TREND Serie zum 200. Geburtstag

Leben und Werk Friedrich Engels'

von Ernst Engelberg

04/2020

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Das Leben und Wirken von Friedrich Engels umfaßte die Epoche des vormonopolistischen Kapitalismus bis nahe an seinen endgül­tigen Übergang zum Monopolkapitalismus, zum Imperialismus. Dabei war in der Entwicklung des vormonopolistischen Kapitalis­mus selbst das Jahr 1871 ein sehr markanter Einschnitt. Zu dieser Zeit war die Bewegung zur Bildung von Nationalstaaten in Europa und Nordamerika für das 19. Jahrhundert abgeschlossen, wenn auch noch nicht vollendet, und die Pariser Kommune versetzte der Herrschaft der Bourgeoisie den ersten Schlag. Weltgeschichtlich war die Zeit bis 1871 die der Stürme, Revolutionen und Kriege zum Siege und zur Festigung des Kapitalismus, damit aber auch des Entstehens und ersten Wachsens der Arbeiterbewegung, der Entstehung des wissenschaftlichen Sozialismus und seiner Ver­schmelzung mit der Arbeiterbewegung, besonders in Deutschland. Nach 1871 begann die Zeit „der vollen Herrschaft und des Nieder­gangs der Bourgeoisie", des Übergangs von der fortschrittlichen zur erzreaktionären monopolkapitalistischen Bourgeoisie und der ideologischen und politischen Vorbereitung und langsamen Kräfte­sammlung auf Seiten der Arbeiterklasse für die proletarische Revolution.(1)

Die historische Größe von Friedrich Engels müssen wir unter dem hier skizzierten Aspekt sehen. Der Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus nutzte die durch die historische Entwick­lung gegebenen objektiven Möglichkeiten voll aus und wurde durch die Einsicht in die ökonomische Entwicklung und in den Gang der Klassenkämpfe seiner Zeit und die von dieser theoretischen Einsicht geleitete praktische Tatkraft zu einer geschichtsmächtigen Persön­lichkeit. Friedrich Engels ist an der Entwicklung der Arbeiter von der Klasse an sich, wie sie der Kapitalismus hervorgebracht hat, zur Klasse für sich, die sich ihrer historischen Mission bewußt wird, die politische Macht zu erringen und den Sozialismus aufzubauen, hervorragend beteiligt gewesen. Sein Werk ist bis zum heutigen Tag unversiegbarer Kraftquell für die Arbeiterbewegung ge­blieben.

Als Kind einer Barmer Kapitalistenfamilie war Engels gleich­sam von Haus aus dazu bestimmt, für die Durchsetzung kapitalisti­scher Produktionsverhältnisse gegen die verschiedenartigen feudal­bürokratischen Hemmnisse zu kämpfen. Revolutionär war sie gewiß nicht, diese Familie Engels, aber doch bestrebt, die in ihrer Fabrik produzierten Spitzen auf dem Weltniveau zu halten und auf den Weltmarkt zu bringen. So herrschte in diesem Hause ein im Rah­men kapitalistischen Profitinteresses gehaltener weltoffener Geist. Es verstand sich von selbst, daß der junge Engels dorthin geschickt wurde, wo etwas zu lernen war und nützliche Geschäftsverbindun­gen zu halten waren — in das kapitalistische Musterland England, in das dortige Textilzentrum Manchester.

Doch Friedrich Engels war auch Kind seiner Zeit — einer Zeit, da die bürgerliche Opposition in Deutschland vornehmlich auf dem ideologischen Gebiet aktiv wurde. Junghegelianertum, zunächst in der Religions- und Bibelkritik, und jungdeutsches Demokratentum im Geiste eines Ludwig Börne bestimmten die erste politische Ent­wicklungsetappe von Friedrich Engels. Der Ehrgeiz, eine Gelehr­tenkarriere zu machen, war bei ihm — auch von der Familie her — so wenig ausgeprägt, daß er ein Jahr vor dem Abitur das Gymna­sium verließ. Sein Vater zwang ihn, in das Geschäftsbüro einzu­treten. Auf seinem Kontorpult erledigte er seine geschäftlichen wie, seine literarisch-politischen Arbeiten. So war sein Lebensstil von früh an darauf ausgerichtet, Praxis und Theorie, Handeln und Denken miteinander zu verbinden. Auch in der Zeit, als Engels während seiner Militärzeit in Ber­lin dem Kreis der „Freien", einer im vollen Sinne des Wortes „losen" Gruppe anarchistelnder Intellektueller, angehörte, zeichne­ten sich seine Aufsätze und Pamphlete durch das entschiedene Zu­rückweisen jeglichen Kompromisses mit dem Adel und der Mon­archie aus. Er wußte schon damals, daß wirklicher Patriotismus sich mit entschiedenem Demokratentum verbinden muß, daß die Verbindung von Nation und der jeweils geschichtlich höchstmög­lichen Demokratie die Gesamt- und Zukunftsinteressen des Volkes am besten wahrt.

Aber so sehr Engels jene Phase der Französischen Revolution, in der die Monarchie gestürzt und die demokratische Republik errich­tet wurde, begrüßte — lange konnte er den hehren Losungsworten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" keinen Glauben schenken. Dieser höchst begabte Intellektuelle, der sich aus Büchern ein enzy­klopädisches Wissen anzueignen wußte, lernte nicht minder inten­siv aus dem Leben seiner Zeit. Schon in seiner Wuppertaler Heimat wurde er mit dem schrecklichen Elend der dortigen Fabrikarbeiter bekannt und schilderte es in einer erschütternden Darstellung, ohne es richtig erklären zu können. Erst die Klassenkämpfe in England, die er miterlebte, lehrten ihn historische und politische Dialek­tik. Die von den Chartisten organisierte mächtige Streikbewegung im Sommer 1842 ließ ihn mit dem bürgerlichen Radikalismus bre­chen. Er kritisierte scharf die „bloßen" Republikaner, „da die Repu­blik ebenso heuchlerisch, ebenso theologisch, ebenso gesetzlich un­gerecht sein würde als die Monarchie"(2). Als die „wahre Revolution" anerkannte Engels nur die „soziale Revolution".(3) Doch war und blieb ihm die Demokratie ein „Durchgangsstadium".

Engels hat gezeigt, daß ein Demokrat in der Zeit des entfalte-Classenkampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie konse-terweise revolutionärer Sozialist, Kommunist, werden muß. e enge Zusammenarbeit zwischen Marx und Engels datiert vom ommer 1844; jeder war auf seine Weise zu einer ideologischen ion gekommen, auf der sie voll übereinstimmten. Engels te in den Freundschaftsbund eine enge Verbundenheit mit praktischen Leben und eine erstaunliche Spannkraft im poli-m Tageskampf. 1845/46 waren die Grundlagen des wissen­tlichen Sozialismus ausgearbeitet. Dazu gehörte das zeit-ichtliche Buch „Die Lage der arbeitenden Klasse in England  — ein Werk von Engels, das in seiner gründlichen Schilderung der Leiden der Arbeiterklasse eine leidenschaftliche Anklage gegen den Kapitalismus und die Bourgeoisie war.

Im wissenschaftlichen Sozialismus wurden die Erfahrungen der Klassennkämpfe, besonders zwischen Proletariat und Bourgeoisie, das für die drei größten Länder Europas charakteristische Gedankengut: die deutsche klassische Philosophie, die englische politische Okonomie und der französische Sozialismus, kritisch und zu einer qualitativ neuen Einheit verarbeitet.

Die Tatsache, daß der wissenschaftliche Sozialismus von deutschen, ursprünglich bürgerlichen Intellektuellen geschaffen wurde, spiegelt die objektive historische Situation des damaligen Deutschlands: Beim Herannahen der bürgerlichen Revolution in vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts haben die sich entwickelnden Widersprüche zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie die Widersprüche zwischen dem Feudalismus und der Bourgeosie, der damals noch führenden antifeudalen Kraft, wesentlich beeinflußt. Das bedeutete, daß einerseits die Bourgeoisie zu einem Kompromiß mit dem Adel und der Monarchie geneigter wurde, andererseits, daß das dem feudalen Absolutismus gegenüber feindliche Proletariat und viele demokratische bürgerliche Intellektuelle die bürgerliche Revolution hinaus strebten. Ob diese überhaupt übersprungen werden könne - darum ging es dann in dem Streit  über die taktische Generallinie, die die Arbeiterbewegung am Vor­abend der bürgerlichen Revolution einzuschlagen habe.

In den Jahren 1836 bis 1838 wandten sich wandernde proleta-risierte Handwerksgesellen, damals die politische Vorhut der deut­schen Arbeiter, vom bürgerlich-demokratischen Bund der Geächte­ten ab und bildeten den Bund der Gerechten. Die Ideologie des Bundes wurde im wesentlichen der Weitlingsche Arbeiterkommu­nismus, der in seiner Zielsetzung revolutionär war, aber in der ideo­logischen Begründung und seinem utopischen Inhalt mit der bür­gerlichen Denkweise noch nicht gebrochen hatte. Der Drang der im Bund der Gerechten organisierten proletarisierten Handwerksgesel­len, vom utopischen zum wissenschaftlichen Sozialismus überzu­gehen, war am stärksten bei jenen, die in England lebten, das heißt unter den Bedingungen des damals höchstentwickelten Kapitalis­mus und der höchstentwickelten Arbeiterbewegung in Gestalt des Chartismus.

