Editorial
Betaversion

Von
Karl Mueller

01/08

trend
onlinezeitung

In der Berliner Tageszeitung "Der Tagespiegel" vom 23.12.2007 konstatierte Frank Jansen in einem totalitätstheoretisch grundierten Jahresrückblick über "Extreme in Deutschland", dass es der radikalen Linken trotz ihrer medienwirksamen Proteste gegen den G-8-Gipfel auch 2007 nicht gelungen sei, ihre politische Isolation zu durchbrechen: "Doch die Hoffnung, nach Jahren der Stagnation wieder zu einer großen sozialen Bewegung heranzuwachsen, erfüllte sich nicht."

Nun darf man nicht erwarten, dass ein bürgerlicher Journalist Antworten auf die Fragen formuliert, die von der radikalen Linken selber aufgeworfen werden sollten. Doch die radikale Linke wird schon deswegen ihre Isolation nicht überwinden können, weil sie sich als Bewegungslinke diese Fragen inhaltlich gar nicht stellt, sondern nur über Aktionsformen und Bündnispolitik streitet. Daher bleiben ihre Ziele reformistisch im Hier und Jetzt verhaftet und sind letzten Endes kompatibel mit Lafontaines, Attacks, Gisy & Co´s demokratischen Sozialismus.

Die Aufhebung des Kapitalismus in eine freie Gesellschaft freier Produzenten ist jedoch zuvorderst geknüpft an die Bedingung, dass dafür die objektiven Voraussetzungen existieren, die - und das ist der Dreh- und Angelpunkt - durch die handelnden Subjekte in wahrsten Sinne des Wortes begriffen sein müssen, damit sie durch kollektive und zielgerichtete Praxis im Klassenkampf zum historischen Subjekt werden.

"Ehe das Proletariat seine Siege auf Barrikaden und in Schlachtlinien erficht, kündet es die Ankunft seiner Herrschaft durch eine Reihe intellektueller Siege an."
MEW 7, S.416

Nicht nur Marxens diesbezügliches Bonmot scheint bei dieser radikalen Linken gänzlich unbekannt zu sein, auch der dahinter liegende tiefere Sinn über das Verhältnis von Theorie und Praxis im Klassenkampf ist ihr fremd.

Der ideengeschichtliche Wendepunkt für diese theoretische Enthaltsamkeit ist zweifellos markiert durch die Ereignisse von 1989 und folgende, als sich der Realsozialismus aus der Geschichte verabschiedete und seinem verselbständigten theoretischen Überbau - genannt wissenschaftlicher Sozialismus - nicht nur die Legitimationskrücken sondern auch die materielle Basis entzog. So auf sich selbst zurückgeworfen, hätte die radikale Linke - zumindest im deutschsprachigen Raum - gut daran getan, der Theoriearbeit, die zukünftig einer radikalen Praxis dienen sollte, selbst erarbeitete anstelle aus der Geschichte geborgter und überholter Grundlagen einzuverleiben.

Unsere Onlinezeitung hat diesen Mangel an theoretischen Grundlagen von Anfang an beklagt und durch entsprechende Artikel und auch Veranstaltungen versucht dazu beizutragen, dass ein breiteres Interesse an der Aneignung revolutionärer Theorie nicht nur in der Linken entsteht, sondern dass sich dazu auch eine angemessene Diskurs- und Streitkultur entwickelt. Daran werden wir auch 2008 festhalten. Zum Beispiel heißt dies konkret für die vorliegende Ausgabe, dass mit der Hereinnahme eines scheinbar antiquierten Textes von Plechanow Über die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte rübergebracht werden soll, dass die materialistische Geschichtsauffassung eben keine besondere Spielart eines irgendwie gearteten mechanistischen Determinismus ist. Gerade dann nicht, wenn es um das Verhältnis von handelnden Personen und allgemeinen historischen Gesetzmäßigkeiten geht.

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Das Spannungsverhältnis zwischen legitimen persönlichen Interessen und politisch notwendigem kollektivem Handeln unter den Bedingungen der kapitalistischen Verwertung des Werts dialektisch zu begreifen, ist eine der Schlüsselfragen bei der politischen Organisierung. Hier hat die revolutionäre Theorie ihre direkte Schnittstelle zur Praxis, wenn es um die soziale und die individuelle Emanzipation geht. Deshalb haben wir das Angebot, eine entsprechende Veranstaltung auf dem bundesweiten JugendUmweltKongress (Jukss), durchzuführen, gern angenommen.

Unter dem Titel "Ist die organisierte Spontanität die beste? " werden Peter Nowak, Journalist und Mitglied der Gruppe Interkomm, der politische Liedermacher Detlev. K. und der Herausgeber der Onlinezeitung TREND, Karl-Heinz Schubert, entlang ihrer politischen Erfahrungen diskutieren und auch ein wenig über folgende Fragen streiten:

Ein emanzipatorisches Projekt kommt weder an der Programm- noch an der Organisationsfrage vorbei. Wie hängt beides zusammen? Wenn der Inhalt stimmt, ist die Form dann ein Selbstläufer? Entsteht jede Organisation von unten oder gilt dies nur für Netzwerke und lokale Projekte? Wie gestaltet sich das Verhältnis von sozialemanzipatorischer Bewegung und Organisation. Gibt es so was wie eine politische Avantgarde und wie verhält es sich mit dem so genannten Führungsanspruch?

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Die TREND Onlinezeitung begab sich ja bekanntlich 1996 nach 13 Jahren Aufenthalt als gewerkschaftliches Printmedium im wirklichen Leben in die virtuelle Welt des World Wide Web und brachte von daher eine Veröffentlichungsstruktur mit, die in der Printwelt üblich ist: Monatliche Erscheinungsweise, entsprechende Nummerierung und Archivierung, feste Erscheinungstermine usw. Kurzum Strukturen, die so im WWW gar nicht angemessen und damit notwendig sind, wie die Pilzartig aufschießenden Blogs und Wikis beweisen.

