Betrieb & Gewerkschaft
Pressemitteilung
Ausbeutung im Einzelhandel - Das letzte Bier beim Späti!

von FAU Berlin

10/11

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„Lieber Späti als nie?“ Unter diesem Motto führte die Freie ArbeiterInnen-Union (FAU) Berlin am gestrigen Abend eine Kundgebung auf der Frankfurter Allee in Friedrichshain durch, an der sich 60 Menschen beteiligten. Die Basisgewerkschaft wollte damit auf die besonders prekären Verhältnisse in Spätverkäufen aufmerksam machen.

Anlass der Kundgebung ist der Fall eines ehemaligen Beschäftigten des im Kiez gelegenen Spätkaufs „Mumbai Corner“. Daniel R. hatte dort drei Jahre gearbeitet, bis es zum Konflikt mit dem Inhaber kam. Nach eigenen Angaben hatte Daniel R. dort trotz Minijobvertrag bis zu 60 Stunden in der Woche gearbeitet, was einer Vergütung von weniger als zwei Euro in der Stunde entspricht. „Nach einem unbezahlten Praktikum war ich zunächst froh, mir etwas dazu verdienen zu können“, berichtet der ALG-II-Bezieher, „am Ende war dann aber doch das Maß des Erträglichen überschritten“. Daniel R. klagte daraufhin rückwirkend auf einen angemessen Lohn.

Mit der Kundgebung sollte Daniel R. über das Juristische hinaus unterstützt werden. Denn der Ladeninhaber geht anwaltlich nicht nur gegen den Betroffenen vor, sondern auch gegen linke Medien, die über den Fall berichten. Sowohl die Basisgewerkschaft als auch die unterstützende Stadtteilgruppe Interkomm bekräftigten, wie wichtig Reflektion über die Arbeitsverhältnisse vor der eigenen Haustür und die Solidarität mit Betroffenen ist, und dass andere Betroffene, die wie Daniel R. Mut fassen, sich ebenfalls an sie wenden können.

Dennoch möchte die FAU Berlin den Fall als Teil einer größeren Problematik sehen: „Wir haben es hier nicht nur mit prekären Arbeitsverhältnissen zu tun, sondern mit einer regelrechten prekären Ökonomie“, erklärte Florian Wegner, Sekretär der FAU Berlin. „Für viele ist der eigene Späti oder Imbiss eine Flucht aus der Prekarität, dort setzt sie sich aber häufig fort. Die hohe Wettbewerbsintensität kann meist nur durch schonungslose Selbstausbeutung oder die Ausnutzung billigster Arbeitskräfte kompensiert werden.“

Am kommenden Donnerstag, dem 20. Oktober 2011, wird dann erstmals der Fall vor Gericht verhandelt. Die Güteverhandlung findet um 10.30 Uhr im Raum 209 des Arbeitsgerichts Berlin statt (Magdeburger Platz 1).


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Mail: faub-presse@fau.org
 

Editorische Hinweise

Über den Ausgang der Güteverhandlung werden wir gesondert berichten. Sie wurde zunächst auf einen Termin im November vertragt.

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