 

In Deutschland selbst waren neue Bedingungen des Klassen­kampfes herangereift: die größere Bedeutung des Fabrik- und Manufakturproletariats, das im schlesischen Weberaufstand 1844 revolutionäre antikapitalistische Ziele verfolgte, und das Heran­nahen der bürgerlichen Revolution. Ihre Bedeutung für den prole­tarischen Befreiungskampf wollten weder der Weitlingsche Arbei­terkommunismus noch der kleinbürgerliche „wahre Sozialismus", der sich auf den von jeglicher Klassenzugehörigkeit abstrahierten Menschen berief und in der Praxis den Kampf sowohl um die bür­gerlich-demokratische als auch um die sozialistische Revolution hemmte, anerkennen. Die Vorhut des Proletariats mußte zunächst einmal aus Gründen der richtigen taktischen Orientierung beide vulgärsozialistische Systeme überwinden. Aber es ging um mehr: nämlich im Gegensatz besonders zu dem gefühlsmäßigen Arbeiter­kommunismus WTeitlings um die wissenschaftlich begründete Klar­legung der weltgeschichtlichen Mission des Proletariats, die über das Anliegen der bürgerlichen Revolution weit hinausgeht; es ging um die dialektische und darum von Entwicklungsetappe zu Entwicklungsetappe stets neu zu überprüfende Einheit von Gegen­wartsbewegung und revolutionärem Zukunftsziel, von Praxis und Theorie.

 

In den Jahren 1846 bis Ende 1847 vollzog sich der Verschmel­zungsprozeß des wissenschaftlichen Sozialismus mit einem kleinen Vortrupp der Arbeiterbewegung. Er wurde von Marx und Engels, die im Brüsseler Korrespondenz-Komitee ein organisatorisches Zen­trum hatten und die sich beständig mit allen vulgärsozialistischen und -demokratischen Auffassungen auseinandersetzten, ideologisch und politisch geleitet. Diese Auseinandersetzungen sind in ihrem prinzipiellen Kern auch heute noch für den Kampf gegen den modernen Revisionismus von Bedeutung.

 

Der ethische, idealistische Sozialismus, der all die verschiedenen vulgärsozialistischen Systeme gleichsam als Oberbegriff in sich zu­sammenfaßt, geht in doktrinärer, also wirklichkeitsfremder Weise von angeblich universellen, allgemeingültigen Prinzipien des „wah­ren", von jeglicher Klassenzugehörigkeit abstrahierten Menschen aus. Diese Prinzipien müssen früher oder später die Befreiungs­bewegung des Proletariats hemmen, zersetzen und ins Schlepptau des Klassengegners bringen, ja in zugespitzten Situationen gerade­zu konterrevolutionär wirken; denn die vom Proletariat entwickel­ten Kampfformen und getroffenen Kampfmaßnahmen werden immer wieder in Konflikt geraten mit den angeblich ewig gültigen Geboten der Moral und Gerechtigkeit. In der gesellschaftlichen Wirklichkeit ist der idealistisch-ethische Sozialismus ideologischer Ausdruck isolierter Intellektueller oder kleinbürgerlicher und halb-proletarischer Schichten.

 

Friedrich Engels, der vom Spätsommer 1846 im Auftrag des Brüsseler Korrespondenz-Komitees viele Monate in Paris wirkte, hat im Schreinerzirkel gegen den „wahren" Sozialismus den prole­tarischen Standpunkt nach langen Diskussionen durchgedrückt und den Mitgliedern die Aufgabe gestellt, „die Interessen der Proleta­rier im Gegensatz zu denen der Bourgeois durchzusetzen".(4)

 

In einer Polemik gegen den bürgerlichen Demokraten Karl Heinzen legte Friedrich Engels 1847 gegenüber dem idealistisch­ethischen Sozialismus den materialistisch-wissenschaftlichen Sozia­lismus dar: „Der Kommunismus ist keine Doktrin, sondern eine Bewegung-, er geht nicht von Prinzipien, sondern von Tatsachen aus. Die Kommunisten haben nicht diese oder jene Philosophie, sondern die ganze bisherige Geschichte und speziell ihre gegen­wärtigen tatsächlichen Resultate in den zivilisierten Ländern zur Voraussetzung. Der Kommunismus ist hervorgegangen aus der großen Industrie und ihren Folgen, aus der Herstellung des Welt­markts, aus der damit gegebenen ungehemmten Konkurrenz, aus den immer gewaltsameren und allgemeineren Handelskrisen, die schon jetzt zu vollständigen Weltmarktskrisen geworden sind, aus der Erzeugung des Proletariats und der Konzentration des Kapitals, «aus dem daraus folgenden Klassenkampfe zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Der Kommunismus, soweit er theoretisch ist, ist der theoretische Ausdruck der Stellung des Proletariats in diesem Kampfe und die theoretische Zusammenfassung der Bedingungen der Befreiung des Proletariats."(5) Seit dem welthistorischen Oktober 1917 (siebzig Jahre, nachdem die klassischen Worte von Engels nie­dergeschrieben worden waren) muß man noch hinzufügen: Dar­über hinaus ist der Kommunismus die theoretische Zusammenfas­sung sowohl des Aufbaus des Sozialismus unter den Bedingungen des Arbeiter-und-Bauern-Staats wie auch der Bedingungen des Aufbaus der klassenlosen Gesellschaft.

 

Friedrich Engels' Kampf um die Vereinigung von wissenschaft­lichem Sozialismus und Arbeiterbewegung war dadurch gekrönt, daß er das Kommunistische Manifest unmittelbar vorbereitete; Ende Oktober 1847 schrieb er nämlich als Programmentwurf des „Bundes der Kommunisten" in Katechismusform die „Grundsätze des Kommunismus". Marx hat dann das in Inhalt und Form klas­sische Dokument des „Manifests der Kommunistischen Partei" allein niedergeschrieben.

 

Das Kommunistische Manifest erschien am Vorabend der bür­gerlichen Revolution. Das erklärte Ziel des Bundes der Kommu­nisten (oder der Kommunistischen Partei) war die Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, der Aufbau einer klassenlosen, planmäßig geleiteten Gesellschaft und als Vorausset­zung die proletarische Revolution. Ausgehend von der Erkenntnis, daß keine Etappe in der gesellschaftlichen Entwicklung übersprun­gen werden kann, trat die revolutionäre Vorhut der jungen deut­schen Arbeiterklasse zunächst für eine möglichst konsequente Durchführung der bürgerlich-demokratischen Revolution ein. Ohne die besonderen Interessen der Arbeiterklasse und ihr Ziel, die politische Macht zu erringen, aus dem Auge zu verlieren, erklärte der Bund der Kommunisten, die deutsche Bourgeoisie zu unterstüt­zen, solange und insoweit sie revolutionär auftrat im Kampf gegen Königtum, Adel und Zunftwesen.

 

Zur Lösung des Widerspruchs zwischen dem Charakter der Pro­duktivkräfte und den feudalen Produktionsverhältnissen hatte die Revolution von 1848 die absolutistische Herrschaft der feudalen Kräfte zu stürzen, die nationale Einheit herzustellen, die Demokra­tisierung Deutschlands durchzusetzen und eine demokratische, friedliche Außenpolitik zu verfolgen. Die Anfang April 1848 vom Bund der Kommunisten formulierte Forderung nach der „einigen, unteilbaren Republik für ganz Deutschland" betrachtete den Natio­nalstaat als das Ergebnis einer Massenbewegung. Der gegen den Adel und die Dynastien zu erkämpfende deutsche Nationalstaat sollte sich auch außerhalb Deutschlands Freunde verschaffen, also auf Unterdrückung fremder Völker verzichten und ihre national­revolutionäre Freiheitsbewegung unterstützen.

 

In der Revolution zeigten sich die hervorragenden Eigenschaften und Fähigkeiten Engels' in vollem Licht: sein weiter und wissen­schaftlich geschulter Blick, seine Praxisverbundenheit, seine Viel­seitigkeit, seine Spannkraft und Elastizität. Engels war nicht nur führend an der Ausarbeitung der taktischen Grundlinie des Bundes der Kommunisten und der „Neuen Rheinischen Zeitung", die sich als das revolutionäre „Organ der Demokratie" bezeichnete, be­teiligt; die Raschheit und Sicherheit seines' Arbeitens führten von selbst dazu, daß die meisten Leitartikel aus seiner Feder stammten.

 

In fröhlicher Kampflust polemisierte er mit schwer zu überbie­tendem Sarkasmus und schneidender Schärfe gegen die Kompro­mißsucht der liberalen Märzminister und den parlamentarischen Kretinismus der Frankfurter und Berliner Nationalversammlung. Im Gegensatz zu dem revolutionär-demokratischen Patriotismus von Marx und Engels paktierte die Mehrheit der deutschen Bour­geoisie mit den Dynastien. Sie bekämpfte den revolutionären Mas­senkampf, verriet den antifeudalen Kampf der Bauern, verzichtete darauf, den Dynastien und dem alten Bundestag gegenüber die Nationalversammlungen in Frankfurt und Berlin als einzigen lega­len Ausdruck des souveränen Willens des deutschen Volkes zu er­klären, sie verriet den Befreiungskampf der Schleswig-Holsteiner und trat dem Freiheitskampf anderer Völker entgegen.