In mehr als einem Jahrzehnt der virtuellen Produktion hat TREND natürlich auch diese feste Printstruktur hinter sich gelassen und sich den anderen Möglichkeiten, wie z. B. der Aktualisierung, wann immer es nötig ist, geöffnet.

Die Nummer 12-2007 stellt in Bezug darauf den absoluten Höhepunkt dar. Obgleich die monatliche Produktionszeit durch die Jahresendzeitfeiertag eh verkürzt war, wurden an die 70 Texte veröffentlicht. Dass dabei Satzfehler, Vertauschungen o.ä. vorkommen können, liegt auf der Hand. In der Welt der Softwareproduktion nennt mensch das eine Betaversion, weil zwar alle wesentlichen Funktionen vorhanden sind, aber noch nicht vollständig getestet wurden, so dass das Programm daher vermutlich noch Fehler enthält.

Überspitzt könnte mensch unsere LeserInnen daher auch als BetatesterInnen bezeichnen, damit am Ende des Monats eine fehlerfreie Endversion existiert. Doch Scherz beiseite. Regelmäßig erhalten wir helfende Hinweise aus unserer LeserInnenschaft, ohne die die monatliche TREND-Ausgabe nicht wirklich fertig geworden wäre. DANKE!

Bisweilen kommen auch Hinweise von den AutorInnen, in deren Texte sich dann durch unsere Schusslichkeit Fehler eingeschlichen haben, die bisweilen schwer sinnentstellend wirken können. So kam es in der Nr. 12-2007 zu einer folgendschweren Auslassung bei dem Artikel

Das System des modernen Kapitalismus
Imperialismus, Globalisierung und die Ausbeutung der Halbkolonien
Von Michael Pröbsting 

Wir löschten beim Setzen einfach die Schlussfolgerungen des Autors.  SORRY!

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Seit der Nr. 9-07 geben wir im Rahmen des Editorials die von uns für wichtig gehaltenen Veröffentlichungszahlen des Vormonats der Domain Infopartisan.net und damit auch von TREND bekannt. Das werden wir zukünftig auch beibehalten, so dass am Ende des Jahres von jeder LeserIn selber nachvollzogen werden kann, wie sich die Resonanz bzw. der Publikumserfolg im jeweils abgelaufenen Jahr entwickelt hat.

Für 2007 nun die wesentlichen Jahreszahlen und dahinter die Monatszahlen für Dezember 2007.

BesucherInnen 2007

Infopartisan gesamt 1.816.460
davon TREND 1.248.102
davon Rockarchiv 26.815
davon AGIT 883 (ab Juni 2007) 3.961
  • Aufgerufene Seiten bei TREND: 2.105.344

    davon die 10 am meisten gelesenen Artikel
Titel Aufrufe
1.Mai 2004: weltweit gingen Millionen auf die Strasse 7.149
Interview mit René K. aus Berlin 5.710
Der Deutsche Freiheitssender 904 4.988
Die private Stadtsicherheit 4.557
Brasiliens erotischer Sex 4.184
Die französischen Trabantenstädte oder Die Ethnisierung des Sozialen 3.904
Warum coole Kids doch manchmal Palitücher tragen 3.833
Wer schreibt für die Junge Freiheit, wer gibt ihr Interviews? 3.691
High sein, frei sein, Terror muss dabei sein!! 3.396
Zur geschichtlichen Entwicklung der Menschenrechte 2.850

 

TREND(s) im Netz - hier die jüngsten Zahlen:

Die BesucherInnenzahlen vom Dezember 2007, in Klammern 2006, 2005

  • Infopartisan gesamt: 129.102   ( 136.049 , 68.318 )
  • davon TREND: 91.240 ( 84.965 , 42.675 )

Diese Auswertung fasste alle Seitenaufrufe eines Besuchers,  gekennzeichnet durch seine IP-Adresse und seine Browserkennung, zu einem Besuch (unique visit) zusammen. Ein Besucher wurde nur gezählt, wenn er mindestens eine Page-Impression, d.h. eine vollständig geladene Seite mit dem Rückgabewert 200 oder 304, ohne Bestandteile wie Bilder und Dateien mit den Endungen .png, .jpg, jpeg, .gif, .swf, .css, .class oder .js auslöste. Liegen mehr als 30 Minuten zwischen den einzelnen Page-Impressions, so wird der Besucher mehrfach gezählt. Ein Besuch kann maximal 30 Minuten dauern.

  • 1.345 BesucherInnen verbuchte die Agit 883 Seite.
  • Es wurden 2544 Ausgaben der Agit 883 aufgerufen.
     
  • 2.900 BesucherInnen besuchten das  Rockarchiv
  • 4.416  Seiten wurden im Rockarchiv abgerufen
  • 143 Mal wurden die Flugblätter der Haschrebellen gelesen

Die am meisten gelesene Seite im Dezember 2007 war:
http://www.trend.infopartisan.net/inhalt.html 4.582

Der am meisten gelesene TREND-Artikel im Dezember 2007:
http://www.trend.infopartisan.net/specialdocuments/docu010504.html: 536
1.Mai 2004: weltweit gingen Millionen auf die Strasse

Der am meisten gelesene TREND-Artikel der Dezember 2007- Ausgabe:
http://www.trend.infopartisan.net/trd1207/t311207.html : 480
“no way out?”  Der …ums Ganze!-Kongress vom 7.-9. Dezember 2007 in Frankfurt/M. diskutiert Postoperaismus und Wertkritik