Editorial
Reform UND Revolution*


von Karl Mueller

06/08

trend
onlinezeitung

Rund 12 Prozent der Stimmen entfielen auf DIE LINKE, wenn heute BT-Wahlen wären. Die SPD käme nicht mal auf die doppelte Menge der Stimmen, sondern nur auf 21 %, vermeldete am 30.5. das Politbarometer. Kein Wunder, dass Lafontaine auf dem Parteitag der "Linken" zuvor tönte, man habe den Wind der Geschichte in den Segeln.

Die BRD ist seit Jahren von schweren sozialen Verwerfungen gezeichnet. Die jüngsten Zahlen sprechen Bände: 3.591.171 Arbeitslose; 7.054.000 hilfebedürftige und 7.889.294 "Leistungs"berechtigte.Was ist das wohl für ein Wind der Geschichte, den die "Linke" in Segel ihres ideologischen Einmastschoners zu verspüren mag?

Berlin 27. Juni 08 um 20 Uhr
TREND Stammtisch


in der Lunte
Dort gibt es leckre VoKü  und kühle Biere !!

Thema
Von Bert Brecht lernen!

Welche Haltung sollten Linke zur Wiederholung der MSA-Mathe-Prüfung wegen Täuschung sowie zur Einrichtung eines Schülerknast einnehmen? Welches wären die Grundzüge einer radikalen Schulkritik?

Wut, Enttäuschung, Verzweiflung - das ist es, was die "Linke" einsammelt. Mehr nicht. Als sozialdemokratische Partei kämpft sie mit Parolen aus der Mottenkiste der SPD-Reformpolitik der 70er Jahre um die Personen, die derzeit der Yuppie-SPD den Rücken kehren. Alleiniges Ziel, die Westverankerung der Partei und die Überwindung des Zonenimages.

Allerdings gibt es  noch einige störende Flecken auf den weißen Westen der "linken" Biedermänner. In Berlin war und  ist die "Linke" willfähriger Steigbügelhalter und Durchsetzungsgehilfe beim Sozialraub. Dieser scheinbare Widerspruch zwischen Form und Inhalt, zwischen Parolen und Praxis ist in Wirklichkeit keiner; denn jede Reformpolitik, die nur selbstreferenziell ist, muss im Hier und Jetzt der kapitalistischen Wert- und Verwertungslogik zum Nutzen des Kapitals verkommen.

Nur eine Politik des Forderns und Veränderns zugunsten der Werktätigen, die sich aus einer revolutionären Programmatik ableitet und von dort ihre Kriterien bezieht, verdient das Prädikat "Reformpolitik in revolutionärer Perspektive". Leider hat die Sache einen Haken. Diese revolutionäre Programmatik - das aktuelle Programm des Kommunismus - gibt es außer Phrasen (wie z. B. bei der MLPD)  nicht, weil in der Geschichte bisher jegliche Versuche der Errichtung einer Gesellschaft jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik gescheitert sind und ihr Scheitern  ebenso wenig mit der Methode der Kritik der Politischen Ökonomie aufgearbeitet wurde, wie es gelungen ist, den aktuellen Kapitalismus zu analysieren und dessen Widersprüche für ein revolutionäres Programm zu nutzen.

In Frankreich läuft der Versuch an, eine breite linke Partei zu errichtet. Eine revolutionäre  wird es aller Voraussicht nicht werden. Dies jedoch nicht aus Gründen, wie sie Martin Suchanek diagnostiziert. Er meint, die Inhalte von Reform und Revolution können nicht in einer Partei vereinigt sein, dann würde das einen zentristischen Brei ergeben, den seine Organisation bekämpfen werde. Diese Argumentation zeigt anschaulich, wie mechanistisches Denken zum perspektivlosen "Entweder-oder" führt. Reform und Revolution gehören dialektisch zusammen, denn eine selbstreferenzielle Reform ist keine und eine selbstreferenzielle revolutionäre Politik führt zum Sektierertum.

Ob es Grundzüge einer revolutionären Programmatik in Frankreich gibt, kann ich mangels frz. Sprachkenntnisse nicht beantworten. Jedenfalls in der BRD gibt es diese nicht und damit hängt hier jede auf Reform abstellende Politik in den logischen F(Zw)ängen der Kapitalverwertung, statt sich partiell über diese zu erheben bzw. zurückzudrängen.

Diese Erkenntnis sollte jedoch nicht zu politischen Eunuchentum führen. Gerade dann nicht, wenn überall sozialer Widerstand praktiziert wird und das noch in Aktionsformen, die polarisieren und zum Nachdenken anhalten. In der Juniausgabe gibt es einiges darüber im Abschnitt Betrieb und Gewerkschaft zu lesen. Hier kann es nur heißen Theoriearbeit verstärken und sich inhaltlich und organisatorisch mit dieser Praxis verbinden.

Das mnesch im Hinblick auf "Aktion und Aufklärung" auch was aus der jüngeren Geschichte lernen kann, konnten wir mit unserem Film "Rock & Revolte" und der dazu passenden Musik am 19. Mai 2008 im Schnarup Thumby vermitteln. Anfänglich ca. 10 TeilnehmerInnen, dann an die 30, sind ein Erfolg, den wir nach der Sommerpause im Herbst wiederholen.

*) siehe dazu auch das Editorial Reform oder Revolution?

TREND(s) im Netz - hier die jüngsten Zahlen:

Die BesucherInnenzahlen vom Mai 2008, in Klammern 2007, 2006

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1.Mai 2004: weltweit gingen Millionen auf die Strasse

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Kommunismus ist keine Angelegenheit der Kommunistinnen!