 

In einer Artikelserie trat Engels für die aktive Unterstützung des polnischen Unabhängigkeitskampfes ein. Auf der anderen Seite bekämpfte er mit großer Leidenschaft den pseudodemokratischen Panslawismus eines Bakunin. Die sogenannten demokratischen Panslawisten wollten sich nur unter der Bedingung der Revolu­tion anschließen, daß kein einziges Glied der slawischen Völker­familie bei dem von ihnen erstrebten panslawischen Reiche fehlte. Dabei sahen sie ganz davon ab, daß das eine oder andere slawische Volk Vorposten des Zarismus, des Hauptfeindes der demokratischen Revolution in ganz Europa, sein könnte. Engels rief den demokra­tischen Panslawisten zu: „Die Revolution aber läßt sich keine Be­dingungen stellen." Und er fuhr folgendermaßen fort: „Entweder ist man revolutionär und akzeptiert die Folgen der Revolution, sie seien, welche sie wollen, oder man wird der Konterrevolution in die Arme gejagt und findet sich, vielleicht ganz wider Wissen und Willen, eines Morgens Arm in Arm mit Nikolaus und Windisch-grätz."(6)

 

Die Niederlage der Pariser Arbeiter in der Junischlacht 1848 war der Wendepunkt in der revolutionären Entwicklung ganz Europas. Von da ab machte die Konterrevolution in Deutschland die ersten Schritte und konkrete Pläne, sich ihrer liberalen Ver­bündeten zu entledigen. Die reaktionären Junker sammelten sich und bereiteten die bewaffnete Niederschlagung der revolutionären Massen propagandistisch vor, weshalb sie damals die noch jahr­zehntelang berüchtigte „Kreuzzeitung" gründeten und im soge­nannten Junkerparlament zusammenkamen. Die Armee wurde wieder, wie Engels damals in der „Neuen Rheinischen Zeitung" feststellte, zum ausschlaggebenden Instrument im Staate, und diese Armee unterstand nicht der Bourgeoisie, sondern der feudalbüro­kratischen Schicht und der Krone.

 

Engels war auch außerhalb der Redaktionsräume in der Agita­tion und Organisationsarbeit sehr rührig, so vor und während des Kongresses der demokratischen Vereine der Rheinprovinz und Westfalens im August 1848, wo er seine Kritik hauptsächlich gegen die preußische Bürokratie richtete. Im September schlug er auf einer Volksversammlung eine Adresse vor, in der die Abgeord­neten der Frankfurter und Berliner Nationalversammlung aufge­fordert wurden, den bewaffneten Widerstand gegen die Offensive der Konterrevolution zu organisieren. Doch der Appell war ver­geblich; die kleinbürgerlichen Demokraten wollten die Wahrheit nicht erkennen, daß eine Niederlage besser ist als das demoralisie­rende Ausweichen vor dem Kampf und das widerstandslose Hin­nehmen der reaktionären Streiche.

 

Die entscheidenden Schläge der Konterrevolution fielen im Okto­ber in Wien und im November in Berlin; hier stießen sie auf keinen bewaffneten Widerstand von Seiten der bürgerlichen Opposition, obwohl die Berliner Arbeiter zu diesem Kampf bereit waren, so wie in allen Massenkämpfen des RevolutionsJahres das Proletariat, diese—wie Engels später einmal sagte—„von Natur mutige Klasse", in den vordersten Reihen stand und die größten Opfer für die Sache der Demokratie und der Nation brachte. Durch den Sieg der Kon­terrevolution in den beiden Hauptstädten Wien und Berlin konnte die gemäßigt liberale Verfassung, die die Frankfurter Nationalver­sammlung ausgearbeitet hatte, nicht verwirklicht werden. Diese Verfassung, die bei allen Mängeln einen deutschen Nationalstaat und demokratische Freiheiten vorsah, blieb ein Stück Papier. Die Fürsten weigerten sich, sie anzuerkennen.

 

Eine Erhebung gegen die reichsverräterischen Fürsten war nur noch in Dresden, im Bergischen Lande (in der Heimat von Engels), in der Pfalz und in Baden möglich. Engels wurde Soldat der Revo­lution. In Elberfeld, wo er den bewaffneten Aufstand, besonders mit Unterstützung der Solinger Arbeiter, durch politische und militärische Maßnahmen festigen und weitertreiben wollte, mußte er den tückischen Intrigen der bürgerlichen Kräfte, die in aufge­scheuchtem Eigentumsinstinkt Angst vor ihrer eigenen Courage bekamen, weichen. Nach der Schließung der „Neuen Rheinischen Zeitung" zog er nach der Pfalz und Baden, wo er Adjutant im Wil-lichschen Freikorps wurde. Viele Mitglieder des Bundes der Kom­munisten waren in hervorragender Weise an den bewaffneten Kämpfen der Reichsverfassungskampagne 1849 beteiligt. Sie hatten erkannt, daß die Bewegung über das unmittelbar und bewußt ge­stellte Ziel, die Durchsetzung der von der Frankfurter National­versammlung angenommenen Reichsverfassung, hinausging, und erneuerten deshalb die Losung der sozialen, roten Republik. Voller Stolz schrieb Engels ein Jahr später: „Die entschiedensten Kom­munisten waren die couragiertesten Soldaten."(7)

 

Da die Bourgeoisie und in ihrem Schlepptau das ewig schwan­kende Kleinbürgertum die Revolution aus Furcht vor dem Proletariat, dem sie keine bürgerlich-demokratischen Freiheiten gewäh­ren wollten, verraten hatten, war ihre Niederlage unvermeidlich.

 

Die Bourgeoisie verstand es jedoch, den sehr geringen Anteil an der politischen Macht, den sie 1848 gewonnen hatte, für ihre öko­nomischen Interessen auszunutzen. Trotz der Niederlage der Revo­lution war der endgültige Sieg und die Durchsetzung der kapita­listischen Produktionsweise nicht mehr zu verhindern. Die Nieder­lage der Revolution war jedoch ein großes Verhängnis für das deutsche Volk, weil alle antidemokratischen, aggressiven und dar­um antinationalen Kräfte der deutschen Gesellschaft ungemein ge­stärkt wurden.

 

Nachdem die kapitalistische Konjunktur im Sommer 1850 alle Erwartungen auf einen revolutionären Aufschwung und die erst im Imperialismus fruchtbar gewordene Konzeption der permanen­ten Revolution, also der Überleitung von der bürgerlich-demokra­tischen zur proletarischen Revolution, zunichte gemacht hatte, nachdem ferner Fraktionskämpfe und Kölner Kommunistenprozeß den Bund der Kommunisten ungemein geschwächt hatten, löste sich dieser auf Vorschlag von Marx und Engels auf.

 

Der Bund der Kommunisten gab uns ein hervorragendes Beispiel der Verbindung von Theorie und Praxis und hinterließ ein unver­gängliches Erbe des ideologischen, politischen und ökonomischen Klassenkampfes, angefangen vom Kommunistischen Manifest und den Statuten, über die Neue Rheinische Zeitung, die Tätigkeit in den Arbeitervereinen, die bewaffneten Formationen, die revolu­tionäre Parlamentsarbeit bis zu literarischen Arbeiten der ersten proletarischen Dichter.

 

Das Bewußtsein, Vorkämpfer der weltgeschichtlichen Mission des Proletariats zu sein, ließ Marx und Engels alle Widrigkeiten ihrer materiellen Existenz überwinden. Engels mußte einen ihm verhaßten Beruf übernehmen. Er mußte sich dem „hündischen Kommerz" unterwerfen, bis er sich 1869 einen solchen Vermögens -anteil aus dem kapitalistischen Unternehmen auszahlen lassen konnte, daß seine und Marxens Existenz gesichert war und er seine volle Arbeitskraft der literarischen und politischen Tätigkeit im Dienste der Befreiung der Arbeiterklasse widmen konnte.

 

Für Marx und Engels begann in den fünfziger Jahren eine Zeit intensiven wissenschaftlichen Arbeitens. Die beiden Freunde hat­ten die Arbeit so unter sich geteilt, daß sich Marx mit der franzö­sischen Geschichte, vornehmlich der Zeitgeschichte, beschäftigte -Engels hingegen mit der deutschen Geschichte. In diesen Arbeiten wurde — getreu der Theorie des dialektischen Materialismus — an­schaulich gezeigt, wie alle politischen Kämpfe letzten Endes ihre Wurzeln in den auseinandergehenden ökonomischen Interessen der beteiligten Klassen haben. Mit ungewöhnlichem Scharf sinn wurden die Beziehungen der Klassen und Klassenfraktionen untereinander und zum Staat aufgedeckt und bewiesen, daß alle politischen Kämpfe Klassenkämpfe sind.

 

Im Jahre 1859, als Napoleon III. die oberitalienischen Gebiete der Habsburger angriff, um die Hegemonie in Italien zu errichten und nach diesem Erfolg nachdem linken Rheinufer vorzustoßen, er­faßte das deutsche Volk eine große patriotische Bewegung, die auch von Engels unterstützt wurde, und zwar durch seine in Deutsch­land anonym, aber legal erschienene Schrift „Po und Rhein". Sie ist ein besonders anschauliches Beispiel dafür, wie Engels jegliche abstrakte Prinzipienreiterei fremd war, wie er vielmehr nach dem dialektischen Kernsatz, daß alle Erscheinungen in ihrem konkreten und allseitigen Zusammenhang und in ihrer Entwicklung betrach­tet werden müssen, die Ereignisse untersuchte und die politische Grundlinie festlegte. Nach der Niederlage des Zarenreiches im Krimkriege war Ende der fünfziger Jahre der gefährlichste Feind der Demokratie und damit auch der Arbeiterklasse der mit dem Zarismus intrigierende französische Bonapartismus. In vollem Ein­verständnis mit Marx forderte Engels, daß die Regierungen, ihnen voran Preußen, in Ausnutzung der patriotischen Volksbewegung an der Seite der Habsburger Napoleon III. den Krieg erklären sollten.

