven gegen die PKK zum Einsatz gekommen, nach Angaben von Journalisten, die dies selbst beobachtet haben. 1995 erschien in Israel ein Buch mit dem Titel Der Kampf gegen den Terrorismus. Der Verfasser war Staatsminister Netanyahu und in diesem Buch wird die PKK als eine "terroristische Organisation" charakterisiert.

DIE INTERESSEN DER USA

Die Unterstützung der Türkei in ihrem Kampf gegen die PKK von seiten der USA hat nicht zuletzt eine ölpolitische Seite. Die USA wünschen, daß eine Pipeline vom Kaspischen Meer durch Georgien und die Türkei verlaufen soll, um im Mittelmeer zu enden. Diese Route ist viel teurer, als wenn die Ölrohrleitung durch Rußland oder den Iran verlegt werden würde. Sollte sich die Alternative der USA durchsetzen, würde dies bedeuten, daß die Rohrleitung durch kurdische Gebiete der Türkei verlegt werden würde, Gebiete in denen die PKK stark verankert ist. Eine Voraussetzung des amerikanischen Projektes ist die Erlangung der vollständigen Kontrolle der Türkei über die aktuellen Gebiete, und da muß die PKK niedergekämpft werden.

[Übersetzt von Per K. Losch]

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