 

Über die revolutionäre Perspektive dieser Politik schrieb Engels an Lassalle: „In einer solchen Krisis müssen sich alle bestehenden Mächte ruinieren und alle Parteien nacheinander aufreiben von der Kreuzzeitung bis zu Gottfried Kinkel und vom Grafen Rech­berg bis zu ,Hecker, Struve, Blenker, Zitz und Blum*. In einem solchen Kampf muß der Moment eintreten, wo nur die rücksichts­loseste, entschlossenste Partei imstande ist, die Nation zu retten, und müssen zugleich die Bedingungen gegeben werden, unter denen allein es möglich ist, den ganzen alten Plunder, die innere Tren­nung einerseits und die durch Österreich gegebenen polnischen und italienischen Anhängsel vollständig über Bord zu werfen."(8) Dem patriotischen Abwehrkrieg Deutschlands gegen Napoleon III. sollte von vornherein dadurch eine revolutionäre Spitze gegeben werden, daß der Gegensatz gegen den russischen Zarismus noch stärker betont werden sollte als der gegen den französischen Bona­partismus.(9)

 

Diese politische Forderung von Marx und Engels war realistisch, auch wenn der tatsächliche Gang der Ereignisse anders verlief. Es geht um den Grundgedanken dieser Politik, daß nämlich die Kraft des Volkes zum Kampfe gegen seine Feinde genutzt, mobilisiert, gelenkt und geleitet werden muß und daß der zu errichtende deut­sche Nationalstaat um so gesünder und lebenskräftiger ist, je stärker das Volk an seiner Schaffung beteiligt ist.

Gewiß ging es 1859 noch über die Kraft von Marx und Engels, ihren Grundgedanken in die Tat umzusetzen. Aber sie haben mit ihren Vorschlägen ihre Politik vom Vormärz und vom Jahre 1848/ 1849 fortgesetzt. Als in der Frage der nationalen Einigung über die Alternative: Revolution von unten, mit dem Ziel der gesamt­deutschen Republik, oder Revolution von oben, unter der Hegemo­nie des preußischen Staates, bei grundsätzlicher Erhaltung der meisten Dynastien, entschieden wurde, haben Marx und Engels den Weg einer revolutionären Volksbewegung gewiesen, die bei allen Umwegen im einzelnen zum Sturz der Dynastien und ihrer Stützen innerhalb und außerhalb Deutschlands führen mußte.

 

Die letzten hundert Jahre deutscher und internationaler Ge­schichte haben die Wahrheit des Grundgedankens, daß die historisch jeweils höchstmögliche Demokratie, also die in der gesetzmäßigen Entwicklung der Gesellschaft liegende Aktion der Massen, den Gesamt- und Zukunftsinteressen der Nation am besten entspricht, immer wieder bestätigt.

 

Nicht zuletzt im Kampf gegen den Militarismus während des preußischen Verfassungskonflikts kamen die Bestrebungen fortge­schrittener Arbeiter nach organisatorischer und politischer Tren­nung von der Bourgeoisie auf. Ferdinand Lassalle förderte dieses in der Gesetzmäßigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung liegende Streben. Er hatte das historische Verdienst, die fortgeschrittensten Arbeiter von der liberalen Bourgeoisie organisatorisch getrennt zu haben. Zugleich nutzte er das historisch fortschrittliche Streben der Arbeiter aus, um eine auf seine Person ausgerichtete, diktatorisch geleitete und antimarxistische Arbeitersekte, den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, im Mai 1863 zu gründen. Lassalles Poli­tik führte zu einer Annäherung an Bismarck und zu einer Unter­stützung des preußischen Weges der nationalen Einigung.

 

Die taktischen Richtlinien für eine revolutionäre Politik einer deutschen Arbeiterpartei in jenen Jahren legte Engels in seiner Schrift vom März 1865 „Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei" nieder. Auch jetzt wurde wiederum der Grundgedanke der revolutionären Demokratie im Zusammenhang mit der Schaffung einer wahrhaft selbständigen, revolutionären Arbeiterpartei mit Nachdruck hervorgehoben. Eine solche Arbeiter­partei konnte im damaligen Deutschland nur im entschiedenen Kampf für die Demokratie entstehen — vor allem im Kampf gegen das konterrevolutionäre Kabinett Bismarck und gegen die liberale, in ihrer Opposition recht inkonsequente, lahme Bourgeoisie, die wiederum aus Furcht vor dem Proletariat die Demokratie verriet und die nationale Einigung unter Führung Preußens propagierte und förderte.

 

Nachdem 1866 durch den Sieg Preußens über Österreich ein ent­scheidender Wendepunkt zugunsten eines Nationalstaats unter preußischer Führung eintrat, formulierte Engels den taktischen Gesichtspunkt: „Das Faktum einfach akzeptieren, ohne es zu billi­gen."(10) Gerade wenn die zu bildende Arbeiterpartei im Gegensatz zur lassalleanischen Arbeiters ekte, die mit ihrem „königlich-preu­ßischen Regierungssozialismus" die Demokratie verriet, überhaupt zustande kommen sollte, durfte der Gedanke einer demokratisch­revolutionären Lösung der deutschen Einheit nicht aufgegeben werden, also die junkerlich-großbürgerliche, preußische Lösung nicht gebilligt werden, und durften auch keine Illusionen über den Klassencharakter des preußischen Staates verbreitet werden.

 

Auf der anderen Seite ging es auch um die richtige Führung im demokratischen Kampf für die Einheit der Nation. Wilhelm Lieb­knecht, der zusammen mit August Bebel in der deutschen Arbeiter­bewegung der eigentliche Gegenspieler der Lassalleaner war, kam manchmal in bedenkliche Nähe der Partikularisten, Legitimisten und föderalistisch eingestellten, österreichisch gesinnten Großdeut­schen. Gerade dies kritisierte Friedrich Engels besonders scharf. Aber es ging um mehr und Wichtigeres, wenn auf die Gründung einer selbständigen Arbeiterpartei Kurs genommen werden sollte. Es ging um die Klarlegung der revolutionären Klassenposition der Arbeiterklasse. So notwendig der demokratische Kampf war, so be­wegte er sich immer noch in den Grenzen einer radikal-bürger­lichen Revolution, hatte nur, um mit dem jungen Engels zu spre­chen, eine „Durchgangsetappe" zum Ziel. Aber eine revolutionäre Partei der Arbeiterklasse durfte ihre letzten Ziele, die proletarische Revolution und die sozialistische Gesellschaftsordnung, schon im Interesse der Erziehung der Arbeiter zum Klassenbewußtsein nicht aus dem Auge verlieren.

 

In erster Linie um der revolutionären Selbständigkeit der Arbei­terbewegung, aber auch um der richtigen Führung des demokrati­schen Kampfes für die Einheit der Nation willen, verlangte Engels von Wilhelm Liebknecht und August Bebel, daß sie sich von der kleinbürgerlich-demokratischen Volkspartei trennten.

 

1869 wurde in Eisenach vornehmlich aus den Mitgliedern des kleinbürgerlich-demokratischen Verbandes der deutschen Arbeiter­vereine — seit der Auflösung des Bundes der Kommunisten zum ersten Male — wieder eine revolutionäre Partei des Proletariats ge­schaffen, die im prinzipiellen Gegensatz sowohl zu den Junkern und den bürgerlichen Klassen als auch zu den Regierungen stand. Die neue revolutionäre Arbeiterpartei hatte nicht nur einige hun­dert Mitglieder wie damals, sondern es waren bereits über 10 000, für die damalige Zeit also eine Massenpartei. Die in Eisenach ge­gründete und von August Bebel und Wilhelm Liebknecht geführte Sozialdemokratische Arbeiter-Partei Deutschlands bildete sich auf der Grundlage der Inauguraladresse der I. Internationale.

 

Die Sozialdemokratische Arbeiter-Partei Deutschlands war in­sofern die „Partei der Marxisten", als sie in entscheidenden takti­schen und organisatorischen Prinzipien in bewußtem Gegensatz zur lassalleanischen Theorie und Praxis stand und ihre Mitglieder auf den Marxismus hin orientierte; aber sie war noch nicht marxi­stisch im anspruchsvollen Sinne des Wortes. Selbst Marx konnte sich in der aus den verschiedenartigen Arbeiterorganisationen (Fachvereinen, Arbeitervereinen, Gewerkschaften, Proudhonisten und Blanquisten) zusammengesetzten I. Internationale im Ver­gleich zum Bund der Kommunisten bei ihrer Gründung 1864 nicht „die alte Kühnheit der Sprache" erlauben.

 

Aber sowohl die I. Internationale als auch die Sozialdemokrati­sche Arbeiter-Partei Deutschlands waren ideologisch und im prak­tisch-politischen Kampf so weit gefestigt, daß sie die kriegerischen und revolutionären Stürme der Jahre 1870 und 1871 ehrenvoll be­standen haben.

 

Bismarcks Intrigen und Provokationen führten zum Kriege Preußen-Deutschlands gegen Napoleon, der allerdings ein Feind der deutschen Einigung war und nach deutschem Territorium auf dem linken Rheinufer trachtete. Der Ausbruch des Deutsch-Fran­zösischen Krieges stellte die gesamte internationale Arbeiterbewe­gung, insbesondere die deutsche Arbeiterpartei, die schon damals ideologisch und organisatorisch am fortgeschrittensten war, auf eine harte Probe. Nachdem der Generalrat der I. Internationale in einer von Marx verfaßten Entschließung den Krieg als einen von deutscher Seite im wesentlichen nationalen Verteidigungskrieg ein­geschätzt hatte, legte Friedrich Engels in einem Brief an Karl Marx am 15. August 1870 die taktischen Überlegungen allseitig dar. Dieser Brief ist ein Musterstück der dialektischen Methode in der Analyse und taktischen Meisterung einer komplizierten politi­schen Situation, ein Musterstück der Verbindung von Theorie und Praxis.

 

Engels verlangte von den deutschen Sozialdemokraten, daß sie sich der nationalen Bewegung anschlössen, die alle Klassen des Volkes umfasse; die große Masse hätte eingesehen, „daß es sich eben um die nationale Existenz in erster Linie handelt". Man sei deshalb sofort „eingesprungen". Aber gerade deshalb müßten die Sozialdemokraten stets „den Unterschied zwischen den deutsch­nationalen Interessen und den dynastisch-preußischen dabei beto­nen". Das war ein äußerst wichtiger Hinweis. Damit sollte die politische Selbständigkeit der Partei der Arbeiterklasse gewahrt und das Mißtrauen gegenüber Bismarck geweckt werden. Die Auf­gabe war, sich der nationalen Bewegung anzuschließen, die von Bismarck geleitet wurde, aber gleichzeitig das Volk vor ihm zu warnen. Mit einer solchen Politik sollte sowohl eine vollkommene Isolierung der Sozialdemokratie von der großen Masse des Volkes als auch eine Identifizierung der sozialdemokratischen Politik mit der Bismarcks vermieden werden; auf keinen Fall durfte das Be­wußtsein, daß die Interessen des Volkes letzten Endes grundlegend anders sind als die der Dynastien und der sie stützenden Junker und Großbourgeois, schwinden; es durfte auf keinen Fall auf die demokratischen Grundrechte und Souveränitätsrechte des Volkes verzichtet werden. Darüber hinaus forderte Engels, daß die Einheit der Interessen der deutschen und französischen Arbeiter, die den Krieg nicht gebilligt hatten, fortwährend hervorgehoben würde. Engels versuchte von vornherein jeder Annexion von Elsaß-Loth­ringen entgegenzuwirken und wies darauf hin, daß, sobald Frank­reich eine republikanische, nicht chauvinistische Regierung habe, ein ehrenvoller Frieden mit Frankreich abgeschlossen werden muß.

 

Die Vernichtung der französischen Armeen und die Gefangen­nahme des französischen Kaisers am 2. September 1870 bei Sedan war ein entscheidender Wendepunkt des Krieges. Da Frankreich keine Möglichkeit mehr hatte, sich in die deutschen Angelegen­heiten einzumischen, entfiel für Deutschland jeder Grund zur Wei­terführung des Krieges, wenn es nicht auf Eroberung und Aus­plünderung ausgehen wollte. Deutscherseits wurde der Krieg ein Raubkrieg. Engels beteiligte sich an der Ausarbeitung der Adresse des Generalrats der I. Internationale, die die Veränderung im Cha­rakter des Deutsch-Französischen Krieges feststellte, zugleich aber auch die französischen Arbeiter vor dem Abgleiten zum Chauvinis­mus warnte.

 

Die bedeutendste publizistische Leistung von Engels während dieses Krieges bildeten seine regelmäßigen Berichte über den Kriegsverlauf an die „Pall Mall Gazette". Seine gründlichen Ana­lysen des militärischen Kräfteverhältnisses und aller im Kriege mit­spielenden Faktoren, selbstverständlich auch der Klassenbeziehun­gen, führten oft zu geradezu sensationellen Voraussagen über den weiteren Verlauf des Krieges. Nach Sedan nahm Engels für die Sache der nationalen Verteidigung Frankreichs Partei. Nachdem sich in ganz Frankreich der Franktireurkrieg entwickelt hatte, hob er das Neue im Charakter des Krieges hervor: „Der Krimkrieg, der italienische, der österreichisch-preußische Krieg waren rein kon­ventionelle Kriege — Kriege der Regierungen, die Frieden schlös­sen, sobald ihre militärische Maschinerie zerbrochen oder abgenutzt " war. Einen wirklichen Krieg, an dem die Nation selbst teilhat, haben wir im Herzen Europas seit etlichen Generationen nicht mehr gesehen."(11) Diese Artikel, die heute einen stattlichen Band ausmachen, sind ein klassisches Beispiel marxistischer Militärwis­senschaft.

 

Während der Pariser Kommune, dem ersten himmelstürmenden Versuch, die Diktatur des Proletariats aufzurichten, informierte Engels den Generalrat über die militärische Lage in Paris. Mit der Niederlage der Pariser Kommune schloß damals die Epoche natio­nal-revolutionärer Bewegungen und bürgerlicher Umgestaltungen ab. In Deutschland siegte endgültig die Revolution von oben. Das neue deutsche Reich preußischer Observanz stärkte den Militaris­mus und beseitigte die deutsche Kleinstaaterei keineswegs völlig. 1848 lag es im Plan der revolutionären Demokratie, am konsequen­testen vertreten von Marx und Engels, die nationale Einheit Deutschlands durch die Kraft der Volksbewegung im Bündnis mit allen jenen ost- und südosteuropäischen Völkern zu erringen, die gleichfalls für nationale Unabhängigkeit und Einheit kämpften. Die Einigung Deutschlands unter Führung Preußens übte ihren Einfluß auf die Entwicklung der nationalen Frage in verschiede­nen Ländern Ost- und Südosteuropas; ungelöst schleppte sie sich bis in die Zeit des Imperialismus hin und trug zur Verschärfung der imperialistischen Widersprüche bei. Diese eine der negativen Seiten der Reichseinigung von oben wird im allgemeinen ungenü­gend beachtet.

 

Mit 1871 begann eine relativ friedliche Periode des Kapitalis­mus. Da die verschiedenen Spielarten des Vulgärsozialismus, so der Proudhonismus und der Blanquismus, nicht geringe Schuld an der Niederlage der Pariser Kommune hatten, erlitten sie mit ihr auch ihre ideologische Niederlage. Die eindeutige ideologische und poli­tische Überlegenheit des Marxismus unmittelbar nach der Pariser Kommune fand ihren Ausdruck in Marxens Schrift „Der Bürger­krieg in Frankreich", die sich auch im Vergleich zur Inauguraladresse von 1864 wieder die „alte Kühnheit der Sprache" erlauben konnte. Mit der neuen Periode der weltgeschichtlichen Entwick­lung galt es, eine neue Taktik und neue Formen für die Arbeiter­bewegung zu finden.

 

Der Deutsch-Französische Krieg war insofern für das Leben von Engels ein Einschnitt, als er im September 1870 von Manchester nach London, in unmittelbare Nähe von Marx zog. Jetzt beteiligte er sich aktiver als vorher an den Arbeiten der I. Internationale. Seit 1871 war Engels Korrespondierender Sekretär der Internationale für Belgien und Spanien und bald darauf auch für Italien, Portugal und Dänemark. Sein Weitblick, sein umfassendes Wissen und seine erstaunlichen Sprachkenntnisse kamen jetzt der Arbeiterbewegung besonders zustatten. Durch die anarchistische Fraktionsmacherei eines Bakunin waren Engels und Marx gezwungen, gegen jene Strömungen innerhalb der Arbeiterbewegung anzugehen, die die Enthaltung vom politischen Kampf propagierten. Dieser Kampf war um so notwendiger, als gerade die Pariser Kommune die Not­wendigkeit der politischen Aktion und des proletarischen Staates in Form der Diktatur des Proletariats gezeigt hatte. Engels erklärte am 21. September 1871 auf der Londoner Konferenz der Interna­tionale: „Wir wollen die Aufhebung der Klassen. Was für ein Mittel gibt es, um dieses Ziel zu erreichen? Die politische Herr­schaft des Proletariats. Und nun, wo das völlig klargeworden, ver­langt man von uns Nichteinmischung in die Politik!"(12)

 

Mit der Ablehnung des politischen Kampfes durch die Anarchi­sten hing auch ihre Feindschaft gegen den Staat, gegen die Autori­tät und die Zentralisierung zusammen. Für Bakunin war nicht das Kapital, sondern der Staat schlechthin das Übel. Demgegenüber wandte Engels ein: „Es war der Mangel an Zentralisierung und an Autorität, der der Pariser Kommune das Leben gekostet hat . . . Und wenn man mir von Autorität und von Zentralisierung wie von zwei unter allen möglichen Umständen ,verdammenswerten Dingen  spricht, dann scheint mir, daß diejenigen, die so sprechen, entweder nicht wissen, was eine Revolution ist, oder daß sie Revolutionäre nur mit Worten sind."(13) Und was die anarchistische Vorstellung der zukünftigen Gesellschaft anbetrifft, so äußerte sich Engels folgen­dermaßen: „In dieser Gesellschaft existiert vor allem keine Autori­tät, denn Autorität = Staat = absolut vom Übel. (Wie die Leute eine Fabrik treiben, eine Eisenbahn befahren, ein Schiff leiten wol­len ohne einen in letzter Instanz entscheidenden Willen, ohne ein­heitliche Leitung, das sagen sie uns freilich nicht.) Auch die Auto­rität der Majorität über die Minorität hört auf. Jeder einzelne, jede Gemeinde ist autonom, wie aber eine Gesellschaft von nur zwei Menschen möglich ist, ohne daß jeder von seiner Autonomie etwas aufgibt, das verschweigt Bakunin abermals."(14)

 

So hat Engels, die Erfahrungen der Pariser Kommune auswer­tend, in seiner Auseinandersetzung mit den Anarchisten in den prinzipiellen Fragen von Autorität und Zentralisation zur Weiter­entwicklung der Theorie von der Diktatur des Proletariats beige­tragen, von der wir uns heute beim Aufbau und der Festigung un­seres Arbeiter-und-Bauern-Staates leiten lassen.

 

Wenn sich auch die I. Internationale formell erst 1876 auflöste, so bedeutete dennoch der Haager Kongreß 1872 ihr Ende. Der Generalrat der I. Internationale wurde nach New York verlegt, und Generalsekretär wurde ein Freund Marx', Friedrich Albert Sorge.

 

Es war die große historische Leistung des Haager Kongresses, der von Engels besonders sorgfältig vorbereitet worden war, daß er den marxistischen Grundsatz anerkannte, der besagt, daß der poli­tische Kampf und die proletarische Partei für die Befreiung der Arbeiterklasse notwendig sind. Dadurch waren die Anarchisten und die mit ihnen verbündeten anderen nichtmarxistischen Gruppen, wie beispielsweise die Lassalleaner, die ganz entgegen dem Anarchismus den Staat in idealistischer Weise verhimmelten, daran gehindert, mit der Autorität der I. Internationale aufzutreten.

 

In einer Zeit, da die Periode national-revolutionärer Bewegun­gen und bürgerlicher Umgestaltungen abgeschlossen war und eine relativ friedliche Periode des Kapitalismus anhob, war die I. Inter­nationale nicht mehr die geeignete Form, um die Arbeiterbewegung in den einzelnen Ländern weiterzuentwickeln. Das Schwergewicht der leitenden Tätigkeit mußte jetzt darauf gelegt werden, in jedem Lande entsprechend den nationalen Besonderheiten proletarische Massenparteien und Massenorganisationen der Arbeiterklasse zu gründen und zu fördern, sie auf den Marxismus zu orientieren, der Arbeiterklasse revolutionäres Klassenbewußtsein zu vermitteln und sie auf diese Weise für eine neue Epoche revolutionärer Stürme und Revolutionen vorzubereiten. Dabei leistete Friedrich Engels eine kaum zu überschätzende Erziehungsarbeit. „Infolge der Tei­lung der Arbeit, die zwischen Marx und mir bestand", schrieb Engels über diese Periode, „fiel es mir zu, unsere Ansichten in der periodischen Presse, also namentlich im Kampf mit gegnerischen Ansichten, zu vertreten, damit Marx für die Ausarbeitung seines großen Hauptwerks Zeit behielt."(15)

 

Auch griff Engels durch seinen ausgedehnten Briefwechsel weg­weisend in die Arbeiterbewegung der verschiedenen Länder ein. Wenn wir heute die zahlreichen, meist scheinbar so locker hinge­schriebenen Briefe, die er in aller Herren Länder sandte, lesen, dann wird uns nicht immer bewußt, welche große Verantwortung dahinter steckte und welchen Opfermut diese Korrespondenz vor­aussetzte. Eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, an denen sein Herz hing, mußte er zugunsten seiner Tagespflichten für die inter­nationale Arbeiterbewegung zurückstellen. Ja selbst die literarische Testamentsvollstreckung, die er nach dem Tode von Marx durch die Bearbeitung des zweiten und dritten Bandes des „Kapital" übernahm, mußte er oft unterbrechen. Darüber gab er selbst einmal Rechenschaft: „Wer aber wie ich über 50 Jahre in dieser Bewegung tätig gewesen, für den sind die hieraus entspringenden Arbeiten eine unabweisbare, augenblicklich zu erfüllende Pflicht."(16)

 

In all seinen politischen Schriften und brieflichen Ratschlägen zeigte Engels immer wieder die Kunst der konkreten Analyse, seine Meisterschaft in der Methode der materialistischen Dialektik. Nie verwechselte er Prinzipienfestigkeit mit doktrinärer Prinzipienrei­terei. Stets ging er davon aus, daß die Marxisten an die Arbeiter­massenbewegung, die sich in den verschiedenen Ländern verschie­den und meist gar nicht sehr „programmgemäß" entwickelt hat, anknüpfen müssen. Engels ging davon aus, daß die erste Frage nicht sein darf: Haben diese oder jene Arbeiterorganisationen ein wissenschaftlich fehlerloses Programm? sondern die Frage, ob sie sich gesetzmäßig aus dem Widerspruch zwischen Bourgeoisie und Proletariat entwickelt haben. Er wußte, daß der Marxismus nicht durch abstrakte Propaganda, sondern nur im engen Zusammenhang mit den praktischen Erfahrungen, die die Massen selbst machen, durchgesetzt werden kann.

 

Engels hütete sich also sowohl vor einem sektiererischen Distanz-halten von der Massenbewegung als auch vor einem Nachhinken. Er bekämpfte in allen Ländern, in den USA, in England, in Frank­reich, sowohl den „linken" Opportunismus, der die konkreten Be­dürfnisse und Formen der Massenbewegung nicht berücksichtigt, als auch den rechten Opportunismus, der sich einer ideologisch un­gefestigten Massenbewegung anpaßt und damit die Arbeiterklasse bewußt oder unbewußt ins Schlepptau bürgerlicher Politik bringt. In Frankreich beispielsweise war der Rechtsopportunismus mehr verbreitet und gefährlicher als das linke Sektierertum. Hinter dem französischen Rechtsopportunismus steckte auch ein Stück Chauvi­nismus. Die in die Arbeiterbewegung hineingetragene bürgerliche Ideologie verbreitete die grundschädliche Ansicht, daß es für die französischen Arbeiter unwürdig sei, den „deutschen" Marxismus zu übernehmen — ähnlich wie die deutschen Imperialisten und ihre opportunistischen Handlanger den „russischen" Leninismus als für Deutschland untragbar verleumden.

 

Als sich nach 1871 der Schwerpunkt der internationalen Arbeiter­bewegung nach Deutschland verlagerte, widmete Engels natürlicher­weise seine publizistische, beratende und leitende Tätigkeit in erster Linie den Problemen der deutschen Arbeiterbewegung. Immer wie­der veröffentlichte er zu aktuellen Fragen Iheoretisch gut fundierte Aufsätze im Organ der Sozialdemokratischen Arbeiter-Partei Deutschlands, im „Volksstaat". Bei dem schnellen Anwachsen der Großstädte in der Zeit der kapitalistischen Hochkonjunktur nach 1871 war die Wohnungsfrage von brennender Aktualität und dar­um auch Gegenstand quacksalberischer Sozialreformen geworden. In einer später zu einer Broschüre zusammengefaßten Artikelserie „Zur Wohnungsfrage" setzte er sich, gleichsam in Ergänzung und Fortsetzung seines ideologischen Kampfes in den Organen der I. Internationale selbst, mit proudhonistischen Ansichten ausein­ander. Nie blieb er aber bei der Polemik stehen, stets legte er auch die Auffassungen des Marxismus zu den betreffenden Fragen dar.

 

Seit Lenins „Staat und Revolution" ist uns besonders bewußt ge­worden, daß Engels den Fragen des Staates in seinen Schriften und Aufsätzen große Aufmerksamkeit widmete. Das ist auch nicht ver­wunderlich. Wenn die Marxisten die Arbeiter unermüdlich auf die Notwendigkeit des politischen Kampfes und der Erringung der po­litischen Macht hinweisen, dann müssen sie sich auch darüber im klaren sein, welchen Charakter der Staat hat, den sie bekämpfen und den sie zerschlagen wollen.

 

In Ergänzung der von Marx gegebenen Charakterisierung des preußisch-deutschen Staates als eines parlamentarisch verbräm­ten, bürokratisch gezimmerten und polizeilich gehüteten Militär­despotismus hat Friedrich Engels, immer wieder vom Bismarck-Regime als einer bonapartistischen Diktatur gesprochen und diese m ihren sozialökonomischen und politischen Voraussetzungen wie auch in ihrer historischen Stellung analysiert.

 

Die deutsche Arbeiterbewegung legte den Hauptakzent auf den politischen Kampf. Nicht zuletzt lag darin ihre Überlegenheit gegenüber der französischen und englischen Arbeiterbewegung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Aber nicht immer waren sich die deutschen Arbeiterführer über den Charakter des bestehenden Ausbeuterstaates klar, noch weniger Klarheit bestand über das Verhältnis von Staat und Revolution. Diese Schwäche zeigte sich besonders zur Zeit der Vereinigung der sozialdemokratischen Ar­beiterpartei (der Eisenacher) mit dem Allgemeinen Deutschen Ar­beiterverein (den Lassalleanern) 1875 in Gotha. Das in Gotha angenommene Programm entsprach nicht den marxistischen Er­kenntnissen. Vor allem war es den Lassalleanern gelungen, einige ihrer wichtigsten Sektenstichworte in das Programm hineinzubrin­gen; aber auch die theoretische Unsicherheit und vulgärdemokrati­sche Tendenz der Eisenacher fand im Programm ihren Nieder­schlag. Die kritischen Randglossen von Karl Marx zum Entwurf des Gothaer Programms stellen ein wichtiges theoretisches Doku­ment des Marxismus dar. Es ist nun auffallend, daß Friedrich Engels in seinen ergänzenden kritischen Briefen an August Bebel und Wilhelm Bracke auf die Fragen des Staates mit besonderer Eindringlichkeit einging.

 

Durch den opportunistischen Kompromiß, der 1875 in Gotha eingegangen wurde, traten die Erscheinungen der theoretischen Unsicherheit und Sorglosigkeit innerhalb der Führung der deut­schen Sozialdemokratie immer offener zutage. Nur so war zu erklä­ren, daß der eklektische Vulgärsozialismus eines Eugen Dühring beachtliche Teile der deutschen Sozialdemokratie vorübergehend beeinflussen konnte. Der 1877/78 erschienene Engelssche „Anti-Dühring" — zuerst in Form einer Artikelserie herausgegeben — wurde eine in polemischer Form gehaltene Enzyklopädie der Welt­anschauung der Arbeiterklasse und des wissenschaftlichen Sozialis­mus. Der „Anti-Dühring" erzog bedeutende politische Kader der Sozialdemokratie zu Marxisten.

 

Aus der reichen und umfassenden Problematik des „Anti-Dühring" sei nur eine einzige, aber sehr aktuelle Frage, die des Milita­rismus, kurz berührt. Die Stärkung des Militarismus durch die Reichseinigung von oben und das dadurch hervorgerufene Wett­rüsten in Europa zwangen die marxistischen Theoretiker und Poli­tiker dazu, sich mit der Rolle der Gewalt in der Geschichte und den damit verbundenen Problemen der Taktik zu befassen. Engels defi­nierte den Militarismus als ein politisches System, in dem die Ar­mee „Hauptzweck des Staats", ja geradezu „Selbstzweck" geworden ist, und fügte hinzu: „Die Völker sind nur noch dazu da, die Solda­ten zu liefern und zu ernähren. Der Militarismus beherrscht und verschlingt Europa."(17)

 

Als politischer Kämpfer stellte Engels nicht nur das Negative fest, sondern untersuchte auch, wie es zu überwinden sei. Er wies darauf hin, daß der Militarismus den Keim seines eigenen Unter­gangs in sich trägt, daß er zugrunde geht an dem Widerspruch zwi­schen den Interessen der ihn tragenden reaktionären Klassen, der Junker und Großbourgeoisie, einerseits und den Interessen des Vol­kes andererseits. „Und dieser Moment tritt ein, sobald die Masse des Volks — ländliche und städtische Arbeiter und Bauern — einen Willen hat.(18) Aber wer vermittelt diesen Willen? Darauf antwortet Engels: „Was die bürgerliche Demokratie von 1848 nicht fertig­bringen konnte, eben weil sie bürgerlich war und nicht proleta­risch, nämlich den arbeitenden Massen einen Willen geben, dessen Inhalt ihrer Klassenlage entspricht — das wird der Sozialismus un­fehlbar erwirken. Und das bedeutet die Sprengung des Militaris­mus und mit ihm aller stehenden Armeen von innen heraus."(19) An diesen Ausführungen ist zweierlei bemerkenswert: Einmal ist dar­in die Erkenntnis enthalten, daß im demokratischen Kampf gegen den Militarismus die Arbeiterklasse der Hegemon geworden ist, wie sie überhaupt nach 1871 endgültig die Bourgeoisie als Führerin der Nation abgelöst hat; zum anderen, daß nur noch der Sozialis­mus den Massen den Willen vermitteln kann, den modernen, das heißt den von den reaktionärsten Klassen des Kapitalismus getra­genen Militarismus zu stürzen.

 

Solange die Arbeiterpartei dem sozialistischen Ziel treu bleibt, wird sie auch dem antimilitaristischen Kampf treu bleiben. Weil die rechten Führer der deutschen Sozialdemokratie seit 1914 den Sozialismus offen verraten haben, mußten sie zu Verbündeten des deutschen Militarismus werden und diesem auch in der Revolution von 1918 gegen die Arbeiterklasse verschworen bleiben; und was die Parallele zur westdeutschen Sozialdemokratie betrifft, so drängt sie sich von selbst auf.

 

Die politische Radikalisierung der Arbeiterklasse in den sieb­ziger Jahren, das damals nicht mehr zu übersehende Erstarken der Sozialdemokratischen Partei und ihr wachsender Einfluß beäng­stigten Bismarck immer mehr und veranlaßten ihn, das Ausnahme­gesetz gegen die Sozialdemokraten durchzusetzen. Dieses leitete zugleich in der inneren Politik Bismarcks eine neue Etappe ein; sie bedeutete: endgültige Abkehr von den Kräften des Bürgertums, die einen parlamentarischen Ausbau der Reichsverfassung wünschten, und feste Verbindung mit den reaktionärsten Kräften der Groß­bourgeoisie und der Junker, zu deren Gunsten die Zölle auf Eisen und Getreide erhöht wurden.

 

Der hartnäckige, aufopferungsvolle und im ganzen gesehen poli­tisch klarsichtige Kampf der Sozialdemokratie gegen die Bis-marcksche Diktatur war von großer nationaler Bedeutung. Mit dem Kampf um die Legalität der Partei der Arbeiterklasse und der anderen proletarischen Massenorganisationen sollte die Bewegungs­freiheit der Arbeiterklasse, der führenden Kraft im Kampfe gegen den Todfeind der Nation, den Militarismus, verstärkt werden.

 

Der Sieg über Bismarck war jedoch ohne innerparteiliche Aus­einandersetzungen über entscheidende Prinzipien nicht möglich. Mitte des Jahres 1879 unternahm der Opportunismus in dem be­rüchtigten Drei-Sternchen-Artikel einen ersten grundsätzlichen Vorstoß gegen die revolutionäre Haltung der deutschen Sozialdemo­kratie. Die offene Parteinahme für die Pariser Kommune, das Her­vorkehren des Proletarierstolzes, die Betonung der Unversöhnlich-keit des Klassengegensatzes zwischen Proletariat und Bourgeoisie, die auf die proletarische Revolution und das sozialistische Endziel ausgerichtete tägliche Praxis — das alles sollte nach Meinung der Opportunisten aufgegeben werden. Hier sollte die Revision des revolutionären Klassenkampfgedankens eröffnet und die Sozial­demokratie in eine kleinbürgerliche Reformpartei umgewandelt werden.

 

In einem an die Führer der Sozialdemokratie gerichteten Zirku­larbrief haben Marx und Engels sich entschieden gegen diese Auf­fassungen gewandt: „Wir haben seit fast 40 Jahren den Klassen­kampf als nächste treibende Macht der Geschichte, und speziell den Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat als den großen Hebel der modernen sozialen Umwälzung hervorgehoben; wir können also unmöglich mit Leuten zusammengehn, die diesen Klassenkampf aus der Bewegung streichen wollen. Wir haben bei Grün­dung der Internationalen ausdrücklich den Schlachtruf formu­liert: Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Ar­beiterklasse selbst sein. Wir können also nicht zusammengehn mit Leuten, die es offen aussprechen, daß die Arbeiter zu ungebildet sind, sich selbst zu befreien, und erst von oben herab befreit werden müssen durch philanthropische Groß- und Kleinbürger."(20)

 

„Wenn die Herren sich als sozialdemokratische Kleinbürger­partei konstituieren, so sind sie in ihrem vollen Recht; man könnte dann mit ihnen verhandeln, je nach Umständen Kartelle schließen etc. Aber in einer Arbeiterpartei sind sie ein fälschendes Element."(21)

 

Während der ganzen Zeit des Sozialistengesetzes stand Engels beratend und leitend an der Seite des revolutionären Flügels der sozialdemokratischen Partei, der unter der Führung von August Bebel einen ständigen Kampf gegen den Opportunismus „linker" und rechter Schattierung zu führen hatte. Die Bekämpfung des An­archismus war die Voraussetzung für eine umsichtige Verbindung von legalem und illegalem Kampf. Der Kampf gegen den Lassal-leanismus, also gegen alle Überbleibsel des „königlich-preußischen Regierungssozialismus", war die Voraussetzung dafür, daß die Arbeiter auf die demagogische Propaganda des sogenannten Staats-Sozialismus Bismarcks nicht hereinfielen, vielmehr die politischen Grundwahrheiten des Marxismus, so über den Charakter des Aus­beuterstaates, immer klarer erfaßten.

 

Engels verallgemeinerte die Erfahrungen aller Auseinanderset­zungen innerhalb der Arbeiterbewegung, deren es besonders seit den sechziger Jahren wahrhaftig genug gab, zu folgendem theore­tischen Leitsatz: „Es scheint, jede Arbeiterpartei eines großen Lan­des kann sich nur in innerm Kämpf entwickeln, wie das in dialek­tischen Entwicklungsgesetzen überhaupt begründet ist."(22) Und als taktische Schlußfolgerung erklärte er: „Gegensätze lassen sich nie lange vertuschen. Sie werden durch Kampf gelöst."

 

In engem Zusammenhang mit diesem politischen Kampf stand der ideologische Kampf um die Durchsetzung des Marxismus, dem die theoretischen Schriften von Engels in den achtziger Jahren dienten, so „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft", „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" und „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klas­sischen deutschen Philosophie".

 

Das Erfurter Programm (1891), das den Sieg der Sozialdemo­kratie über Bismarck durch die Durchsetzung des Marxismus er­gänzte, war das Ergebnis der innerparteilichen Auseinandersetzung. Engels war an diesen Auseinandersetzungen aktiv und führend be­teiligt. Wenn der theoretische Teil des Erfurter Programms im ganzen marxistisch war, dann war dies unter anderem auch einem kleinen Gewaltstreich von Engels zu verdanken, der ohne Einwilli­gung der Führer der Sozialdemokratie Marxens bislang geheim­gehaltene kritische Randglossen zum Entwurf des Gothaer Pro­gramms in der „Neuen Zeit" veröffentlichte. Damit wurde den Parteimitgliedern der Sozialdemokratie der ideologische und poli­tische Gegensatz zwischen Marxismus und Lassalleanismus in vol­ler Schärfe und in unverblümter Sprache vor Augen geführt. Trotz aller Kritik am Lassalleanismus, vor allem an seiner politischen Taktik in den vergangenen 25 Jahren seit Friedrich Engels' Schrift „Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei" (1865) so offen, so scharf und scharfsinnig war mit dem Lassal­leanismus in aller Öffentlichkeit noch nicht zu Gericht gegangen worden.

 

In der vormonopolistischen Epoche des Kapitalismus gab es kein besseres Programm einer marxistischen Partei als das Erfurter Pro­gramm, und Lenin hat sich noch 1899 ausdrücklich dazu bekannt. Allerdings fehlten in ihm Hinweise auf Charakter und Etappen der revolutionären Machtergreifung und die direkte Forderung nach der Diktatur des Proletariats. Das alles hat Friedrich Engels ausdrücklich kritisiert. Da wir in Zusammenhang mit dem Kampf um die demokratische Republik und später mit den Polemiken gegen den Anarchismus die Zentralisation des Staates hervor­gehoben haben, so sei hier ergänzt, daß Engels in seiner Kritik an den politischen Forderungen des Erfurter Programms die provin­zielle und gemeindliche Selbstverwaltung als Gegengewicht zur Zentralisation des Staates als notwendig erachtete. Auch hier sehen wir wieder, wie Engels jede dogmatische Starre fremd war, wie er sich im Interesse des Demokratismus der Massen von lebensvollem Realismus leiten ließ. Engels hat damals — wiederum in Fragen des Staates — einen Gedanken ausgesprochen, der in unserer Deutschen Demokratischen Republik 1952 bei der Verwaltungsreform reali­siert wurde.

 

Aus der Massenbewegung der Arbeiterklasse in den europäischen Ländern und in Nordamerika für den Arbeiterschutz und vor allem für den achtstündigen Normalarbeitstag entstand der Wunsch nach einer neuen Internationale. Anfänglich war Engels der Ansicht, daß die Zeit für die Gründung „einer offiziellen, förmlichen Inter­nationale", die zum Unterschied von der I. Internationale keine „Propagandagesellschaft" mehr sein könne, sondern eine „Gesell­schaft für die Aktion" sein müsse, noch nicht gekommen sei. Engels meinte, daß man „ein so famoses Kampfmittel" nicht dadurch ab­schwächen dürfe, „daß man es in verhältnismäßig noch ruhiger Zeit, schon am Vorabend der Revolution, vernutzt und ver­schleißt".(23)

 

Dieser Ansicht lag die richtige Erkenntnis zugrunde, daß die letzten dreißig Jahre des 19. Jahrhunderts keine Periode der Stürme und Revolutionen waren, vielmehr die proletarischen Vorkämpfer die Hauptaufgabe hatten, Massenparteien und Massenorganisatio­nen der Arbeiterklasse zu schaffen und der Arbeiterklasse in Ver­bindung mit dem wirtschaftlichen und politischen Kampf die Hauptzüge des revolutionären Klassenbewußtseins, nämlich die Einsicht in den unvermeidlichen Zusammenbruch des Kapitalismus und in die Notwendigkeit, die Produktionsmittel durch die Gesell­schaft zu übernehmen, fest einzuprägen.

 

Als jedoch Ende der achtziger Jahre die Gefahr immer offen­sichtlicher wurde, daß die Opportunisten in der englischen und vor allem in der französischen Arbeiterbewegung den mehr oder weni­ger spontanen Zug der europäischen und nordamerikanischen Ar­beiter nach engerer Zusammenarbeit ausnutzten, um eine neue In­ternationale zu schaffen, da tat er alles, damit der internationale Kongreß, der zum 100. Jahrestag der Französischen Revolution am 14. Juli 1889 zusammentrat, zu einer Niederlage der Opportunisten wurde.

 

Der Gründungskongreß der II. Internationale eröffnete dank der Vorherrschaft der deutschen Sozialdemokratie der Offensive des Marxismus neue Möglichkeiten. Aus dem ökonomischen Kampf der Arbeiter Europas und Amerikas entwickelte sich eine Internationale, die den politischen Kampf um Demokratie nach innen und außen mehr und mehr in den Vordergrund rücken mußte. Der Kampf gegen den großbürgerlichen Chauvinismus wurde, insbeson­dere nach der Jahrhundertwende, als der vormonopolistische Kapi­talismus auf der Grundlage der Zentralisation der Produktion und des Kapitals in den Monopolkapitalismus hinübergewachsen war, zu einer Lebensfrage der Arbeiterklasse und jeder einzelnen Nation.

 

Die deutsche Nation war schon durch die reaktionäre Art der Einigung und durch die Annexion von Elsaß-Lothringen von vorn­herein und in wachsendem Maße gefährdet. Eine Nation ist dann am gesichertsten, wenn sie in ihrer Klassenzusammensetzung, durch ihre sozialen und politischen Interessen und Bestrebungen sich auf dem Wege des historischen Fortschritts befindet. Da es aber im neu­deutschen Reiche gerade damit nicht am besten bestellt war, schrieb Engels in einem Brief an Bebel, daß die Hohenzollernschen Inter­essen mit denen Deutschlands unverträglich seien, und fügte hinzu, daß das Deutsche Reich durch seine preußische Grundlage in Lebensgefahr gebracht werde.(24)

 

Engels war in den achtziger Jahren durch die Kriegsgefahren tief beunruhigt; er hatte erkannt, daß ein Krieg zwisqhen zwei europäischen Großmächten schwerlich lokalisiert werden könne, vielmehr zu einem Weltkrieg ausarten und infolge der immer wirk­sameren technischen Mittel und der Millionenheere, die in Bewe­gung geraten, ungeheure Schäden materieller und moralischer Natur zur Folge haben werde.

 

Von dieser tiefen Sorge ging er auch bei der Niederschrift seiner Artikelserie „Kann Europa abrüsten?" vom Jahre 1893 aus. In dieser zu einer Broschüre zusammengefaßten Artikelserie bewies Engels, daß Europa, insbesondere Deutschland, vom rein militä­rischen Standpunkt sehr wohl abrüsten könne, und zwar in der Form der allmählichen Umwandlung der stehenden Heere in eine auf allgemeiner Volksbewaffnung beruhende Miliz. Ich gehe hier nicht auf die Details ein. Ich möchte nur auf jenen zentralen poli­tischen Gedanken hinweisen, durch den Engels einen bedeutsamen Zug im ersten Weltkrieg vorausgesehen hat, so wie er ja auch schon einzelne Züge des Monopolkapitalismus erkannt hatte. Engels unterstrich mit apodiktischer Gewißheit: „Im nächsten Kriege ent­scheidet England. Der Dreibund, im Krieg gegen Rußland und Frankreich, ebensowohl wie Frankreich, von Rußland getrennt durch feindliches Gebiet, sie alle sind für die ihnen unentbehrliche starke Korneinfuhr angewiesen auf den Seeweg. Diesen beherrscht England unbedingt. Stellt es seine Flotte dem einen Theil zur Ver­fügung, so wird der andere einfach ausgehungert, die Kornzufuhr wird abgeschnitten; es ist die Aushungerung von Paris auf kolossal vergrößertem Maßstab, und der ausgehungerte Theil muß kapitu­lieren, so sicher zwei mal zwei vier ist."(25) Die Opportunisten inner­halb der deutschen Sozialdemokratie haben sich nur auf Engels' Kampfbereitschaft gegen den Zarismus beruf en, aber nicht auf seine Voraussage, daß das junkerlich-bourgeoise Deutschland im Falle eines Krieges gegen England einer sicheren Niederlage entgegen­gehe. Und dieser Fall mußte mit gesetzmäßiger Notwendigkeit ein­treten, weil der deutsche Imperialismus in seinem Drang nach Neu­verteilung der Welt England notwendigerweise zu seinem Haupt-feind machen mußte.

 

Der gegen Junker und Großbourgeoisie geführte Friedenskampf von Friedrich Engels am Ende seines Lebens zeigt uns die groß­artige Konsequenz seines Denkens und Handelns. Aus den „For­derungen des Tages" schöpfend, behielt er stets die großen Ge­sichtspunkte im Auge. Sein Kampf um den Frieden und die Demo­kratie ist immer vom Bewußtsein der weltgeschichtlichen Aufgabe der Arbeiterklasse getragen: der Eroberung der politischen Macht und der Errichtung des Sozialismus.

 

Fußnoten

1) W. I. Lenin: Unter fremder Flagge. In; Werke, Bd. 21, S. 135.
2)
Friedrich Engels: Briefe aus London. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 1, S. 477.
3
) Friedrich Engels: Die Lage Englands. Ebenda, S. 550
4) Engels an das Kommunistische Korrespondenz-Komitee in Brüssel,
23. Oktober 1846, Komiteebrief Nr. 3. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Briefwechsel, I. Bd.: 1844—1853, Dietz Verlag, Berlin (1949), S. 60.
5)
Friedrich Engels: Die Kommunisten und Karl Heinzen. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 4, S. 321/322.
6)
 Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus. In: Marx/Engels: Werke, Bd. 6, S. 285.

7
) Friedrich Engels: Die deutsche Reichsverfassungskampagne. In: Marx/ Engels: Werke, Bd. 7, S. 185.
8)
Ferdinand Lassalle: Nachgelassene Briefe und Schriften. Herausgegeben von Gustav Mayer, Stuttgart/Berlin 1921—1925, Bd. 3, S. 184/185.
9) Marx an Engels, 18. Mai 1859. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Brief­wechsel, II. Bd.: 1854-1860, Dietz Verlag, Berlin (1949), S. 475.
10) Engels an Marx, 25. Juli 1866. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Aus­gewählte Briefe, Dietz Verlag, Berlin 1953, S. 213.
11)  Friedrich Engels: Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, Dietz Ver­lag, Berlin 1957, S. 251/252.
12) Zit. nach E. A. Stepanowa: Friedrich Engels. Sein Leben und Werk, Dietz Verlag, Berlin 1958, S. 170.
13)
Engels an Terzaghi, 14. Januar 1872. In: Marx/Engels: Ausgewählte Briefe, S. 326.

14)
Engels an Gunow, 24. Januar 1872. Ebenda, S. 329.
15) Friedrich Engels: Zur Wohnungsfrage. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Ausgewählte Schriften in zwei Bänden, Bd. I, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 521/522.
16) Karl Marx: Das Kapital, Dritter Band, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 4.

17) Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft („Anti-Dühring"), Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 208.
18) Ebenda.
19) Ebenda.

20) Karl Marx/Friedrich Engels: Zirkularbrief über das Züricher „Drei­gestirn". In: Marx/Engels/Lenin/Stalin: Zur deutschen Geschichte. Aus Wer­ken, Schriften, Briefen. In drei Bänden, Bd. II, 2. Hbd., Dietz Verlag, Berlin 1954, S. 1008.
21) Ebenda.
22) Engels an Bernstein, 20. Oktober 1882. In: Marx/Engels: Ausgewählte Briefe, S. 423.
23)  Engels an Becker, 10. Februar 1882. Ebenda, S. 420.
24) Engels an Bebel, 13./14. September 1886. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Briefe an A. Bebel, W. Liebknecht, K. Kautsky und andere, Teil I, 1870-1886, Moskau/Leningrad 1933, S. 468.
25) Friedrich Engels: Kann Europa abrüsten? 1893, S. 28/29.


Editorische Hinweise

Der Text wurde entnommen aus: Hrg.: Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Friedrich Engels, Kampf und Vermächtnis, Berlin 1961, S.7-40


  Ausgewählte TREND-Texte von und zu Engels in der Reihenfolge des Erscheinens